Tätsch
Tätsch ist ein im Alemannischen bekanntes lautmalerisches Substantiv, das aus dem Verb tätsche(n) «klatschen, fallen, sich lärmend fortbewegen; schlagen; plaudern» abgeleitet ist. Entsprechend kann es zahlreiche Bedeutungen haben wie «Klatsch, Fall, Sturz, Regenguss, Streich; etwas Zerquetschtes, Plattgeschlagenes, flaches Stück Boden, flacher (und runder) Gegenstand; Klumpen; Flecken; bestimmte Spielkarte, bestimmte Pflanzen; ungeschickte Person, ungezogenes Kind». Einzelheiten und Weitergehendes findet sich im Schweizerischen Idiotikon.[1]
Auf Speisen wie das Hacktätschli oder das Härdöpfeltätschli übertragen, bezeichnet es etwas Zerquetschtes, Flachgedrücktes, eine flache, runde Masse.[2]
Der Tätsch ist auch ein Schwung im Schwingsport, so benannt wegen des Schlages in die Kniekehle. Der Angreifer trifft mit einem raschen und kräftigen Schlag der rechten Hand den Gegner in die linke Kniekehle, stösst im Augenblick, da durch diesen Angriff das betreffende Bein seinen festen Stand verloren hat, mit den Schultern und dem linken Arm nach halbrechtsum nach der Richtung des entgegengesetzten Schenkels hin und stösst so seinen Gegner auf den Rücken.[3]
Im traditionellen Schiessport ist der Tätsch die Zielscheibe beim Armbrustschiessen, die aus Lehm gefertigt wird und jeweils nach einer Salve wieder glattgestrichen wird.[4]
In Flurnamen steht das Wort für ein ebenes oder auch muldenartiges Stück Land.[5]
Das Tätschdach ist ein flachgeneigtes Giebeldach, das besonders im voralpinen Raum häufig war. Nachdem im 17. Jahrhundert die billigen Eisennägel erfunden worden waren, wurde es möglich, Schindeln auch auf steilen Dächern zu fixieren, ohne dass diese wie zuvor abzurutschen drohten. In der Folge lösten im voralpinen Raum Dächer mit Steilgiebel allmählich die ursprünglich schwach geneigten Tätschdächer ab. Das Steilgiebeldach hat zum einen den Vorteil, dass das Wasser schneller abfliessen kann, und zum andern bietet es mehr Platz für zusätzliche Räume und den Dachboden.[6] Ein Haus mit einem Tätschdach nennt man auch Tätschhaus.
Der Tätschmeister ist derjenige, der «die Gewalt in Händen» hat, der das Wort führt, der der Erste ist.[7] Seit dem 20. Jahrhundert versteht man darunter insbesondere denjenigen, der eine Veranstaltung, ein Fest organisiert und leitet.[8] Das Schweizerische Idiotikon führt Tätschmeister auf Tätsch in der Bedeutung «Zielscheibe, Bolzenfang beim Schiessen mit der Armbrust» zurück.[9]
Literatur
- Badisches Wörterbuch, Band I, Seite 432, Artikel Tätsch und tätschen.
- Schwäbisches Wörterbuch, Band II, Spalte 95, Artikel Tatsch I, Tätsch; Tatsch II und tatschen, tätschen.
- Schweizerisches Idiotikon, Band XIII, Spalte 2122 ff., Artikel Tätsch I (Digitalisat), und Spalte 2144 ff., Artikel tätschen (Digitalisat), sowie Band IV, Spalte 532, Artikel Tätschmeister (Digitalisat).
- kantonale Namenbücher; siehe auch die Online-Stellung von deren Daten (nicht immer vollständig) auf ortsnamen.ch – das Portal der schweizerischen Ortsnamenforschung
- Die Bauernhäuser der Schweiz. Hrsg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde. Bände 1–39. Basel 1965–2019.
- Rudolf Schärer: Anleitung zum Schwingen und Ringen. Jenni, Bern 1864, S. 48 f. (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band XIII, Spalte 2122 ff., Artikel Tätsch I (Digitalisat), und Spalte 2144 ff., Artikel tätschen (Digitalisat). Für den südwestdeutschen Raum siehe Badisches Wörterbuch, Band I, Seite 432, Artikel Tätsch und tätschen, und Schwäbisches Wörterbuch, Band II, Spalte 95, Artikel Tatsch, Tätsch und tatschen, tätschen.
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band XIII, Spalte 2122 ff., Artikel Tätsch I (Digitalisat), hier Bedeutungen 3dβ1–4.
- ↑ Rudolf Schärer: Anleitung zum Schwingen und Ringen. Jenni, Bern 1864, S. 48 f. (Digitalisat).
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band XIII, Spalte 2128 f., Artikel Tätsch I (Digitalisat), hier Bedeutung 3bα.
- ↑ Siehe etwa Albert Hug, Viktor Weibel: Urner Namenbuch. Band 3. Bibliotheksgesellschaft Uri, Altdorf 1990, Sp. 692; Eugen Nyffenegger, Martin H. Graf: Thurgauer Namenbuch. Band 2.2: Etymologisches Flurnamenlexikon. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2007, S. 597 f.; Viktor Weibel: Schwyzer Namenbuch. Band 5. Triner, Schwyz 2012, S. 90, zum Vorkommen auch Landeskarte der Schweiz und ortsnamen.ch.
- ↑ Die Mode der Dächer auf der Website der Stiftung Ferien im Baudenkmal, abgerufen am 7. März 2021.
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band IV, Spalte 532, Artikel Tätschmeister (Digitalisat).
- ↑ Siehe auch Hans Bickel, Christoph Landolt: Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl. Hrsg. vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Dudenverlag, Berlin 2018, S. 81
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band IV, Spalte 532, Artikel Tätschmeister (Digitalisat) beziehungsweise Band XIII, Spalte 2122 ff., Artikel Tätsch I (Digitalisat), hier Bedeutung 3bα.