Stolberg (Adelsgeschlecht)

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Stammwappen der Grafen zu Stolberg vor 1429
Gesamtwappen des Hauses Stolberg ab 1742

Die Fürsten und Grafen zu Stolberg sind ein weitverzweigtes Adelshaus im Hochadel des Heiligen Römischen Reiches.

Geschichte

Über die Abstammung der Grafen zu Stolberg gibt es über zehn verschiedene Theorien, von denen sich jedoch keine endgültig durchsetzen konnte. Am wahrscheinlichsten scheint eine Abstammung von den Grafen von Hohnstein zu sein. Als erster Vertreter dieser Familie kommt in einer Urkunde von 1210[1] Graf Heinrich zu Stolberg vor, der bereits 1200 als Graf Heinrich von Voigtstedt erwähnt wird. Während zunächst Voigtstedt bei Artern der Sitz dieses Grafengeschlechts war, wurde dies spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts Stolberg (Harz). Das dortige Schloss war bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 im Besitz der Familie.

1429 gelang es den Grafen zu Stolberg im Rahmen eines Erbvertrages, die Grafschaft Wernigerode im Nordharz zu erwerben und dadurch ihr Einflussgebiet wesentlich zu erweitern.

1535 starb Eberhard IV. von Eppstein und sein Neffe Ludwig zu Stolberg erbte per Testament die Grafschaft Königstein mit der Residenz Burg Königstein im Taunus sowie die Herrschaft Gedern und Anteile am Amt Ortenberg. Königstein fiel 1581 an das Kurfürstentum Mainz, Gedern und Ortenberg sind bis in die Gegenwart im Besitz der Linien Wernigerode bzw. Roßla geblieben.

1645 erfolgte die dauerhafte Teilung in die ältere Hauptlinie Stolberg-Wernigerode und die jüngere Hauptlinie Stolberg-Stolberg. Von Stolberg-Wernigerode zweigte sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Linien Stolberg-Gedern (bis 1804) und Stolberg-Schwarza (bis 1748) ab. Stolberg-Stolberg wurde 1706 in die beiden Linien Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla (bis 1982) geteilt.

Vertreter der Linie Stolberg-Gedern erreichten 1742 die Erhebung in den Reichsfürstenstand durch Kaiser Karl VII.

Im 18. Jahrhundert mussten die reichsunmittelbaren Grafen zu Stolberg-Wernigerode ihre Territorien dem Königreich Preußen und dem Kurfürstentum Hannover, die Grafen zu Stolberg-Stolberg sowie die Grafen zu Stolberg-Roßla die zwischen ihnen aufgeteilte Grafschaft Stolberg dem Kurfürstentum Sachsen unterordnen. Die 1804 ausgestorbene Linie der 1742 gefürsteten Grafen zu Stolberg-Gedern unterstand hingegen der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 1806 verloren die Stolberger ihre Reichsgrafenwürde und wurden 1815 endgültig preußische Standesherren.

Der jeweilige Standesherr bzw. dessen erstgeborener Sohn und präsumtiver Nachfolger im Stammgut der Häuser Stolberg-Wernigerode bzw. Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla erhielt am 22. Oktober 1890 bzw. 1893 vom Kaiser Wilhelm II. die Genehmigung zum Führen des fürstlichen bzw. prinzlichen Titels. Alle genealogischen Linien waren 1940 in der Deutschen Adelsgenossenschaft vertreten.[2] Ein Zweig der Linie Stolberg-Stolberg wurde 1980 dem niederländischen Adel einverleibt, jedoch ohne Anerkennung des Fürstentitels.

Besitzungen (Auswahl)

Stammsitz Schloss Stolberg im Harz
Schloss Wernigerode im Harz um 1860

Territorien

Güter

Die Grafen zu Stolberg hatten auch Ansprüche auf das belgische Agimont und führten diesen Namen in ihrem Titel. Allerdings war dabei ein orthographischer Fehler unterlaufen. Erst durch ein Reskript vom 6. Dezember 1780 korrigierte Graf Christian Friedrich zu Stolberg-Wernigerode die bis dahin verwendete falsche Schreibweise Aigmont in Agimont.

