Buschzaunkönig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Thryomanes)
Buschzaunkönig

Buschzaunkönig (Thryomanes bewickii)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Überfamilie: Certhioidea
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
Gattung: Thryomanes
Art: Buschzaunkönig
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Thryomanes
Sclater, PL, 1862
Wissenschaftlicher Name der Art
Thryomanes bewickii
(Audubon, 1827)

Der Buschzaunkönig (Thryomanes bewickii) ist eine Vogelart aus der Familie der Zaunkönige (Troglodytidae), die in Kanada, den Vereinigten Staaten und Mexiko verbreitet ist. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale

Der Buschzaunkönig erreicht eine Körperlänge von etwa 12,0 bis 13,5 cm bei einem Gewicht von ca. 7,8 bis 11,8 g. Er hat gräuliche Zügel, einen auffälligen weißen Hinteraugenstreif und grau und graubraun gefleckte Ohrdecken. Der Oberkopf und die Oberseite sind prächtig dunkelbraun, was am Bürzel ins rotbraun übergeht. Die Federn des Hinterrückens haben verborgene weiße Flecken. Die Handschwingen und die Armschwingen sind mittelbraun, mit schwärzlich braunen Streifen an den Außenfahnen. Die zentralen Steuerfedern sind graubraun mit engen, klar definierten schwarzen Binden, die äußeren Steuerfedern schwärzlich mit verlängerten grauweißen Spitzen. Das Kinn und die Kehle sind schmutzig weiß, die Brust gräulich weiß, der Bauch gelbbraunweiß und die Hinterflanken matt braun. Der Schnabel ist schwärzlich braun, mit hellerer Basis am Unterschnabel. Die Beine sind dunkelbraun. Beide Geschlechter ähneln sich. Jungtiere sind generell etwas blasser, die Federn der Unterseite oft dunkel gesäumt.[1]

Verhalten und Ernährung

Der Buschzaunkönig ernährt sich überwiegend von Wirbellosen. Bei der Untersuchung des Mageninhalts im Südwesten der USA bestand dieser aus 31 % Schnabelkerfen, 21 % Käfern, 17 % Bienen und Wespen. 12 % Raupen, Schmetterlingen und Motten. Der Rest waren andere unterschiedliche Gliederfüßer. Auch nimmt er insbesondere im Winter einige vegetarische Nahrung zu sich. Sein Futter sucht er sich in den Straten vom Boden bis zur tieferen Vegetation.[1]

Lautäußerungen

Der Gesang des männlichen Buschzaunkönigs besteht aus zehn bis zwanzig Liedern. Die Anzahl variiert je nach Verbreitungsgebiet. Das Lied besteht aus zwei bis vier Phrasen, Summern oder wiederholten Tönen. Dabei singt er ein Lied mehrere Male, bevor er das Lied wechselt. Junge Männchen verlassen den Ort ihrer Geburt und lernen die Lieder erst in dem Gebiet in dem sie brüten. Das Weibchen singt nicht. Die Laute beinhalten plit-Töne als Warnruf und scheltendes Summen.[1]

Fortpflanzung

Daten zu gelegten Eiern des Buschzaunkönigs in den USA existieren vom frühen März in Texas bis in den späten April im Osten. In den südlichen Gebieten kommt es zu mehreren Bruten pro Jahr, im Nordwesten oft nur zu einer Brut. Dabei sind die mexikanischen Unterarten bisher wenig erforscht. Laut Studie sind nur 15 % der Männchen polygam, seltener gilt dies für die Weibchen. Das Nest ist normalerweise ein offener Kelch, seltener gewölbt, und besteht aus Gras, Würzelchen oder Ähnlichem. Dieses wird mit feinerem Material ausgelegt, enthält oft Schlangenhaut und wird normalerweise in Löcher wie Nestboxen, Spechthöhlen oder natürlichen oder künstlichen Ritzen gebaut. Das können Felsspalten, Ablagen an Außengebäuden, Leerräume in stillgelegten Fahrzeugen etc. sein. Er legt drei bis acht Eier, die einen unterschiedlichen Anteil braun mit lila oder violetten Flecken aufweisen. Die Bebrütung erfolgt ausschließlich durch das Weibchen und dauert 14 bis 16 Tage. Die Nestlinge werden üblicherweise von beiden Elternteilen gefüttert. Polygame Männchen mögen dieser Verpflichtung weniger nachkommen. Nach 14 bis 16 Tagen werden die Nestlinge flügge.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Der Buschzaunkönig bevorzugt verschiedene Habitate. So mag er buschige Gebiete, Gebüschwald, urbane Gebiete mit guter Vegetation oder brachliegende Anbaugebiete, die sich erholen. Im Westen der USA lebt er in Kreosotbusch, aber auch Kiefern- und Wacholderwälder, Gebiete mit Prosopis oder Pappeln. Auch in Mexiko variiert sein Lebensraum stark und reicht von Kakteengestrüpp bis zu Stadtparks mit großen Bäumen.[1]

Migration

Der Buschzaunkönig ist in dem meisten Gebieten ein Standvogel, mit einigen Zugbewegungen nach der Brut im nördlichen Verbreitungsgebiet. Die östliche Population zieht im Winter in die südlichen Staaten.[1]

Unterarten

Es sind fünfzehn Unterarten bekannt, von den zwei als ausgestorben gelten:[2]

  • Thryomanes bewickii calophonus Oberholser, 1898[3] kommt im Südwesten Kanadas und dem Nordwesten der USA vor. Die Unterart ist auf der Oberseite noch prächtiger braun. Auch sind die Flanken brauner und der Schnabel ist länger.[1]
  • Thryomanes bewickii drymoecus Oberholser, 1898[4] ist im Westen der USA verbreitet. Diese Subspezies ist größer, matter und heller als die Nominatform.[1]
  • Thryomanes bewickii marinensis Grinnell, 1910[5] ist an der Küste im Nordwesten Kaliforniens verbreitet. Diese Subspezies ähnelt T. b. calophonus hat aber einen dünneren Schnabel, kürzere Flügel und einen kürzeren Schwanz.[1]
  • Thryomanes bewickii spilurus (Vigors, 1839)[6] kommt in den Küstengebieten Zentralkaliforniens vor. Diese Unterart ist brauner, weniger rötlich, und hat eine starke braune Tönung an den Flanken.[1]
  • San-Clemente-Buschzaunkönig Thryomanes bewickii leucophrys (Anthony, 1895)[7] kam auf San Clemente Island vor und gilt heute als ausgestorben.
  • Thryomanes bewickii charienturus Oberholser, 1898[8] ist im Süden Kaliforniens und Nordwesten Baja Californias verbreitet. Diese Unterart ist auf der Oberseite dunkler und grauer.[1]
  • Thryomanes bewickii cerroensis (Anthony, 1897)[9] kommt im westlichen zentralen Baja California vor. Diese Subspezies ist heller und grauer als T. b. charienturus mit kürzerem Schnabel.[1]
  • Thryomanes bewickii magdalenensis Huey, 1942[10] ist im Südwesten Baja Californias verbreitet. Diese Subspezies ähnelt T. b. cerroensis hat aber kleine und hellere Grautonanteile.[1]
  • Thryomanes bewickii brevicauda Ridgway, 1876[11] war auf Guadalupe verbreitet und gilt heute als ausgestorben.
  • Thryomanes bewickii eremophilus Oberholser, 1898[12] kommt im Inneren des Südwestens der USA bis Zentralmexiko vor. Diese Unterart ist grauer auf der Oberseite und weiß auf der Unterseite. Der Schnabel ist relativ groß.[1]
  • Thryomanes bewickii cryptus Oberholser, 1898[13] kommt im Westen Kansas, dem Westen Oklahomas über das zentrale und östliche Texas bis in den Nordosten Mexikos vor. Diese Unterart unterscheidet sich von T. b. eremophilus durch die kleinere Größe, und die dunkelbraune Oberseite.[1]
  • Thryomanes bewickii pulichi (Phillips, AR, 1986)[14] ist im Osten von Kansas und in Oklahoma verbreitet. Diese Subspezies ist weniger rötlich braun gefärbt auf der Oberseite.[1]
  • Thryomanes bewickii sadai (Phillips, AR, 1986)[15] kommt im Süden von Texas bis ins zentrale Tamaulipas vor. Diese Unterart ist generell kleiner und matter, mit etwas rötlicher Tönung an den Flanken.[1]
  • Thryomanes bewickii mexicanus (Deppe, 1830)[16] ist im zentralen und südlichen Mexiko verbreitet. Diese Unterart hat einen dunklen Oberkopf, schmuddelig weiß auf der Unterseite und starken Streifen an den Unterschwanzdecken.[1]
  • Thryomanes bewickii bewickii (Audubon, 1827)[17] kommt im zentralen und östlich-zentralen Gebiet der USA vor.

