Stadtgymnasium Dortmund
Stadtgymnasium Dortmund | |
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Datei:Stadtgymnasium Dortmund April 2014.jpg | |
Schulform | Gymnasium, altsprachliches Gymnasium |
Schulnummer | 169341 |
Gründung | 1543 |
Adresse |
Heiliger Weg 25 |
Ort | Dortmund |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 30′ 40″ N, 7° 28′ 25″ O |
Träger | Stadt Dortmund |
Schüler | etwa 900 |
Leitung | Stefanie Klimasch |
Website | www.stadtgymnasium.com |
Das Stadtgymnasium Dortmund wurde 1543 als Archigymnasium (evangelische Gelehrtenschule) in Dortmund gegründet und ist damit eine der ältesten Schulen in Deutschland.
Geschichte
Im Gegensatz zu den meist aus Pfarr- oder Klosterschulen einerseits oder fürstlicher Gründung andererseits hervorgegangenen älteren deutschen Gymnasien gründete das Dortmunder Gymnasium als hoge oder grote Schole auf den Beschluss, eine „gemeine Schule für die Jugend“ zu errichten, den am 22. Februar 1543 Bürgermeister, Rat und gemeine Bürger gefasst hatten.[1] Gründungsrektor war der Humanist Johann Lambach, sein Nachfolger Friedrich Beurhaus. Beide waren Anhänger des Philosophen Petrus Ramus. Noch bis Ende der 1950er Jahre war umstritten, ob die Gründung des Gymnasiums in erster Linie aufgrund der neuen evangelischen Lehre der Reformation erfolgte oder allein das humanistische Streben der damaligen Zeit nach einer verbesserten Jugendbildung die Triebkraft war. Die Schule hatte anfangs sieben, ab 1571 dann sechs Klassen. Unterrichtet wurden Theologie, Philosophie, Philologie und Rechtswissenschaften, in den unteren Klassen die Sieben freie Künste sowie Lateinisch, Griechisch und Hebräisch. Die Schüler kamen aus Westfalen, aber auch darüber hinaus.[2]
Ab 1858 wurde, in das städtische Gymnasium eingegliedert, die sechsstufige Dortmunder Realschule mit realgymnasialen Charakter aufgebaut. Nach dem Ausbau zur neunklassigen Vollanstalt erfolgte am 18. Januar 1862 die Anerkennung als Realschule 1. Ordnung. Erst 1879 wurde das spätere Bismarck-Realgymnasium (und heutige Max-Planck-Gymnasium) organisatorisch vom städtischen Gymnasium getrennt.[3]
1900 (ermöglicht durch die Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals 2 Jahre zuvor[4]) wurde mit der aus Primanern der Schule gebildeten Ruderriege[5] der Vorläufer des späteren Gymnasialen Rudervereins von 1900 am Stadtgymnasium Dortmund gegründet.[6][7]
Während der Zeit des Nationalsozialismus trug die Schule den Namen Hitler-Gymnasium. Da die Schule als einzige in Dortmund die Bezeichnung Gymnasium tragen sollte, wurden 1937 das Bismarck Realgymnasium in die Bismarck Oberschule und das Albert-Leo-Schlageter-Gymnasium, (heute: Reinoldus- und Schiller-Gymnasium) in die Albert-Leo-Schlageter-Oberschule umgewandelt.[8][9] Als das Gebäude an der Kreuzung Ostwall/Märkische Straße zu Beginn des Zweiten Weltkriegs vom städtischen Wirtschafts- und Ernährungsamt in Anspruch genommen worden war, fand der Unterricht im Gebäude des Bismarck Realgymnasiums statt. Im Mai 1943 wurden 116 Schüler aus den unteren vier Klassen der Schule, zusammen mit fünf Lehrern im Rahmen der Kinderlandverschickung, zunächst nach Vogelsang, dann auf die Frische Nehrung evakuiert, im Oktober 1943 nach Freiburg im Breisgau, wo sie bis zu dessen Zerstörung im November 1944 im Gebäude des Bertholdgymnasiums unterrichtet wurden. Danach erfolgte eine weitere Evakuierung nach Aufhausen, Amerdingen und Forheim im Landkreis Nördlingen. Das Schulgebäude in Dortmund wurde im Oktober 1944 zerstört.[10]
Als erste der Dortmunder Schulen wurde es nach dem Krieg am 13. Mai 1946 in Räumen des Brüderkrankenhauses auf Betreiben des Schulleiters Anton Pesch wieder geöffnet. Das heutige Gebäude, zwischen Ostwall und Heiliger Weg, 200 m vom Platz des vorherigen Schulgebäudes entfernt, wurde 1959 gebaut. Als Zeichen der Zerstörung während des Krieges wurde von dem ehemaligen Schulleiter Hermann Hoßfeld eine Gedenktafel am Haupteingang der Schule angebracht, auf der zu lesen ist:
(etwa: „Dortmunder Schule im Krieg zerstört und aus Asche wieder auferstanden“). Aus den darin enthaltenen römischen Ziffern ergibt sich zusammengerechnet das Baujahr der Neuerrichtung (Chronogramm).
