Soroptimist International

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Soroptimist International (SI) (von lateinisch sorores optimae ‚die besten Schwestern‘) ist ein internationaler Service-Club für berufstätige Frauen, der sich für Frauenrechte sowie Bildung, Gleichberechtigung und Frieden zum Wohle der Frauen einsetzt.[1] Die Mitgliedsfrauen nennen sich gegenseitig Soroptimistin, SI-Schwester oder sorores.

Geschichte

Der erste Club von Soroptimist International wurde am 3. Oktober 1921 in Oakland, Kalifornien, gegründet.[2][3] Zuvor hatte der Rotarier und professionelle Gründer von Service-Clubs für Männer, Stuart Morrow[4], im Frühjahr 1921 eine Sekretärinnen-Schule in Oakland besucht mit dem Vorsatz, den Leiter als Clubmitglied zu gewinnen. Er traf jedoch auf eine Leiterin, Adelaide E. Goddard. Goddard war an der Idee interessiert, doch da Rotary bis 1989 keine Frauen aufnahm[5], sprach Morrow weitere Geschäftsfrauen der Stadt an, um einen Service-Club für Frauen zu gründen. Am 31. Mai 1921 fand ein erstes vorbereitendes Treffen im Hotel Oakland statt. Acht Frauen gelten als Gründerinnen: neben Goddard Gladys H. Barndollar (Direktorin der Multigraph Letter Co.), Doris C. Tilton (Haut- und Haarspezialistin, Marinello), Grace M. Wetterhall (Immobilien), Lillian Blake (Inhaberin einer Kunsthandlung), Mary Hughes Patterson (Klavierlehrerin), Mae Green Lineker (Optometristin) und L. Blanche Roller (Inhaberin einer Korsett- und Blusenhandlung).[6] Mit Hilfe von Morrow skizzierten sie die Pläne für die Organisation des Clubs. 80 Frauen unterzeichneten schließlich die Gründungsurkunde des Clubs, die Morrow am 1. Juli 1921 in Sacramento, Kalifornien, einreichte. Morrow war Generaldirektor der auf 25 Jahre angelegten Körperschaft und verfügte über 90 Prozent der Stimmrechte sowie Eigentumsrechte am Namen „Soroptimist“.[7] Der Monatsbeitrag des Soroptimist Club of Alameda County betrug 1,50 US-Dollar. Zur Gründungspräsidentin wurde die Gründerin des Berkeley Womens Gymnasium, Violet Richardson, gewählt. Am 3. Oktober 1921 fand die feierliche Amtseinsetzung und Überreichung der Charterurkunde statt, damit war Soroptimist International gegründet.[8]

Weitere Clubs wurden bereits im Folgejahr gegründet, unter anderem in San Francisco, Los Angeles und Washington, D.C. 1924 entstanden in London[4] und Paris die ersten europäischen Clubs. In London gehörten Sybil Thorndike, Flora Drummond und Mary Sophia Allen zu den Gründungsmitgliedern, an der Gründungsversammlung nahmen auch Mitglieder der königlichen Familie teil.[4][8] Morrow verdiente zu dieser Zeit mit jeder Clubgründung Geld, was schon bald auf Kritik stieß. 1927 kauften die Frauen unter der Führung von acht amerikanischen Clubs Morrow die Rechte am Namen „Soroptimist“ für 5500 US-Dollar ab.[8]

In Paris war die Schönheitschirurgin Suzanne Noël maßgeblich an der ersten Clubgründung 1924 beteiligt, zu den ersten Mitgliedern gehörten Cécile Brunschvicg, Anna de Noailles und Jeanne Lanvin.[3] Auf Noëls Initiative hin gründeten sich in den folgenden Jahren Clubs in den Niederlanden (1927), Italien und Österreich (1929), Deutschland, Belgien und Schweiz (1930), Estland (1931), Indien (1932), Norwegen (1933), Ungarn (1934) und Dänemark (1936). Die Gründung des ersten litauischen Clubs wurde durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs verhindert.[3]

Soroptimist-Konferenz in Harrogate, 1948

Die Gründung des ersten deutschen SI-Clubs in Berlin am 13. Januar 1930 geht neben Noël auf die Schönheitschirurgin Edith Peritz zurück.[9] Man traf sich in der Konditorei Hahnen am Nollendorfplatz. Zu den Mitgliedern gehörten unter anderem Erna Scheffler, Anne-Marie Hofmann, Gabriele Tergit, Lotte Jacobi, Milly Steger und Tilla Durieux.[10][5]

