Stanley Matthews

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Stanley Matthews
Stanley Matthews (1962)
Personalia
Geburtstag 1. Februar 1915
Geburtsort HanleyEngland
Sterbedatum 23. Februar 2000
Sterbeort Newcastle-under-LymeEngland
Größe 174 cm
Position Rechtsaußen
Junioren
Jahre Station
Stoke St. Peter’s
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1934–1947 Stoke City 259 (51)
1947–1961 FC Blackpool 391 (17)
1961–1965 Stoke City 59 0(3)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1934–1957 England 54 (11)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1965–1968 FC Port Vale
1970 Hibernians Paola
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Sir Stanley Matthews, CBE (* 1. Februar 1915 in Hanley, Staffordshire; † 23. Februar 2000 in Newcastle-under-Lyme) war ein englischer Fußballspieler. Matthews gilt noch heute als einer der besten englischen Spieler überhaupt. Als erster Fußballer erhielt der Rechtsaußen 1956 den Ballon d’Or als „Europas Fußballer des Jahres“. Der Preis wurde von der französischen Zeitung France Football verliehen und es standen nur Europäer zur Wahl. Matthews war nicht nur fußballerisch herausragend – er prägte das Bild des Rechtsaußen und erfand den Matthews-Trick (links antäuschen, rechts vorbeigehen) – sondern galt auch als vorbildlicher Sportsmann. Den goldenen Ball gewann er im Alter von 41 Jahren. Damit ist er bis heute der älteste Preisträger. Als „lebende Legende“ gefeiert, war er 35 Jahre lang als Fußballer aktiv, ehe er im Alter von 50 Jahren sein letztes Pflichtspiel bestritt. Damit ist er nach Kazuyoshi Miura der zweitälteste jemals aktive Profispieler in der Fußballgeschichte.

Jugend

Matthews kam während des Ersten Weltkriegs als dritter von vier Söhnen des Boxers Jack Matthews in Stoke-on-Trent, Stadtteil Hanley, zur Welt.[1] Sehr früh zeigte sich das fußballerische Talent des jungen Stanley, der bereits in einer englischen Schülerauswahl gegen Wales spielte.

Karriere

Vereinsebene

1932 erhielt der 17-Jährige vom Zweitligisten (Second Division) Stoke City das Angebot, für 5 Pfund pro Woche Profispieler zu werden. Matthews nahm das Angebot an und wurde damit der jüngste Profispieler Englands. Im März gab er sein Debüt beim Spiel gegen den FC Bury. Am Ende seiner ersten Saison gelang Stoke der Aufstieg in die höchste Spielklasse, die First Division. Obwohl er mit 15 Einsätzen einen relativ geringen Anteil am Aufstieg hatte, deutete er sein großes Können bereits an.

Durch seine beständige Leistung half Matthews der Mannschaft, sich in Liga eins zu etablieren. Er schoss in den ersten drei Spielzeiten 31 Ligatore und verkörperte dank seiner Grundschnelligkeit, der Flügelläufe und präzisen Flanken einen modernen, athletischen Typus des klassischen Außenstürmers. Matthews spielte physisch unaufwendig; seine Ballbeherrschung ermöglichte es ihm, schnelle Täuschungsmanöver auszuführen. Berühmt wurde der Stan-Matthews-Trick (links antäuschen, rechts vorbeigehen und umgekehrt), den er in extremer Geschwindigkeit ausführte, wobei er den Ball so eng am Fuß behielt, dass es kaum möglich war, ihm diesen mit erlaubten Mitteln abzunehmen. Bald nannte man ihn nur noch The Wizard Of The Dribble oder schlicht The Magician. Da er mit Stoke jedoch nicht um die englische Meisterschaft spielte, sondern lediglich im Mittelfeld der Liga landete (die große Ausnahme blieb ein vierter Platz 1936, bis heute die beste Platzierung des Vereins in der ersten Liga), strebte er 1938 einen Vereinswechsel an. Von dieser Absicht überrascht, veranstalteten mehr als 3000 Fans einen öffentlichen Protest in der Kings Hall, um ihren Star zum Bleiben zu überreden; weitere 1000 Fans marschierten mit Plakaten zum Stadion, um Matthews umzustimmen. Dieser war von der Anteilnahme überwältigt und verlängerte seinen Vertrag in Stoke.

1940 unterbrach der Zweite Weltkrieg auch die Karriere von Matthews, der zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Er diente in der Royal Air Force in der Nähe von Blackpool. Der Krieg brachte ihn wohl um einige seiner besten Jahre, in denen er lediglich für verschiedene Vereine in regionalen Spielrunden die Schuhe schnürte (u. a. Manchester United, Crewe Alexandra), da kein regulärer Ligabetrieb stattfand.