Bedeutende Vertreter (Auswahl)

Wappengrafik von Otto Hupp im Münchener Kalender von 1896

Ältere Stolberger Grafen

Schloss Peterswaldau, Niederschlesien
Schloss Kreppelhof, Niederschlesien
Schloss Jannowitz, Niederschlesien
Schloss Schlemmin, Vorpommern

Linie Stolberg-Wernigerode

Linie Stolberg-Gedern

Linie Stolberg-Stolberg

Linie Stolberg-Roßla

Wappen

Stammwappen: In Gold ein schreitender schwarzer Hirsch; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein natürlicher Pfauenschweif zwischen 2 silbernen Straußenfedern.

Siehe auch

Literatur

  • Gothaischer Hofkalender, Justus Perthes, Gotha (Auszug:)
    • Gothaischer Hofkalender 1774, Justus Perthes, Gotha 1773.
    • Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch 1839. Jg. 76, Gotha 1838. Digitalisat
    • Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch 1885. Jg. 122, Gotha 1884. Digitalisat
    • Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch 1891. Jg. 128, Gotha 1890. Digitalisat
    • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser (Hofkalender) 1942, Jg. 179, II. Abt. A (Uradel), Gotha 1941, S. 332–334.
  • Coelestin August Just: Über die Verhältnisse des Gräflichen Hauses Stolberg gegen das Churhaus Sachsen. Craz, Freiberg 1801 (Digitalisat)
  • Constantin von Wurzbach: Stolberg, das Grafenhaus. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 39. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 148 (Digitalisat).
  • Constantin von Wurzbach: Stolberg, die Grafen, Quellen zur Geschichte und Genealogie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 39. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 152 (Digitalisat).
  • Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode: Geschichte des Hauses Stolberg vom Jahre 1210 bis zum Jahre 1511. Hrsg. G. A. v. Mülverstedt, E. Baensch jun., Magdeburg 1883. Digitalisat
  • Stammtafel des mediatisierten Hauses Stolberg. s. n., Donaueschingen 1887.
  • GHdA, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee, Limburg an der Lahn (Auszug): ISSN 0435-2408
    • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser 1951, Band I, Band 1 der Gesamtreihe GHdA, Abt. II A, Glücksburg/Ostsee 1951, S. 404–426.
    • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser 1955, Band III, Band 8 der Gesamtreihe GHdA, Abt. III A, Glücksburg/Ostsee 1955, S. 179–200.
    • Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser, Folgebände: 19, 33, 70, 85, 100, sämtlich Limburg an der Lahn.
    • Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser. Band XVIII, Band 141 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 2007, ISBN 978-3-7980-0841-0.
  • Jörg Brückner: Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft. Die Grafen zu Stolberg und ihr Verhältnis zu den Landgrafen von Thüringen und späteren Herzögen, Kurfürsten bzw. Königen von Sachsen (1210 bis 1815) (= Veröffentlichungen des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V. zur Landes-, Regional und Heimatgeschichte. Band 2). Verlag Janos Stekovics, Dößel 2005, ISBN 3-89923-119-8 (Chemnitz, Techn. Univ., Diss., 2003).
  • Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode, Jost-Christian Fürst zu Stolberg-Stolberg (Hrsg.): Stolberg 1210–2010. Zur achthundertjährigen Geschichte des Geschlechts. Verlag Janos Stekovics, Dößel 2010, ISBN 978-3-89923-252-3.
  • Michael Schroeder: Schloß Ortenberg. Ein Führer zu Burg und Schloß Ortenberg sowie zur Familiengeschichte des Fürstlichen Hauses Stolberg-Roßla. Ortenberg 2010.
  • Jörg BrücknerStolberg, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 405–407 (Digitalisat).
  • Gothaisches Genealogisches Handbuch: Fürstliche Häuser 2 (GGH 7), Verlag des Deutschen Adelsarchivs, Marburg 2018, ISBN 978-3-9817243-6-3, S. 388–440.

Weblinks

Commons: Stolberg (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser (Hofkalender) 1942. 179. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1942, S. 322–334 (kit.edu [abgerufen am 31. August 2021]).
  2. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1941. Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen deutschen Adels. Schlieffen-Verlag, Berlin 1941, S. 468–469 (d-nb.info [abgerufen am 31. August 2021]).
  3. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958 - 1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 8 (kit.edu [abgerufen am 31. August 2021]).