Während des Zweiten Weltkriegs kam die Aktivität der europäischen SI-Clubs vielfach zum Stillstand oder fand im Geheimen statt. Viele Mitglieder flohen, aus Berlin etwa Margarete Berent, Marie Frommer, Annot und Hilde Walter.[10] Die Präsidentin des ersten belgischen Clubs, die Direktorin der Martougin Schokoladenfabrik Marthe Hirsch nahm sich 1943 das Leben, um einer Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen.[3] Zahlreiche Mitglieder wurden deportiert und ermordet, so etwa 1939 in Kaunas.[3]

Nach dem Krieg begann Suzanne Noël neue Clubs zu gründen, unter anderem in der Türkei (1949) und in Griechenland (1950).[3]

1948 erhielt Soroptimist International als Nichtregierungsorganisation bei der UNESCO Konsultativstatus,[11] 1950 erfolgte der Konsultativstatus der Kategorie C bei ECOSOC, seit 1984 angehoben auf Kategorie 1, Allgemeiner Kosultativstatus. Seit 1966 berät Soroptimist International UNICEF bei Serviceprojekten für Kinder. 1975 waren Soroptimistinnen auf der ersten UN-Frauen-Konferenz in Mexiko-Stadt vertreten.[12]

Aufbau

Stele des SI-Clubs in Meycauayan auf den Philippinen, 2020

Soroptimist International ist in 121 Ländern mit rund 72.000 Mitgliedern in über 3.000 Clubs vertreten. Es gibt fünf Föderationen:[1]

  • Soroptimist International Africa Federation (SIAF)
  • Soroptimist International of the Americas (SIA)
  • Soroptimist International of Europe (SIE)
  • Soroptimist International of Great Britain and Ireland (SIGBI)
  • Soroptimist International of the South West Pacific (SISWP)

Soroptimist International of Europe besteht aus rund 1.150 Clubs und 31.400 Mitgliedern in 58 Ländern. Im deutschsprachigen Raum gibt es Landesorganisationen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein.[13]

Soroptimist International Deutschland (SID) besteht derzeit aus 223 Clubs mit über 6.700 Mitgliedern in acht Bezirken. SID ist Mitglied im Deutschen Frauenrat. Die Geschäftsstelle befindet sich in Hannover. Die Präsidentin von SID für die Amtszeit 2019 bis 2021 ist Renate Tewaag vom SI-Club Haan.[14]

Soroptimist International Österreichische Union besteht aus rund 60 Clubs mit ca. 1.800 Mitgliedern und der Jugendorganisation Juvenilia.

Tätigkeit

Der Name Soroptimist wird im Sinne von „die besten Schwestern“ oder „Das Beste für Frauen“[1] von den Mitgliedern als Anspruch an das eigene Verhalten im Leben und im Beruf und als mitmenschliche Verpflichtung verstanden. Er unterstützt keine politischen Parteien oder Religionen, engagiert sich jedoch im lokalen, nationalen und internationalen Bereich für Menschenrechte und Geschlechtergleichstellung durch aktive Teilnahme an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen der Gesellschaft.

SI-Mitglieder aus Guam auf dem UN-Forum gegen Menschenhandel an der Universität von Guam, 2014

Soroptimist International hat als Nichtregierungsorganisation allgemeinen Konsultativstatus bzw. ist mit Repräsentantinnen bei folgenden UN-Unterorganisationen in New York, Genf, Wien und Paris vertreten:[15]

Die Soroptimist International Europe ist außerdem im Europarat in Straßburg mit beratendem Status vertreten.[21]

Die Mitglieder arbeiten an Basisprojekten, die Frauen und Mädchen helfen, ihr individuelles und kollektives Potenzial zu entfalten, Ziele zu verwirklichen und weltweit eine gleichberechtigte Stimme in Gemeinschaften zu haben.[22]

Förderpreis von SI Deutschland

Seit 2008 verleiht Soroptimist International Deutschland im zweijährigen Rhythmus den Soroptimist International Deutschland Förderpreis, der mit 20.000 Euro dotiert ist. Die bisherigen Preisträgerinnen sind:

Erna-Scheffler-Förderpreis

Seit 1996 verleiht der Soroptimist International Club Karlsruhe alle zwei Jahre den Erna-Scheffler-Förderpreis an junge Karlsruher Wissenschaftlerinnen. Die bisherigen Preisträgerinnen sind:

  • 1996: Uta Becker
  • 1998: Gerda Fischer
  • 2000: Jutta Altenbach-Rehm
  • 2002: Kathrin Paschen
  • 2005: Gisela Lanza und Franziska Zacharias
  • 2007: Christiane Barz, Julia Bohnert und Katrin Schulz
  • 2009: Nicole Kikillus und Jennifer Girrbach
  • 2011: Jennifer Girrbach und Christina Gottselig
  • 2013: Anna Osberghaus und Susanne Mertens
  • 2015: Petra Thoma und Ines Reinartz
  • 2017: Nicole Stricker und Bettina Fleck

