Rodenstock (Unternehmen)

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Rodenstock GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1877
Sitz München, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Roland Dimbath (COO)
  • Marcus Desimoni (CFO)
Mitarbeiterzahl 4900 (2021)[2]
Umsatz 494 Mio. EUR (2021)[3]
Branche Augenoptik
Website www.rodenstock.com

Rodenstock ist ein deutscher Hersteller für Brillengläser und Fassungen. Das Unternehmen wurde 1877 gegründet und hat rund 4900 Mitarbeiter.

Geschichte

Optische Werke Rodenstock, um 1928

Gründungsjahre (1877–1920)

Das Unternehmen wurde 1877 in Würzburg von Josef Rodenstock gegründet.[4] In der feinmechanischen Werkstatt wurden Barometer, Brillengläser und Fassungen, Waagen und Messinstrumente produziert. 1880 entwickelte Rodenstock mit den Diaphragma-Brillengläsern das erste patentierte Produkt und exportierte dies zwei Jahre später.

1883 wurde der Firmensitz nach München verlegt und 1898 in Regen im Bayerischen Wald ein Schleiferei-Betrieb errichtet. 1899 fertigte Rodenstock die ersten Gläser mit UV-Schutz.[4] 1886 erwarb er das Rodenstock Firmengrundstück an der Isartalstraße im heutigen Dreimühlenviertel. 1905 siedelte mit dem Einstieg Josefs Sohn Alexander Rodenstock die gesamte Fabrikation nach München um.

Einstieg in die Objektiv- und Rüstungsproduktion (1920–1953)

Ab den 1920er Jahren produzierte Rodenstock in Großserie Objektive für zahlreiche Kamerahersteller. Eine eigene Kameraproduktion wurde auf Druck der Abnehmer dieser Objektive eingestellt. 1930–1939 baute Rodenstock Vertretungen und Büros in allen wichtigen Märkten weltweit auf.

Während des Zweiten Weltkrieges stellte Rodenstock Rüstungsgüter her, unter anderem Panzerfernrohre und Ausblickprismen für Panzer. Die Brillenproduktion wurde jedoch beibehalten, da sie ebenfalls als „kriegswichtig“ galt. In der Nachkriegszeit konzentrierte man sich wieder stärker auf die als Kernkompetenzen gesehenen Geschäftsfelder der Brillenfassungen und Brillengläser.

Rodenstock Brillenmodell, 1940er

Bundesdeutsches Großunternehmen in Familienhand (1953–2000)

1953 übernahm Alexander Rodenstocks Sohn Rolf Rodenstock die Unternehmensleitung. Der Aufstieg zu einem weltbekannten Großunternehmen der optischen Industrie begann. Seit etwa 1954 investierte der Konzern neben Anzeigen in Fachzeitschriften für Augenoptiker und Augenärzte verstärkt in Publikumswerbung. 1955 wurden fünf Millionen Brillenfassungen produziert. Neben Brillen wurden auch weiterhin andere Optiken gefertigt, beispielsweise Projektionsobjektive für Diaprojektoren (Splendar). 1968 wurden die ersten selbsttönenden Brillengläser Europas eingeführt und ab 1975 produzierte Rodenstock die weltweit ersten Brillengläser aus Kunststoff.

Rodenstock Splendar-Objektive, 1960er Jahre

Währenddessen wurde zwischen 1972 und 1983 das Netz ausländischer Vertriebsgesellschaften weiter ausgebaut. Nicht im Namen der Firma, sondern als Privatmann mitgründete Rolf Rodenstock bereits 1950/51 in Chile den optisch-feinmechanischen Betrieb Industria Optica Rodenstock – Chile S.A., welches erst nach und nach von der Optische Werke G. Rodenstock KG übernommen wurde und das bis heute Marktführer bei Brillen in Chile ist. 1983 trat Randolf Rodenstock als persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) in den Gesellschafterkreis der Optischen Werke G. Rodenstock ein und leitete das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Rolf Rodenstock.

1989 verlagerte Rodenstock einen Großteil der Münchener Produktion in den neu aufgebauten Serienstandort nach Thailand und den Produktionsstandort Ebersberg nach Malta.[5] Der Umsatz, 1988 rund 700 Millionen Mark, war 1989 um etwa 10 Prozent zurückgegangen.[6] 1991 wurde das Logo und Markenzeichen R eingeführt.

1995–1996 baute das Unternehmen in Klattau (Tschechien) ein neues Werk für Rezeptgläser. 2000 wurde der Geschäftsbereich Präzisionsoptik (Fertigung von Objektiven für analoge Fachkameras, bekannt u. a. unter den Markennamen Sironar, Apo-Ronar, Grandagon), Vergrößerungsgeräte (z. B. das Rodagon) und digitale Fachkameras mit hochauflösenden Digitalrückteilen (z. B. das 1997 vorgestellte Apo-Sironar digital) an die Linos AG, Göttingen verkauft.

