Seefedern

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Seefedern

Virgularia sp.

Systematik
ohne Rang: Gewebetiere (Eumetazoa)
Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
Klasse: Blumentiere (Anthozoa)
Unterklasse: Octocorallia
Ordnung: Seefedern
Wissenschaftlicher Name
Pennatulacea
Verrill, 1865

Die Seefedern (Pennatulacea) sind eine Ordnung der Blumentiere (Anthozoa), welche die Sand- und Schlickböden in allen Weltmeeren besiedeln. Sie leben meist in größeren Tiefen, nur in den Tropen auch im Flachwasser. Derzeit sind etwa 440 Arten beschrieben, von denen aber nur knapp die Hälfte gültig ist.[1]

Merkmale

Die streng symmetrisch angeordnete Polypenkolonie ist sehr zäh und kräftig gebaut. Sie erinnert in ihrer Form an eine Feder. Von einem zentralen Stamm, der auf einem leicht anschwellbaren Grabfuss steht, zweigen im oberen Teil in einer Ebene zahlreiche Seitenäste ab, auf denen die einzelnen Polypen stehen. Die Festigkeit der Kolonie beruht auf der Einlagerung von Hornsubstanz (Pennatulin) und Kalknadeln, die platten- (am Fuß) oder nadelförmige Gestalt (am Stamm) haben. Die Polypen sind durch ihre geringe Größe (etwa 1 mm) und fehlende Färbung sehr unscheinbar. Die Farbe des Korallenskeletts ist meist leuchtend violettrot, innen jedoch viel heller. Eine Kolonie erreicht eine Höhe von 40 cm.

Seefedern gehören zu den Achtstrahligen Blumentieren (Octocorallia). Ihre Polypen haben immer acht gefiederte Tentakel. Sie unterscheiden sich von allen anderen Blumentieren dadurch, dass sie einen Primär- oder Axialpolypen besitzen, der aus zwei Teilen besteht: einem Fuß, der im Sand- oder Schlammboden eingegraben ist, und einem ins freie Wasser ragenden Teil, von dem die anderen Polypen abzweigen. Bei Irritationen können sie sich vollständig in ihren Fuß zurückziehen. Die Tiere sind bilateral symmetrisch und meist federförmig. Sie sind Filtrierer und ernähren sich von kleinstem Plankton. Einige Arten können biologisch erzeugtes Licht ausstrahlen (Biolumineszenz).

Die Gruppe der Seefedern stellt innerhalb der Blumentiere eine außerordentlich hoch entwickelte Organisationsstufe dar. Die Polypen sind untereinander durch ein sehr einfaches Nervensystem verbunden und reagieren bei äußeren Einflüssen deshalb auch wie ein einziges Tier. Ähnlich wie die Tote Meerhand wechseln Phasen der Polypenkontraktion mit denen der Expansion. Im Dunkeln leuchten die Kolonien häufig und locken so Planktonorganismen an, die sie mit ihren kleinen Tentakelköpfen wegfangen und verschlingen. Die Kolonien sind getrenntgeschlechtlich und die Geschlechtsprodukte werden ins freie Wasser abgegeben, wo dann die Befruchtung stattfindet. Aus dem befruchteten Ei bildet sich eine Planulalarve, die zum Bodenleben übergeht und zu einem Primärpolypen auswächst. Aus diesem einzelnen Tier entsteht durch Knospung eine ganze Kolonie. Bisher ist nur bei der Art Pennatula prolifera eine ungeschlechtliche Vermehrung bekannt. Bei dieser Art schnürt sich der obere Teil des Stockes ab und bildet eine neue Kolonie.

Verbreitung

Kosmopolitisch, an den europäischen Küsten im Atlantik, Ärmelkanal, Nord- und westliche Ostsee, Mittelmeer.

Lebensraum

Lebensraum der Seefedern sind Ton-, Sand- und Weichböden in 20 bis 2000 Meter Tiefe.