Das Schulgebäude wurde 1990 renoviert, an einigen Stellen 2005/2006. Darunter fiel vor allem der Fachtrakt, der einsturzgefährdet war, aber schnellstmöglich saniert wurde. 2010 nahm das Stadtgymnasium die angebotenen Konjunkturpakete in Anspruch und bekam unter anderem neue Fenster in allen Klassenräumen, eine erweiterte Wärmedämmung sowie eine komplette neue Fassade, die dem Stadtgymnasium zu einem neuen äußerlichen Image verhalf. Für das Schuljahr 2023/2024 ist die Schule als Bündelungsgymnasium ausgewiesen.[11]
Das Stadtgymnasium heute
Das Stadtgymnasium liegt im Zentrum Dortmunds zwischen dem Ostwall und dem Heiligen Weg. Gemeinsam mit dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium stehen ihm die Aula und die Sporthalle am Ostwall zur Verfügung.
Einzigartig innerhalb der Dortmunder Schullandschaft ist die Vielfalt an angebotenen Fremdsprachen: Neben Englisch, Französisch und Italienisch können auch altsprachliche Fächer wie Latein, Altgriechisch und Hebräisch gewählt werden. Besonders zu erwähnen ist, dass Latein schon in Kombination mit zusätzlichen Stunden Englisch ab der fünften Klasse gewählt werden kann. Möglich ist es aber auch, mit Englisch als erster Fremdsprache zu beginnen.
Auch andere Bereiche wie Gesellschafts- und Naturwissenschaften prägen den umfassenden, allgemeinbildenden Fächerkanon am Stadtgymnasium. Die Atmosphäre bereichern vielfältige außerunterrichtliche, persönlichkeitsfördernde Aktivitäten, z. B. Arbeitsgemeinschaften, Klassenfahrten, Theater-, Musik- und Tanzaufführungen und ein ständig wachsender Schulaustausch mit Partnerschulen im europäischen Ausland.
Die Geschichte der Rostra
Die Rostra wurde Ostern 1949 gegründet. Der Zeitung, die sich zunächst Das Stadtgymnasium nannte, wurde von den Lehrern nur eine kurze Lebensdauer prophezeit; zu viel an Kraft und Geduld schienen vonnöten, um in dem provisorischen Schulgebäude geregelten Unterricht durchzuführen, geschweige denn eine Schülerzeitung aufzubauen. Doch der Optimismus der damals sechsköpfigen Redaktion siegte; dem Pressebericht vom 30. Juni 1949, der das erstmalige Erscheinen dieser Zeitung ankündigte, folgten noch einige andere, die sich unter anderem mit der erfolgreichen Teilnahme an Schülerzeitungswettbewerben beschäftigten.
Nach einigen Namensänderungen wurde sie zuletzt in den 1970er Jahren in ROSTRA umbenannt und behielt den Namen bis heute. Rostra hieß ein Rednerpult im alten Rom, zu dem niemandem der Zugang verwehrt wurde.
