St. Peter und Paul (Žlutice)
Die Kirche St. Peter und Paul (tschechisch kostel sv. Petra a Pavla) in der tschechischen Gemeinde Žlutice (deutsch Luditz) zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Karlsbader Region.[1]
Geschichte
Im Fundament des Kirchenschiffes haben sich Reste eines romanischen Vorgängerbaues erhalten.[2] Der heutige Kirchenbau, eine dreischiffige Basilika mit gotischem Kreuzrippengewölbe, entstand in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. In den Bestätigungsbüchern der Prager Diözese ist die Kirche von Luditz 1356 erstmals erwähnt. Laut den Errichtungsbüchern war die Kirche seit etwa 1375 mit einem eigenen Priester besetzt. Während der Hussitenkriege wurde die Kirche 1422 von den Taboriten größtenteils zerstört[3] und 1427 von Ales von Seeberg wieder hergestellt. Graf Lorenz Schlick förderte die Reformation und holte als Hofprediger nach Luditz den lutherischen Theologen Johannes Criginger aus Wittenberg.[4] Die ehemaligen Kirchenstiftungen sind in der Zeit der Hussitenkriege und in der protestantischen Zeit sämtlich eingegangen. Die Nordkapelle entstand 1481. Von 1536 bis etwa 1597 wurde die Südkapelle angebaut. Im 17. Jahrhundert erhielt die Kirche ein teilweises barockes Erscheinungsbild. Am 26. Februar 1660 stürzte der Sakristeiturm ein, zerstörte das Gewölbe vom Vorderteil des Schiffes, den Hochaltar und die herrschaftliche Gruft. Der Wiederaufbau begann 1661 auf Kosten der Stadtgemeinde.[5] Nach einem Brand von 1779 wurde die Kirche im Barockstil wieder aufgebaut, größere Reparaturen erfolgten 1910 und in den 1990er Jahren. In neuer Zeit fand eine aufwendige Rekonstruktion statt. Zur Pfarrei gehörten außer Luditz und der Vorstadt, Groß-Werscheditz, Kowaren, Stadthöfen, Paßnau, Sichlau, Kripau nebst den Einöden Raska und Johannesmühle. 1930 zählte die Pfarrei 2732 Katholiken.[6]
Ausstattung
Im Innern der Kirche haben sich Fragmente gotischer Malereien aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Ein steinernes Taufbecken stammt aus der Renaissance-Zeit. Die wertvolle Barock-Orgel von 1775 lieferte der Orgelmacher František Prokop Nolli. Unter der Kirche befindet sich die Familiengruft der Ritter, Freiherren und Grafen Kokorowetz von Kokorowa. Der Glockenturm enthielt im 19. Jahrhundert drei Glocken aus den Jahren 1570 bis 1574 mit einem Gewicht von 100, 50 und 30 Zentnern.
Literatur
- Rudolf Knorr: Abriss der Geschichte der Pfarrkirche zu St. Peter und Paul in Luditz, Selbstverlag, 1897
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kirche St. Peter und Paul Luditz. Abgerufen am 19. April 2020.
- ↑ Jiri Cizek, Hrady cz s.r.o: Kostel sv. Petra a Pavla, Žlutice. Abgerufen am 19. April 2020.
- ↑ Josef Schindler: Das sociale Wirken in der katholischen Kirche in der Prager Erzdiöcese (Königreich Böhmen). Mayer, 1902 (google.de [abgerufen am 19. April 2020]).
- ↑ Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. J. Klinkhardt, 1909 (google.de [abgerufen am 19. April 2020]).
- ↑ Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen: bd. Elbogner kreis. 1847. J.G. Calve, 1847 (google.de [abgerufen am 19. April 2020]).
- ↑ German genealogy: Sudetenland, Parish Books, Luditz. Abgerufen am 19. April 2020.
Koordinaten: 50° 5′ 23,8″ N, 13° 9′ 50,4″ O