Swiss Steel Holding

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Swiss Steel Holding AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH0005795668
Gründung 1996
Sitz Luzern, Schweiz
Leitung Frank Koch
(CEO)
Marco Portmann (CFO)
Jens Alder
(VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl >10.000 (2018)[1]
Umsatz 2.980,8 Mio. Euro (2019)[1]
Branche Stahl
Website www.schmolz-bickenbach.com

Die Swiss Steel Group (bis 2006 Swiss Steel, ab 2020 wieder Swiss Steel Group)[2][3] ist ein börsennotierter Stahlkonzern mit Sitz in Luzern/ Schweiz. Die Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 2.980,8 Mio. Euro.[1] Die Swiss Steel Group ist mit ihren Business Units Ascometal (Frankreich), Deutsche Edelstahlwerke (DEW-Deutschland), Finkl Steel (USA), Steeltec (Schweiz) und Ugitech (Frankreich) in der Marktnische Speziallangstahl tätig. Bei den Tätigkeiten der Swiss Steel Group handelt es sich um die Produktion von und den Handel mit Langstahl mit speziellen Materialeigenschaften.

Tätigkeiten

Die Swiss Steel Group ist ein unabhängiger, weltweit tätiger Stahlkonzern, der aus den zwei Divisionen Produktion und Sales & Services besteht. Sie unterstützt weltweit Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von gemeinsamen Entwicklungen über die Herstellung und Bearbeitung bis hin zu Supply-Chain-Lösungen. Zu den Zielbranchen zählen Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, Energieindustrie, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, Hoch- und Tiefbau, Hydraulik, Chemie und Bergbau.

Unternehmensgeschichte

Seit dem 21. September 2020 hat die Unternehmensgruppe den Namen Swiss Steel Group.[4] Seit 2021 werden die beiden ursprünglichen Business Units Swiss Steel AG und Steeltec als eine Organisation unter dem Namen Steeltec geführt.[5]

Swiss Steel Group wurde 1919 von Arthur Schmolz und Oswald Bickenbach in Düsseldorf als Stahlhandelsunternehmen gegründet und firmierte von 1937 bis 2020 unter dem Doppelnamen Schmolz + Bickenbach.

2003 übernahm die weiterhin familiengeführte Schmolz + Bickenbach-Gruppe, die bisher in der Stahlverarbeitung und im Stahlhandel tätig war, unter Führung von Michael Storm die Aktienmehrheit am börsennotierten Stahlproduzenten Swiss Steel AG.

Die Swiss Steel wurde 1996 mit Sitz in Emmenbrücke gegründet. Sie entstand als Holdinggesellschaft nach dem Zusammenschluss der ehemaligen Konkurrenten Von Moos Stahl und Von Roll Stahl, zweier Schweizer Stahlproduzenten. Sie vereinte unter sich zunächst die Von Moos Stahl AG, die Steeltec AG, das Logistikunternehmen Panlog AG mit Sitz in Emmenbrücke und die Stahl Gerlafingen AG mit Sitz in Gerlafingen, die aus der Von Roll Stahl hervorgegangen war. Anfang 2021 sind die bisher getrennt operierenden Einheiten Swiss Steel und Steeltec zusammengeschlossen unter dem Namen Steeltec.[6]

In den folgenden zwei Jahren wurden die deutschen Stahlproduzenten Edelstahlwerke Südwestfalen (2004) und Edelstahl Witten-Krefeld (2005) übernommen, die seit 2007 zusammengeschlossen als Deutsche Edelstahlwerke firmieren. Im Jahr 2006 wurden 65 Prozent der Aktienanteile an der Stahl Gerlafingen AG verkauft, mit der Begründung, man wolle sich mehr auf die Erzeugung von höherwertigen Stählen im Langproduktesegment konzentrieren. 2006 wurde die französische Ugitech-Gruppe mit Sitz in Ugine übernommen.