Als Matthews nach Kriegsende 1947 mit 32 Jahren bei Stoke als „alter Mann“ auf die Reservebank abgeschoben werden sollte, schloss er sich für eine Ablösesumme von 11.500 Pfund dem FC Blackpool an.[2] Nach einer starken ersten Saison stand er 1948 mit seinem neuen Verein im FA-Cup-Finale von Wembley, das Blackpool jedoch verlor. Im selben Jahr erhielt er die Auszeichnung als „Englands Fußballer des Jahres“ und war damit der erste Spieler, dem diese Auszeichnung zuerkannt wurde.

Blackpool lebte vom starken Zusammenspiel zwischen Rechtsaußen Matthews und Mittelstürmer Stan Mortensen, weshalb die Mannschaft am Ende der Saison 1950/51 auch auf Platz 3 der First Division landete und erneut im FA-Cup-Finale von Wembley stand, das aber erneut verloren wurde.

1953 stand er mit seiner Mannschaft zum dritten Mal im Finale, das Spiel gegen die Bolton Wanderers war eines der denkwürdigsten Spiele der englischen Fußballgeschichte. Matthews entschied das Spiel fast im Alleingang, obwohl die Bolton Wanderers 20 Minuten vor Schluss noch mit 3:1 führten. Das entscheidende Tor zum 4:3-Sieg fiel in der Schlussminute nach der dritten Torvorlage von Matthews. Der 38-Jährige avancierte damit zur lebenden Legende und das Endspiel erhielt den Beinamen „Matthews-Finale“, obwohl Stürmer Mortensen drei Tore schoss.

1956 verpasste Blackpool die Meisterschaft und wurde Zweiter. Im gleichen Jahr erhielt Matthews als erster Fußballer den neu geschaffenen Ballon d’Or als „Europas Fußballer des Jahres“. Zum Jahresbeginn 1957 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Commander des Order of the British Empire ernannt.

Als 1961 alle mit Matthews Abschied vom aktiven Fußball rechneten, folgte die Überraschung. Der 46-jährige kehrte zu seinem Heimatverein Stoke City zurück, der einen ungeahnten Aufschwung erlebte: der Zuschauerschnitt stieg von 8000 auf über 20.000 pro Spiel, zwei stillgelegte Eisenbahnlinien mussten wieder in Betrieb genommen werden, um den Andrang zu bewältigen. Trotz seines hohen Alters übte die Rückennummer 7 (Matthews Nummer) fußballerisch einen hohen Einfluss auf die Mannschaft aus. In nur zwei Jahren führte er sein Team vom Tabellenende der Second Division wieder in die erste Liga. Als Anerkennung seiner Leistungen wurde er 1963 zum zweiten Mal zu „Englands Fußballer des Jahres“ gekürt. Er blieb den Potters bis zu seinem Karriere-Ende treu. Nach einer fast zwölfmonatigen Verletzungspause bestritt er am 6. Februar 1965 (kurz nach seinem 50. Geburtstag) gegen den FC Fulham sein letztes Pflichtspiel. Bezeichnenderweise bereitete er den Ausgleichstreffer vor. Für mehr als 50 Jahre blieb Matthews anschließend der älteste aktive Fußballprofi der Geschichte, erst Anfang März 2017 wurde er vom Japaner Kazuyoshi Miura überholt.[3]

Im April 1965 bestritt Matthews vor 35.000 Zuschauern im Victoria Ground von Stoke sein Abschiedsspiel gegen eine FIFA-Auswahl, an dem unter anderem Lew Jaschin, Ferenc Puskás und Alfredo Di Stéfano teilnahmen. Nach dem Schlusspfiff wurde Matthews auf Schultern vom Platz getragen.[4] Noch im selben Jahr wurde er als erster Fußballer überhaupt wegen seiner Verdienste um den Sport geadelt und von Königin Elisabeth II. zum Ritter (Sir) geschlagen. Der Duke of Edinburgh bedachte ihn anlässlich dieser Ehrung mit dem Satz: „Stan, Sie sind eine Legende.“ Seine unglaubliche körperliche Fitness rührte auch daher, dass er jeden Tag am Strand laufen ging und auch sonst sehr genau auf seine Gesundheit achtete. So soll er nach der aktiven Laufbahn gesagt haben, dass er noch länger hätte spielen können.

Von seinen Gegenspielern wurde Matthews stets geachtet und ihm wurde großer Respekt gezollt, denn der überaus faire und große Sportsmann wurde während seiner gesamten Karriere nie vom Platz gestellt oder verwarnt.