Systematik

Traditionell sieht man die Seefedern als eine der drei Ordnungen der Octocorallia an. Eine neuere phylogenetische Untersuchung verwirft die bisherigen Annahmen über die Verwandtschaftsverhältnisse und sieht die Seefedern als enge Verwandte einer Gorgoniengruppe (Ellisellidae). Die Seefedern sind monophyletisch und bilden zusammen mit ihrer Schwestergruppe, der Gorgonienfamile Ellisellidae, ein bisher unbenanntes Taxon, das in einem Schwesterverhältnis zu der Blauen Koralle (Heliopora coerulea) steht. Das aus diesen drei Taxa gebildete unbenannte Taxon steht allen Gorgonien der Unterordnung Calcaxonia mit Ausnahme der Ellisellidae gegenüber. Zusammen bilden alle eine provisorisch Calcaxonia-Pennatulacea genannte Klade, welche die zweit artenreichste Klade der Octocorallia ist.[2]

Die traditionelle Gliederung sieht wie folgt aus:[3]

Fossilbericht

Seefedern werden immer wieder mit Vertretern der Ediacara-Fauna, wie beispielsweise Charnia, in Verbindung gebracht. Allerdings lehnen Jonathan B. Antcliffe und Martin D. Brasier diese Verbindung kategorisch ab.[7] Auch der Nachweis aus dem kambrischen Burgess-Schiefer ist zweifelhaft. Sichere Nachweise stammen erst aus der Unterkreide[8] und dem Paläogen. Die kalzifizierte Achse ist im Querschnitt sehr ähnlich aufgebaut wie die Belemniten aus Jura und Kreide. Verwechslungen mit fossilen Seefedern waren ein Grund für den angeblichen Nachweis von Belemniten im „Tertiär“ (Paläogen und Neogen). Umgekehrt hat sich ein vermeintlicher Rest einer Seefeder aus der Obertrias als der Rest eines belemnoiden Cephalopoden entpuppt.[9]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Gary C. Williams: Living genera of sea pens (Goelenterata: Octocorallia: Pennatulacea): illustrated key and synopses. Zoological Journal of the Linnean Society, 113(2): 93–140, London 2008 doi:10.1111/j.1096-3642.1995.tb00929.x
  2. C. S. McFadden, S. C. France, J. A. Sánchez, P. Alderslade: A molecular phylogenetic analysis of the Octocorallia (Cnidaria: Anthozoa) based on mitochondrial protein-coding sequences. Sciencedirect
  3. Systematic list of valid octocoral genera zusammengestellt von Gary C. Williams und Stephen D. Cairns (Memento des Originals vom 27. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/research.calacademy.org (abgerufen am 8. Dezember 2009)
  4. Georg August Goldfuß: Handbuch der Zoologie. Erste Abtheilung. Nürnberg, Johann Leonhard Schrag, 1820 Online bei archive.org (S. 90)
  5. Pablo J. López-González, Jim Drewery: When distant relatives look too alike: a new family, two new genera and a new species of deep-sea Umbellula-like sea pens (Anthozoa, Octocorallia, Pennatulacea). In: Invertebrate Systematics. 36, Nr. 3, 2021, S. 199–225.
  6. Pseudumbellulidae López-González in López-González & Drewery, 2022, in World Register of Marine Species (WoRMS), ID 1565692, 2022.
  7. Jonathan B. Antcliffe und Martin D. Brasier: Charnia and sea pens are poles apart. Journal of the Geological Society, 164(1): 49–51, London 2007 doi:10.1144/0016-76492006-080
  8. Michael J. Benton (Hrsg.): The Fossil Record 2. Chapman & Hall, London u. a., 1993 ISBN 0-412-39380-8
  9. [1]

Literatur

  • Marymegan Daly, Mercer R. Brugler, Paulyn Cartwright, Allen G. Collin, Michael N. Dawson, Daphne G. Fautin, Scott C. France, Catherine S. McFadden, Dennis M. Opresko, Estefania Rodriguez, Sandra L. Romano, Joel L. Stake: The phylum Cnidaria: A review of phylogenetic patterns and diversity 300 years after Linnaeus. In: Zootaxa. 1668, Wellington 2007, S. 127–182, ISSN 1175-5326 Abstract – PDF
  • Bernhard Werner: Stamm Cnidaria. In: Hans-Eckard Gruner (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band I: Wirbellose Tiere 2. Teil: Cnidaria, Ctenophora, Mesozoa, Plathelminthes, Nemertini, Entoprocta, Nemathelminthes, Priapulida. 4., völlig neubearbeitete Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-437-20261-8, S. 11–305.
  • H.-E. Gruner, H.-J. Hannemann, G. Hartwich, R. Kilias: Urania Tierreich, Wirbellose 1 (Protozoa bis Echiurida). Urania-Verlag, ISBN 3-332-00501-4.
  • Baensch, Patzner: Mergus Meerwasser-Atlas. Bände 2, 4 + 5, Mergus-Verlag, Melle.

Weblinks

Commons: Seefedern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien