Prager Philharmoniker

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Die Prager Philharmoniker (tschechisch: Pražští filharmonici, internationaler englischer Name: Prague Philharmonics und The City of Prague Philharmonic Orchestra)[1] sind ein tschechisches Sinfonieorchester aus Prag.

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zunächst hauseigene Orchester der Filmstudios Barrandov als Filmový Symfonický Orchestr (FISYO), zu deutsch: Filmsinfonieorchester, 1948 gegründet und ist damit in Europa mithin das älteste Orchester seiner Art. Seine Aufgabe bestand darin, die Musik für das jährliche Dutzend heimischer Filmproduktionen einzuspielen. 1989 wurde das Staatsorchester als ökonomisch untragbar aufgelöst. Die Musiker gaben „ihr“ Orchester nicht auf und stellten es sukzessive auf eigene Beine. Zunächst trat das Ensemble als Tschechische Symphoniker Prag auf, änderte seinen Namen jedoch aufgrund wiederholter missbräuchlicher Verwendung der Bezeichnung durch andere Orchester schließlich 1995 zu Prager Philharmoniker[2][3][4] als rein marktwirtschaftlich, ohne staatliche oder kommunale finanzielle Zuwendung, organisierte Prager Philharmoniker[5]. Mit diesem Wirtschaftsstatus gehören sie zu den Ausnahmen im europäischen Musikleben. 2014 wurde der Markenname The City of Prague Philharmonic Orchestra aus dem Tschechischen Firmenregister gelöscht.[6]

Wirken

Konzertreisen führten die Prager Philharmoniker durch Europa und sind ein Schwerpunkt ihres Wirkens. So gestalteten sie im deutschsprachigen Raum Festivals und Musikwochen in Aachen, Altenberg, Berlin, Corvey-Höxter, Dresden, Hamm, Köln, München, Paderborn, Schwarzwald MF, Speyer, Straßburg und Worms mit.[7] Musikalisch verbindet das Orchester Klassik nicht nur mit Filmmusik, sondern gelegentlich auch mit Jazz oder Pop.[8]
Unter der Bezeichnung Klassik als Event bietet es neben den Philharmonic Rocks eine Reihe Classics for Kids mit dem Dirigenten/Präsentator Michel Macheè. Die Philharmoniker traten darüber hinaus mit etwa 80 Kantoreien oder Konzertchören auf.[9] Bei diesen chorsinfonischen Gastprojekten befindet sich ein Kürzel aus drei Buchstaben an ihren Namen: KSO, was für Konzert, Studio und Oratorium steht.[10]
Zu den Höhepunkten des Prager Musiklebens gehören die Neujahrskonzerte der Prager Philharmoniker unter der Leitung von Friedemann Riehle.

Das Orchester bestreitet daneben rund 200 Aufnahmesitzungen im Jahr, zu den Kooperationspartnern zählen decca, EMI, Sony BGM sowie europäische, US-amerikanische und kanadische Filmstudios und -komponisten. Bei CD-Aufnahmen gastierten u. a. die Solisten Jonas Kaufmann und Sol Gabetta[11] sowie die Dirigenten Georg Solti und Yehudi Menuhin. 2015 spielte das Orchester den Soundtrack für das Computerspiel The Book of Unwritten Tales 2 ein.

Die Prager Philharmoniker sind Mitbegründer der Initiative Prager Klassik[12]. Ehrendirigent ist Mario Clemens, als ständige Dirigenten wirken u. a. Petr Vronský, Leoš Svárovský, Nick Raine, Friedemann Riehle, Richard Hein, Charles Olivieri-Munroe, Alexander J. Süß, Adam Clemens und Boris Perrenoud. 1. Konzertmeister ist Radek Šandera. 2005 ist aus den Prager Philharmonikern eine Camerata hervorgegangen, die unter dem Namen Concerto Prague[13] in kammerphilharmonischer Besetzung konzertiert.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.praguephilharmonic.com/
  2. http://www.mozart-w-a.de/index.php?id=164
  3. vgl. Hannoversche Allgemeine Zeitung v. 23. März 1993, Kölner Stadt-Anzeiger v. 24. Aug. 1993, Die Rheinpfalz v. 20. Nov. 1996
  4. Quelle: Sitzungsprotokoll der Tschechischen Symphoniker Prag v. 23. Juni 1995
  5. vgl. dpma.de > WBM:306796503 und WM:306777681
  6. https://or.justice.cz/ias/ui/rejstrik-firma.vysledky?subjektId=447816&typ=UPLNY
  7. Aachener Zeitung v. 23. Nov. 2008, Kölner Stadt-Anzeiger v. 24. Aug. 1993, Berliner Morgenpost v. 16. April 1997 und 22. Juni 2000, Westfalen-Blatt v. 4. Juni 1994 und TAZ v. 11. Mai 1999, Sächsische Zeitung v. 9. Okt. 1994 und Oberhessische Presse v. 12. Okt. 1994, Kölner Stadt-Anzeiger v. 19. Sept. 1995, Neue Westfälische v. 7. Okt. 2007, Mittelbadische Presse v. 26. Mai 2006, Die Rheinpfalz v. 26. April 1994 und 4. Mai 2010
  8. Sächsische Zeitung v. 17. Aug. 2007, Der Tagesspiegel Berlin v. 20. Okt. 2010
  9. vgl. z. B. Braunschweiger Zeitung v. 13. Mai 1994, Hessische Presse v. 17. Nov. 1995, Schleswiger Rundschau v. 25. März 1996, Rhein-Ahr-Rundschau v. 4. Nov. 1998, Koblenzer Nachrichten v. 3. Nov. 1999, Neue Westfälische v. 11. Jan 2000, Kitzinger Rundschau v. 1. April 2001, Badische Zeitung v. 22. Nov. 2002, Augsburger Allgemeine v. 29. Okt. 2003, Neue Rhein/Ruhr Zeitung v. 10. Okt. 2004, Leverkusener Anzeiger v. 27. Febr. 2005, Bayreuth v. 18. März 2006 [Rondeau ROP6018], Mittelbayerische v. 19./20. Mai 2007, Hannoversche Allgemeine v. 5. Juli 2008, Hamburger Abendblatt v. 4. April 2009, Mainzer Allgemeine Zeitung/Wiesbadener Tagblatt v. 6. Okt. 2010
  10. vgl. dpma.de > WM:306 77 768
  11. decca 000 289 475 9966 1, Sony 88 697 312 792
  12. Prager Klassik[1]
  13. Concerto Prague[2]