Fetthennen-Steinbrech

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Fetthennen-Steinbrech

Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides) in Norwegen

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
Gattung: Steinbrech (Saxifraga)
Art: Fetthennen-Steinbrech
Wissenschaftlicher Name
Saxifraga aizoides
L.

Der Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides) ist eine Pflanzenart der Gattung Steinbrech (Saxifraga). Er wird auch als Bach-Steinbrech oder Quell-Steinbrech bezeichnet, was seine Vorliebe für einen feuchten Standort kennzeichnet. Seltener wird diese Art auch Bewimperter Steinbrech genannt. Das Artepipheton aizoides (griechisch „immer lebend“) verweist auf die immergrünen Blätter.

Beschreibung

Einzelblüte
Kapselfrucht und Samen
Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides)
Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides)

Der Fetthennen-Steinbrech ist eine reich verzweigte, rasig wachsende, ausdauernde Pflanze und erreicht Wuchshöhen von etwa 5 bis 20 Zentimeter. Sie besitzt locker beblätterte, drüsenhaarige Stängel. Die meist dunkelgrünen, oft rot überlaufenen Laubblätter sind 10 bis 25 mm lang und sind recht fleischig, wodurch die Art im vegetativen Zustand der Gattung der Fetthennen oder Mauerpfeffer (Sedum) ähnelt. Der Blattrand ist bewimpert, an der Blattspitze ist eine hell aufgesetzte Knorpelspitze zu erkennen.

In einer drüsig behaarten, lockeren Traube stehen zwei bis zwölf Blüten zusammen. Die zwittrigen Blüten weisen einen Durchmesser von etwa 15 mm auf. Die Kronblätter sind gelb bis dunkelorange, selten sind sie auch dunkelrot, mit dunkleren Punkten. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.

Der Fetthennen-Steinbrech hat die Chromosomenzahl 2n = 26.[1]

Ökologie

Die Blüten des Fetthennen-Streinbrechs werden neben Zweiflüglern auch von Ameisen besucht. Die Samen bleiben drei Wochen schwimmfähig und erklären somit das häufige Herabsteigen an Flüssen bis weit unterhalb des eigentlichen Verbreitungsgebietes.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet umfasst das arktische und subarktische Kanada mit südlichen Ausläufern an der West- und Ostküste bis zur USA-Grenze. Grönland, das östliche Island, Spitzbergen, Nowaja Semlja, den polaren Ural und das arktische nordöstliche Russland mit der Kola-Halbinsel, Skandinavien und die Alpen von den Pyrenäen bis zum Balkan. Pollen wurden in spätglazialen Sedimenten in Dänemark, den Niederlanden und einigen deutschen Mittelgebirgen nachgewiesen. Die Pflanze ist auch im nördlichen Irland und Großbritannien (südlich bis Yorkshire) verbreitet.

Der Fetthennen-Steinbrech bevorzugt Quellfluren, aber auch Schutt (Gletschermoränen) und Fels (feucht) in Höhenlagen zwischen 600 und 3100 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt er am Nordgrat des Biberkopfes in Bayern bis zu 2300 Metern Meereshöhe auf.[2] Er kommt vor auf sickernassem, basenreichem, meist kalkhaltigem, mehr oder weniger humusarmem, reinem oder steinig-kiesigem Ton- oder Mergelboden, aber auch auf feinerdearmem Steinboden. Er gedeiht in Mitteleuropa in Gesellschaften des Verbands Cratoneurion commutati, kommt aber auch in feuchten Thlaspietea-rotundifolii-Gesellschaften oder im Caricion davallianae vor.[3] In der Arktis ist er auch in der relativ trockenen Tundra verbreitet. Er steigt mit den Flüssen weit ins Vorland herab (etwa bis München mit der Isar). In Nordeuropa wächst er auch auf Meeresspiegelniveau.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht und stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[4]

Der Fetthennen-Steinbrech gilt in Österreich im nördlichen Alpenvorland als gefährdet.

Historisches

Unter dem Namen Sedula montana pulchra war diese Art schon 1563 dem Botaniker Valerius Cordus bekannt. Linné fand diese typische arktisch-alpine Pflanze in Lappland und verlieh ihr 1753[5] den jetzigen Namen.

Trivialnamen

In Niederösterreich und Tirol nennen die Einheimischen den Fetthennen-Steinbrech auch „Gamswurz“, so wie viele andere Pflanzen, die gerne von Gämsen gefressen werden. In einigen Landstrichen Tirols wird auch der Name „Warzenkraut“ verwendet, da es zum Entfernen von Warzen genutzt wurde.

Quellen

Literatur

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3, S. 98.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6, S. 376.
  • Stefan Eggenberg, Adrian Möhl: Flora Vegetativa. Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-258-07179-4, S. 467.
  • Elfrune Wendelberger: Alpenpflanzen – Blumen, Gräser, Zwergsträucher. BLV, München/Wien/Zürich 1984, ISBN 3-405-12868-4.

Einzelnachweise

  1. Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen, Arto Kurtto (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 12. Resedaceae to Platanaceae. Akateeminen Kirjakauppa & Tiedekirja, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1999, ISBN 951-9108-12-2, S. 171–172.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 653.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 489.
  4. Saxifraga aizoides L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 2. April 2021.
  5. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 403 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D403%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).

Weblinks

Commons: Fetthennen-Steinbrech – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien