Regeneresen

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Regeneresen waren in der Alternativmedizin von der Pharmafirma Dyckerhoff Pharma GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln hergestellten und vertriebene Präparate, die Ribonukleinsäuren (RNA) aus Tieren und Hefe enthielten. Sie sind ab 2012 in Deutschland nicht mehr als Fertigarzneimittel zugelassen. Sie wurden im Schwerpunkt angewendet bei degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates, Erkrankungen des Nervensystems und der Sinnesorgane, Störungen des Immunsystems und allen Erkrankungen, die mit einer primären Störung der Proteinsynthese in Verbindung gebracht werden. Ihre Wirkung war umstritten bzw. wissenschaftlich nicht bewiesen.

Die sogenannte RNA-Therapie geht auf den deutschen Chemiker Hanns Dyckerhoff[1] zurück. Ihre Anwender glauben, dass spätestens ab einem bestimmten Lebensalter bzw. generell bei erkrankten Organen die Anzahl der organspezifischen, nicht-codierenden RNAs, welche die Proteinbiosynthese modulieren und steuern sollen, nicht mehr ausreicht und diese durch Gabe zelltypidentischer Rinder- und Hefe-RNA substituiert werden kann.

Zusammensetzung, Anwendung

Laut Hersteller waren in den Präparaten sogenannte organspezifische Ribonukleinsäuren vom Rind und Ribonukleinsäuren aus Hefe enthalten.[2]

Das Regeneresen-Präparat AU 4 enthielt laut Angaben des Herstellers Ribonukleinsäuren aus Hörbahn, Hörnerv, Hörzentrum, Innenohr vom Rind und Ribonucleinsäuren-Na aus Hefe.[2] Das Produkt Regeneresen Aderhaut enthielt Ribonukleinsäuren-Na, gewonnen aus fetaler Aderhaut vom Rind sowie aus Hefe.[2]

Die Regeneresen trugen Bezeichnungen wie Regeneresen-Niere, Regeneresen-Kleinhirn usw. Die Präparate wurden den Patienten intramuskulär appliziert.

Wirksamkeit und wissenschaftliche Erprobung

Therapieerfahrungen aus Anwendungsbeobachtungen mit Regeneresen wurden bei verschiedenen chronischen Erkrankungen wie Pankreassklerose, Asthma bronchiale, Arthrose und Arthritis erstmals 1957 veröffentlicht.[3]

Nur in einer klinischen Studie an Patienten mit Tinnitus und Hörminderung nach Knalltrauma wurde es unter kontrollierten Bedingungen geprüft.[4]

Ein Wirksamkeitsnachweis wurde nicht erbracht.

Medikamentensicherheit

Übertragung von BSE

Eine Studie aus dem Jahre 1997 hat ein Herstellungsverfahren, das der Regeneresenherstellung zugrunde liegen soll, untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass Regeneresen bezüglich der Übertragung von BSE sicher sind und kein Infektionsrisiko besteht.[5]

1996 wurde im Zusammenhang mit einer Studie in Österreich ein Fall der Creutzfeldt-Jakob'schen Erkrankung (CJD) bei einem Patienten beobachtet, der zehn Jahre lang Regeneresen tierischen Ursprungs (auch aus Hirngewebe) injiziert bekam. Die Studie wurde von einer österreichischen Gesundheitsbehörde im Zusammenhang mit der Zunahme von BSE-Erkrankungen in Großbritannien in Auftrag gegeben und sollte prüfen, ob die in Österreich registrierten CJD-Erkrankungen in einem Zusammenhang mit einer Übertragung des BSE-Erregers stehen könnten. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass keiner der in Österreich registrierten Erkrankungsfälle durch eine medizinische Intervention begründet ist und dass alle Fälle der sporadisch auftretenden CJD zuzurechnen sind.[6]

Kontraindikation und Nebenwirkungen

Nach Angaben des Herstellers sollten Patienten mit manifester Gicht, Phenylketonurie und anderen Abbaudefekten von Phenylalanin nicht behandelt werden. In seltenen Fällen käme es zu Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautjucken, Hautrötungen).[7]

Literatur

  • N. Goossens: On the mechanism of action and toxicity of regeneresen. In: Med Welt. 32, 6. Aug 1960, S. 1636–1640.

Einzelnachweise

  1. H. Dyckerhoff: [On the nucleic acids as effectors for preservation of type and individual and on their therapeutic potentialities]. Über die Nukleinsäuren als Effektoren für die Erhaltung der Arten und der Individuen und über ihre therapeutischen Potenzen. In: Hippokrates. Band 31, 29. Februar 1960, S. 101–106, PMID 13818987.
  2. a b c VG Köln, Urteil vom 24.01.2006 - 7 K 6804/03 - openJur. Abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. H. G. Rietschel: [The effect of regenereses]. In: Medizinische Klinik. Band 52, Nr. 48, 29. November 1957, S. 2080–2081, PMID 13493022.
  4. M. Pilgramm, K. Schumann: [Need for rheologically active, vasoactive and metabolically active substances in the initial treatment of acute acoustic trauma]. Zur Notwendigkeit rheologisch wirksamer sowie vasoaktiver und stoffwechselaktiver Substanzen bei der Erstbehandlung des akuten Knalltraumas. In: HNO. Band 34, Nr. 10, Oktober 1986, S. 424–428, PMID 2432041.
  5. Richard H. Kimberlin: Results and Discussion of a Process Validation Study of the Removal of TSE (Scrapie) Infectivity During the Manufacture of Regeneresen. Edinburgh (U. K.), September 1997. (molekulartherapie.de)
  6. J. A. Hainfellner et al.: Creutzfeldt-Jakob disease in Austria. In: Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry. Band 61, Nr. 2, August 1996, S. 139–142, doi:10.1136/jnnp.61.2.139, PMID 8708680, PMC 1073986 (freier Volltext).
  7. Informationen über das Therapiekonzept mit Regeneresen, Dyckerhoff Pharma, Köln 2012, S. 4.