SWAPO

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SWAPO Party of Namibia
(ehemals South-West Africa People’s Organisation)
Flag of South West Africa People's Organisation.svg
Partei­vorsitzender Hage Geingob (seit 26. November 2017)
General­sekretärin Sophia Shaningwa (seit 26. November 2017)
Stell­vertretende Vorsitzende Netumbo Nandi-Ndaitwah (seit 26. November 2017)
Ehren­vorsitzender Sam Nujoma
Andimba Toivo ya Toivo
Gründung 19. April 1960
Gründungs­ort Windhoek
Haupt­sitz Windhoek
Aus­richtung Marxismus, Sozialdemokratie, Afrikanischer Nationalismus
Farbe(n) _ _ _
Nationalversammlungssitze
63/96
 
Nationalratssitze
28/42
 
Regionalratssitze
88/121
 
Lokalratssitze
163/345
 
Website swapoparty.org.na

Die SWAPO Party of Namibia (SWAPO; ehemals South-West Africa People’s Organisation bzw. zu Deutsch Südwestafrikanische Volksorganisation) ist eine politische Partei in Namibia. Sie stellt seit der Unabhängigkeit des Landes 1990 auf der Basis von deutlichen Wahlsiegen die Regierungen des Landes. Davor war die SWAPO eine marxistisch orientierte Befreiungsbewegung.

Die SWAPO führte mit ihrem militärischen Arm, der People’s Liberation Army of Namibia, unter anderem auch bewaffnete Kämpfe zunächst von Sambia, später von Angola gegen die Besatzungsmacht Südafrika, den Namibischen Befreiungskampf.

Wahlspruch ist SWAPO United, SWAPO Victorious, Now hard work. (SWAPO Vereinigt, SWAPO Siegreich, jetzt harte Arbeit).

Geschichte

Gründungstag der Partei ist der 19. April 1960. Bekannte Gründungsmitglieder sind Andimba Toivo ya Toivo und Samuel Nujoma. Eine wichtige Vorläuferorganisation der SWAPO war die 1957 gegründete Ovamboland Volksorganisation (OPO), die zuvor aufgrund inhaltlicher Differenzen aus der SWANU ausgeschieden war.

Im Jahr 1961 wurde die Vorbereitung des bewaffneten Kampfes gegen die südafrikanische Apartheidbesatzungsmacht beschlossen, der am 18. Juli 1966 aufgenommen wurde. Am 26. August 1966 kam es zum ersten Zusammenstoß mit südafrikanischen Truppen.

Seit Anfang des Jahres 1978 ereigneten sich kleinere bewaffnete Konflikte in der Grenzzone zwischen Angola und Namibia. Dabei wurden u. a. Anlagen des Ruacana-Kraftwerks am Kunene stark zerstört. In Folge dessen unternahm Südafrika einen eintägigen militärischen Vorstoß zur Zerstörung von zwei großen SWAPO-Basislagern. Die Operation verlief unter dem Codenamen „Moscow and Vietnam“.[1] Als die südafrikanische Armee am 4. Mai 1978 im Rahmen der Operation Reindeer einen Luftangriff mit Bombern und Luftlandeeinheiten auf das SWAPO-Hauptquartier bei der angolanischen Stadt Cassinga etwa 250 Kilometer nordwestlich von Ruacana unternahm, verloren etwa 600 Personen im SWAPO-Camp, darunter auch Frauen und Kinder, ihr Leben. Von südafrikanischen Militärangehörigen wurden Unterlagen des SWAPO-Kommandos sichergestellt.[1]

Im Jahr 1982 kamen bei Kämpfen zwischen südafrikanischen Truppen und der SWAPO 1268 Kämpfer der Befreiungsbewegung und 77 südafrikanische Soldaten ums Leben. Der SWAPO-Präsident Sam Nujoma forderte Ende Mai 1983 den UN-Generalsekretär Pérez de Cuéllar auf, mit Südafrika und der SWAPO über eine Waffenruhe und eine Verwirklichung der UN-Resolution 435 zu verhandeln. Bei mehreren Militäroperationen (Protea, Daisy) der südafrikanischen Streitkräfte im Sommer 1983 drangen über 5000 Soldaten bis zu 250 Kilometer tief in den Süden Angolas vor und zerstörten Stützpunkte der SWAPO. Bis Mitte August 1983 wurden 418 SWAPO-Kämpfer und 24 südafrikanische Soldaten getötet. Südafrika kontrollierte vorübergehend die angolanischen Provinzen Cuando Cubango, Cunene und Moxico.

Datei:Swapo Office.JPG
Regionale SWAPO-Vertretung in Grootfontein

Vom 7. November bis 11. November 1989 fanden die ersten freien Wahlen statt, in denen sich die SWAPO gegen die Demokratische Turnhallenallianz mit etwa 57 Prozent der Stimmen durchsetzte und daraufhin mit Sam Nujoma den Präsidenten stellte. Am 8. Dezember 1994 errang die SWAPO bei den Parlamentswahlen 53 von 72 Sitzen. Im Jahr 1999 trat Nujoma seine dritte Amtszeit als Präsident von Namibia an, nachdem er eine Veränderung der Verfassung initiierte, um sich eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. 2004 folgte ihm Hifikepunye Pohamba auf den Posten des Staatspräsidenten, der als der von Nujoma selbstgewählte Kandidat gilt. Nujoma hielt jedoch weiterhin den Vorsitz der SWAPO bis 2007 inne. Anschließend wurde wie verabredet Hifikepunye Pohamba zum Parteipräsidenten gewählt und 2012 in dem Amt bestätigt. Pohamba trat am 18. April 2015 von allen politischen Ämtern zurück. Staatspräsident Hage Geingob übernahm kommissarisch die Parteigeschäfte und wurde am 26. November 2016 offiziell zum Parteipräsidenten gewählt.

Inhaltliches Profil

Politisch-ideologisch lässt sich die SWAPO als afrikanisch-nationalistisch einordnen. Seit ihrer Gründung hat sich die Partei drei verschiedene Grundsatzprogramme gegeben (1961, 1976, 1991).[2] Im Wahlmanifest von 2004 mit dem Titel Aktionsprogramm für Frieden, Einheit und nachhaltige Entwicklung stehen vor allem die Betonung nationaler Einheit, Frieden sowie Versöhnung im Vordergrund. Weitere Themen umfassen den Ausbau Gerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft sowie die Schaffung einer dynamischen Wirtschaft.[3] Im sozialen Bereich liegt der Schwerpunkt unter anderem auf den Themen Landreform, Gleichstellung der Geschlechter, der Verbesserung des Bildungswesens, dem Ausbau des Gesundheitsservice sowie der Infrastruktur und der Unterstützung von älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen.

Landreformen

Was das Thema Landreform anbelangt, so soll kommerzielles Farmland gleichmäßiger verteilt werden, ohne dabei die Produktivität der entsprechenden Ländereien zu gefährden.[4] Man ist sich in der Partei einig, dass das „Willing Buyer, Willing Seller“-Prinzip gescheitert sei.[3] Mit Hilfe von Grundstücksbewertungen und Steuervorschriften möchte man neues, bisher als unproduktiv eingestuftes Land erschließen. Durch die Aufstockung finanzieller Mittel soll darüber hinaus die Landreform vorangetrieben werden. Zudem sollte der Umverteilungsprozess viel mehr durch Weiterbildung und Capacity-Building begleitet werden, um somit eine nachhaltige Landnutzung zu gewährleisten.[4]

Organisationsstruktur

SWAPO-Top-4

1992 1997 2002 2007 2012 2017 2022[5][6]
Kandidaten Stimmen Kandid. St. Kandid. St. Kandid. St. Kandid. St. Kandid. St.[7] Kandid. St.
Präsident
Sam Nujoma * Sam Nujoma * Sam Nujoma * Hifikepunye Pohamba * Hifikepunye Pohamba * Hage Geingob
Jerry Ekandjo
Nahas Angula
574
153
39
Hage Geingob *
Vizepräsident
Hage Geingob * Hage Geingob
Jerry Ekandjo
Pendukeni Iivula-Ithana
312
220
64
Netumbo Nandi-Ndaitwah
Pendukeni Iivula-Ithana
Helmut Angula
552
194
20
Frans Kapofi[8]
Saara Kuugongelwa-Amadhila
Netumbo Nandi-Ndaitwah
Pohamba Shifeta
Generalsekretär
Ngarikutuke Tjiriange Pendukeni Iivula-Ithana
Ngarikutuke Tjiriange
Nangolo Mbumba
Utoni Nujoma
352
244
Sophia Shaningwa
Armas Amikwiyu
532
243
Armas Amukwiyu
Sophia Shaningwa
Vizegeneralsekretär
Nangolo Mbumba Laura McLeod-Katjirua
Abraham Iyambo
300
285
Marco Hausiku
Petrina Haingura
Martha Namundjebo-Tilahun
545
118
102
Hamutenya David
Uahekua Herunga
Evelyn Nawases-Tayele
Lucia Witbooi

