Sylviettas
Sylviettas | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Braunbauchsylvietta (Sylvietta brachyura) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sylvietta | ||||||||||||
Lafresnaye, 1839 |
Die Sylviettas (Sylvietta), früher gelegentlich als Kleibergrasmücken[1] bezeichnet, sind eine Gattung von Singvögeln aus der Familie Macrosphenidae (Bülbülgrasmücken und Sylviettas), die mit elf Arten[2] in Afrika südlich der Sahara vorkommt. Sie galten ursprünglich als Vertreter der Grasmückenartigen (Sylviidae), eine genetische Studie aus dem Jahr 2008 ergab jedoch, dass die Familien Macrosphenidae und Sylviidae nicht näher miteinander verwandt sind.[3]
Merkmale
Die Sylviettas sind kleine, sehr kurzschwänzige Singvögel.[4] Sie ähneln den Vertretern der Gattung Eremomela aus der Familie der Halmsängerartigen (Cisticolidae)[4], ihre Füße und ihre Schnäbel sind jedoch kräftiger. Die Oberseite ist überwiegend grau. Die Unterseite und das Gesicht sind gelbbraun, gelb oder rötlich. Der Schwanz erstreckt sich kaum über die ziemlich langen Oberschwanzdecken und die geschlossenen Flügelspitzen überragen häufig die Schwanzlänge. Die Flügel sind gerundet. Die sechsten (P6), siebenten (P7) und achten (P8) Handschwingenfedern sind mehr oder weniger gleich lang. Die Länge der zehnten Handschwingenfeder (P10) beträgt mehr als die Hälfte der Länge der neunten Handschwingenfeder (P9). Der ziemlich lange, dünne Schnabel ist leicht nach unten gebogen.[4]
Lebensraum und Lebensweise
Die Sylviettas bewohnen trockenes Waldland, trockenen Savannenwald, Tiefland- und Bergregenwälder sowie Waldland, das von Bäumen der Gattung Brachystegia dominiert ist. Sie sind monogam und reviertreu. Das gewöhnlich beutelförmige Nest hängt von einem dünnen Ast eines Strauchs herab. Es besteht aus Gras und Fasern und wird mit Spinnweben zusammengebunden. Die Außenschicht wird mit Kokons, Samen, Rindenstückchen und Blüten verziert. Sylviettas leben einzeln, paarweise oder in Gruppen. Ihre Nahrung besteht aus Wirbellosen, einschließlich Insekten, Schmetterlingsraupen und -eiern, geflügelten Termiten, Spinnen und kleinen Würmern.
Arten und ihre Verbreitung
Traditionell werden neun Arten unterschieden.[4][5][6] Die HBW and BirdLife International Illustrated Checklist of the Birds of the World[2], BirdLife International und die IUCN unterstützen jedoch den Artstatus von zwei weiteren Taxa, von der Lendusylvietta (Sylvietta chapini) und von der Weißgesichtsylvietta (Sylvietta leucopsis).
- Grünmantelsylvietta (Sylvietta virens) Verbreitung: Gambia, Senegal, Mali, Guinea, Liberia, Nigeria.
- Gelbsteißsylvietta (Sylvietta denti) Verbreitung: Guinea, Sierra Leone, Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria.
- Weißbrauen-Sylvietta (Sylvietta leucophrys) Verbreitung: Demokratische Republik Kongo, Uganda, Ruanda, Burundi, Tansania, Kenia.
- Lendusylvietta (Sylvietta chapini) – zeitweise als Unterart der Weißbrauen-Sylvietta aufgefasst. Verbreitung: Lendu-Plateau in der Demokratischen Republik Kongo. Nur von drei Exemplaren bekannt, die 1941 und 1942 gesammelt wurden. Möglicherweise ausgestorben.