2006 wurden die meisten operativen Teile der Obergesellschaft Schmolz + Bickenbach KG in die Swiss Steel AG eingebracht und letztere in Schmolz + Bickenbach AG umbenannt (2007 wurde das Schweizer Tochterunternehmen Von Moos Stahl wiederum in Swiss Steel umbenannt). Anfang Februar 2007 wurde zudem die US-amerikanische A. Finkl & Sons Group mit Sitz in Chicago aufgekauft. Mit diesem Schritt wurde die Schmolz + Bickenbach-Gruppe der weltweit grösste Produzent von Werkzeugstahl.

Im Rahmen einer Kapitalerhöhung fiel der Anteil der Schmolz + Bickenbach KG an der AG 2010 von 70 % auf knapp 40 %. Am 23. Dezember 2011 trat Michael Storm als Präsident des Verwaltungsrats zurück, nachdem aufgedeckt wurde, dass Storm ca. 1,5 Millionen Euro (ca. 1,83 Millionen Franken) veruntreut habe.[7][8] 2013 verklagte das Unternehmen Michael Storm auf Rückzahlung von 9 Millionen Euro plus 1,4 Millionen Euro Zinsen.[9] Gleichzeitig kam es durch hohe Finanzverbindlichkeiten, die in Zusammenhang mit den Unternehmenskäufen und einer schwierigen Stahlkonjunktur auf knapp EUR 903 Mio. aufgelaufen waren (im Dez 2012),[10] zu einer angespannten Finanzlage, die im Frühjahr 2013 nach einem Konzernverlust von EUR 157,9 Mio. für das Geschäftsjahr 2012[11] zu der Ankündigung einer möglichen Kapitalerhöhung führte. Benedikt Niemeyer (CEO) und Axel Euchner (CFO) verließen im Juni 2012 aufgrund von Dissonanzen das Unternehmen. Die in der Schmolz + Bickenbach KG vereinten Familienaktionäre um Michael Storm, die im Frühjahr 2013 knapp 40 % der Aktien hielten, lehnten zuerst eine Kapitalerhöhung ab, weil die zu einer Verwässerung der Anteile geführt hätte. Sie verbündeten sich mit dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg und verkaufte an dessen Gesellschaft Renova, beziehungsweise deren Tochter Venetos, einen Anteil von 25,3 %. Dies löste im August 2013 ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre aus, dessen Preis aber unter dem Börsenkurs lag und daher nur eine sehr geringe Annahmequote erreichte. Trotzdem einigte sich die Gesellschaft mit dem neuen Grossaktionär. Eine ausserordentliche Generalversammlung im September 2013 stimmte einer auf EUR 430 Mio. erhöhten Kapitalerhöhung zu, an der Venetos und die KG ihren Anteilen entsprechend teilnahmen, und besetzte den Verwaltungsrat neu.[12]

Im Sommer 2015 trennte sich der Konzern von einem Teil seiner Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Österreich und Benelux. Im Oktober verlagerte Schmolz + Bickenbach die Konzernzentrale vom bisherigen Stammsitz in Düsseldorf zum neuen Sitz nach Luzern.[13]

Im Februar 2018 übernahm Schmolz + Bickenbach den französischen Stahlhersteller Ascometal.

Oktober 2019 wurde eine Kapitalerhöhung angekündigt.[14]

Zum 21. September 2020 wurde das Eigenkapital durch Halbierung des Nennwertes umstrukturiert.

Am 22. Dezember 2020 wurde eine ausserordentliche Generalversammlung durchgeführt. Die Anträge für eine weitere Kapitalerhöhung von rund 200 Millionen Euro wie auch die Ernennung eines neuen Verwaltungsratspräsidenten sowie eines neuen Konzernchefs wurden genehmigt. Allerdings hat die Liwet Holding als wichtiger Aktionär vorerst beim Handelsregisteramt des Kantons Luzern eine Sperre für die Eintragung der Kapitalerhöhung erwirkt.[15]