Nationalmannschaft

Am 28. September 1934 debütierte Stan im Alter von 19 Jahren für die englische Fußballnationalmannschaft, womit er der erste Auswahlspieler von Stoke seit 30 Jahren war. Beim 4:0-Sieg über Wales gelang ihm sogar ein Treffer. Einige Wochen später gehörte Matthews der Mannschaft an, die in der berühmten „Schlacht von Highbury“ den amtierenden Weltmeister Italien mit 3:2 besiegte. Später erinnerte er sich an dieses Spiel als eines der brutalsten, an dem er je teilgenommen habe. 1937 gelang ihm im Spiel gegen die Tschechoslowakei ein Hattrick (5:4-Sieg für England). Er war nun auch bei den „Three Lions“ der unumschränkte Star und Publikumsliebling in fast allen Stadien Englands.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verzichtete Nationalcoach Walter Winterbottom 1946/47 darauf, Matthews zu nominieren, und setzte stattdessen auf Tom Finney als Rechtsaußen. Doch 1948 kehrte Matthews zurück ins Team und bereitete bei seiner Rückkehr alle Tore beim 5:2 gegen Belgien vor.

1950 nahm England zum ersten Mal an einer WM teil und Matthews war mit 35 Jahren der älteste Spieler im Kader. Im ersten Gruppenspiel wurde Chile standesgemäß mit 2:0 besiegt, Matthews selbst spielte nicht. Im zweiten Spiel gegen den Underdog USA wollte Trainer Winterbottom seinen Star schonen und ließ ihn auf der Bank, doch England verlor sensationell mit 0:1. Im dritten Gruppenspiel gegen Spanien konnte Matthews die 0:2-Niederlage nicht abwenden. England musste nach der Vorrunde bereits die Heimreise antreten. Doch auch in den folgenden Jahren hatte die Mannschaft international Probleme und wurde 1953 durch das „Wunderteam“ aus Ungarn mit 3:6 in Wembley gedemütigt (Englands erste Heimniederlage gegen eine Mannschaft vom europäischen Festland).

Mit 39 Jahren reiste er 1954 zu seiner zweiten WM in die Schweiz. Als England im ersten Gruppenspiel gegen Belgien erhebliche Probleme hatte, beorderte Winterbottom seinen Star von rechts Außen weiter in die Mitte. Diese Umstellung brachte den gewünschten Erfolg und das Spiel endete noch 4:4. England wurde zwar Gruppensieger, aber in der Zwischenrunde war nach einem 2:4 gegen Uruguay Schluss. Am 15. Mai 1957 bestritt Matthews mit 42 Jahren sein letztes Länderspiel gegen Dänemark und beendete seine 23-jährige Karriere in der Nationalmannschaft. Damit ist er bis heute der älteste jemals aktive englische Nationalspieler. Insgesamt absolvierte er 54 Länderspiele (11 Tore) und während des Krieges 29 inoffizielle Spiele (2 Tore).

Nach dem Fußball

Im Juli 1965 wurde er Manager bei Stokes Rivalen FC Port Vale. Doch finanzielle Probleme und damit verbundener sportlicher Misserfolg führten 1968 wieder zu seinem Abschied. 1970 wechselte er als Trainer zum maltesischen Verein Hibernians Paola. Dort schnürte er noch mit 55 Jahren die Schuhe, um mitzuspielen. In den 1970er Jahren nahm er oft an Charity- und Freundschaftsspielen in der gesamten Welt teil. 1992 wurde Matthews mit dem Gold-Orden der FIFA geehrt.

Stanley Matthews starb am 23. Februar 2000 im Alter von 85 Jahren, kurz nach seinem Geburtstag. Am Tag seiner Beerdigung (3. März 2000) säumten ca. 100.000 Menschen die Straßen von Stoke, als seine Urne zum Britannia Stadium gebracht wurde.[5] An der folgenden Trauerfeier nahmen berühmte Fußballer wie Gordon Banks, Nat Lofthouse, Bobby und Jack Charlton und Tom Finney teil und erwiesen ihm die letzte Ehre. Er erhielt einen Platz in der English Football Hall of Fame. Vor dem Britannia Stadium steht heute eine Statue von Sir Stanley Matthews, zudem ruht dort seine Asche unter dem Spielfeld.

Trivia

Der deutsche Fußballspieler Reinhard Libuda trug den Spitznamen Stan, da seine Ballbeherrschung und Dribbelkunst an Matthews erinnerte.

Weblinks

Commons: Stanley Matthews – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tony Mason: Matthews, Sir Stanley (1915–2000). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: Januar 2011
  2. Calley, Roy (1992). Blackpool: A Complete Record 1887–1992. Breedon Books Sport.
  3. Japaner ist ältester Fußballprofi der Geschichte
  4. Sir Stanley Matthews' Testimonial remembered. In: BBC News. 2005. Abgerufen am 9. August 2007.
  5. The Sentinel, 19. November 2005