Fachschule für Kunsthandwerk und Design Elbigenalp

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Die Fachschule für Kunsthandwerk und Design Elbigenalp steht in der Gemeinde Elbigenalp im Bezirk Reutte im Lechtal im Bundesland Tirol. Die berufsbildende Kunstschule für Kunsthandwerk und Design des Trägers Verein für gewerbliche Holzbildhauerei Elbigenalp ist eine Fachschule mit Öffentlichkeitsrecht.

Geschichte

Schon im Jahre 1835 gründete der Maler, Lithograf und Heimatforscher Anton Falger in seiner Heimatgemeinde Elbigenalp eine Zeichenschule. Im Laufe der Zeit bis 1876 unterrichtete Falger über 100 Schüler, darunter auch eine Nichte des berühmten Malers Joseph Anton Koch aus Elbigenalp, Anna Stainer-Knittel, die in Folge als Malerin in Innsbruck wirkte und als Geierwally in die Literaturgeschichte einging.

Aus dieser Zeichenschule entwickelte sich dann bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine Zeichen- und Stuckaturschule (1877–1914) für die Wanderhandwerker aus dem Lechtal, die im ganzen süddeutschen und westösterreichischen Raum vor allem bei Kirchenbauten, aber auch in Bürgerhäusern wirkten.[1]

In der Zwischenkriegszeit (1926–1938) wurden in Elbigenalp auch Schnitzkurse vom Künstler Benno Bischof[2] aus der Nachbargemeinde Häselgehr angeboten.

1951 begründete dann der bekannte Holzbildhauer Rudolf Geisler-Moroder sen. im Auftrag des Landes Tirol die damals private freie Kunstschule Schnitzschule Elbigenalp, die eine dreijährige Ausbildung in Holzbildhauerei anbot.

1957 wurde der bis heute grundlegende Trägerverein Schnitzschule Elbigenalp (s. u.) gegründet.

1983 bekam diese Schule das Öffentlichkeitsrecht verliehen und wurde damit den österreichischen Bundesschulen gleichgestellt. Die Lehrpläne wurden dem staatlichen österreichischen Bildungssystem für Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen angeglichen, und die Lehrenden wurden als Bundeslehrer angestellt bzw. übernommen.

Die alte Ausbildung (ohne Öffentlichkeitsrecht) wurde bis 1986 unter der Leitung des Tiroler Künstlers und Holzbildhauermeisters Kassian Erhart weitergeführt und beendet.[3]

Von 1983 bis 1986 leitete Karl Jäger die neue Ausbildung (mit Öffentlichkeitsrecht). Robert Maldoner übernahm 1986 die Gesamt-Leitung bis zu seinem Tod 2013. Die künstlerischen Schwerpunkte der neuen Bildhauerausbildung (nach dem neuen BMS-Lehrplan für Elbigenalp nicht nur für Holz-, sondern auch für Steinbildhauerei) wurden ab 1985 durch den Tiroler Stein- und Holzbildhauer Anton Baumgartner mitgestaltet.

Neben dem traditionellen Zweig einer Bildhauerei-Ausbildung wurde seit 1989 auch eine Ausbildung für Vergolden und Schilderherstellen in Elbigenalp angesiedelt.

Trägerschaft

Träger der Schule ist seit 1957 der Verein für gewerbliche Holzbildhauerei Elbigenalp (vorher: Verein Schnitzschule Elbigenalp), dem maßgeblich das Land Tirol vorsteht. Weitere Mitglieder sind das Land Vorarlberg, die Wirtschaftskammer Tirol, die Landwirtschaftskammer Tirol, sowie die Gemeinde Elbigenalp. Dieser Verein kümmert sich um die Ausstattung, Gebäude und das Hauspersonal. Die Lehrpersonen werden aufgrund des Öffentlichkeitsrechts vom Bundesministerium für Bildung beaufsichtigt und bezahlt.

Ausbildungen und Abschlüsse

Künstlerische Zweige

Die Schule bietet heute in einer 4-jährigen Ausbildung zwei künstlerische Zweige an, nämlich einerseits:

Lehrabschlüsse und Berufsberechtigungen

Parallel dazu werden (de facto) Lehrabschlussprüfungen angeboten.[5] Dazu wird der Zugang zur österr. Meisterprüfung wesentlich erleichtert, und Teile derselben werden anerkannt. Dies gilt für die Gewerbe:

  • Holzbildhauer (Lehrberuf);[6]
  • Steinmetz (Lehrberuf);[7]
  • Beschriftungsdesign und Werbetechnik (Lehrberuf)[8] (früher: Schilderhersteller).

Dazu kommt, dass bei Unternehmensgründung der Fachschulabschluss als sog. Befähigungsprüfung zumindest im theoretischen Teil anerkannt wird.

Lehrer

  • Anton Baumgartner (in Elbigenalp 1986–2006)
  • Kassian Erhart (in Elbigenalp 1978–1986, zuletzt Direktor für die auslaufende „freie“ Holzbildhauerausbildung)
  • Josef Jehle (in Elbigenalp 1987–2016)[9]
  • Rudolf Geisler-Moroder senior (in Elbigenalp 1951–1988)[10]
  • Rudolf Geisler-Moroder junior (ab 1979)
  • Robert Maldoner (in Elbigenalp 1988–2008)[11].