* ohne Gegenkandidat die Wahl gewonnen

Parteikongress

Höchstes Entscheidungsorgan ist der Parteikongress, welcher alle fünf Jahre zusammentritt. Er setzt sich aus rund 570 Delegierten zusammen.[2] Die einzelnen Mitglieder entstammen den nationalen, regionalen und Distrikt-Ebenen sowie verschiedenen angegliederten Organisationen, wie zum Beispiel der Frauenrat oder die Jugendliga.

Neben dem Zentralkomitee setzt sich der Kongress aus je zehn Delegierten aus den 14 regionalen Exekutivausschüssen und je drei Delegierten pro Parteidistrikt zusammen. Zudem werden 20 Delegierte vom SWAPO Women’s Council sowie je 15 Delegierte durch die SWAPO Youth League, die SWAPO Elders´ Council und den Gewerkschaftsverband National Union of Namibian Workers (NUNW), das einzige affiliierte Mitglied der SWAPO, gestellt.

Parteiführung

Die Parteiführung setzt sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, dem Generalsekretär und stellvertretenden Generalsekretär zusammen und wird vom Kongress gewählt. Die Parteiführung kann zudem auf so genannte „National Officers“ zurückgreifen, welche als Sprecher der Partei für bestimmte Sachgebiete fungieren. Seit dem 1. Dezember 2012 ist das Amt des Generalsekretärs eine Vollzeitstelle und darf nicht gleichzeitig mit einem Ministerposten bekleidet werden.[9]

Zentralkomitee

Das Zentralkomitee (ZK) fungiert als höchstes Organ zwischen den Parteikongressen. Das ZK setzt sich zusammen aus dem Parteipräsidenten, aus den drei weiteren Mitgliedern der Parteiführung (Vizepräsidenten, Generalsekretär, stellvertretenden Generalsekretär), den Sekretären der Jugend-, Frauen- und Ältestenorganisation. Hinzu kommen die 14 Regionalkoordinatoren sowie 57 Mitglieder, welche vom Parteitag gewählt werden. 6 Mitglieder werden durch den Parteipräsidenten ernannt. Jährlich findet mindestens eine Tagung des ZK statt, wobei auf Wunsch des Politbüros auch weitere Tagungen veranlasst werden können.

Mitglieder (2018–2022)

Top 4

Ständige Mitglieder

Gewählte Sekretäre der drei Flügel

14 Regionalkoordinatoren

6 vom Präsidenten ernannte Mitglieder

Repräsentantz der NUNW

57 ordentliche Mitglieder

Politbüro

Das Politbüro übernimmt gemäß den Statuten der SWAPO die Aufgabe als Lenkungsausschuss des Zentralkomitees und setzt sich aus 21 Mitgliedern zusammen. Dem Politbüro obliegt die Umsetzung aller Entscheidungen, Resolutionen und Direktiven des Parteikongresses und des ZK. Die Mitglieder des Politbüros setzen sich aus der Parteiführung sowie 17 weiteren Mitgliedern zusammen, welche aus dem ZK gewählt werden. Das Politbüro tagt turnusgemäß alle vier Wochen.

Mitglieder 2018–2022

Vertikaler Parteiaufbau

Vertikal gliedert sich die SWAPO von unten nach oben in Sections, Branches, Districts, Regions sowie die nationale Ebene.

Wählerschaft

Das Wahlverhalten in Namibia ist stark durch ethnische Loyalität geprägt.[2] Seit der Unabhängigkeit kann die SWAPO nahezu uneingeschränkt auf die Unterstützung durch die größte Bevölkerungsgruppe der Ovambo im nördlichen Namibia setzen. Diese stellen etwa die Hälfte der Bevölkerung Namibias, wodurch die SWAPO zumeist die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann.

