Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski

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Ausschnitt aus einem Selbstporträt von 1912

Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski (russisch Сергей Михайлович Прокудин-Горский, wiss. Transliteration

Sergej Michajlovič Prokudin-Gorskij

; * 18. Augustjul. / 30. August 1863greg. in Funikowa Gora, Gouvernement Wladimir, Russisches Kaiserreich; † 27. September 1944 in Paris) war ein russischer Pionier der Farbfotografie.

Leben und Wirken

Prokudin-Gorski studierte Chemie bei bekannten Chemieprofessoren wie Mendelejew in Sankt Petersburg, Berlin und Paris. Seine eigenen Forschungen resultierten in Patenten für die Produktion von Farbdias und für die Projektion von bewegten Farbbildern. Um 1905 begann er das Vorhaben, mit Hilfe seiner Erfindungen das gesamte russische Reich in Farbaufnahmen systematisch zu dokumentieren. Die Farbaufnahmen sollten unter anderem für die Erziehung von Kindern verwendet werden, um sie über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des russischen Reiches zu unterrichten.

Eisenbahnbrücke über die Kama, Aufnahme zwischen 1909 und 1915

Prokudin-Gorskis Fotografien sind ein sehr bedeutendes geschichtliches Zeugnis des russischen Reiches kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Seine Motive reichen von mittelalterlichen Kirchen und Klöstern des alten Russlands bis hin zu Eisenbahnlinien und Fabriken der damals modernen russischen Industrie. Eines seiner allerersten Bilder zeigt den Schriftsteller Leo Tolstoi.

Vom Zaren Nikolaus II. mit einer in einem Waggon installierten Dunkelkammer ausgestattet und mit zwei Genehmigungen für das Betreten von Sperrgebieten versehen, begann Prokudin-Gorski 1909 mit seiner fotografischen Arbeit, die er 1915 abschloss. Er verwendete eine Wechselschlittenkamera, die Adolf Miethe entwickelt hatte.[1] Nach der Oktoberrevolution floh er 1918 über Norwegen und England nach Frankreich, wo er sich in Paris niederließ und dort 1944 starb. Die komplette Sammlung seiner Fotografien wurden 1948 von der Library of Congress erworben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Fotografisches Verfahren

Aufnahme

Für diese 1911 aufgenommene Farbfotografie von Alim Khan wurden drei Schwarzweißfotos jeweils durch einen roten, grünen und blauen Filter gemacht (zu sehen am rechten Rand). Für die Farbdarstellung (links) wurden die drei Einzelbilder durch Filter der gleichen Farbe projiziert.

Bei dem von ihm entwickelten Verfahren werden drei monochrome Fotoplatten in schneller Abfolge mit jeweils unterschiedlichen Farbfiltern (Rot, Grün und Blau) aufgenommen.

Wiedergabe

Die Filter sind zusammen mit der zu belichtenden Glasplatte in einen Schlitten geschoben (hier der Übersicht­lichkeit halber getrennt). Dieser wird nach jeder Aufnahme über einen pneuma­tischen Mechanismus (nicht abgebildet) um ein Bild nach unten gefahren, sodass der nächste Farb­auszug aufge­nommen werden kann.

Durch die Projektion aller drei Platten mit Hilfe des dem Farbfilter entsprechenden Lichts entstand eine farbige Abbildung des fotografierten Originals. Dies bedeutet: drei mit dem entsprechenden Filter versehene Lichtquellen projizieren ihr Bild der jeweiligen Fotoplatte (nach dem Dia-Prinzip mittels additiver Farbmischung) auf eine Leinwand. Man konnte jedoch die so entstandenen Bilder damals nicht auf Fotopapier entwickeln.

Literatur

  • Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski, Robert H. Allshouse (Hrsg.): Photographs for the Tsar: The Pioneering Color Photography of Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorskii Commissioned by Tsar Nicholas II. Doubleday, 1980, ISBN 0-385-27158-1. (deutsche Ausgabe: Das russische Empire unter Zar Nikolaus II. in historischen Farbfotografien. Berlin 2013)
  • Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorskii: Nostalgia, Das Russland von Zar Nikolaus II. in Farbfotografien von Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorskii. Verlag Die Gestalten, Berlin 2013, ISBN 978-3-89955-459-5.
  • Henning Lautenschläger: Frühe Farbfotografie in Russland. Sergej Prokudin-Gorskijs Postkarten für die Gemeinschaft der heiligen Evgenija des Roten Kreuzes. In: Fotogeschichte, Jg. 42 (2022), Nr. 163, S. 43–55.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frühe Farbfotografie: Bunt fürs Leben. In: Spiegel online. 6. April 2011.