Roman Anatoljewitsch Silantjew
Roman Anatoljewitsch Silantjew (russisch Роман Анатольевич Силантьев; wiss. Transliteration
; * 15. September 1977 in Moskau) ist ein russischer Religionswissenschaftler, Soziologe, Religionshistoriker und Islamwissenschaftler. Er ist Direktoriumsmitglied des Weltkonzils des Russischen Volkes[1] und Dozent an der Staatlichen Linguistischen Universität Moskau. Seine zahlreichen Publikationen haben in staatlichen, wissenschaftlichen und religiösen Kreisen sowohl Lob als auch Kritik ausgelöst.
Biografie
1999 beendete Silantjew ein Studium der Wirtschafts- und Sozialgeographie an der Geographischen Fakultät der Universität Moskau. Von 2001 bis 2005 war er Exekutivsekretär des Interreligiösen Rates Russlands. Im Juni 2003 reichte er am Institut für Ethnologie und Anthropologie der Russischen Akademie der Wissenschaften unter Anleitung von Pawel Putschkow (1930–2008) eine Dissertation zur Erlangung des Kandidatengrades in Geschichte über Ethno-soziale, politische und religiöse Aspekte der Spaltung innerhalb der islamischen Gemeinschaft in Russland ein.
Im April 2010 wurde er Gründer und Leiter des Zentrums für Religionsgeographie im Rahmen der 2009 gegründeten Synodalen Abteilung für Kirche und Gesellschaft der orthodoxen Kirche.
Im Juni 2014 reichte er an der Staatlichen Linguistischen Universität Moskau seine Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in Geschichte ein, die eine vergleichende historische Analyse über die Entwicklung der Außenbeziehungen der islamischen Geistlichkeit Russlands vom Ende des 18. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts enthält.
Er hat bisher über 100 Publikationen veröffentlicht und ist unter anderem Mitarbeiter an der Großen Russischen Enzyklopädie und der Orthodoxen Enzyklopädie.[2]
Rezeption
Silantjews Buch Die neueste Geschichte der islamischen Gemeinschaft in Russland erschien 2005 und führte zu stürmischen Debatten unter Gelehrten sowie Vertretern der orthodoxen,[3] jüdischen und islamischen Geistlichkeit, worauf Silantjew seinen Posten beim Interreligiösen Rat Russlands räumen musste.[4][5][6] Der russische Muftirat beschuldigte Silantjew, in seinem Buch Tatsachen zu verdrehen.[7] Der Soziologe und Historiker Nikolaj Mitrochin bezeichnete 2006 in der Zeitschrift Неприкосновенный запас („Eiserne Ration“) das Buch als „beleidigend für die Mehrheit der muslimischen Führer“.[8]
Der Arabist und Islamwissenschaftler Jefim Reswan, stellvertretender Direktor der Kunstkammer in Sankt Petersburg, beschrieb Silantjews Enzyklopädie Islam w sowremennoj Rossii („Islam im zeitgenössischen Russland“) als „Erstlingswerk in der jüngeren Geschichte Russlands, das ein insgesamt objektives Bild der komplizierten und mehrdeutigen Prozesse vermittelt, die in der muslimischen Gesellschaft des Landes in den letzten 15 Jahren stattgefunden haben.“[9]
Auszeichnungen
Für seine Beiträge zur Enzyklopädie „Völker und Religionen der Welt“ wurde er für den Staatspreis der Russischen Föderation nominiert.
Im Juni 2012 wurde Silantjew gemeinsam mit Sergej Tschekmajew (* 1973), einem Schriftsteller phantastischer Literatur, für den Neustart der phantastischen Sammlungen „Antiterror-2020“ und „Schonungslose Toleranz“ ausgezeichnet.[10]
Positionen
Im Zusammenhang mit den Anschlägen in Wolgograd 2013 sprach er sich für einen „totalen Krieg gegen Wahhabismus“ aus und bezeichnete gleichzeitig Talgat Tadschuddin, den Vorsitzenden der Zentralen Geistlichen Verwaltung der Muslime Russlands, als „alten und treuen Freund des russischen Volkes und der orthodoxen Christen“.[11]
Publikationen (Auswahl)
- Nowejschaja istorija islamskowo soobschtschestva Rossii („Neueste Geschichte der islamischen Gemeinschaft Russlands“) Ichtios, Moskau, 2005. 632 S. ISBN 5-8402-0104-9.
- Nowejschaja istorija islama w Rossii („Neueste Geschichte des Islams in Russland“) Online-Ausgabe Algoritm, Moskau, 2007. 576 S. ISBN 978-5-9265-0322-4.
- Islam w sowremennoj Rossii, enziklopedija („Islam im gegenwärtigen Russland, Enzyklopädie“) Algoritm, Moskau, 2008.
- Interaktive Karte aller Religionsgemeinschaften Russlands Online-Ausgabe, russisch
Einzelnachweise
- ↑ Kurzbiographie (russisch)
- ↑ Offizielle Seite des Moskauer Patriarchats (russisch)
- ↑ Orthodoxe Stellungnahme zu Silantjews Buch (Memento vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ Interreligiöser Rat Russlands bedauert Herausgabe von Silantjews Buch über den Islam
- ↑ Autor von Islam-Buch als Exekutivsekretär des Interreligiösen Rates entbunden
- ↑ Anatoly Artemov: ‘Dead heat’
- ↑ Stellungnahme des Russischen Muftirates (russisch)
- ↑ „Zirkus nach der Krise“, Ausgabe Nr. 6 (50), 2006 (Memento vom 27. Dezember 2014 im Internet Archive) (russisch)
- ↑ Interfax, 26. Mai 2008 (russisch)
- ↑ Interfax, 30. Januar 2012 (russisch)
- ↑ Pravoslavie.ru, 30. Dezember 2013 (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Silantjew, Roman Anatoljewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Силантьев, Роман Анатольевич (russisch); Silant'ev, Roman Anatol'evič (wissenschaftliche Transliteration) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Religionswissenschaftler, Soziologe, Religionshistoriker und Islamwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 15. September 1977 |
GEBURTSORT | Moskau |