SOS … rao rao … Foyn

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SOS … rao rao … Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“ ist die älteste komplett erhaltene Hörspielproduktion in deutscher Sprache. Das Hörspiel in 20 Szenen stammt von Friedrich Wolf und wurde 1929 von der Funk-Stunde Berlin in Mono produziert. Die Länge beträgt ca. 64 Minuten 11 Sekunden.

Hintergrund

Das Hörspiel beruht auf einer wahren Begebenheit: 1928 hörte der russische Funkamateur Nikolai Reinholdowitsch Schmidt (1906–1942) in Wochma nachts über einen selbst gebastelten Kurzwellenempfänger den verstümmelten Notruf „SOS... rao... rao... Foyn...“ der Überlebenden des Luftschiffs Italia. Das Luftschiff des italienischen Polarforschers Umberto Nobile war beim Flug über den Nordpol in einen Schneesturm geraten und nördlich von Spitzbergen abgestürzt. Die Überlebenden trieben auf einer Eisscholle und setzten mit einer tragbaren Notfunkanlage immer wieder ihren Notruf samt Positionsangabe ab: „SOS Italia. Auf dem Packeis, nahe der Foyn-Insel, nordöstlich Spitzbergens, 80°37‘ Breite, 26°50‘ Länge.[1] Schmidt meldete seine Beobachtung nach Moskau, worauf eine internationale Rettungsaktion einsetzte, die ohne das Medium Funk nicht möglich gewesen wäre.

Über das Hörspiel

Die älteste komplett erhaltene Hörspielproduktion des deutschen Rundfunks macht das Radio und den Funk selbst zum Thema. Der Nordpol-Flug war vom italienischen Duce als faschistische Propaganda-Aktion geplant. Dass ausgerechnet der sowjetische Eisbrecher Krassin die Verunglückten rettete, war für Friedrich Wolf Anlass zu einem Appell an die Weltsolidarität.

Die Uraufführung des später auch von ausländischen Stationen mit Erfolg gespielten Hörspiels SOS … rao rao … Foyn fand am 5. November 1929 in Köln unter der Regie des damaligen Oberspielleiters Rudolf Rieth und in Berlin unter der Regie von Alfred Braun statt. Die Inszenierung von Alfred Braun ist im Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) erhalten und wurde vom DRA-eigenen Verlag Ende 2013 als Audio-CD herausgebracht, zusammen mit einigen weiteren Arbeiten und Reden des Autors Friedrich Wolf. Die Radio-Begeisterung der 1920er Jahre, die das Hörspiel transportiert, erinnert an den Kommunikationsrausch des Internets der 1990er. 1953 produzierte der Rundfunk der DDR eine 46-minütige Neuinszenierung des Stückes unter dem Titel Krassin rettet Italia, Regie: Joachim Witte, Komposition: Günter Lossau, Ursendung: 21. Dezember 1953.

Die Szenen

Einleitung / I Überfällig / II Nachtredaktion im Tageblatt / III Eisscholle / IV Russisches Dorf Wosnessenskoje im Gouvernement Wjatka1 / V Straße in Berlin / VI Funkstation Rom-Sao Paolo / VII Wissenschaftliche Abteilung beim Kommissariat des Äußeren in Moskau / VIII Das rote Zelt auf der Eisscholle / IX Funkstation Rom-Sao Paolo / X Arbeiterrat eines Eisenwalzwerks bei Leningrad / XI An Bord des Eisbrechers Malygin vor Kap Leighsmith / XII Bericht der Prawda / XIII Café Telschow am Bahnhof Zoo Berlin / XIV Das rote Zelt auf der treibenden Eisscholle / XV Große Eisscholle bei der Halbinsel Wrede am 10. Juli / XVI An Bord des Krassin / XVII Funkstation Christiania / XVIII Eisscholle mit rotem Zelt / XIX Zwei Briefe von Italia zum Krassin

1 in Wirklichkeit ursprünglich Gouvernement Wologda, zum Zeitpunkt der Expedition bereits unter dem Namen Wochma im Gouvernement Nördliche Dwina

Mitwirkende

Einzelnachweise

Literatur

  • Friedrich Wolf: Ein Rundfunkpionier – „SOS … rao rao … Foyn – Krassin rettet Italia“ und andere ausgewählte Tondokumente. Doppel-CD, DRA Frankfurt, 2013, ISBN 978-3-926072-49-8. DRA, abgerufen am 24. Februar 2013.
  • Friedrich Wolf: SOS … rao rao … Foyn – Krassin rettet Italia. (1929) In: Bodo Würffel (Hrsg.): Frühe sozialistische Hörspiele. Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-596-27032-4, S. 41–66.
  • Helmut Kreuzer: Deutschsprachige Hörspiele 1924–1933. Frankfurt am Main 2003, S. 46 ff. (Vergleich der Pol-Hörspiele von Friedrich Wolf, Walter Erich Schäfer und Arno Schirokauer)
  • Katja Rothe: Katastrophen hören Experimente im frühen europäischen Radio. Kulturverlag Kadmos Berlin 2009, ISBN 978-3-86599-093-8

Weblinks