Herbert Turnauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Stolllack)

Herbert Turnauer (* 29. Juli 1907 in Prag; † 8. Jänner 2000 in Wien) war ein österreichischer Unternehmer.

Leben

In den 1930er Jahren betrieb der aus einer Prager Industriellenfamilie stammende Turnauer in Prag die von seiner Familie 1908 mitbegründete Fabrik für galvanische Elemente, Trockenbatterien und Netzanschlussgeräte Böhmische Aktiengesellschaft Le Carbone.[1] Weiters war er Verwaltungsrat der Böhmischen Aktien-Fournierfabrik in Prag.[2] Bis in die 1940er Jahre war er für eine Ausgründung, der 1901 von Wilhelm Beschke gegründeten Prager Niederlassung der Thurm & Beschke KG Magdeburg tätig. Einem bedeutenden Hersteller für Industrielacke, insbes. Schutzlacke für Stahlbauten, Eisenbahnen und später auch für die Luftfahrt. Bereits sein Vater Max Turnauer war Repräsentant des Prager Thurm & Beschke Werkes, aus dem einige Jahre später die Tebas Industrielack AG ausgegründet wurde. Hierzu erwarb Max Turnauer ein 5000 m² großes Grundstück in Poděbrady (Straße Nr. Pop. 195/7).[3] Thurm & Beschke Prag bestand am ursprünglichen Standort in Prag-Vysočany weiterhin fort.[4] Der neuen Tebas Industrielack AG stand Turnauer als einer ihrer Prokuristen vor.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die vom Vater geerbte Lackproduktion in Prag enteignet und Herbert Turnauer, obwohl er wegen seiner teilweise jüdischen Herkunft bei den Nazis als wehrunwürdig galt, des Landes verwiesen.[6] 39 Jahre alt und vermögenslos, baute er zuerst in Mödling eine aus dem Jahr 1890 stammende Lackfabrik von Peter Stoll[7] mit einem Hilfsarbeiter und einem Chemiker, dem Erfinder wasserlöslicher Kunstharze Herbert Hönel, auf. Mit der Firma übersiedelte Turnauer 1957 nach Guntramsdorf. Diese Fabrik wurde der größte Lackerzeuger in Österreich. Sie hieß bis zu ihrem Verkauf an den Hoechst-Konzern im Jahr 1969, Stolllack. Turnauer gründete 1949 die Firma Isovolta (Österreichische Isolierstoffwerke AG). 1962 erwarb er die Mehrheit an der Teich AG, die sich mit der Aluminiumverarbeitung beschäftigt.

1969 gründete er die Constantia Industrieholding AG, bei der auch der frühere ÖVP-Parteiobmann Josef Taus Vorstandsdirektor war. Seine Constantia Industrieholding umfasste fast 50 Werke im In- und Ausland. Turnauer pflegte einen autoritären Führungsstil, galt als Monarchist und trat politisch als Förderer von Jörg Haider auf. Der Großindustrielle galt als Workaholic und mied die Öffentlichkeit. Er wurde auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 1, Reihe A, Nummer 6) bestattet.

Nachkommen

Einzelnachweise

  1. Compass 1938, Finanzielles Jahrbuch, Tschechoslowakei Seite 1092 (Direktlink via ZEDHIA auf S. 1092)
  2. Compass 1938, Finanzielles Jahrbuch, Tschechoslowakei Seite 1117 (Direktlink via ZEDHIA auf [1])
  3. Redakce, administrace a expedice listu nalézá se v nakladatelském závodě v Praze-Královských Vinohradech, Seite 24 [2])
  4. Großbrand bei Thurm & Beschke Prag 1935 [3])
  5. Compass 1944, Finanzielles Jahrbuch, Protektorat Böhmen und Mähren, Slowakei Seite 606 (Direktlink via ZEDHIA auf S. 606)
  6. Profil, 25. 10. 2008 [4]
  7. „Die Entwicklung des Qualitätsmanagements und die Auswirkungen auf die Betriebsorganisation und im soziokulturellen Handlungsfeld “ (PDF; 9,0 MB) Dissertation von 2009, abgerufen am 24. September 2012

Weblinks