Rittergut Jäckelsbruch
Rittergut Jäckelsbruch | ||
---|---|---|
Staat | Deutschland | |
Ort | Wriezen | |
Geographische Lage | 52° 43′ N, 14° 11′ O | |
|
Das ehemalige Rittergut Jäckelsbruch befindet sich westlich von Eichwerder, einem Ortsteil von Wriezen (Brandenburg). Benannt ist es nach seinem ersten Besitzer, dem Kammerrat Friedrich Wilhelm Jäckel († 1784), der das Land am 9. Oktober 1755 erwarb und ein Herrenhaus bauen ließ, das 1780 vollendet wurde. Seit 1782 wechselte das Gut häufig den Besitzer. Gottlieb Palm, dem das Anwesen seit 1833 gehörte, ließ den Gutspark anlegen, der zwar verwildert, aber noch immer existiert.
Geschichte
Ort
Die ersten Bewohner in dieser Gegend waren Arbeiter eines Vorwerks, aus dem sich mit dem Landkauf von Jäckel (damalige Schreibweise auch Jeckel)[1] ein Rittergut entwickelte. Jäckelsbruch wurde 1859 zu einem eigenständigen Gemeindebezirk, der im Jahr 1900 43 Einwohner und im Jahr 1925 66 Einwohner hatte. Die Eingemeindung nach Eichwerder erfolgte 1928.
Gutsanlage
Eine überregionale Bedeutung erlangte die Ortschaft ab 1940, als im Auftrag der NS-Regierung nach Plänen und unter Leitung des Architekten Friedrich Tamms ein epochales Ateliergebäude hier errichtet wurde, das der Staatsbildhauer Arno Breker zum 40. Geburtstag von Adolf Hitler geschenkt bekam. Die Schenkung umfasste die gesamte Gutsanlage mit Park und Ausstattung des Hauses. Die Innenausstattung des Ateliers war nach Entwurf Paul von Waldthausens neu geschaffen worden. In den Kriegsjahren empfing Breker hier Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, sowohl des In- wie auch des Auslandes, so besonders auch aus Frankreich. Oft hielten sich der befreundete Albert Speer mit Frau als Gäste in Jäckelsbruch auf, ebenso der Pianist Wilhelm Kempff.[2]
Nach Kriegsende, als Breker sich in den Westen abgesetzt hatte, verfielen die Gebäude, die Einwohner nutzten Teile für ihre Zwecke. So stand die Ruine des Herrenhauses bis 1947 leer und wurde danach abgerissen. Stehen geblieben sind das Atelierhaus, das Brunnenhaus und das von einer Hecke umgebene Schwimmbad. Auch diese Bauwerke verfielen zusehends, bis in den 1950er Jahren die Stadt Wriezen Eigentümer der ehemaligen Gutsanlage wurde. Im Jahr 1976 bezog der Bildhauer Horst Engelhardt das Atelier, das auch Wohnräume enthält; er arbeitete hier ebenfalls künstlerisch. Nach Engelhardts Tod 1996 trat dessen Sohn Jörg die Erbschaft an und nutzt das Atelier weiter als bildender Künstler.[3]
Arno Breker war nach 1945 nicht wieder in Jäckelsbruch, stellte jedoch nach der deutschen Wiedervereinigung einen Antrag auf Rückübertragung. Das wurde aber abgelehnt. Trotzdem kamen später Brekers Erben und wollten die Anlage ebenfalls zurückhaben. Diese Forderung wurde ebenfalls zurückgewiesen.[3]
Der Park ist fast quadratisch, alte Baumalleen sind noch erkennbar. Vom Eingangstor sind die Pfeiler erhalten (siehe Bild). Die Anlage steht seit 1989 unter Denkmalschutz.
Literatur
- Joe F. Bodenstein: Arno Breker – une biographie, über 1000 Seiten. Éditions Séguir Paris, französische Erstausgabe 2016, ISBN 978-2-84049-690-8.
- Patrick Neuhaus: Die Arno Breker-Ausstellung in der Orangerie Paris 1942. Auswärtige Kulturpolitik, Kunst und Kollaboration im besetzten Frankreich. Neuhaus Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-937294-08-7
- Ilona Rohowski, Ingetraud Senst: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Brandenburg. Band 9.1: Landkreis Märkisch-Oderland. Teil 1: Städte Bad Freienwalde und Wriezen, Dörfer im Niederoderbruch. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms am Rhein 2006, ISBN 3-88462-230-7, S. 306–307.
Weblinks
- Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) im Stadtlexikon der Stadt Wriezen. (
- Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Berliner Kurier (
Einzelnachweise
- ↑ Jaeckeslbruch} auf einer privaten Homepage; abgerufen am 30. Dezember 2021.
- ↑ Patrick Neuhaus: Die Arno Breker-Ausstellung in der Orangerie Paris 1942. Auswärtige Kulturpolitik, Kunst und Kollaboration im besetzten Frankreich. Neuhaus Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-937294-08-7, S. 16–26
- ↑ a b Jeanette Bederke: Bildhauer des Bösen. in: Berliner Zeitung, Printausgabe, 30. Dezember 2021, S. 12.