Severus Sebokht

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Severus Sebokht (auch Sebokt, Sebukht, Seboht; * um 575 in Nisibis, Syrien; † 666 oder 667 in Kennesrin, Syrien) war ein syrischer Geistlicher und Astronom. Er wird als ein bedeutender Übermittler spätantiken Wissens, inklusive der sogenannten „Arabischen Zahlen“, an die islamische Kultur gesehen.

Leben

Über sein Leben ist wenig bekannt. Er lehrte in der Schule von Nisibis (damals persisch), gab seine Position aber nach einem Streit innerhalb der Nestorianer 612 auf. Später wurde er Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche und wurde Mönch im Kloster von Kennesrin am Westufer des Euphrat, damals eines der Zentren griechischer Gelehrsamkeit in Syrien.

Werk

Severus Sebokht schrieb 638 ein Buch über aristotelische Syllogismen und übersetzte den persischen Kommentar von Paulus Persa über Aristoteles De interpretatione ins Syrische. Er ist hauptsächlich für seine astronomischen Werke bekannt, insbesondere über seine Abhandlung über das Astrolabium (vor 661, um 660), in dem er sich auf ein verlorenes Werk von Theon von Alexandria bezieht. Das Buch (von dem zwei Kapitel nicht erhalten sind) behandelt ausführlich den Aufbau und die Verwendung des Astrolabiums. Er schrieb auch ein Buch über Sternkonstellationen (und elementare Astronomie, zum Beispiel die Ekliptik, Klimazonen der Erde und Tageslängen), entstanden 661 nach seinem Buch über das Astrolabium. Auch dieses Buch ist nicht vollständig erhalten. Es enthält Auszüge aus den Phaenomena des Aratus und zeigt Vertrautheit mit Ptolemäus’ Handtafeln. Um 665 schrieb er zusätzliche Kapitel als Reaktion auf Fragen eines zu Besuch weilenden Geistlichen, Basilius von Zypern. Sie betreffen unter anderem das Datum der Geburt Christi, Konjunktion der Planeten und die Berechnung des Osterdatums.

Indisch-Arabische Zahlen

Von Severus Sebokht stammt die früheste Erwähnung des indischen Dezimalsystems im „Westen“ (westlich vom hauptsächlich hinduistisch geprägten, multireligiösen, inklusive christlichen, Indien, von den sasanidischen Persern und nordwestlich von der entstehenden muslimischen Welt – aber siehe Ostkirchen).

Sebokht lobt das Dezimalsystem der Inder. Im 7. Jahrhundert lernten auch die Araber das System kennen. Arabische Bücher, die es verwendeten, erschienen aber erst im 9. Jahrhundert (Algoritmi de numero indorum von al-Chwarizmi, um 825, nur in lateinischer Übersetzung bekannt).

Übersetzungen

  • Severus Sabokt: Description of the Astrolabe. Translated by Jessie Payne Smith Margoliouth. In: Robert T. Gunther: The Astrolabes of the World. Band 1, Oxford University Press, 1932, S. 82–103 (online).
  • François Nau: Le traité sur les „Constellations“ écrit, en 661, par Sévère Sébokt, évêque de Qennesrin. In: Revue de l’Orient chrétien. Band 7, 1929, S. 327–410, Band 8, 1932, S. 85–100 (französische Übersetzung seines Buchs über Konstellationen, mit syrischem Text der Kapitel 4,5, nach MS Paris Syr. 346).

Literatur

Übersichtsdarstellung

  • Henri Hugonnard-Roche: Sévère Sebokht. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 6, CNRS Éditions, Paris 2016, ISBN 978-2-271-08989-2, S. 230–235

Untersuchungen und Handbücher

  • François Nau: Notes d’astronomie syrienne. In: Journal asiatique. Reihe 10, Band 16, 1910, S. 209–228 (ausführliche Darstellung von MS Paris Syr. 346, mit Übersetzung vieler Stellen, unter anderem zu indischem Dezimalsystem).
  • Otto Neugebauer: The Early History of the Astrolabe. In: Isis. Band 40, 1949, S. 240–256
  • Otto Neugebauer: A history of ancient mathematical astronomy. Springer, 1975.
  • Scott L. Montgomery: Science in Translation: Movements of Knowledge through Cultures and Time. University of Chicago Press, 2000.
  • David Pingree: The Greek Influence on Early Islamic Mathematical Astronomy. In: Journal of the American Oriental Society. Band 93, 1993, S. 32–43.
  • David Pingree: The Teaching of the Almagest in Late Antiquity. In: Timothy D. Barnes (Hrsg.): The Sciences in Greco-Roman Society. Academic Printing and Publishing, Edmonton 1994, S. 73–98.
  • William Wright: A short history of Syriac literature. Philo Press, Amsterdam 1966.

Weblinks