Bekannte Soroptimistinnen (Auswahl)

Literatur

  • Ulla Dick: Netzwerke und Berufsverbände für Frauen. Ein Handbuch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-19167-9.
  • Janet Haywood: The History of Soroptimist International. Cambridge 1995, ISBN 0-9523788-0-9.
  • Edwin A. Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste-Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-1184-8.
  • Barbara Stambolis: Weibliche Selbstorganisation und hegemoniale Männlichkeit. Das Beispiel weiblicher und männlicher Serviceclubs. In: TU Dortmund (Hrsg.): AIM GENDER. 2006 (Digitalisat [PDF]).
  • Sebastian Gradinger: Service Clubs – zur Institutionalisierung von Solidarität und Sozialkapital. VDM Verlag, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-4651-8, Digitalisat.
  • Eva Hehemann: Frauengesellschaft(en) in Deutschland – von der privaten Feier bis zum Berufsverband. Aviva Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-932338-40-3.
  • Herta Neiß (Hrsg.): 50 Jahre Soroptimist International Linz I: 1963-2013: Geschichte und Geschichten. Linz 2013.

Weblinks

Commons: Soroptimist International – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Who We Are. In: Soroptimist International. Abgerufen am 30. Januar 2021 (britisches Englisch).
  2. Penny Babb: 100th Anniversary Celebration. Soroptimist International of the Americas, Inc., 3. Oktober 2020, abgerufen am 29. Januar 2021 (englisch).
  3. a b c d e f Paula J. Martin: Suzanne Noël: Cosmetic Surgery, Feminism and Beauty in Early Twentieth-Century France. Routledge, 2016, ISBN 978-1-317-04747-6 (google.com [abgerufen am 30. Januar 2021]).
  4. a b c David Doughan, Peter Gordon: Women, Clubs and Associations in Britain. Routledge, 2007, ISBN 978-1-134-20437-3 (google.com [abgerufen am 30. Januar 2021]).
  5. a b c Barbara Stambolis: Weibliche Selbstorganisation und hegemoniale Männlichkeit. Das Beispiel weiblicher und männlicher Serviceclubs. In: TU Dortmund (Hrsg.): AIM GENDER, 2.-4. Februar 2006. 2006 (PDF).
  6. History. SI Founder Region, abgerufen am 30. Januar 2021.
  7. Soroptimist International Of Bidwell Rancho: Another piece of history… 8. August 2017, abgerufen am 30. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  8. a b c Hannelore Peters: #Soroptimist100. Die Gründung der ersten Soroptimist-Clubs. In: Soroptimist Intern. Mitteilungsblatt der Deutschen Union. Nr. 182, Januar 2021, S. 8–14 (PDF).
  9. Felicitas von Aretin: „Wir waren schrecklich stolz aufeinander“. In: Der Tagesspiegel. 14. Februar 2018, abgerufen am 30. Januar 2021.
  10. a b SI-Club Berlin: Geschichte. SI-Club Berlin, abgerufen am 30. Januar 2021.
  11. Unesco General Conference: Records of the General Conference of the United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization. Unesco, 1958 (google.de [abgerufen am 31. Januar 2021]).
  12. Since 1921. In: Soroptimist International. Abgerufen am 31. Januar 2021 (britisches Englisch).
  13. Who we are. In: soroptimisteurope.org. Abgerufen am 31. Januar 2021 (französisch).
  14. Soroptimist International Deutschland: Organisation. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  15. Quadrennial reports for the period 2012-2015 submitted bynon-governmental organizations in consultative status with the Economic and Social Council through the Secretary-General pursuant to Council resolution 1996/31. ECOSOC, 22. November 2016, abgerufen am 29. Januar 2021 (englisch).
  16. List of nongovernmental organizations in consultative status with the Economic and Social Council. In: esango.un.org. 1. September 2014. Archiviert vom Original am 2. Juli 2015. Abgerufen am 20. Dezember 2015.
  17. ILO Special List of NGOs. In: ilo.org. Abgerufen am 11. Dezember 2015.
  18. Heidi Ossenberg: SOROPTIMISTEN. In: badische-zeitung.de. 14. März 2011. Abgerufen am 11. Dezember 2015.
  19. UNIFEM Annual Report 2004/2005. UNIFEM, 2005, abgerufen am 31. Januar 2021.
  20. Official Documents. In: unwomen.org. Abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  21. FAQs: Häufig gestellte Fragen zu SI. In: soroptimist.de. Abgerufen am 11. Dezember 2015.
  22. Soroptimist International > About Us / ..is a Global Volunteer Movement. In: soroptimistinternational.org. Abgerufen am 24. Mai 2019.