Präsidentschaftskandidat

Grundsätzlich ist der SWAPO-Vorsitzende immer der Präsidentschaftskandidat der Partei. Einem Partei-Gesetz nach folgt diesem, sofern er nicht als Präsidentschaftskandidat antreten kann oder will, das jeweils ranghöchste SWAPO-Mitglied nach. Für die Präsidentschaftswahlen 2014 ergab sich daraus, dass Hage Geingob der Präsidentschaftskandidat war – der erste Kandidat, der nicht den Ovambo angehört.[10]

Wahlergebnisse

Datei:Vote-SWAPO-2004-1.jpg
Ex-Präsident Hifikepunye Pohamba auf einem Wahlkampfplakat 2004

Parlament

Parlamentswahl Stimmenanteile[11] Sitze[11]
2019 65,45 %  
63/96
2014 80,01 %  
77/96
2009 74,29 %  
54/72
2004 76,10 %  
55/72
1999 76,30 %  
55/72
1994 72,70 %  
53/72
1989 57,30 %
41/72

Präsident

Präsidentschaftswahl Kandidat Stimmen Stimmenanteil
2019 Hage Geingob 464.703 56,3 %
2014 Hage Geingob 772.528 86,73 %
2009 Hifikepunye Pohamba 611.241 75,25 %
2004 Hifikepunye Pohamba 625.605 76,44 %
1999 Sam Nujoma 414.096 76,82 %
1994 Sam Nujoma 370.452 76,34 %

Regionen

Regionalwahl Sitze Regionen
2020
88/121
9.5/14
2015
112/121
14/14
2010
98/107
12/13
2004
95/107
12/13
1998
82/102
1992
71/95

Kommunen

Kommunalwahl Sitze
2020
163/345
2015
280/378
2010
2004
173/290
1998
188/329
1992
184/320

Literatur

  • Oiva Angula: SWAPO Captive. Penguin Random House, Südafrika 2018, ISBN 978-1-77609-361-8.
  • Franz Ansprenger: Die SWAPO. Profil einer afrikanischen Befreiungsbewegung. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1984, ISBN 3-7867-1143-7.
  • Referat für Information und Öffentlichkeitsarbeit der SWAPO von Namibia (Hrsg.): Entstehung einer Nation. Der Befreiungskampf für Namibia. Zed Press, London 1981, ISBN 0-86232-388-6.
  • Sascha Wisotzki: Die Unterstützung der SWAPO von Namibia durch die DDR in den Jahren 1975 bis 1989 München 2008, ISBN 978-3-640-18922-9.

Weblinks

Commons: SWAPO – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b SAIRR: Survey of Race Relations in South Africa 1978. Johannesburg 1979, S. 536.
  2. a b c Parteien und Parteiensysteme in Namibia. (PDF; 218 kB) In: Friedrich-Ebert-Stiftung. Abgerufen am 21. April 2010.
  3. a b Multiparty Democracy And Elections In Namibia. (PDF; 962 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: EISA. Archiviert vom Original am 10. August 2013; abgerufen am 21. April 2010 (englisch).
  4. a b Spot the difference: Political party platforms compared. (PDF; 695 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Namibia Institute for Democracy. Archiviert vom Original am 7. Januar 2010; abgerufen am 29. März 2011 (englisch).
  5. Tom & Jerry eye Swapo vice presidency. The Namibian, 8. September 2022.
  6. Kapofi, Shifeta join four-horse vice presidential race. The Namibian, 10. September 2022.
  7. Hage wins Swapo presidency. Namibia Press Agency, 27. November 2017.
  8. Kapofi legt Kandidatur um SWAPO-Vizepräsidentschaft nieder. Hitradio Namibia, 14. September 2022.
  9. Swapo revamps structures. The Namibian, 23. November 2012 (Memento vom 21. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) abgerufen am 2. Dezember 2012.
  10. Swapo Succession Race Heats Up, The Namibian on allafrica.com, 3. Februar 2010
  11. a b Namibia im Überblick. (PDF; 650 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: hsf.org.na. Archiviert vom Original am 13. Juli 2006; abgerufen am 1. März 2009.