Regierungsbezirk Darmstadt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Regierungspräsidium Darmstadt)
Wappen Karte
Landeswappen von Hessen Lage des Regierungsbezirkes Darmstadt in Deutschland
Basisdaten
Verwaltungssitz: Darmstadt
Fläche: 7.444,28 km²
Einwohner: 4.026.564 (31. Dezember 2021) [1]
Bevölkerungsdichte: 541 Einwohner je km²
Regierungspräsidium
Regierungspräsidentin: Brigitte Lindscheid (Bündnis 90/Die Grünen Hessen)
Webpräsenz: www.rp-darmstadt.hessen.de
Lage des Regierungsbezirks Darmstadt in Hessen
KasselLandkreis KasselWerra-Meißner-KreisSchwalm-Eder-KreisLandkreis Waldeck-FrankenbergLandkreis Hersfeld-RotenburgLandkreis FuldaVogelsbergkreisLandkreis Marburg-BiedenkopfLahn-Dill-KreisLandkreis Limburg-WeilburgLandkreis GießenMain-Kinzig-KreisWetteraukreisRheingau-Taunus-KreisHochtaunuskreisWiesbadenMain-Taunus-KreisLandkreis Groß-GerauFrankfurt am MainOffenbach am MainLandkreis OffenbachDarmstadtLandkreis Darmstadt-DieburgLandkreis BergstraßeLandkreis BergstraßeOdenwaldkreisBaden-WürttembergRheinland-PfalzBayernNordrhein-WestfalenNiedersachsenThüringen…
Über dieses Bild

Der Regierungsbezirk Darmstadt ist eine Verwaltungseinheit im Land Hessen. Der Regierungsbezirk liegt im Süden des Landes und bildet die Planungsregion Südhessen. Mit fast vier Millionen Einwohnern ist mehr als die Hälfte der hessischen Bevölkerung hier wohnhaft. Außerdem wird hier der Großteil des hessischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.

Verwaltungsgliederung

Regierungspräsidium Darmstadt, Kollegiengebäude am Luisenplatz
Regierungspräsidium Darmstadt, Verwaltungsgebäude Wilhelminenhaus, Wilhelminenstraße 1–3
Bild vom Behördenzentrum in Frankfurt
Die Frankfurter Außenstelle des Regierungspräsidiums Darmstadt im Behördenzentrum unweit des Hauptbahnhofs.
Die Außenstelle des Regierungspräsidiums Darmstadt in der Lessingstraße in Wiesbaden

Der Regierungsbezirk Darmstadt ist rechtlich unselbstständig ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Die Behörde des Regierungsbezirks, das Regierungspräsidium Darmstadt, ist Behörde der allgemeinen Landesverwaltung des Landes Hessen in der Mittelstufe (§ 1 Abs. 1 Mittelstufengesetz)[2] und ist somit eine Landesmittelbehörde. Der Regierungsbezirk gliedert sich in zehn Landkreise, vier kreisfreie Städte und drei Sonderstatusstädte (Städte über 50.000 Einwohner, denen Aufgaben des Kreises für ihren Bereich zur Wahrnehmung durch städtische Behörden übertragen wurden):

Landkreise

  1. Bergstraße
  2. Darmstadt-Dieburg
  3. Groß-Gerau
  4. Hochtaunuskreis
  5. Main-Kinzig-Kreis
  6. Main-Taunus-Kreis
  7. Odenwaldkreis
  8. Offenbach
  9. Rheingau-Taunus-Kreis
  10. Wetteraukreis

Kreisfreie Städte

  1. Darmstadt
  2. Frankfurt am Main
  3. Offenbach am Main
  4. Wiesbaden

Sonderstatusstädte

  1. Bad Homburg vor der Höhe (Hochtaunuskreis)
  2. Hanau (Main-Kinzig-Kreis)
  3. Rüsselsheim am Main (Kreis Groß-Gerau)

Geschichte

Der Regierungsbezirk Darmstadt wurde 1945 bei Bildung des Landes Groß-Hessen als einer von drei Regierungsbezirken (neben Kassel und Wiesbaden) errichtet, und zwar aus den in der amerikanischen Besatzungszone gelegenen rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates Hessen. Er bestand aus zwei räumlich getrennten Teilen; dazwischen lag die Stadt Frankfurt am Main im Regierungsbezirk Wiesbaden. Der südliche Teil, die frühere Provinz Starkenburg, umfasste die kreisfreien Städte Darmstadt und Offenbach am Main sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt, Dieburg, Erbach, Groß-Gerau und Offenbach. Der nördliche Teil, die frühere Provinz Oberhessen umfasste die kreisfreie Stadt Gießen sowie die Landkreise Alsfeld, Büdingen, Friedberg, Gießen und Lauterbach.

