St.-Andreas-Kirche (Berlin)

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St.-Andreas-Kirche, 1857
Lithografie von Julius Wilhelm

Die St.-Andreas-Kirche war eine evangelische Kirche im heutigen Berliner Ortsteil Friedrichshain. Sie stand am Stralauer Platz in direkter Nähe des Schlesischen Bahnhofs (heute: Ostbahnhof) am Südende der Andreasstraße. Bei einem alliierten Luftangriff im Mai 1944 brannte die Kirche aus; ihre Ruine wurde 1949 gesprengt und abgeräumt.

Architektur

Die St.-Andreas-Kirche wurde als Backsteinbau von dem Architekten und hochrangigen preußischen Baubeamten Heinrich Strack entworfen und in den Jahren 1853 bis 1856 unter Leitung des Stadtbaurates Gustav Holtzmann und des Königlichen Bauführers H. Geiseler[1] erbaut. Sie nahm eine Grundfläche von 34,12 Meter in der Länge und 19,15 Meter in der Breite ein, die Höhe des Kirchenschiffs betrug 16,70 Meter, die Turmhöhe 59,62 Meter. Die Baukosten betrugen 199.236 Mark.

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Lage der St. Andreas-Kirche (Situations-Plan von Berlin, Sineck 1891).

Es handelte sich um eine dreischiffige Basilika im Rundbogenstil mit Emporen und Holzdecken, die halbrunde und fensterlose Apsis war mit einer Halbkuppel überwölbt. Die beiden Sakristeien waren hinter der Chornische als ringförmige, niedrige Anschlussbauten herumgeführt. An der Front stand für die Nebeneingänge und Treppen ein kurzes Querhaus, dessen Mitte der unten rechteckige, nach oben hin erst quadratische und zuoberst achteckige Turm mit einem eisernen, mit Zinkblech gedeckten Helm einnahm. Im Innern waren die Arkadenpfeiler, die die Emporen trugen, aus Sandstein.[2]

Geschichte

Datei:Andreaskirche 1900.jpg
St.-Andreas-Kirche,
um 1900

Die Kirche wurde für die 1854 als Tochtergemeinde der Georgengemeinde entstandene Gemeinde als zunächst namenlose Kirche gebaut. Dies sollte bereits im Frühjahr 1848 geschehen, der Baubeginn wurde allerdings durch wütende Anwohner verhindert und im Hinblick auf die gerade erfolgte Märzrevolution 1848 aufgegeben. Stattdessen begannen die Baubehörden mit dem Bau der St.-Markus-Kirche, ebenfalls für eine Tochtergemeinde der Georgengemeinde, an der Weberstraße.

Am 19. Juli 1854 erfolgte die Grundsteinlegung für die Andreaskirche, bereits im November des gleichen Jahres konnte das Richtfest begangen werden. Erst im Januar 1855 wurde die Kirche auf königlichen Beschluss als Ehrerweisung an den russischen Zaren Nikolaus I., den Ehemann der preußischen Prinzessin Charlotte, nach dem Apostel Andreas benannt, dem Schutzpatron Russlands. Die Einweihung erfolgte im Oktober 1856 in Anwesenheit von König Friedrich Wilhelm IV.

Am 8. Mai 1944 wurde die St.-Andreas-Kirche bei einem alliierten Luftangriff von Bomben getroffen und brannte aus, die Überreste wurden am 12. Januar 1949 gesprengt.[3] Die Glocken, die den Bombenangriff überstanden haben, läuten seit 1950 in der Stadtkirche St. Peter in Sonneberg. Die St.-Andreas-Gemeinde blieb zunächst erhalten, gehört aber heute nach zweimaliger Fusion zusammen mit den Gemeinden der ebenfalls zerstörten St.-Markus-Kirche und der Lazaruskirche zur Evangelischen Kirchengemeinde St. Markus im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte.

Ausstattung (Auswahl)

Entsprechend der Zusammenstellung von Berliner Sehenswürdigkeiten im Jahr 1915 besaß die St. Andreaskirche „das größte und schönste Altargemälde Berlins“: Christus und der sinkende Petrus, gemalt von Fedor Poppe sowie „30 hervorragend gemalte Fenster, Hauptsachen der biblischen Geschichte darstellend“.[4]

Andreashaus

Das Gemeindehaus der Kirche am Stralauer Platz 32 blieb erhalten; es steht neben dem denkmalgeschützten Gebäudekomplex das Zentralmagazins mit einem historischen Lagergebäude, einem Torhaus und einem Kontorhaus. An seiner Fassade prangt der Name Andreas-Haus.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg. Haude & Spener, Berlin 2003, ISBN 3-7759-0474-3, S. 80.
  • Jan Feustel: Verschwundenes Friedrichshain. Bauten und Denkmale im Berliner Osten. Heimatmuseum Friedrichshain, Berlin 2001.

Einzelnachweise

  1. Geiseler, H., Königl. Bauführer. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1856, Teil 1, S. 113.
  2. teilweise nach Berlin und seine Bauten, Ausgabe 1896, Band II, S. 164.
  3. kirchensprengung.de
  4. Sehenswürdigkeiten > Hervorragende Kirchen und Synagogen. In: Berliner Adreßbuch, 1915, II, S. 309.

Koordinaten: 52° 30′ 38,3″ N, 13° 25′ 50,9″ O