Steinkopf (Wüstensachsen)

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Steinkopf
Steinkopf (Rhoen).jpg

Steinkopf von Westen

Höhe 888 m ü. NHN [1]
Lage nahe Ehrenberg; Landkreis Fulda, Landkreis Rhön-Grabfeld; Hessen, Bayern; Deutschland
Gebirge Rhön (Hohe Rhön / Lange Rhön)
Koordinaten 50° 28′ 41″ N, 10° 1′ 5″ OKoordinaten: 50° 28′ 41″ N, 10° 1′ 5″ O
Topo-Karte LAGIS Hessen
Steinkopf (Wüstensachsen) (Hessen)
Gestein Basalt
Alter des Gesteins 25 - 11 mya/Miozän
Erschließung Forst-, Wald- und Wanderwege sowie Pfade

Der Steinkopf bei Wüstensachsen ist ein 888 m ü. NHN hoher Berg vulkanischen Ursprungs in der Rhön. Der Bereich um den Steinkopf ist ein ökologisch hochwertiger Bereich, daher streng geschützt und naturbelassen. Am Berg gibt es feuchte und magere Bergwiesen, die als Hochweide genutzt werden.

Geographie

Geographische Lage

Der Gipfel des Steinkopfs befindet sich in Hessen, im Landkreis Fulda, 2,7 km südöstlich von Wüstensachsen, dem Hauptort der Gemeinde Ehrenberg. Rund 500 m östlich verläuft die Grenze zum Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern. Entlang dieser Grenze stoßen auch die Naturparks Hessische Rhön und Bayerische Rhön aneinander. Der Steinkopf ist eine Kernzone im Biosphärenreservat Rhön. Im westlich des Bergs gelegenen Tal befindet sich im Rahmen eines Naturschutzgebiets der quellnahe Oberlaufbereich der Ulster. Auf seiner Südostflanke verläuft die Hochrhönstraße. Nachbarberge sind der Stirnberg im Nordosten sowie der Heidelstein im Süden.

Naturraum

Der Steinkopf gehört zum Naturraum Lange Rhön (Gliederungs-Nummer 354.11), der Teil der Haupteinheit Hohe Rhön (Nr. 354) in der Haupteinheitengruppe Osthessisches Bergland (Nr. 35) ist.

Wasserscheide

Über den Steinkopf verläuft die Rhein-Weser-Wasserscheide. Das Wasser der kurzen Bäche, die vom Berg in Richtung Westen, Nordwesten und Norden verlaufen, fließt über die Ulster in den östlichen Weser-Quellfluss Werra. Jenes des an seiner Ostflanke entspringenden Oberelsbacher Grabens verläuft über Bahra, Streu, Fränkische Saale und Main in den Rhein. Die südöstlich am nahe gelegenen Heidelstein entspringende Els (Elsbach), die unter anderem auch von wenigen vom Steinkopf kommenden Bächen gespeist wird, mündet in die Streu, womit er auch zum Rhein-Einzugsgebiet gehört.

Geologie

Felslandschaft am Anstieg zum Steinkopf

Der Gipfel des Steinkopfs bildet einen ca. 15 Meter breiten und 50 Meter langen, von Südost nach Nordwest orientierten Felsgrat, von dem nach Nordosten eine steile Blockhalde abgeht. Dieser Bereich innerhalb des Naturschutzgebiets ist als schutzwürdiger Geotop erfasst.[2] Aufgebaut ist der Gipfel des Steinkopfs aus Feldspatbasalt, der auf der Süd- und auf der Nordostseite von Nephelinbasalt (in moderner Nomenklatur ein Nephelin-Basanit) umgeben ist. Nördlich des Steinkopfs, im Tal des Heuwiesen-Wassers zwischen Steinkopf und Stirnberg steht der auf eine ältere vulkanische Phase zurückgehende Phonolith an (in der Geologischen Karte von 1909 und der Erläuterung dazu noch als Dolerit bezeichnet). Der Steinkopf ist ein westlicher Vorsprung der aus mehreren sich überlagernden Basaltdecken (Deckenergüsse, entstanden als Lavaströme) etwas unterschiedlichen Alters aufgebauten Langen Rhön. Am Steinkopf selbst ist ein durch Erosion freigelegter Förderschlot erkennbar. Am Steinkopf überlagern die basaltischen Gesteine, über einer geringmächtigen Tuffsteinlage, direkt die mesozoischen Sedimentgesteine des Muschelkalk, der am Süd- und Westhang ansteht. Tertiäre Sedimente sind, anders als etwa an der Wasserkuppe, nicht vorhanden.[3] Die basischen Ergussgesteine der Langen Rhön wurden überwiegend vor 22 bis 18 Millionen Jahren, bei Detailuntersuchungen mit Schwerpunkt vor 20 bis 18 Millionen Jahren, also im älteren Miozän, abgelagert. Später wurden sie bei der großräumigen Hebung des Rhönschilds um mehrere Hundert Meter angehoben und dadurch in den höheren Lagen abgetragen, so dass eigentliche Vulkanbauten erodiert und nicht mehr vorhanden sind.[4] Direkte Altersbestimmungen für die Gesteine des Steinkopfs liegen nicht vor.