Am 6. Mai 1968 hörte der Regierungsbezirk Wiesbaden kraft Gesetzes auf zu bestehen, und der Regierungsbezirk Darmstadt umfasste von da an auch die bisher dem aufgelösten Regierungsbezirk unterstellten kreisfreien Städte und Landkreise.[3] Das Regierungspräsidium in Darmstadt war somit auch für die kreisfreien Städte Frankfurt am Main, Hanau und Wiesbaden sowie für die Landkreise Biedenkopf, Dillkreis (Dillenburg), Gelnhausen, Hanau, Limburg, Main-Taunus-Kreis (Frankfurt-Höchst), Oberlahnkreis (Weilburg), Obertaunuskreis (Bad Homburg vor der Höhe), Rheingaukreis (Rüdesheim am Rhein), Schlüchtern, Untertaunuskreis (Bad Schwalbach), Usingen und Wetzlar zuständig (sechs kreisfreie Städte und 24 Landkreise).

Bei der Gebietsreform, die in Hessen im Wesentlichen zwischen 1972 und 1977 vollzogen wurde (mit einer nochmaligen Änderung im Raum Mittelhessen 1979, siehe Lahn, Gießen, Wetzlar), wurden die Landkreise zu größeren Verwaltungseinheiten zusammengeschlossen sowie die kreisfreien Städte Hanau und Gießen in die umliegenden Landkreise integriert.

Nach endgültigem Abschluss der Kreisreform 1979 umfasste der Regierungsbezirk Darmstadt noch die kreisfreien Städte Darmstadt, Frankfurt am Main, Offenbach und Wiesbaden sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Gießen, Groß-Gerau, Hochtaunuskreis, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg, Odenwaldkreis, Offenbach, Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Rheingau-Taunus-Kreis, Vogelsbergkreis und Wetteraukreis (vier kreisfreie Städte und 14 Landkreise).

Am 1. Januar 1981 wurde der Regierungsbezirk Gießen errichtet. Damit gab es in Hessen wieder drei Regierungsbezirke. Dem Gießener RP wurden die Landkreise Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg und Vogelsbergkreis sowie Marburg-Biedenkopf zugeordnet. Seither umfasst der Regierungsbezirk Darmstadt noch die oben genannten vier kreisfreien Städte und zehn Landkreise.

Historische Quellen

Die historischen Unterlagen des Regierungspräsidiums werden im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrt (Bestand H 1). Der Bestand, der Akten aus unterschiedlichsten Themenbereichen umfasst, ist größtenteils bereits erschlossen und im Internet recherchierbar.[4]

Wirtschaft

Im Vergleich mit dem BIP pro Kopf der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 163 (EU-28=100) (2015) und zählt damit zu den wohlhabendsten Regionen in Deutschland und Europa.[5]

Konfessionsstatistik

Nach dem Ergebnis des Zensus 2011 waren 30,8 % der Einwohner evangelisch, 26,0 % römisch-katholisch und die größte Gruppe mit 43,2 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[6] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken.

Behörde

Die Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt. Es hat seinen Hauptsitz mitten in der Stadt an der Nordseite des Luisenplatzes in dem Karree, den das repräsentative und an Regierungs- und Verwaltungstradition reiche Kollegiengebäude zusammen mit dem Neuen Kanzleigebäude bildet.[7] Da der Hauptsitz bei weitem nicht zur Unterbringung der Behörde ausreichte, wurden in Darmstadt eine ganze Reihe von Liegenschaften angemietet, unter anderem der seinerzeit als Menglerbau bekannte zwölfstöckige OfficeTower in der Rheinstraße 40. Auch der repräsentative Bau in der Rheinstraße 62 wurde von einigen Dezernaten belegt. Um Standorte zusammenzufassen, wurde in den 1990er Jahren das dem Kollegiengebäude benachbarte Dienstgebäude des ehemaligen Posttechnischen Zentralamts in der Wilhelminenstraße 3 als Wilhelminenhaus übernommen. Dieses wird seit November 2018 saniert – die dort Beschäftigten sind vorübergehend in ein Bürogebäude in der Hilpertstraße 31 gezogen. Zudem hat das Regierungspräsidium auch Standorte in anderen südhessischen Städten, nämlich in Frankfurt und Wiesbaden (jeweils eigene Abteilung für Arbeitsschutz und Umwelt) sowie in Hasselroth (Hessische Fördereinrichtung für junge Zugewanderte), Eltville (Hessisches Weinbauamt) und Biebesheim (Hessische Deichmeisterei).