Geschäftseinheiten

Ascometal

Ascometal gehört zu den europäischen Herstellern von Edelbaustählen[16]. Ascometal-Stähle kommen insbesondere im Automobilbau, in Lagern, im Segment Erdöl, Erdgas und Bergbau sowie im Maschinenbau zum Einsatz. Als Zulieferer renommierter Automobil- und Lkw-Hersteller arbeitet Ascometal eng mit den Akteuren innerhalb der Herstellungskette zusammen, um den unterschiedlichen Anforderungen der Automobilbranche gerecht zu werden. Das Unternehmen verfügt über mehrere Standorte in Frankreich, darunter sowohl Stahl- und Walzwerke als auch Weiterverarbeitungsanlagen.

Deutsche Edelstahlwerke

Die Deutschen Edelstahlwerke ist ein Produzent und Verarbeiter von Spezialstahl-Langprodukten.[17] Über die drei Werkstoffgruppen Edelbaustahl, Werkzeugstahl sowie rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl (RSH-Stahl) beliefern die Deutschen Edelstahlwerke internationale Kunden mit einer Abmessungsvielfalt vom gezogenen Draht mit 4,5 mm Durchmesser bis zum Freiformschmiedestück mit einem Durchmesser von 1.100 mm. Die Produkte der Deutschen Edelstahlwerke kommen u. a. in der Automobilindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Luftfahrt und in der Energieindustrie zum Einsatz.

Finkl Steel

Finkl Steel ist ein weltweiter Hersteller von Schmiedeerzeugnissen, Kunststoffformenstahl, Werkzeugstahl für Druckgussanwendungen und Freiformschmiedestücken.[18] Das nordamerikanische Unternehmen ist einer der führenden Anbieter individueller Lösungen im Bereich Spezialstahl-Langprodukte weltweit. Seit April 2015 arbeiten die nordamerikanischen Tochterunternehmen der Gruppe A. Finkl & Sons, Composite Forgings und Sorel Forge einheitlich unter der gemeinsamen Marke Finkl Steel. Das Unternehmen stellt seine Produkte an drei Fertigungsstandorten in Chicago, Detroit (USA) und Quebec (Kanada) her und vertreibt diese in Nordamerika und auf der ganzen Welt.

Steeltec

Auf dem europäischen Langstahlmarkt ist Steeltec ein Anbieter von technischen und Automatenwalz- und Spezialblankstählen. Die beiden Geschäftsbereiche Swiss Steel und Steeltec fusionierten im Januar 2021 zu einer neuen Produktionseinheit, die unter dem gemeinsamen Namen Steeltec firmiert.[19] Steeltec betreibt Standorte in der Schweiz, Deutschland, Dänemark, Schweden und der Türkei und beschäftigt insgesamt rund 1.000 Mitarbeitende. Aufbauend auf mehr als 175 Jahren Erfahrung in der Stahlproduktion produziert das Unternehmen hochwertige Spezialstähle für Anwendungen in der Automobil-, Maschinen- und Hydraulikindustrie sowie im Anlagenbau. Das Produktportfolio von Steeltec an Walz- und Blankstahl umfasst hoch- und höherfeste Stähle (ETG und HSX) sowie die XTP®-behandelten Stähle. Durch die Zusammenarbeit mit den anderen Geschäftsbereichen der Swiss Steel Group sowie durch die Kooperation mit Kunden und externen Forschungseinrichtungen ist Steeltec in der Lage, Hochleistungsstahllösungen zu entwickeln und zu liefern.

Ugitech S.A.

Ugitech ist ein weltweiter Hersteller von Langprodukten aus rostfreiem Edelstahl.[20] Zu den Produkten von Ugitech und deren Tochterunternehmen Sprintmetal zählen Stäbe, Walzdraht und gezogener Draht, die das Unternehmen in eigenen Stahlwerken und seinen Werkshallen herstellt. Sie werden zur Fertigung einer großen Bandbreite von Teilen verwendet, darunter Ventile, Sensoren, Injektoren, medizinische Instrumente und orthopädische Anwendungen, aber auch Teile für die Uhrenindustrie.

