Seeschlacht von Lissa (1811)
Die Seeschlacht bei Lissa, auch bekannt als die Schlacht von Vis, war ein Seegefecht im Napoleonischen Krieg, die am 13. März 1811 stattfand. Beteiligt waren ein britisches Geschwader von Fregatten und Fregatten der französischen Marine und Schiffen der ehemaligen Republik Venedig, die jetzt unter Napoleon zum Königreich Italien gehörten.
Hintergrund
Nach dem Ende der Fünften Koalition 1809 beherrschte das napoleonische Frankreich fast ganz Europa und nur noch in Spanien kämpften britische Streitkräfte auf europäischen Boden. Während Napoleon seine Kontinentalsperre gegen Großbritannien aufrecht halten wollte, unterband die Royal Navy jegliche Verbindungen über See. Besonders die Adria hätte durch die kurzen Verbindungen zwischen den Häfen von Dalmatien, Illyrien und Italien wichtige Wege für zivile und militärische Güter bieten können. Allerdings nutze der britische Kapitän William Hoste, als Commander eines kleinen Fregatten-Geschwaders, seit dem Sommer 1810 den Hafen St. George auf Lissa als Stützpunkt für seine Angriffe auf französische und venezianische Schiffe in der Adria. Bereits im Herbst 1810 gab es mehrere Treffen zwischen den britischen Schiffen und dem französisch-venezianischen Geschwader unter Commodore Bernard Dubourdieu. Unter anderem gelang es ihm die britischen Prisen aus dem Hafen von St. George zu entführen. Aber anschließend blieb er bis zum 11. März 1811 im Hafen von Ancona und bereitete eine Eroberung der Insel Lissa vor. Dafür hatte er auf seinen Schiffen 500 Soldaten eingeschifft.
Schlacht
Das britische Geschwader bestand aus den Fregatten Amphion mit 32 Geschützen, die Active 38 Geschütze, die Cerberus 32 Geschütze und die sixth-rate-Fregatte Volage mit 22 Geschützen. Auf französisch Seite wurden eingesetzt: Favorite mit 44 Geschützen, Flore, Danae. Alle drei Schiffe waren Fregatten. Dazu kamen noch die venezianischen Fregatten Bellona, Carolina, Corona und die kleineren Schiffe Principessa Augusta mit 18 Geschützen, die Principessa di Bologna 10 Geschütze, Lodola 2 Geschütze und die Eugenio mit 6 Geschützen[1]. In den frühen Morgenstunden des 13. März traf die in zwei Kolonnen geteilte französisch-venezianische Streitmacht senkrecht auf die in einer Linie aufgestellten britischen Schiffe. Deren geschlossene Formation und energisches Geschützfeuer verhinderte ein Einbrechen der Gegner. Gleich zu Beginn des Gefechtes fiel der französische Commodore. Weil die Briten zu dicht unter Land gerieten, wendeten sie. Dabei geriet die Cerberus durch den Ausfall des Ruders in Schwierigkeiten und die britische Volage sprang in die entstehende Lücke ein. Das französische Flaggschiff Favorite geriet auf Grund und schied aus dem Gefecht aus. Die Flore konnte die Amphion auf ganzer Länge durch das Heck beschießen, was zu hohen Verlusten unter der Mannschaft führte. Dagegen gelang der kleinen Volage durch seine 32-Pründer-Karronaden die größeren Corona, Carolina und Danae heftige Beschädigungen beizufügen, so dass diese auf Abstand gingen. Auf der Volage wurden die Karronaden so stark mit Pulver geladen, um die eigentlich viel zu große Entfernung zu überwinden, dass sie aus den Haltetauen (brook) rissen und Schäden an Bord verursachten. Die Carolina suchte das Weite, während die Corona aus großer Entfernung die Volage beschoss. Mit dem Eingreifen der britischen Active entfernten sich auch die Danae und Corona. Zur gleichen Zeit war die Amphion noch im direkten Kampf mit der Flora und Bellona verwickelt. Nach einer gelungenen Breitseite auf den Bug der Flora strich diese die Flagge. Nach weiteren Breitseiten auf die Bellona wurde auch sie gezwungen, die Flagge zu streichen. Für die Flucht der Principessa Augusta reichten einige Schüsse. Jetzt setzte Hoste das Signal für die allgemeine Jagd. Dabei strich noch die Corona die Flagge. Allerdings waren die Cerberus und die Volage nicht in der Lage, die gegnerischen Schiffe zu jagen. Inzwischen hatten die flüchtige Carolina und die Danae die kapitulierende Flora erreicht und ermöglichten ihr das Entkommen. Da die Amphion zum Zeitpunkt der Kapitulation kein Boot aussetzen konnte, um ein Prisenkommando über zu setzen, konnte Commodore Hoste nur untätig zusehen. Die gestrandete Favorite wurde durch die eigene Besatzung in Brand gesteckt[2].
Die Schäden und Verluste waren auf beiden Seiten schwer. Die Briten zählten 45 Tote und 145 Verwundete, darunter auch Commodore Hoste. Auf der venezianischen Bellona zählte man 70 Verluste. Kapitän Duodo starb an seinen Verletzungen. Auf der Favorite starb nicht nur der Commodore Dubourdieu, sondern auch sein Kapitän La Marre Le Meillerie. Insgesamt gab es allein auf diesem Schiff 150 Tote und Verletzte[3].
Bedeutung
Gefechte zwischen Fregatten waren nichts ungewöhnliches. Aber hier kopierte ein Geschwader von Fregatten die Kampfformation für Linienschiffe, also wesentlich größeren Einheiten. Erst als im nächsten Jahr aus Venedig ein Linienschiff gegen die Briten eingesetzt wurde, sandte man ein britisches Linienschiff zur Unterstützung. In diesem Gefecht hier verhinderte Hoste eine Eroberung seines Stützpunktes und ermöglicht dadurch eigene aktive Kampfhandlungen. Durch weitere Gefechte in den nächsten Jahren bis 1814 in der Adria und durch die Unterstützung durch österreichische Landungstruppen ab 1813 wurden die französischen Truppen in einzelnen Stützpunkten isoliert und zur Handlungsunfähigkeit gezwungen. Hoste war früher Horatio Nelson untergeben. Als die Franzosen heranrückten, motivierte Hoste seine Mannschaften mit dem Ruf „Erinnert Euch an Nelson!“.
Einzelnachweise
Literatur
- Richard Woodman: The Victory of Seapower. Winning the Napoleonic War 1806–1814. Caxton, London 1998, ISBN 1-84067-359-1.
- Helmut Pemsel: Seeherrschaft. Eine maritime Weltgeschichte von den Anfängen bis 1850. Augsburg 1995. ISBN 3-89350-711-6.
- William James: The Naval History of Great Britain from the Declaration of war by France, in February 1793, to the Asseccion of George IV. in January 1820., Vol. V, London 1826 (online bei Google Books https://books.google.de/books?id=OpUXwMOYJ-YC&hl=de&pg=PP7#v=onepage&q&f=false)