Acker-Rettich
Acker-Rettich | ||||||||||||
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Hederich (Raphanus raphanistrum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Raphanus raphanistrum | ||||||||||||
L. |
Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum), auch Hederich oder Wilder Rettich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rettiche (Raphanus) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Trotz seines Namens bildet er keine verdickte Wurzel und ist kein Vorfahre des Garten-Rettichs (Raphanus sativus), sondern lediglich mit ihm verwandt.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Beim Acker-Rettich handelt es sich um eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 60 Zentimetern erreicht. Die Wurzeln sind nicht, wie es bei anderen Rettich-Arten der Fall ist, fleischig verdickt. Die Stängel wachsen meist aufrecht, manchmal auch aufsteigend.
Die Laubblätter sind im Umriss oval bis eiförmig, aber leierförmig fiederschnittig, wobei der Endabschnitt deutlich größer ist als die Seitenabschnitte. Die unteren Laubblätter, insbesondere die Grundblätter sind gestielt, die oberen Stängelblätter dagegen eher sitzend und ungeteilt.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen in blattlosen endständigen Blütenständen. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier Kronblätter sind hellgelb oder (im südlichen Mitteleuropa vorherrschend)[1] weiß mit violetten Adern. Die Gliederschoten besitzen tiefe Einschnürungen zwischen den Samen.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[2]
Ökologie
Der Acker-Hederich ist sommerannueller, sommergrüner Therophyt. Er wurzelt über 1 Meter tief.[1][2]
Blütenökologisch handelt es sich um „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Blütenkronblätter besitzen in den violetten Adern Strichsaftmale und eine hohe UV-Reflexion. Schwebfliegen bevorzugen eindeutig die Formen mit gelben Blüten. Der aufrecht stehende Kelch verdeckt den zuckerreichen (55 %) Nektar. Der Acker-Hederich ist eine Bienenweide und selbststeril.[1] Die Fruchtreife erstreckt sich von August bis Oktober.
Die Früchte zerfallen in einsamige, nussartige Teilfrüchte. Es findet Selbstausbreitung und Menschenausbreitung statt und eine Zufallsausbreitung durch Kleinvögel und Rinder.
Die Samen sind langlebig (20–30 Jahre) und ölreich (40–45 %).[1]
Vorkommen
Der Acker-Hederich ist ursprünglich im Mittelmeerraum verbreitet, wurde aber weltweit verschleppt. Sein Verbreitungsgebiet umfasste ursprünglich Europa, Nordafrika, Makaronesien, Westasien und dem Kaukasusraum. Darüber hinaus ist er aber im übrigen Afrika, im übrigen Asien, in Australien, Neuseeland, in Nord-, Mittel- und Südamerika, in Grönland und Hawaii ein Neophyt.[3] In Mitteleuropa ist er seit dem Neolithikum ein Kulturbegleiter (Archaeophyt).
Der Acker-Hederich kommt häufig in Unkrautfluren der Äcker und besonders der Getreidefelder, auch an Schuttplätzen vor. Er bevorzugt kalkarme Böden und zeigt Bodenversauerung an.[2] Er wird auch als Gründüngung gesät. Er ist eine schwache Charakterart des Verbands Aperion, kommt sonst in Gesellschaften des Verbands Polygono-Chenopodion oder der Ordnung Sisymbrietalia vor.[2] In den Allgäuer Alpen steigt er im Tiroler Teil nahe der Unteren Hoch-Alpe am Lech oberhalb Steeg bis zu einer Höhenlage von 1250 Metern auf.[4]
Zeigerwerte nach Ellenberg für den Acker-Rettich sind: L6 Halbschatten- bis Halblichtpflanze, T5 Mäßigwärmezeiger, K3 ozeanisch bis subozeanisch, F5 Frischezeiger, R4 Mäßigsäure- bis Säurezeiger, N6 stickstoffreiche bis mäßig stickstoffreiche Standorte anzeigend, S0 nicht salzertragend.
Systematik
Man kann folgende Unterarten unterscheiden:
- Strand-Rettich (Raphanus raphanistrum subsp. landra (Moretti ex DC.) Bonnier & Layens) (Syn.: Raphanus landra Moretti ex DC., Raphanus maritimus Sm., Raphanus raphanistrum subsp. maritimus (Sm.) Thell.): Sie kommt in Nordafrika, auf den Kanaren, in Südeuropa, in Europa nördlich bis Großbritannien und östlich bis zur Krim vor. Auf den Azoren ist sie ein Neophyt.[3]
- Raphanus raphanistrum subsp. raphanistrum (Raphanus raphanistrum subsp. segetum Clavaud), (Syn. Raphanus microcarpus Lange, Raphanus raphanistrum subsp. microcarpus (Lange) Thell.): Sie kommt in Nordafrika, in Makaronesien, in Europa nördlich bis Dänemark, in Westasien und im Kaukasusraum vor und ist auf den Azoren, in Großbritannien, Irland, Norwegen, Schweden und Finnland ein Neophyt.[3]
- Schnabel-Rettich Raphanus raphanistrum subsp. rostratus (DC.) Thell. (Raphanus rostratus DC.): Sie kommt in Griechenland, in Syrien, im Libanon, in Israel und in Jordanien vor.[3]
Verwendung
Aus den Samen kann Senf hergestellt werden.[1] Das Samenöl kann für Speise- und technische Zwecke verwendet werden.
In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass die Blätter des Acker-Rettichs (die Teil traditioneller, lokaler Mittelmeerdiäten sind) sowohl eine potentielle Anti-Diabetes- als auch eine stimmungsaufhellende Wirkung (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) besitzen.[5]
Quellen
Literatur
- Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur. Wildpflanzen Mitteleuropas. ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen. Die Flora von Deutschland interaktiv. Sehen – Bestimmen – Wissen. Der Schlüssel zur Pflanzenwelt. CD-ROM, Version 2.0. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
- Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
- Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Raphanus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2001, ISBN 0-915279-93-2, S. 25 (englisch). PDF-Datei, online.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 400.
- ↑ a b c d Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 441.
- ↑ a b c d Raphanus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 630.
- ↑ The Local Food-Nutraceuticals Consortium: Understanding local Mediterranean diets: A multidisciplinary pharmacological and ethnobotanical approach. In: Pharmacological Research. Band 52, 2005, S. 353–366, DOI:10.1016/j.phrs.2005.06.005, PDF-Datei.
Weblinks
- Raphanus raphanistrum L., Acker-Rettich. FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Acker-Rettich. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Raphanus raphanistrum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwedisch)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)