- Braunbauchsylvietta (Sylvietta brachyura) Verbreitung: Mauretanien, Sierra Leone, Mali, Elfenbeinküste, Niger, Nigeria, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Sudan, Eritrea, Guinea, Ghana, Togo, Benin, Demokratische Republik Kongo, Uganda, Kenia, Tansania, Äthiopien, Somalia.
- Kurzschnabelsylvietta (Sylvietta philippae) Verbreitung: Somalia, Äthiopien
- Rotohrsylvietta (Sylvietta ruficapilla) Verbreitung: Volksrepublik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Gabun, Angola, Sambia, Malawi und Mosambik.
- Rotzügelsylvietta (Sylvietta whytii) Verbreitung: Äthiopien, Sudan, Uganda, Kenia, Ruanda, Burundi, Tansania, Malawi, Mosambik, Zimbabwe.
- Isabellsylvietta (Sylvietta isabellina) Verbreitung: Äthiopien, Somalia, Kenia.
- Weißgesichtsylvietta (Sylvietta leucopsis) – zeitweise als Unterart der Braunbauchsylvietta aufgefasst. Verbreitung: Äthiopien, Sudan, Djibouti, Somalia, Kenia und Tansania.
- Langschnabelsylvietta (Sylvietta rufescens) Verbreitung: Angola, Südafrika, Demokratische Republik Kongo, Burundi, Sambia, Malawi, Botswana, Zimbabwe, Namibia, Mosambik und Eswatini.
Sylviettas können untereinander Hybride bilden. So entdeckte der britische Ornithologe Constantine Walter Benson im Jahr 1944 im Süden Äthiopiens eine Hybride aus der Braunbauchsylvietta (Sylvietta brachyura) und der Rotzügelsylvietta (Sylvietta whytii).[7]
Literatur
- Josep del Hoyo, Nigel Collar, David A. Christie, Andrew Elliott, Lincoln D. C. Fishpool, Guy M. Kirwan und Peter Boesman: HBW and BirdLife International Illustrated Checklist of the Birds of the World. Band 2: Passerines. Lynx Edicions, Barcelona 2016, ISBN 978-84-96553-98-9.
- Emil K. Urban, C. Hilary Fry und Stuart Keith: The Birds of Africa. Thrushes to Puffback Flycatchers. Band 5. Academic Press, London 1997, S. 335–351.
- David Pearson: Sylvietta In: Handbook of the Birds of the World Volume 11: Old World Flycatchers to Old World Warblers. S. 687–689
- Jerry W. Huntley & Gary Voelker: A tale of the nearly tail-less: the effects of Plio-Pleistocene climate change on the diversification of the African avian genus Sylvietta In: Zoologica Scripta, April 2017. doi:10.1111/zsc.12240
Einzelnachweise
- ↑ Grzimeks Tierleben
- ↑ a b Josep del Hoyo, Nigel Collar, David A. Christie, Andrew Elliott, Lincoln D. C. Fishpool, Guy M. Kirwan und Peter Boesman: HBW and BirdLife International Illustrated Checklist of the Birds of the World Volume 2 (Passerines). Lynx Edicions, Barcelona, 2016. ISBN 978-84-96553-98-9
- ↑ Ulf Johansson, Jon Fjeldså; Rauri C.K. Bowie: Phylogenetic relationships within Passerida (Aves: Passeriformes): A review and a new molecular phylogeny based on three nuclear intron markers. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. 48, 2008, S. 858–887.
- ↑ a b c d Emil K. Urban, C. Hilary Fry und Stuart Keith: The Birds of Africa. Thrushes to Puffback Flycatchers. Vol. 5. Academic Press, London, 1997. S. 335–351
- ↑ David Pearson: Sylvietta In: Handbook of the Birds of the World Volume 11: Old World Flycatchers to Old World Warblers. S. 687–689
- ↑ IOC World Bird List
- ↑ C. W. Benson: Notes on the Birds of Southern Abyssinia In: Ibis 88(2), 1946:S. 180–205. doi:10.1111/j.1474-919X.1946.tb03476.x