Ambulacralsystem
Das Ambulacralsystem (oder Ambulakralsystem), auch Wassergefäßsystem genannt, ist ein typisches Merkmal für den Stamm der Echinodermata (Stachelhäuter, z. B. Seesterne und Seeigel). Es besteht aus einem Kanalsystem im Inneren der Tiere, welches mit einer speziellen Flüssigkeit gefüllt ist und als Ringkanal den Schlund des Tieres umfasst, von dem fünf Radiärkanäle entspringen.[1] Der Name Wassergefäßsystem ist etwas irreführend, da es sich bei der Flüssigkeit nicht um Meerwasser handelt, sondern um proteinhaltige Coelomflüssigkeit. Außen am Tier wird das Ambulacralsystem an den kleinen tentakelartigen Füßchen sichtbar.
Das Ambulacralsystem ist ein hydraulisches System. Mit Hilfe der Flüssigkeit und kleinen muskulösen Ampullen im Inneren sind die Echinodermaten in der Lage die kleinen Füßchen gezielt zu bewegen. Lange Zeit wurden bei Seesternen und anderen Echinodermata Saugnäpfe an den Füßchen als primäre Adhäsionsmechanismen vermutet. Neuere Studien zeigen jedoch, dass die Haftung zum Untergrund mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließlich über die Sekretion eines adhesiven Materials erfolgt.[2]
Einen weiteren Bestandteil des Ambulacralsystems bildet die Madreporenplatte (auch Siebplatte genannt), welche auf der Oberseite von Seesternen und Seeigeln gut sichtbar ist. Dieses kleine, poröse Gebilde dient dem Druckausgleich. Ein Austausch von Meereswasser findet über die Porenöffnungen der Madreporenplatte statt.[3]
Strandseeigel (Psammechinus miliaris) – gut erkennbar sind die weit über die Stacheln herausgeschobenen Ambulacralfüße
Einzelnachweise
- ↑ D Nichols: Functional morphology of the water vascular system. In: Physiology of echinodermata (ed. RA Boolootian), Interscience Publishers, New York 1966, S. 219–244.
- ↑ Elise Hennebert: Adhesion Mechanisms Developed by Sea Stars: A Review of the Ultrastructure and Composition of Tube Feet and Their Secretion. in Biological Adhesive Systems (ed. Janey v. Byern und Ingo Grunwald), Springer Wien 2010, S. 99.
- ↑ John C. Ferguson: Rate of Water Admission Through the Madreporite of a Starfish. Journal of Experimental Biology 1989, vol. 145 S. 147–156.