Thryomanes bewickii atrestus Oberholser, 1932[18] wird heute als Synonym für T. b. drymoecus, Thryothorus murinus (Hartlaub, 1852)[19] als Synonym für T. b. mexicanus und Thryomanes bewickii altus Aldrich, 1944[20] als Synonym für T. b. bewickii betrachtet.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Als Erstbeschreibung des Buschzaunkönigs publizierte John James Audubon eine Tafel mit dem wissenschaftlichen Namen Troglodytes bewickii.[17] Erst 1831 lieferte er einen Text zur Tafel nach. Hier beschrieb er, dass er das Typusexemplar am 19. Oktober 1821 bei St. Francisville erlegt hatte.[21] 1862 führten Philip Lutley Sclater die für die Wissenschaft neue Gattung Thryomanes u. a. für den Buschzaunkönig ein.[22][A 1] Der Artname »bewickii« wurde Thomas Bewick (1753–1828) gewidmet.[21] »Calophonus« leitet sich von »kalos

καλός

« für »schön, hübsch« und »phōnē, phōneō

φωνη, φωνεω

« für »Stimme, sprechen« ab.[23] »Drymoecus« ist ein griechisches Wortgebilde aus »drymos

δρυμος

« für »Dickicht, Busch« und »oikos, oikeō

φωνη, φωνεω

« für »Bewohner, bewohnen« ab,[24] »spilurus« aus »spilos

σπιλος

« für »Fleck« und »-ouros, oura

-ουρος, ουρα

« für »-schwänzig, Schwanz«,[25] »leucophrys« aus »leukos

λευκος

« für »weiß« und »ophrys, oura

οφρυς

« für »Augenbraue«,[26] »charienturus« aus »charieis, charientos

χαριεις, χαριεντος

« für »schön« und »ophrys, oura

οφρυς

« für »Augenbraue«,[27] »eremophilus« aus »erēmos

ερημος

« für »Wüste« und »-philos, phileō

-φιλος, φιλεω

« für »-liebend, Liebe«,[28] »cryptus

κρυπτος

« für »versteckt, unklar«[29] und »atrestus

ατρεστος

« für »furchtlos, unerschrocken«,[30] »murinus« von »mus, muris« für »Maus« und bezieht sich auf die Farbe »mausgrau«[31] und »altus« auf »hoch, schrill«.[32] »Mexicanus« bezieht sich auf das Land Mexiko, welches wiederum seinen Ursprung eventuell im Azteken »Mexihtli« hat,[16] »marinensis« auf Marin County,[5] »cerroensis« auf Isla de Cedros[9] und »magdalenensis« auf die Llanos der Bahía Magdalena.[10] »Pulichi« ehrt Warren Mark Pulich (1919–2010),[14] »sadai« Andrés Marcelo Sada Zambrano (1930–2018).[15]

