STI Group

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STI Group

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Rechtsform GmbH
Gründung 1879
Sitz Lauterbach (Hessen)
Leitung Jakob Rinninger (CEO), Niklas Herting (CFO)
Mitarbeiterzahl > 2000
Umsatz rund 300 Mio. Euro (2018)
Branche Papierindustrie
Website www.sti-group.com

Die STI Group ist ein Verpackungs- und Displayhersteller sowie Full-Service-Partner rund um die Warenpräsentation am Verkaufsort (PoS). Nach eigenen Angaben gehören 15 der 20 international beliebtesten Marken sowie führende Handelskonzerne und Agenturen zu den Kunden der STI Group.[1] Sitz des Unternehmens ist das osthessische Lauterbach. In Zusammenarbeit mit Markenherstellern, Designern und Entwicklern entwickelt das Unternehmen Produkte aus Karton und Wellpappe. Die Gruppe verfügt über 7 Produktions-Standorte in 4 Ländern, zahlreiche Design- und Vertriebsbüros sowie Kooperationspartner auf der ganzen Welt. Damit besitzt die STI Group ein internationales Netzwerk zur Umsetzung globaler Kampagnen.

Die Unternehmensgruppe erwirtschaftete 2019 mit circa 2.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 300 Mio. €.

Produktbereiche

Packaging

Die Gruppe entwickelt und fertigt Verpackungslösungen, vorwiegend aus Karton und hochveredelter Wellpappe. Faltschachteln, Transport- und Versandverpackungen werden ebenso entworfen und hergestellt wie Verkaufs- und Regal-, Geschenk- und Luxusverpackungen.

POS-Solutions

Die STI Group entwickelt und produziert Logistikdisplays, Erlebnisplatzierungen, Langzeitdisplays und Shop-in-Shop-Systeme. Auch Großstanzfiguren, Displays mit Licht- und Bewegungselementen, Schaufensterdekorationen und Langzeitdisplays mit Sprache, Musik und Lichteffekten gehören zum Portfolio.

Services

Die STI Group bietet ganzheitliche Lösungen rund um die Warenpräsentation am Verkaufsort (POS) an – von der Beratung über die Planung und Durchführung der Kampagne bis hin zu Co-Packing und Logistikdienstleistungen.

Geschichte

Die Anfänge liegen in einer Buchbinderei, die 1879 von Gustav Emil Stabernack in Offenbach am Main gegründet wurde.[2] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm der Betrieb die industrielle Produktion von Kartonagenverpackungen auf und wurde im Jahr 1917 unter dem Namen Gustav Stabernack GmbH in eine GmbH umgewandelt. Bereits 1920 wurde ein erstes Zweigwerk in Pfungstadt errichtet, jedoch nach einigen Jahren aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse wieder geschlossen.

1926 übergab Gustav Emil Stabernack die Leitung der Firma an seine Söhne Georg und Richard Stabernack. Das Unternehmen produzierte neben Feinkartonagen unter anderem Schuhkartons für die in Offenbach ansässige Lederwarenindustrie. Ab 1940 entwickelte man eine dampfbetriebene Kaschiermaschine zur Wellpappenherstellung. Während des Zweiten Weltkrieges wurde 1944 das Stammwerk in Offenbach bei einem schweren Luftangriff vollständig zerstört. Mit aus den Trümmern geretteten Maschinen wurde noch vor Kriegsende unter der Leitung von Richard Stabernack in einer Reithalle in Sickendorf bei Lauterbach im Vogelsberg die Produktion provisorisch wieder aufgenommen.[3]

Die Gustav Stabernack GmbH kehrte nach dem Krieg nicht mehr an ihren Ursprungsort Offenbach zurück, sondern verlegte den Sitz nach Lauterbach, wo 1951 ein neues Hauptwerk gebaut wurde. In den 1950er Jahren entwickelte Stabernack die Kaschiertechnik, die erstmals die Produktion stabiler und gleichzeitig hochwertig bedruckter Wellpappverpackungen ermöglichte. In den 1960er Jahren begann die Firma als eine der ersten in Europa mit der Fertigung von Displays. 1958 erfolgte die Eröffnung des Zweigwerks in Freiensteinau. Ab 1964 wurden zwei weitere Werke in Fulda und in Grebenhain-Oberwald aufgebaut.[4]