2000–2010

Aus dem Unternehmensbereich Brille wurde 2002 das neue Unternehmen Rodenstock GmbH. 2003 kam es auf Grund geschäftlicher Schwierigkeiten in den USA zu einer schweren Unternehmenskrise.[7] Im gleichen Jahr stieg die Investorengruppe Permira mit 49 % bei Rodenstock ein.[8] 2004 stockte Permira seine Anteile an Rodenstock auf 85 % auf, 10 % hielt weiterhin die Familie Rodenstock. Mit Permira wurde eine umfassende Restrukturierung eingeleitet.[9]

2006 verkaufte Permira seine 85-%-Anteile von Rodenstock an die Beteiligungsgesellschaft Bridgepoint;[10] auch die Familie Rodenstock verkaufte 2007 die restlichen 10 % ihrer Anteile an Bridgepoint. Bridgepoint hält somit 95 % an Rodenstock. Im Juni 2010 verhängte das Bundeskartellamt gegen den Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) und gegen mehrere Brillenglas-Hersteller (darunter Rodenstock) wegen Kartellabsprachen Bußgelder in Höhe von insgesamt 115 Millionen Euro.[11]

2010 - bis heute

2012 wurde mit der Eye Lens Technologie ein Brillenglas auf den Markt eingeführt, bei dem der Einstellastigmatismus und die Listingsche Regel für die Nähe berücksichtigt und die physiologisch korrekten Nahrefraktionswerte berechnet werden, so dass das Sehvermögen des Brillenträgers ausgeschöpft werden kann.[12] Im Mai 2012 zog Rodenstock nach 126 Jahren an der Isar nach München Laim.[13]

2015 gibt der Investor Bridgepoint Anteile an Compass Partners ab.[14]

2020 wurde eine neue Technik eingeführt, in der das das Auge an tausenden von Datenpunkten vermessen wird; um biometrische Brillengläser zu produzieren.[15]

2021 gab Apax Fonds den Erwerb der Rodenstock Gruppe bekannt.[16]

2022 bietet Rodenstock ein Brillenglas an, das durch künstliche Intelligenz unterstützt wird.[17]

Aktuelles Produktsortiment

Gegenwärtig befasst sich das Unternehmen mit der Entwicklung, Herstellung und dem Verkauf von Brillengläsern, Brillenfassungen sowie Sonnen-, Sport-, Lese-, Bildschirm- und Autofahrerbrillen.[18]

Die Vermarktung erfolgt über die Eigenmarke Rodenstock und über die Lizenzmarke Porsche Design.[19]

Im Sortiment sind Einstärkengläser, Gleitsichtgläser, Nahkomfortgläser sowie getönte Gläser und selbsttönende Gläser.

Brille mit Rodenstock-Logo im Glas

Produktionsstätten

Rodenstock unterhält Produktionsstätten an 14 Standorten in 13 Ländern. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 4900 Mitarbeiter.[20]

Trivia

Zu Zeiten des Wilhelminischen Kaiserreiches war Josef Rodenstock Hof-Optiker des deutschen Kaisers.[21]

Literatur

  • Dirk Reder, Severin Roeseling: AugenBlicke. Die Geschichte der Optischen Werke G. Rodenstock. Piper, München u. a. 2003, ISBN 3-492-04482-4.
  • Martin Schäfer: Josef Rodenstock (= Ullstein 35942). Ullstein Buchverlage, Berlin 1999, ISBN 3-548-35942-6.
  • Rat für Formgebung (Hrsg.): Designkultur. 1953–1993. Philosophie, Strategie, Prozess. rat für Formgebung, Frankfurt am Main 1993.
  • Rodenstock (Hrsg.): How We See the World. Die Geschichte des besseren Sehens. teNeues, Kempen 2016, ISBN 978-3-8327-6913-0.

Weblinks

Commons: Rodenstock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Imprint. Abgerufen am 12. Januar 2021 (englisch).
  2. Rodenstock Unternehmen - Über Rodenstock -. 21. Januar 2016, abgerufen am 14. Juni 2022.
  3. Rodenstock Pressemitteilung -. 5. Mai 2022, abgerufen am 14. Juni 2022.
  4. a b History. 28. Juli 2014, abgerufen am 13. Juni 2022 (deutsch).
  5. Personen + Perspektiven | Beatrice Rodenstock, IHK-Tischgespräch 09/2010, abgerufen am 7. November 2015
  6. Brillen: Trübe Optik. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1989 (online).
  7. Franziska Brüning: Der Name der Brille – Das Familienunternehmen Rodenstock stand seit dem 19. Jahrhundert für hochwertige Gläser. In: Süddeutsche Zeitung, vom 12. Juni 2012.
  8. manager magazin: Kein Börsengang: Rodenstock vor Verkauf. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  9. manager magazin: Rodenstock: Manchmal geht man so ganz. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  10. Brillenhersteller: Permira verkauft Rodenstock wieder. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  11. Bundeskartellamt - Homepage - 115 Mio. Euro Geldbuße gegen Brillenglashersteller. Abgerufen am 11. März 2019.
  12. Eye Lens Technology - Lenses of the Future: Rodenstock -. 21. Januar 2016, abgerufen am 13. Juni 2022.
  13. Rodenstock zieht nach Laim. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  14. Pressemitteilungen. Abgerufen am 14. Juni 2022 (deutsch).
  15. Erleben Sie B.I.G. Vision®. Abgerufen am 15. Dezember 2020.
  16. von Redaktion: Rodenstock geht an neuen Investor. 24. März 2021, abgerufen am 13. Juni 2022 (deutsch).
  17. von Redaktion: Rodenstock: Mit B.I.G. EXACT und B.I.G. NORM zu B.I.G. VISION FOR ALL. 28. Februar 2022, abgerufen am 13. Juni 2022 (deutsch).
  18. Rodenstock Startseite. Abgerufen am 7. Februar 2019.
  19. Firmenwebseite, abgerufen am 20. Dezember 2016
  20. Über Rodenstock. Website der Rodenstock GmbH, abgerufen am 7. Februar 2019.
  21. Berlin und die Berliner. Leute – Dinge – Sitten – Winke. outlook Verlag, Bremen 2011, ISBN 978-3-86403-088-8, S. 501 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).