Literatur

  • Donald Eugene Kroodsma, David Brewer: Bewick's Wren (Thryomanes bewickii). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • John Warren Aldrich: Geographic variation of Bewick Wrens in the Eastern United States. In: Occasional Papers of the Museum of Zoology of the Louisiana State University. Nr. 18, 30. Dezember 1944, S. 305–309 (sites01.lsu.edu [PDF; 220 kB]).
  • Alfred Webster Anthony: A New Species of Thryothorus from the Pacific Coast. In: The Auk. Band 12, Nr. 1, 1895, S. 51–52 (sora.unm.edu [PDF; 80 kB]).
  • Alfred Webster Anthony: New Birds from the Islands and Peninsula of Lower California. In: The Auk. Band 14, Nr. 2, 1897, S. 164–168 (sora.unm.edu [PDF; 199 kB]).
  • John James Audubon: The Birds of America. Robert Havell, London 1827 (digitalcommonwealth.org – 1827–1838).
  • John James Audubon: Ornithological biography, or an account of the habits of the birds of the United States of America; accompanied by descriptions of the objects represented in the work entitled The Birds of America, and interspersed with delineations of American scenery and manners. Adam Black, Edinburgh 1831 (biodiversitylibrary.org – 1831–1839).
  • Wilhelm Deppe: Preis-Verzeichniss der Säugethiere, Vogel, Amphibien, Fische und Krebse, welche von den Herren Deppe und Schiede in Mexico gesammelt worden, und bei dem unterzeichneten Bevollmächtigten in Berlin gegen baare Zahlung in Preuss. Courant zu erhalten sind. Privatdruck Ferdinand Deppe, Berlin 1830.
  • Joseph Grinnell: Two heretofore unnamed wrens of the genus Thyryomanes. In: University of California publications in zoology. Band 5, Nr. 8, 21. Februar 1910, S. 307–309 (biodiversitylibrary.org).
  • Gustav Hartlaub: Description de quelques nouvelles espèces d'Oiseaux. In: Revue et magasin de zoologie pure et appliquée (= 2). Band 4, 1852, S. 3–7 (biodiversitylibrary.org).
  • Laurence Markham Huey: Two new wrens and a new jay from Lower California, Mexico. In: Transactions of the San Diego Society of Natural History. Band 9, Nr. 35, 1. Oktober 1942, S. 427–434 (biodiversitylibrary.org).
  • Harry Church Oberholser: A revisopn of the wrens of the genus Thryomanes Sclater. In: Proceedings of the United States National Museum. Band 21, Nr. 1153, 19. November 1898, S. 421–450 (biodiversitylibrary.org).
  • Harry Church Oberholser: Descriptions of new birds from Oregon, chiefly from the Warner Valley region. In: Scientific publications of the Cleveland Museum of Natural History. Band 4, Nr. 1, 19. September 1932, S. 1–12 (biodiversitylibrary.org).
  • Allan Robert Phillips: The known birds of North and Middle America. Distributions and Variation, Migrations, Changes, Hybrids, etc. 1 (Hirundinidae to Mimidae; Certhiidae). Roberts Rinehart Publisher, Denver 1986, ISBN 0-9617402-0-5.
  • Robert Ridgway: Ornithology of Guadeloupe Islands. In: Bulletin of the United States Geological and Geographical Survey of the Territories. Band 2, Nr. 2, 1876, S. 183–195 (englisch, https://www.biodiversitylibrary.org/).
  • Philip Lutley Sclater: Catalogue of a collection of American birds. N. Trubner and Co., London 1862 (biodiversitylibrary.org).
  • Nicholas Aylward Vigors in John Richardson, Nicholas Aylward Vigors, George Tradescant Lay, Edward Turner Bennett, Richard Owen, John Edward Gray, William Buckland, George Brettingham Sowerby: The zoology of Captain Beechey's voyage; compiled from the collections and notes made by Captain Beechey, the officers and naturalist of the expedition, during a voyage to the Pacific and Behring’s Straits performed in His Majesty's ship Blossom, under the command of Captain F. W. Beechey, R.N., F.R.S., &c. &c.in the years 1825, 26, 27 and 28. H.G. Bohn, London 1839 (biodiversitylibrary.org).

Weblinks

Commons: Buschzaunkönig (Thryomanes bewickii) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Donald Eugene Kroodsma u. a.
  2. IOC World Bird List Dapple-throats, sugarbirds, fairy-bluebirds, kinglets, hyliotas, wrens, gnatcatchers
  3. Harry Church Oberholser (1898), S. 422 u. 440.
  4. Harry Church Oberholser (1898), S. 437.
  5. a b Joseph Grinnell (1910), S. 307.
  6. Nicholas Aylward Vigors (1839), S. 18, Tafel 4 Abbildung 1.
  7. Alfred Webster Anthony (1895), S. 52.
  8. Harry Church Oberholser (1898), S. 435.
  9. a b Alfred Webster Anthony (1897), S. 166.
  10. a b Laurence Markham Huey (1942), S. 430.
  11. Robert Ridgway (1876), S. 186.
  12. Harry Church Oberholser (1898), S. 427.
  13. Harry Church Oberholser (1898), S. 422 u. 425.
  14. a b Allan Robert Phillips (1986), S. 151.
  15. a b Allan Robert Phillips (1986), S. 153.
  16. a b Wilhelm Deppe (1830), S. 2.
  17. a b John James Audubon (1827), Tafel 18.
  18. Harry Church Oberholser (1932), S. 8.
  19. Gustav Hartlaub (1852), S. 4.
  20. John Warren Aldrich (1944), S. 307.
  21. a b John James Audubon (1827), S. 96–98.
  22. Philip Lutley Sclater (1862), S. 22.
  23. James A. Jobling S. 86
  24. James A. Jobling S. 140
  25. James A. Jobling S. 362
  26. James A. Jobling S. 224
  27. James A. Jobling S. 99
  28. James A. Jobling S. 148
  29. James A. Jobling S. 124
  30. James A. Jobling S. 59
  31. James A. Jobling S. 262
  32. James A. Jobling S. 43

Anmerkungen

  1. Neben dem Buschzaunkönig ordnete er den Weißbauch-Zaunkönig (Uropsila leucogastra (Gould, 1837)) und T. b. spilurus der neuen Gattung zu.