Absolventen

Aus dieser künstlerischen Ausbildung in Elbigenalp gingen einige inzwischen auch international anerkannte Künstler und Bildhauer hervor, wie Manuel Egger-Budemair[12], Alois Fasching[13], Simon Hafele[14], Manfred Hellweger[15], Daniel Nikolaus Kocher[16], Gabriel Köfler[17], David Köfler[18], Leonard Lorenz, Helmut Narr[19], Peter Niedertscheider[20], Horst Pali[21], Gabriel Rauchegger[22], Erich Ruprechter[23], Ernst Schnöller[24], Alois Weiskopf[25], und viele andere.

Literatur

  • Dietmar Rossmann: Schnitzschule Elbigenalp. Diplomarbeit Universität Innsbruck 1997.
  • Martin Rasper: Holzbildhauer aus Elbigenalp, in: Merian, 57. Jg. Heft 2/2004 (Tirol), auch online, abgefragt 1. Januar 2017.
  • Rudolf Geisler-Moroder junior: Ein Beruf im Wandel. Die Identitätskrise und Suche nach einem neuen Selbstbewusstsein in der Holzbildhauerei. Diplomarbeit Berufspädagogische Akademie Innsbruck 2007.
  • Felix Josef, Hans Sturm, Barry John Hewson: Eine Forschungsreise durch die österreichische Bildungslandschaft im Bereich Kunst, Handwerk und Design. Erhebungen und Analysen zur Sicherung der Ausbildungsqualität der „Kunstschulen“ im berufsbildenden Schulwesen. Studie im Auftrag des BMUKK ausgeführt von der Privatuniversität der Kreativwirtschaft, Wien 2008, auch online, abgefragt 14. Dezember 2016.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Infos zur Wanderarbeit der Stuckateure in Tirol, abgefragt 26. Dezember 2016.
  2. Hinweis zum Holzschnitzer Benno Bischof (Memento vom 26. Dezember 2016 im Internet Archive)
  3. Infos zur Geschichte der Schule Elbigenalp (Memento vom 29. Dezember 2016 im Internet Archive), abgefragt 29. Dezember 2016.
  4. 2016 wurden die Auisbildungszweige und Lehrpläne der technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Lehranstalten durch Verordnung des Bildungsministeriums neu gestaltet, s. Lehrplanreformverordnung 2016, abgefragt 30. Dezember 2016.
  5. Die erfolgreiche Absolvierung einer österr. BMHS gilt als Abschluss einer österr. Berufsschule, ersetzt den theoretischen Teil einer o.a. Lehrabschlussprüfung, und ersetzt oder verkürzt die sonst notwendige Lehrzeit (von 3-4 auf max. 1 Jahr(e)) bis zum Prüfungsantritt. Eine Lehrabschlussprüfung nach österr. Gewerberecht ist jedoch jedenfalls zu absolvieren.
  6. siehe die österr. Berufsinformation zum Lehrberuf Bildhauer, abgefragt 14. Dezember 2016.
  7. siehe die österr. Berufsinformation zum Lehrberuf Steinmetz, abgefragt 14. Dezember 2016.
  8. siehe die österr. Berufsinformation zum Lehrberuf Beschriftungsdesign, abgefragt 14. Dezember 2016.
  9. Infos zu Josef Jehle, abgefragt 14. Dezember 2016.
  10. siehe Reichart, Helga (1997): Leben und Werk des Holzbildhauers Rudolf Geisler-Moroder, Innsbruck: Tyrolia, ISBN 978-3-7022-2080-8.
  11. Nachruf auf Direktor Robert Maldoner, abgefragt 26. Dezember 2016.
  12. Biografie Manuel Egger-Budemair, abgefragt 14. Dezember 2016.
  13. Biografie Alois Fasching online, abgefragt 12. Dezember 2016.
  14. Biografie Simon Hafele, abgefragt 14. Dezember 2016.
  15. Biografie Hellweger online, abgefragt am 12. Dezember 2016.
  16. Biografie Daniel Nikolaus Kocher, abgefragt 1. Januar 2017.
  17. Gabriel Köfler: Gabriel Köfler. Abgerufen am 1. September 2019 (deutsch).
  18. DAVID KÖFLER. Abgerufen am 1. September 2019 (deutsch).
  19. Biografie Helmut Narr, abgefragt 14. Dezember 2016.
  20. homepage Peter Niedertscheider, abgefragt am 5. September 2018.
  21. Biografie Horst Pali, abgefragt 14. Dezember 2016.
  22. Biografie Gabriel Rauchegger online, abgefragt 12. Dezember 2016.
  23. Biografie Erich Ruprechter online, abgefragt 12. Dezember 2016.
  24. Biografie Ernst Schnöller online, abgefragt 12. Dezember 2016
  25. Biografie Alois Weiskopf online, abgefragt 12. Dezember 2016.

Koordinaten: 47° 17′ 20,6″ N, 10° 25′ 50,7″ O