Wohlfahrtsfunktion

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Eine Wohlfahrtsfunktion ist in der Volkswirtschaftslehre eine mathematische Funktion zur Beschreibung des Gesamtnutzens der Bevölkerung in einer Volkswirtschaft. Sie ist damit die Zusammenfassung der Nutzenfunktionen der einzelnen Individuen der Volkswirtschaft. Wohlfahrtsfunktionen sind Themen der Multi-Agenten-Ressourcen-Allokation.

Geschichte

Das Konzept der Wohlfahrtsfunktion geht auf Arbeiten von Abram Bergson[1] und Paul A. Samuelson[2] zurück. Kenneth Arrow zeigte die eingeschränkte Anwendbarkeit einer reinen Nutzenfunktion mit dem Unmöglichkeitstheorem, nach dem man verschiedene gegensätzliche Präferenzen verschiedener Individuen nicht zu einem gesamtgesellschaftlichen Nutzen aggregieren kann. Die neuere Diskussion beruht auf Arbeiten von Amartya Sen und James E. Foster. Das Ziel einer beispielsweise auf Einkommen angewandten Wohlfahrtsfunktion ist es, ein Einkommen zu ermitteln, das jenem Einkommen entspricht, wie es in breiten Bevölkerungsschichten wahrgenommen wird. Damit bietet die Wohlfahrtsfunktion eine Alternative zu anderen statistischen Größen wie dem Mittelwert oder dem Median.

Definition

Die Wohlfahrt ist abhängig von den Einkommen der Einzelpersonenen .

Die allgemeinste Form einer Wohlfahrtsfunktion lautet daher:

Spezielle Wohlfahrtsfunktionen

Eine übliche Form der Wohlfahrtsfunktion ist das Produkt aus dem Durchschnittseinkommen mit einem Ungleichverteilungsmaß oder dem dazugehörigen Gleichverteilungsmaß :

Wenn alle das gleiche verdienen, dann ist , und . Wenn einer alles verdient, dann ist , und .

Das einfachste Ungleichverteilungsmaß ist die Hoover-Ungleichverteilung .

Diese Wohlfahrtsfunktion hat eine konkrete Bedeutung: ist der Teil des Einkommens, der unangetastet bliebe, wenn man das Volkseinkommen so umverteilen würde, dass sich eine Gleichverteilung ergäbe. gibt damit an, wie viel jeder im Durchschnitt behalten dürfte, dies ist definitionsgemäß immer weniger als das Durchschnittseinkommen .

Auch der Gini-Koeffizient ist ein Ungleichverteilungsmaß und definiert damit eine Wohlfahrtsfunktion:

Auch das Atkinson-Maß (nach Anthony Atkinson) ist ein Ungleichverteilungsmaß, dessen zugehöriges Gleichverteilungsmaß mit dem Theil-Index ist, diese definieren die folgende Wohlfahrtsfunktion:

Die letzten beiden Wohlfahrtsfunktionen wurden von Amartya Sen und James E. Foster vorgeschlagen.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Abram Bergson: A Reformulation of Certain Aspects of Welfare Economics, Quarterly Journal of Economics, 52. Jahrgang 1938, 310–334.
  2. Paul Samuelson: Foundations of Economic Analysis, Harvard University Press, Cambridge 1947, 221.
  3. Amartya Sen: On economic inequality. Expanded edition with a substantial annexe[: James E. Foster, Amartya Sen: On economic inequality after a quarter century.], Clarendon Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-828193-5.