Heimtier
Heimtiere sind Tiere, die vom Menschen aus verschiedenen Motiven meist in der Wohnung oder in sonstigem engen Kontakt mit ihm gehalten werden. Motive für die Haltung von Heimtieren können sein: Freude am Tier, Zierde, Interesse an Verhaltensweisen oder auch Züchtung der Tiere, Leben mit zahmen Tieren als Sozialpartner, Ersatz für menschliche Sozialpartner oder für Kinder als Spielgefährten.
Als Heimtiere kommen fast alle in Größe und Verhaltensweisen zur Haltung in der Wohnung geeigneten Arten in Frage. Meist handelt es sich um Säugetiere, aber auch viele Vogel-, Reptilien-, Amphibien- und Fischarten sowie diverse Wirbellose werden als Heimtiere gehalten. Im Fall von Reptilien und Wirbellosen, die zumeist in Terrarien gehalten werden, können auch relativ gefährliche Tiere dazu zählen: Skorpione, Spinnen, Giftschlangen, Riesenschlangen.
Begriff
Das Europäische Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren vom 13. November 1987 bestimmt in Artikel 1 den Begriff Heimtier folgendermaßen: „Der Ausdruck Heimtier bezeichnet ein Tier, das der Mensch in seinem Haushalt zu seiner eigenen Freude und als Gefährten hält oder das für diesen Zweck bestimmt ist.“[1]
Die Begriffe Haustier und Heimtier sind teils unscharf voneinander abgegrenzt. In der Alltagssprache werden sie in der Regel als Synonyme gebraucht. Im wissenschaftlich präzisen Sprachgebrauch handelt es sich bei Haustieren um Tiere, die vom Menschen zu bestimmten Zwecken gehalten und domestiziert wurden. Heimtiere können, müssen aber nicht domestiziert sein. Nahezu alle Heimtierarten, die nicht zu den Säugetieren gehören, sind in diesem Sinne keine Haustierarten, sondern Wildtierarten. Im Englischen sind die Bezeichnungen eindeutig:
für Heimtiere und
oder
für Haustiere im biologischen Sinn (domestizierte Tiere).
Bei manchen Haustierarten ist die Haltung als Heimtier heute die überwiegende Haltungsart und der ursprüngliche Nutzungszweck spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, zum Beispiel bei Hauskatze und Haushund. Dabei sind die Übergänge fließend. Kanarienvögel waren in Deutschland bis in die 1950er Jahre wichtige Nutztiere im Kohlebergbau, wo ihr Verhalten vor dem Auftreten giftiger Gase (Kohlenmonoxid) warnte, die beim Stollenvortrieb austreten können. Heute sind Kanarienvögel nahezu ausschließlich und lediglich Zier- oder Heimvögel. Des Weiteren ist das Hausmeerschweinchen in seiner südamerikanischen Heimat ein Nutztier, in Europa wird es seit seiner Einführung neben der Nutzung als Versuchstier aber fast ausschließlich als Heimtier gehalten. Generell sind Überschneidungen zwischen Labortieren und Heimtieren häufig anzutreffen; einige heute beliebte Heimtiere wie die Farbratte wurden als Versuchstiere gezüchtet.
Bei den als Heimtier gehaltenen Arten lassen sich alle Übergänge vom Wildfang bis zur weitgehenden Domestizierung finden.
Heimtierpopulation in Deutschland
Nach Angaben des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) wurden 2012 in Deutschland Heimtiere in mehr als einem Drittel der Haushalte gehalten: 12,3 Millionen Katzen (in 16,5 Prozent der Haushalte), 7,4 Millionen Hunde (in 13,4 Prozent der Haushalte), 7,6 Millionen Kleinsäuger (in 6,2 Prozent der Haushalte, vor allem Zwergkaninchen) und 3,7 Millionen Ziervögel (vor allem Wellensittiche). Darüber hinaus gibt es in Deutschland etwa 2,3 Millionen Aquarien und 2,6 Millionen Gartenteiche mit Zierfischbesatz sowie 800.000 Terrarien, vor allem mit Schlangen und Echsen.[2]
Die Zahl der Heimtiere nimmt zu. 34,4 Millionen Heimtiere (ohne Zierfische und Terrarientiere) leben in Haushalten in Deutschland 2018. In 45 % aller Haushalte werden Tiere gehalten. 14,8 Millionen Katzen (in 23 % der Haushalte), 9,4 Millionen Hunde (in 19 % der Haushalte), 5,4 Millionen Kleintiere (in 6 % der Haushalte), 1,0 Millionen Terrarien (in 2 % der Haushalte), 1,5 Millionen Gartenteiche (in 3 % der Haushalte), 1,9 Millionen Aquarien (in 4 % der Haushalte) und 4,8 Millionen Heimvögel (in 4 % der Haushalte).
45% aller Haushalte in Deutschland besitzen ein Heimtier. 63 % aller Familien mit Kindern haben ein Heimtier. 22 % aller Haushalte besitzen mindestens zwei Heimtiere.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Text des Europäischen Übereinkommens zum Schutz von Heimtieren (Amtliche Übersetzung Deutschlands).
- ↑ Die Deutschen begeistern sich für Heimtiere Pressemitteilung des ZZF zu einer repräsentativen Erhebung des Marktforschungsinstituts IMR, 20. Juni 2012.
- ↑ IVH und ZZF: Heimtierhaltung 2018. In: Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (Hrsg.): Jahresbericht. Wiesbaden Januar 2019, S. 5.