Besondere Auszeichnungen
Im Jahr 2006 wurde die Rostra von der Kulturstiftung der Provinzialversicherung zur besten Schülerzeitung Nordrhein-Westfalens gewählt. 2012 wurde der Rostra nochmals diese Auszeichnung verliehen.[12]
Mit dem Stadtgymnasium verbundene Persönlichkeiten
Direktoren
- Johann Lambach (1543–1582)
- Friedrich Beurhaus (1582–1609)
- Christoph Scheibler (1625–1653)
- Johann Daniel Kluge (1730–1745)
- Gottlieb Erdmann Gierig (1787–1804)
- Johann Wilhelm Kuithan (1806–1831)
- Bernhard Thiersch (1833–1854)
- Gustav Friedrich Hildebrand (1857–1868)
- August Ernst Leberecht Döring (1869–1882)
- Andreas Weidner (bis 1902)
- Rudolf Franz (1903–1916)
- Julius Weichardt (1917–1932)
- Fritz Wengler (1932–1940)
- Hugo Heidemann
- Anton Pesch (1946–1950)
- Hermann Hoßfeld (1950–1962)
- Günter Wilhelm (1962–1974)
- Wilhelm Wurm (1974–1980)
- Jochen Stille (1980–1994)
- Peter Becker (1995–2011)
- Uwe Muhs (2011–2014)
- Bernhard Koolen (2014–2021)
- Stefanie Klimasch (Seit März 2021)[13][14]
Bekannte Schüler und Absolventen
In Klammern ist jeweils der Abiturjahrgang angegeben.
- Friedrich Beurhaus (ca. 1554)
- Karin Bertholdes-Sandrock (1971)
- Hermann Brassert (1841)
- Friedrich Arnold Brockhaus[16]
- Friedrich Wilhelm Brökelmann[17]
- Wilhelm Brügmann (ca. 1807)
- Christoph Dammermann (1985)
- Benno Elkan (ca. 1895)
- Johann Philipp Gabler (ca. 1772)
- Tim Gutberlet (1990)
- Thomas Heilmann (1983)
- Ernst Jacob (ca. 1917)
- Heiner Jüttner (1960)
- Joseph Kleutgen (1829)
- Moritz Klönne (ca. 1897)
- Kurt Koszyk (1948)
- Wilhelm Kuhne (1944)
- Johann Wilhelm Kuithan (1778)
- Peter Lohmeyer[18]
- Holger Lyre (1985)
- Arnold Mallinckrodt (1786)
- Gerd Niebaum (1967)
- Martin Ostwald[19]
- Rosemarie Pohl-Weber[20]
- Karl Prümer[21]
- Isabel Schnabel (1990)
- Daniel Sodenkamp (1986)
- Wilhelm Spemann[22]
- Fritz Springorum (ca. 1905)
- Hans Traub (1920)
- Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh (ca. 1849)
- Johann Dietrich von Steinen (1717)
- Daniel Friedrich Eduard Wilsing[23]
- Peter Würtenberger (1986)
- Karl Zahn (ca. 1825)
Literatur
- Hanswalter Dobbelmann, Jochen Löher (Hrsg.): 450 Jahre Stadtgymnasium Dortmund 1543–1993. Schriftenreihe des Westfälischen Schulmuseums Dortmund, Band 2. Essen 1993.
- Theodor Mellmann: Das Archigymnasium in Dortmund: Eine geschichtliche Darstellung. Dortmund 1807.
- Stadtgymnasium Dortmund (Hrsg.), Hirschmann, Konopka, Wolf (Schriftltg.): 450 Jahre Stadtgymnasium Dortmund. Verlag Ruhfus, Dortmund 1993.
- Rostra, Schülerzeitung am Stadtgymnasium Dortmund und am Käthe-Kollwitz-Gymnasium (Hrsg. Hermann Butzer), Sonderausgabe aus Anlaß der zwanzigsten Wiederkehr zur Eröffnung des neuen Stadtgymnasiums am 21. Dezember 1959, Erscheinungsdatum: 27. Oktober 1979 zum „Tag der offenen Tür“ am StG.
