Marina Tabassum

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Marina Tabassum während einer Vorlesung an der Columbia University (2019)

Marina Tabassum (* 1969 in Dhaka) ist eine Architektin aus Bangladesch.[1] Sie leitet das Architekturbüro Marina Tabassum Architects.[2] Typisch für ihre Arbeit ist die starke Verbindung zur bangladeschischen Landeskultur und -geschichte, zu traditionellen Baumaterialien und zum regionalen Klima.[3] Im Jahr 2016 gewann sie den Aga Khan Award for Architecture für die Gestaltung der Baitur-Rauf-Jame-Moschee in Dhaka.

Jugend und Ausbildung

Laut eigener Aussage stammt Tabassum aus einer Familie, in der Frauen bereits seit drei bis vier Generationen Bildung genießen. In einem Interview äußerte sie, dass viele ihrer weiblichen Verwandten Ärztinnen und Lehrerinnen seien und sie die einzige Architektin.[4] Tabassum schloss ihr Studium an der Bangladesh University of Engineering and Technology 1995 mit Auszeichnung ab.[5] Erste Berufserfahrung sammelte sie im Büro von Uttam Kumar Saha, Nandan Architects. Laut eigener Aussage stellte sie in dieser Zeit fest, dass sie nicht gewinnorientiert arbeiten, sondern ein nachhaltigeres Konzept der Architektur verfolgen wollte.[6] In ihren Anfangsjahren als Architektin wurde sie stark von Muzharul Islam und seiner Vorstellung einer modernen, sozialen Architektur beeinflusst.[5]

Schaffen

1995 gründete Tabassum in Dhaka zusammen mit Kashef Chowdhury das Architekturbüro Urbana. Zwei Jahre später gewann das Büro den Wettbewerb um die Gestaltung des Independence Monument und des Museums der Unabhängigkeit[7] in Bangladesch. 2005 beendete sie die Partnerschaft, um das Büro Marina Tabassum Architects (MTA), ebenfalls in Dhaka, zu gründen.[8]

Als Gastprofessorin lehrte Tabassum u. a. in Harvard, an der Universität von Texas (2015), an der BRAC University in Dhaka (2005–2015)[9] und an der Technischen Universität Delft. Seit 2015 leitet sie das Akademische Programm des Bengal Institute for Architecture, Landscapes and Settlements.[2]

Tabassum entwarf die Baitur-Rauf-Jame-Moschee in Dhaka, die 2012 fertiggestellt wurde.[10] Auftraggeberin war dabei Tabassums Großmutter, die mit dem Bauwerk ihre verstorbene Tochter, Tabassums Mutter, ehrte.[4] Der Bau wurde mit einem minimalen Budget über einen Zeitraum von zwölf Jahren verwirklicht. Die aus Ziegeln mit einem Skelett aus Stahlbeton[11] gebaute Moschee dient nun nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Treffpunkt, Schule und Spielplatz in einer ansonsten architektonisch vernachlässigten Gegend am Stadtrand Dhakas.[12] Tabassum gewann mit dem Projekt 2016 den Aga Khan Award for Architecture.[13]

2017 entwickelte sie mit Studierenden und einheimischen Handwerkern Häuser für Bewohner des häufigen Überschwemmungen ausgesetzten Gangesdelta. Jedes Haus durfte lediglich 2000 Dollar kosten. Das Projekt entstand im Rahmen von Tabassums Lehrtätigkeit an Harvard University Graduate School of Design.[14] Ein Jahr später nahm sie mit 70 anderen Architektinnen und Architekten an der Ausstellung Freespace im Rahmen der Architekturbiennale in Venedig teil. Tabassum dokumentierte in ihrem Beitrag die Innenhöfe traditioneller Häuser im Gangesdelta und damit verbundene Gebrauchsgegenstände.[15]

Sie ist Mitglied im Aufsichtsrat des Fair-Trade-Unternehmens „Prokritee“, das bangladeschischen Handwerkerinnen hilft, ihre Produkte zu exportieren.[16]

Auszeichnungen

  • 2004: Ananya Shirshwa Dash Award[2]
  • 2004: Architect of the Year Award für das Projekt NEK10 in Dhaka[17]
  • 2004: Engere Auswahl im Wettbewerb um den Aga Khan Award for Architecture für Tabassums Wohnung, das sog. Pavilion Apartment[18][10]
  • 2006: Zweiter Platz bei der Nishorgo Architectural Competition[19]
  • 2016: Aga Khan Award for Architecture für die Baitur-Rauf-Jame-Moschee
  • 2018: Jameel Prize (zusammen mit Mehdi Moutashar) für die Baitur-Rauf-Jame-Moschee[20]

Weblinks

Commons: Marina Tabassum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marina Tabassum. In: Swiss Architectural Award. Abgerufen am 22. Juli 2020 (englisch).
  2. a b c Marina Tabassum is an architect, winner of Aga Khan Award for Architecture 2016 and Principal of MTA. In: Bengal Institute. Abgerufen am 21. Juli 2020 (englisch).
  3. Marina Tabassum. In: TU Delft. Abgerufen am 27. Juli 2020 (englisch).
  4. a b Rowena Hockin: Marina Tabassum: Ideas over gender. In: Architectureau. 17. Juni 2014, abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  5. a b Lecture: Marina Tabassum – Basel. In: world-architects.com. 2016, abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  6. Finding clarity in work is a matter of practice: Marina Tabassum. In: The Business Standard. 8. Februar 2020, abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  7. Laura Weissmüller: „Häuser müssen atmen, sie brauchen Luft und Licht“. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Juni 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
  8. Marina Tabassum. In: Archnet. Abgerufen am 22. Juli 2020 (englisch).
  9. Participant Marina Tabassum Architects. In: Rights of Future Generations – Sharjah Architecture Triennial. Abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  10. a b Karim, Naimul: Marina Tabassum: An architect in search of roots. The Daily Star. 17. Juni 2016. Abgerufen am 11. Oktober 2016.
  11. Mosque in Dhaka. 4. Oktober 2016, abgerufen am 27. Juli 2020 (englisch).
  12. Marina Tabassum. In: Harvard University Graduate School of Design. 21. März 2017, abgerufen am 27. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).
  13. BIG, Zaha Hadid Architects Among 2016 Aga Khan Award Recipients. In: Architectural Record. BNP Media, 3. Oktober 2016, abgerufen am 22. Juli 2020 (englisch).
  14. $2000 Home: Cocreating in the Bengal Delta. In: Harvard University Graduate School of Design. Abgerufen am 28. Juli 2020 (englisch).
  15. Wisdom of the Land – Marina Tabassum’s Installations at the Venice Biennale 2018. Abgerufen am 26. Juli 2020 (englisch).
  16. TEDxYouth@SirJohnWilsonSchool | TED. In: TED. 15. Dezember 2018, abgerufen am 27. Juli 2020 (englisch).
  17. SAT Talks || Marina Tabassum. In: Sharjah Architecture Triennial. 28. Oktober 2018, abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  18. Marina Tabassum | Pavilion Apartment. In: Archnet. Abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  19. Nishorgo Architectural Competition Winners awarded. In: The Daily Star. 10. August 2006, abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  20. Rupert Hawksley: Iraqi artist and Bangladeshi architect become first joint winners of the Jameel Prize. In: The National. 1. Juli 2018, abgerufen am 27. Juli 2020 (englisch).