Die Aufgaben des RP Darmstadt sind sehr vielfältig und reichen vom Ordnungsrecht über die Kommunal- und Sparkassen-Aufsicht bis zum Arbeits- und Umweltschutz. Die Zuständigkeit erstreckt sich teilweise auf ganz Hessen, etwa im Bereich Pharmazie. Außerdem ist der Hessische Kampfmittelräumdienst beim RP in Darmstadt angesiedelt, der im gesamten Bundesland für die Entschärfung von Weltkriegs-Munition verantwortlich ist. Das Regierungspräsidium fungiert auch als Geschäftsstelle der Regionalversammlung Südhessen, die unter anderem den Regionalplan beschließt. Mitglieder der Regionalversammlung sind 99 gewählte Vertreter der kommunalen Gebietskörperschaften (17 Entsendungskörperschaften plus Regionalverband FrankfurtRheinMain).

Regierungspräsidenten seit 1945

<timeline>

ImageSize = width:200 height:350 PlotArea = left:40 right:0 bottom:50 top:10 Legend = columns:1 left:40 top:40

DateFormat = yyyy Period = from:1945 till:2020 TimeAxis = orientation:vertical format:yyyy

ScaleMajor = unit:year increment:5 start:1945

Colors=

id:SPD value:red legend:SPD
id:CDU value:black legend:CDU
id:FDP value:yellow legend:FDP
id:Green value:green legend:Grüne
id:NO value:red

PlotData=

bar:RP_DA color:SPD width:20 fontsize:M align:left shift:(20,-5) mark:(line,white)
from:1945 till:1948 text:Ludwig Bergsträsser
from:1948 till:1950 text:Albert Wagner
from:1950 till:1962 text:Wilhelm Arnoul
from:1962 till:1968 text:Günter Wetzel
from:1968 till:1988 text:Hartmut Wierscher

PlotData=

bar:RP_DA color:CDU width:20 fontsize:M align:left shift:(20,-5) mark:(line,white)
from:1988 till:1991 text:Walter Link

PlotData=

bar:RP_DA color:SPD width:20 fontsize:M align:left shift:(20,-5) mark:(line,white)
from:1991 till:1996 text:Horst Daum
from:1996 till:1999 text:Bernd Kummer

PlotData=

bar:RP_DA color:FDP width:20 fontsize:M align:left shift:(20,-5) mark:(line,white)
from:1999 till:2009 text:Gerold Dieke
from:2009 till:2014 text:Johannes Baron

PlotData=

bar:RP_DA color:Green width:20 fontsize:M align:left shift:(20,-5) mark:(line,white)
from:2014 till:end text:Brigitte Lindscheid

</timeline>

  1. Ludwig Bergsträsser (SPD), 1945–1948
  2. Albert Wagner (SPD), 1948–1950
  3. Wilhelm Arnoul (SPD), 1950–1961
  4. Günter Wetzel (SPD), 1962–1967
  5. Hartmut Wierscher (SPD), 1968–1987
  6. Walter Link (CDU), 1988–1991
  7. Horst Daum (SPD), 1991–1996
  8. Bernd Kummer (SPD), 1996–1999
  9. Gerold Dieke (FDP), 1999–2009
  10. Johannes Baron (FDP), 2009–2014[8]
  11. Brigitte Lindscheid (Grüne), seit 2014[9]

Weblinks

Commons: Regierungsbezirk Darmstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2021 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. [Hess.] Gesetz über die Mittelstufe der Verwaltung und den Landeswohlfahrtsverband Hessen vom 7. Mai 1953 (GVBl. S. 93).
  3. Gesetz über die Grenzen der Regierungsbezirke und den Dienstsitz der Regierungspräsidenten vom 29. April 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 10, S. 119 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 213 kB]).
  4. Übersicht über den Bestand „Regierungspräsident Darmstadt (H 1)“ In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 7. Januar 2015.
  5. In vier Regionen mehr als das Doppelte des EU-Durchschnitts… Eurostat, abgerufen am 22. August 2018.
  6. Reg.-Bez. Darmstadt Religion, Zensus 2011
  7. Stadtwiki TU Darmstadt: Regierungspräsidium Darmstadt (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  8. Regierungsbezirk Darmstadt. Baron löst Dieke ab (Memento vom 14. April 2015 im Internet Archive). In: Frankfurter Rundschau, 30. Juni 2009, abgerufen am 1. Juli 2009
  9. Erste Frau an der Spitze des Regierungspräsidiums Darmstadt (Memento vom 13. November 2014 im Internet Archive). Pressemitteilung des RP Darmstadt, 28. Februar 2014

Koordinaten: 49° 52′ N, 8° 39′ O