Weblinks
- Stadtgymnasium Dortmund
- Verein der ehemaligen Abiturienten des Stadtgymnasiums Dortmund
- Direktoren und Lehrer des Stadtgymnasiums seit 1893 auf forum.ahnenforschung.net
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Rostra, Sonderausgabe vom 27. Oktober 1979
- ↑ Gerhard E. Sollbach: Die Einrichtung des Gymnasiums in Dortmund 1543 – Schulpolitik zwischen Humanismus und Reformation. In: Dobbelmann: Eine gemeine Schule. S. 9–26
- ↑ Johannes Kruse, Werner Kirstein: 1858-1958 Bismark-Realgymnasium, Max-Planck-Gymnasium Dortmund. Selbstverlag, 1958, S. 39–45.
- ↑ 70 Jahre Schüler-Rudern 1899–1969. Max-Planck-Gymnasium – ehemals Bismarck-Realgymnasium, Dortmund 1969 zbsport.de, S. 19
- ↑ 4. Lehrplan (= Städtisches Gymnasium zu Dortmund [Hrsg.]: Jahresbericht über das Schuljahr 1907/08). Dortmund 1908, S. 48 (uni-duesseldorf.de [PDF]).
- ↑ Günther Risse: Schul- und Schülerrudern in Dortmund. In: Ruderclub Germania und Ruderclub Hansa in Kooperation mit der Stadt Dortmund: Tag des Rudersports. Dortmund 2009 8.–10. Mai, Eigenverlag 2009, S. 24.
- ↑ Mit abweichendem Datum: Bernhard Kuhse: Schülerrudern. Geschichte und Betrieb. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1908, S. 154; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Artikel im Ehemaligenheft Nachrichtenblatt Nr. 42, Dezember 1999, S. 29f.
- ↑ Nils Kowalewski, Heiner Laumann, Walter Lehner, Gerhard Limberg: Aus der Geschichte des Reinoldus-Gymnasiums. (PDF) In: rsg-gym.org. Reinoldus- und Schiller-Gymnasium, S. 8, abgerufen am 24. Januar 2021.
- ↑ Wilhelm-Georg Heckmann: Aus der Geschichte des alten Dortmunder Gymnasiums. In: Konrad Delers (Hrsg.): Stadtgymnasium Dortmund 1543 - 1959. Festschrift zur Fertigstellung des neuen Schulgebäudes. Dortmund 1959, S. 31–34.
- ↑ Übersichtsliste Bündelungsgymnasien. (PDF) Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 1. August 2022, abgerufen am 4. September 2022.
- ↑ a b Die beste Schülerzeitung in NRW kommt aus Dortmund. (Memento vom 18. Dezember 2014 im Internet Archive) ruhrnachrichten.de
- ↑ Frau Klimasch wird Schulleiterin des Stadtgymnasiums. Stadtgymnasium Dortmund, abgerufen am 8. März 2021.
- ↑ Franka Doliner: RN+ Das Stadtgymnasium hat nach fast 500 Jahren erstmals eine Frau als Chefin. Abgerufen am 8. März 2021.
- ↑ Festschrift 450 Jahre Stadtgymnasium, S. 398
- ↑ Schulbesuch abgebrochen
- ↑ Friedrich Wilhelm Brökelmann besuchte von 1810 bis 1814 das Gymnasium
- ↑ Lohmeyer hat lediglich vier Jahre „am Gymnasium verbracht“.
- ↑ Nach der Reichspogromnacht musste Ostwald als jüdischer Schüler die Schule verlassen, wenige Monate vor den Abiturprüfungen seines Jahrgangs.
- ↑ Rosemarie Pohl-Weber holte am Stadtgymnasium die Reifeprüfung nach, die sie Ende 1944 kriegsbedingt nicht mehr erwerben konnte
- ↑ Karl Prümer besuchte das Gymnasium vermutlich bis zur Prima (1865)
- ↑ Wilhelm Spemann besuchte das Dortmunder Gymnasium bis (1862)
- ↑ Wilsing besuchte das Dortmunder Gymnasium bis etwa 1825 und verließ es nach der Tertia.