Im Jahr 1990 wurde das Familienunternehmen zwischen den Brüdern Wilhelm und Gustav Stabernack geteilt.[5] Das bisherige Zweigwerk in Fulda wurde in die Fulda Verpackung & Display GmbH (Gustav Stabernack) überführt, die 2002 vom schwedischen Konzern SCA übernommen wurde. Seit 2012 gehört es dem britischen Verpackungsunternehmen DS Smith.[6] Beide Unternehmen begannen in den 1990er Jahren eine nationale und internationale Expansion. Die Gustav Stabernack GmbH (Wilhelm Stabernack) in Lauterbach stieg in dieser Zeit u. a. durch die Übernahme der Schröter + Bake AG in Neutraubling und die Errichtung eines neuen Zweigwerks in Rumburk (Tschechien) zu einem der führenden europäischen Verpackungs- und Displayhersteller auf.[2]

1998 wurde für die Unternehmensgruppe die neue Dachmarke STI (für: Service-Technology-International) eingeführt.[2] Die bisherige Gustav Stabernack GmbH und ihre Tochtergesellschaften firmieren seither gemeinsam unter der einheitlichen Bezeichnung STI Group. Neben strategischen Partnerschaften mit außereuropäischen Display- und Verpackungsmittelherstellern entstand 2002 mit der STI Corrugated GmbH ein neues Wellpappenwerk in Alsfeld.[2] 2007 übernahm die STI Group den ungarischen Faltschachtelhersteller Petõfi Nyomda Kft. in Kecskemét, 2009 die in Sydney (Australien) beheimatete Lilyfield Group als erste außereuropäische Produktionsstätte. Ebenfalls 2009 erfolgte die Eröffnung eines Standorts im polnischen Gdingen. 2009 übernahm die STI Group den Faltschachtelhersteller Schräder KG in Greven,[7] 2010 die Line Packaging & Display Ltd. in Gillingham (Großbritannien).[2]

Bedingt durch eine Neuausrichtung der Gruppe wurden Anfang 2014 die Standorte in Freiensteinau und Gdingen geschlossen.[8][9][10] Das Werk in Australien wurde im gleichen Jahr an das Unternehmen Blue Star verkauft.[11] In Großbritannien tritt das dortige Zweigunternehmen seit 2015 unter der Marke InContrast auf.[2]

Im März 2019 verkündete die Eigentümerin, Dr. Kristina Stabernack, zunächst ihre Absicht zum Verkauf der Unternehmensgruppe,[12] zog diese jedoch Anfang Dezember 2019 wieder zurück.[13] 2019 wurde der Standort Rumburk zu einem Display-Endfertigungswerk umstrukturiert, an dem seit 2020 die Klebe- und Konfektionierungstätigkeiten für Produkte der gesamten Unternehmensgruppe zusammenlaufen. Zum Jahresende 2020 wurde das Display-Werk in Grebenhain geschlossen.[4] Die dortigen Aktivitäten wurden auf andere Standorte der STI Group verlagert.

Eigenen Angaben zufolge erhielt die STI Group mehr als 400 Auszeichnungen für herausragende Verpackungen und Displays sowie Unternehmenspreise. (Quelle: Lexikon der deutschen Familienunternehmen)

Einzelnachweise

  1. STI Group: STI Group. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  2. a b c d e f STI Group: Geschichte. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  3. Osthessen News vom 5. April 2011: Verpackungsunternehmen STI Group: 60 Jahre Standort Lauterbach. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  4. a b Oberhessische Zeitung vom 25. Juli 2020: STI: Innovationen aus dem Wald. Abgerufen am 16. September 2016.
  5. Fuldaer Zeitung vom 7. Mai 2004: 125 Jahre STI Group. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 12. Juni 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.fuldaerzeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  6. Osthessen News vom 25. Oktober 2014: DS Smith Werk Fulda feiert 50-jähriges Jubiläum - 300 Mitarbeiter. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  7. Neue Verpackung: STI übernimmt Faltschachtelhersteller. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  8. Lauterbacher Anzeiger vom 21. Dezember 2013: Die Stabernacker sind unsere Stärke. Archiviert vom Original am 6. Januar 2014; abgerufen am 6. Januar 2014.
  9. Lauterbacher Anzeiger vom 4. Dezember 2013: STI-Standorte Freiensteinau und Grebenhain werden zusammengelegt. Archiviert vom Original am 19. Mai 2015; abgerufen am 18. Mai 2015.
  10. Osthessen News vom 3. Dezember 2013: STI-Werk wird stillgelegt. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  11. ProPrint vom 15. April 2014: Blue Star buys STI Lilyfield. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  12. Gießener Allgemeine Zeitung vom 14. März 2019: Unternehmen STI Group soll verkauft werden - 2000 Mitarbeiter betroffen. Abgerufen am 16. September 2021.
  13. Oberhessische Zeitung vom 5. Dezember 2019: STI Group wird nicht verkauft. Abgerufen am 16. September 2021.