Flora und Fauna

Huteflächen am Steinkopf

Aufgrund seiner exponierten Lage, seiner großen Unberührtheit und seiner engen Verzahnung verschiedener, rhöntypischer Waldgesellschaften und Gesteinshalden ist der Steinkopf ein wichtiger Standort für seltene Tier- und Pflanzenarten mit zum Teil überregionaler Bedeutung. Die Erforschung ist noch nicht abgeschlossen, es werden Relikte eiszeitlicher Besiedelung vermutet.

Die Blockschutthalde der nahen Gipfelregion ist überwiegend mit Sommerlinden-Berg-Ahorn-Hang- beziehungsweise Blockschuttwald, die sonstigen Bereiche mit Zahnwurz-Buchenwald bedeckt; der übrige Bergkuppenbereich ist überwiegend unbewaldet und dient als Hutefläche. Besonders hervorzuheben sind seltene Moose und Flechten.

Der Steinkopf ist Lebensraum für Waldschnepfe, Kuckuck und Sperber. Als seltene Tagfalterarten sind Kaisermantel, Milchfleck und Braunauge zu nennen. Als Schnecken sind Keulige und Graue Schließmundschnecke nachgewiesen. Spalten und Aushöhlungen alter Bäume sind idealer Lebensraum für Kleintiere wie Spechte, Fledermäuse und Wildbienen.

An seltenen Pflanzen finden z. B. sich die Felsen-Traubenkirsche, der gelbblühende Wolfs-Eisenhut, der Alpen-Milchlattich, die breitblättrige Glockenblume und der Märzenbecher. An den Felsen und Steinblöcken wächst beispielsweise ein Laubmoos, das sonst nur noch in den Alpen und im Südschwarzwald vorkommt.

Pflegeplan

Biosphärenreservat-Kernzone

Die am Steinkopf gelegenen Kernzone[5] des Biosphärenreservats Rhön ist ein so genannter „Trittstein“[6] zwischen den benachbarten Kernzonen Stirnberg (Norden), Kesselrain (am Heidelstein; Süden) und Schafstein (Nordwesten), wobei der Schafstein mit 4,3 km (Luftlinie) am weitesten vom Steinkopf entfernt ist.

Der Pflegeplan für diese Kernzone sieht einen Pufferstreifen rund um das Schutzgebiet zur Hute hin vor, um den Eintrag von Dünger und sonstigen Stoffen zu verhindern. Es wird versucht, die schwer zugängliche, aber dennoch für den Natur- und Landschaftsschutz bedeutsame Fläche zu nutzen und auf Dauer zu erhalten.

Grünland-Projekt am Steinkopf

Das Projekt „Grünlandschutz und Landschaftsentwicklung durch großflächige Beweidung“, kurz: Grünland-Projekt des Biosphärenreservats Rhön, soll neben der Landschaftspflege die Wirtschaftlichkeit klein strukturierter Landwirtschaftsbetriebe erhöhen. Projektträger ist die Arbeitsgemeinschaft Rhön mit den Landkreisen, gefördert wird es außerdem durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF).

Verschiedene Landwirte bilden seit Frühjahr 2006 eine Weidegemeinschaft und wollen am Steinkopf etwa 110 Hektar gemeinsam mit etwa 90 Kühen und 80 Kälbern bewirtschaften. Hinzu kommt noch die Beweidung mit Rhönschafen und Ziegen. Ziel ist, dass die Tiere die Weideperiode über auf der Fläche verbleiben. Hierdurch könnte die fortschreitende Verbuschung des naturschutzrelevanten Gebiets am Steinkopf der Vergangenheit angehören.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Adalbert Schraft: GeoTouren in Hessen. Band 2: Vogelsberg, Wetterau, Hessischer Spessart und Hessische Rhön. Herausgegeben vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Wiesbaden 2018. ISBN 978-3-89026-382-3. Geotope in Hessen - Hessische Rhön, Nr. 67 auf S. 435.
  3. H. Bücking: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten, Lieferung 171, Blatt Sondheim. Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt, Berlin 1909. Geologische Karte, aufgenommen durch H.Bücking 1896-1908. (PDF download bei GEO-LEO, herausgegeben von der Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg (UBF) und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.)
  4. Thomas Reischmann & Heinz-Dieter Nesbor: Vulkanische Gesteine, Abschnitt 5.1.3.4 Rhön. In Roland Becker & Thomas Reischmann: Geologie von Hessen. herausgegeben vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie. Schweizerbart Verlag, Stuttgart 2021. ISBN 978-3-510-65442-0.
  5. Kernzone: von jeglicher Nutzung (z. B. Land- und Forstwirtschaft) ausgeschlosser Bereich in Biosphärenreservaten
  6. „Trittstein“: ein Wechselgebiet für wandernde Tierarten (u. a. Vögel)