Rafał Trzaskowski
Rafał Kazimierz Trzaskowski [ˈrafaw kaˈʑĩmʲjɛʃ tʂasˈkɔfski] (* 17. Januar 1972 in Warschau)[1] ist ein polnischer Politiker der Bürgerplattform (PO) und seit 2018 Stadtpräsident von Warschau. Zwischen 2013 und 2014 war er Minister für Verwaltung und Digitalisierung. Trzaskowski wurde am 15. Mai 2020 zum Kandidaten der PO für die Präsidentschaftswahl in Polen 2020 gewählt. Er unterlag in der Stichwahl am 12. Juli Amtsinhaber Andrzej Duda, der von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit unterstützt wurde.
Leben und Beruf
Trzaskowski besuchte das Mikołaj-Rej-Liceum in Warschau und engagierte sich während der Parlamentswahlen in Polen 1989 als Volontär für das Bürgerkomitee der Solidarność. Nach der Wende 1989 hielt er sich für einen Schüleraustausch in den USA auf. Nach seinem Abitur 1991 studierte er Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Warschau. 1995 war er Stipendiat der Universität Oxford und 2002 Stipendiat des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien in Paris. Neben dem Studium arbeitete er 1996 bis 2002 als Nachhilfelehrer und Simultandolmetscher. Außerdem war er Dozent an der Landesschule für öffentliche Verwaltung und dem Collegium Civitas in Warschau sowie Analyst am Europakolleg in Natolin. 2004 erfolgte seine Promotion.
Nachdem Trzaskowski im Europäischen Parlament zunächst als Berater für Jacek Saryusz-Wolski gearbeitet hatte, war er 2009 bis 2013 selbst Abgeordneter. Zwischen dem 3. Dezember 2013 und dem 22. September 2014 war er Minister des 2011 gebildeten Ministeriums für Verwaltung und Digitalisierung im zweiten Kabinett von Donald Tusk. Anschließend war er bis 2015 Staatssekretär für europäische Angelegenheiten unter Ewa Kopacz.[2] 2018 wurde er zu einem der Vizepräsidenten der Europäischen Volkspartei gewählt.[3]
2017 wurde Trzaskowski für die Wahl zum Stadtpräsidenten von Warschau als gemeinsamer Kandidat der PO und der Partei Nowoczesna vorgestellt.[4] Er setzte sich bei der Wahl im Oktober 2018 mit 56,67 Prozent der Wählerstimmen bereits im ersten Wahlgang gegen seine Rivalen durch und beerbte damit seine Parteifreundin Hanna Gronkiewicz-Waltz.[5]
Im Februar 2019 setzte er sich als Stadtpräsident Warschaus für LGBTQ-Rechte ein und wollte LGBTQ-Themen in die Sexualerziehungslehrpläne der städtischen Warschauer Schulen integrieren lassen. Dies gilt als Auslöser für die darauf folgenden Erklärungen von „LGBTQ-freien Zonen“ in verschiedenen südöstlichen Regionen Polens.
Am 27. August 2019 kam es zu einer Havarie der unterirdischen Rohrleitung, die das Warschauer Abwassersystem mit einer der Kläranlagen verbindet. Die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nutzte das zum öffentlichen Angriff auf Trzaskowski, der mit dem Vorfall jedoch auch mit Blick auf seine Zuständigkeiten nichts zu tun hatte. Am 14. November 2019 wurde die Rohrleitung instand gesetzt, aber die Angriffe auf Trzaskowski dauerten weiter an.[6]
Nachdem die ursprünglich für den 10. Mai 2020 geplante Präsidentschaftswahl in Polen 2020 wegen der COVID-19-Pandemie in Polen verschoben werden musste, zog sich die eigentliche Kandidatin der PO, die stellvertretende Parlamentspräsidentin Małgorzata Kidawa-Błońska, am 15. Mai 2020 aufgrund sinkender Umfragewerte aus dem Wahlkampf zurück. Trzaskowski wurde daraufhin von seiner Partei zum Ersatzkandidaten gewählt und setzte sich damit parteiintern gegen Polens langjährigen Außenminister Radosław Sikorski durch. Statt der 100.000 Wählerunterschriften, die üblicherweise für die Registrierung als Präsidentschaftskandidat erforderlich wären, wurden der Wahlkommission am 9. Juni 2020 ganze 1.622.868 geprüfte Wählerunterschriften vorgelegt, also etwa sechzehnmal mehr als benötigt.[7] Im ersten Wahlgang am 28. Juni 2020 erhielt Trzaskowski 30,46 Prozent der Wählerstimmen und erreichte damit den zweiten Platz hinter dem amtierenden Präsidenten Andrzej Duda mit 43,5 Prozent der Wählerstimmen.[8] Die Stichwahl zwischen beiden Kandidaten fand am 12. Juli 2020 statt. In den Stichwahlen erhielt Trzaskowski 10 018 263 Wählerstimmen (48,97%), während Duda mit 10 440 648 Wählerstimmen (51,03%) die Wahlen gewann[9].
Privates
Trzaskowski ist Sohn des Musikers Andrzej Trzaskowski. Er spielte in der 1980 gedrehten Kinderfernsehserie Nasze podwórko als Tomek mit.[10] Er ist verheiratet mit Małgorzata, sie haben zwei Kinder.
Weblinks
- Rafał Trzaskowski in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- Website von Rafał Trzaskowski (polnisch)
- Rafał Trzaskowski im Who is who der EU
Einzelnachweise
- ↑ Rafał Trzaskowski. Abgerufen am 12. Mai 2019 (polnisch).
- ↑ MSZ: Rafał Trzaskowski appointed Secretary of State at the MFA 5. Dezember 2014
- ↑ EPP Congress in Malta – Highlights of the First Day vom 29. März 2018 auf http://www.epp.eu/ (englisch)
- ↑ Trzaskowski wspólnym kandydatem Platformy i Nowoczesnej w Warszawie. In: tvn24.pl. 23. November 2017, abgerufen am 14. Juli 2018 (polnisch).
- ↑ Wyniki głos. i wyb. Prezydenta. In: wybory2018.pkw.gov.pl. Abgerufen am 9. November 2018 (polnisch).
- ↑ Awaria „Czajki“. Abgerufen am 7. Juni 2020 (polnisch).
- ↑ Offizielle Website, abgerufen am 30. Juni 2020
- ↑ Gazeta Wyborcza, 30 Juni 2020
- ↑ Offizielle Webseite, abgerufen am 18. Juli 2020
- ↑ Nasze podwórko auf http://www.filmpolski.pl/ (polnisch) [abgerufen am 11. April 2018]
Personendaten | |
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NAME | Trzaskowski, Rafał |
ALTERNATIVNAMEN | Trzaskowski, Rafał Kazimierz |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Politiker und MdEP |
GEBURTSDATUM | 17. Januar 1972 |
GEBURTSORT | Warschau |