Shinai Kyōgi
Shinai Kyōgi (jap.
, dt. „Bambusschwert-Wettkampf“) war ein japanischer Kampfsport, der nur wenige Jahre um 1950 betrieben wurde, das moderne Kendō aber deutlich beeinflusste.[1]
Geschichte
In der Besatzungszeit in Japan wurden durch das japanische Erziehungsministerium die Ausübung der Budō-Disziplinen Karate, Kyūdō, Kendō und Naginata 1945 als Schul- und Universitätssport verboten, weil sie als Erziehungsmittel des Militarismus galten. Um dieses Verbot zu umgehen wurde von einigen Kendō-Lehrern eine Variante des Kendō entwickelt. Der „Alljapanische Shinai-Kyōgi-Verband“ (
, Zen Nippon Shinai Kyōgi Renmei) wurde im März 1950 gegründet. 1952 wurde Shinai Kyōgi als Sportart akzeptiert und Schulsport. 1952 endete die Besatzungszeit mit dem Friedensvertrag von San Francisco. Im Oktober 1952 wurde der Alljapanischer Kendōverband wieder gegründet. 1954 schlossen sich beide Verbände zusammen. Kendō verdrängte das Shinai Kyōgi vollständig, übernahm aber einige Regeln.[2][3]
Ausrüstung
Shinai Kyogi sollte sich schon äußerlich vom Kendō unterscheiden. Die Sportler trugen weiße Hosen und Hemden. Dazu kam eine weiße Fechtmaske in der Art, wie sie beim europäischen Fechten benutzt wird. Statt Do und Tare wurde eine gepolsterte Schutzweste, die Protektor (
) genannt wurde getragen. Diese ähnelte der im Taekwondo benutzten Weste, jedoch hatte sie noch drei hängende Lappen, die Hüften und den Unterleib schützen sollten. Die seitlichen Trefferflächen am Rumpf wurden teilweise farblich hervorgehoben. Sportschuhe und Schutzhandschuhe, wie die Kote beim Kendō, vervollständigten die Ausrüstung.
Das Shinai unterschied sich deutlich von dem im Kendō genutzten. Es war maximal 1,15 Meter lang und ähnelte im Aufbau einem Fukuro Shinai. Es bestand aus vier Bambusspleißen die im mittleren Drittel der Länge noch einmal geteilt wurden und im vorderen Drittel schließlich noch einmal längs zu 16 Spleißen aufgeteilt wurden. Dieses Bambusbündel steckte in einer Schutzummantelung aus Leder, Stoff oder auch Gummi.
Regeln
Zahlreiche Regelveränderungen sollten aus der Budō-Kampfkunst Kendō eine moderne Sportart machen, die mehr dem westlichen Fechten ähnelte.
Im Gegensatz zum Vorkriegskendō und dem zu Kriegszeiten wurde die Kampfzeit beschränkt. Zudem wurde die Kampffläche begrenzt. Sie maß 6 mal 7 Meter. Statt eines Kamprichters (Shimpan), der entschied, ob ein Hieb mit einem echten Schwert erfolgreich gewesen wäre, wurden drei Kampfrichter eingeführt, die eine rote und eine weiße Fahne zur Anzeige der Punkte nutzten. Bisher gewann der Erste, der einen oder zwei Punkte hatte, nun gewann, wer in der vorgegebenen Kampfzeit die meisten Punkte erzielte. Techniken, die ein höheres Verletzungsrisiko mit sich brachten, wurden verboten. Dazu gehörten auch Fußfeger (wie man sie heute noch im Judo findet) und Stöße zur Brust (Mune-Tsuki). Auch die damals noch vorkommenden Ringkämpfe um den Kopfschutz (Men) wurden verboten. Das Kiai (Kampfschrei) wurde abgeschafft.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. September 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://ejmas.com/jcs/jcsart_svinth_1202.htm
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jörg Potrafki: Geschichte des Kendo (pdf) (147 kB)
Literatur
- Yasuhiro Konishi: Kendo to shinai kyogi, Verlag Kawazu shoten, Tokyo, 1952 (dort als PDF-Datei verfügbar)
- Allen Guttmann, Lee Austin Thompson: Japanese Sports: A History; University of Hawaii Press, 2001, ISBN 0824824644
- Isaac Joseph Meyer: The Soul of a Nation: Swordsmanship in Japan’s Modern Period, (PDF-Datei), Bachelorarbeit, 2010