Swiss Steel International

Swiss Steel International ist das Vertriebsnetzwerk der Swiss Steel Group und mit rund 70 Standorten in mehr als 30 Ländern global präsent. Das Leistungsspektrum der Vertriebszentren umfasst technische Beratungen sowie nachgelagerte Bearbeitungsarbeiten wie Sägen, Fräsen, Härten und Just-in-time-Lieferungen. Das Netzwerk arbeitet eng mit den Produktionsstandorten zusammen.

Aktionäre

Schmolz + Bickenbach ist an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Die BigPoint Holding AG von Martin Haefner hält mit 51,3 % den grössten Anteil der Aktien. Weitere Grossaktionärin ist mit 25,9 % die Liwet Holding AG. Die restlichen 22,8 % der Aktien befinden sich in Streubesitz. Die Schmolz + Bickenbach Beteiligungs GmbH, in der die ehemaligen Gründerfamilien ihre Interessen gebündelt haben, hält keine Aktien mehr am Unternehmen.[21]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Schmolz + Bickenbach – 5 Jahres-Übersicht Schmolz + Bickenbach Online, abgerufen am 12. September 2017.
  2. Eintrag der «Schmolz + Bickenbach AG» im Handelsregister des Kantons Luzern@1@2Vorlage:Toter Link/lu.powernet.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Schmolz + Bickenbach: Aktionäre stimmen Umbenennung in Swiss Steel Group zu. Abgerufen am 29. Oktober 2021.
  4. Aus Schmolz + Bickenbach wird Swiss Steel Group. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  5. Zusammenschluss: Swiss Steel und Steeltec werden eins. In: stahleisen. 22. Januar 2021, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  6. Swiss Steel und Steeltec in Emmenbrücke schliessen sich zusammen. In: Luzerner Zeitung. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021.
  7. Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten. (Memento des Originals vom 7. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schmolz-bickenbach.com (PDF; 25 kB) Medienmitteilung vom 23. Dezember 2011.
  8. 1,5 Mio. Euro veruntreut: Schmolz + Bickenbach-Präsident tritt zurück. In: Schweizer Fernsehen. 23. Dezember 2011.
  9. Andreas Flütsch: Wie Schmolz+Bickenbach Millionen für Jagdgebiete ausgab. In: Tages-Anzeiger. 15. Mai 2013.
  10. SCHMOLZ+BICKENBACH, Geschäftsbericht 2018. (PDF) Abgerufen am 1. Mai 2019 (deutsch).
  11. SCHMOLZ + BICKENBACH AG Geschäftsbericht 2012. Abgerufen am 1. Mai 2019.
  12. Viktor Vekselberg übernimmt Zügel bei Schmolz + Bickenbach. In: NZZ. 27. September 2013, abgerufen am 2. April 2014.
  13. Schmolz + Bickenbach Geschäftsbericht 2015. In: Schmolz + Bickenbach Online, S. 30. Abgerufen am 12. September 2017.
  14. https://www.finanzen.ch/nachrichten/aktien/s+b-leidet-unter-abschwung-und-braucht-kapital-prognose-erneut-tiefer-1028622184
  15. Dominik Feldges: Swiss Steel darf die Chance auf einen Neuanfang nicht verspielen. nzz.online, 23. Dezember 2020, abgerufen am 23. Dezember 2020.
  16. Rat und Tat auf 5000 m². 12. April 2019, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  17. Deutsche Edelstahlwerke forcieren "Blue Steel" - marketSTEEL de. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  18. Juliana Pfeiffer: Nordamerikanische Tochterfirmen rücken als Finkl Steel enger zusammen. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  19. Swiss Steel Group legt Business Units zusammen. 25. Januar 2021, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  20. Ugitech präsentiert neuen Spezialstahl - marketSTEEL de. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  21. Schmolz + Bickenbach Webseite Aktionärsstruktur. In: Schmolz + Bickenbach Online. Abgerufen am 8. Juni 2020.