Titicacasee

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Titicacasee
Satellitenbild mit Landesgrenze
Geographische Lage Altiplano; Peru Peru, Bolivien Bolivien
Zuflüsse Río Suches, Río Ramis, Río Coata, Río Ilave, Río Catari, Río Tiwanaku, Río Keka
Abfluss Río DesaguaderoPoopó-See
Orte am Ufer Puno, Copacabana
Daten
Koordinaten 16° S, 69° WKoordinaten: 16° S, 69° W
Titicacasee (Peru)
Höhe über Meeresspiegel 3812 m[1]
Fläche 8 372 km²[1]
Länge 178 km
Breite 77 km
Volumen 893 km³dep1 [1]
Umfang 1125 km[1]
Maximale Tiefe 281 m
Mittlere Tiefe 107 m[1]
Einzugsgebiet 58.000 km²[1]

Besonderheiten

größter Gebirgssee; 42 von Menschen geschaffene Inseln

Klimadiagramm Juliaca

Der Titicacasee (spanisch Lago Titicaca; Quechua Titiqaqa qucha) ist mit einer Fläche von 8372 Quadratkilometern der größte Süßwassersee Südamerikas.[1] Er befindet sich auf der Altiplano-Hochebene in den Anden; der westliche Teil mit 4916 km² des Sees gehört zu Peru, der östliche Teil mit 3372 km² zu Bolivien. Gemessen an seiner Fläche ist er der achtzehntgrößte natürliche See der Welt; seine Fläche ist etwa 15,5-mal so groß wie die des Bodensees (einschließlich Untersee) und fast so groß wie Korsika. Er ist stark verschmutzt.[2]

Geographie

Vorn: die peruanische Insel Taquile; hinten: die Cordillera Real (Bolivien)

Der Titicacasee ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3812 m über dem Meeresspiegel, ist 178 km lang und bis 67,4 km breit und hat eine durchschnittliche Tiefe von 107 m.[1] In den See ragen mehrere Halbinseln, bei der Copacabana-Halbinsel verbindet nur die schmale Straße von Tiquina den Südteil des Sees, Wiñaymarka, mit dem Nordteil, dem Lago Chucuito.

Mehr als 25 Flüsse fließen in den Titicacasee. Den einzigen Abfluss bildet der Río Desaguadero, der etwa zehn Prozent des überschüssigen Wassers befördert. Das übrige Wasser verdunstet. Es gibt eine Vielzahl großer und kleiner Inseln, von denen einige Relikte der Inka-Kultur beherbergen, zum Beispiel die Isla del Sol.

Herkunft des Namens

Die Herkunft des Namens Titicaca, ursprünglich eine Bezeichnung für die Sonneninsel, ist nicht sicher bekannt. Er soll auf zwei Aymara-Wörtern beruhen: titi heißt „Große Katze“ oder „Puma“ und kaka heißt „grau“. Der Legende nach ist der erste Inka, Manco Cápac, über einen Felsen auf der Sonneninsel („Titi-Karka“ oder „Puma-Felsen“; „karka“ = Stein, Felsen) auf die Erde gestiegen. Dieser Felsen hat (mit genügend Fantasie betrachtet) die Form des Kopfes einer Wildkatze. Eine liegende Katze ist aber auch zu erkennen, wenn die Landkarte mit dem See auf den Kopf gestellt wird. Auf Quechua dagegen heißt titi „Blei“ oder „bleifarben“, qaqa heißt „Felsen“, also „bleierner (bleifarbener) Felsen“.

Klima

Trotz der mit 9 bis 11 °C recht niedrigen Jahresdurchschnittstemperatur des Wassers stellt der Titicacasee gegenüber Frost einen großen Wärmespeicher dar, so dass um den See Kartoffeln, Gerste, Mais und Quinoa gedeihen. Die Region um den Titicacasee wird als das Ursprungsgebiet des Kartoffelanbaus angesehen.

Titicacasee
Monat Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Temperatur (°C) 10,7 10,7 10,3 9,5 8,0 6,2 5,7 7,4 8,3 10,4 10,7 10,3 9,0
Niederschlag (mm Puno 1973) 238 132 159 98 13 0 2 6 33 16 30 71 797
Quelle: [3]

Das Leben am Titicacasee

Eine wichtige Nahrungsquelle für die Bevölkerung am Titicacasee ist seit jeher der Fischreichtum gewesen.

Ein Mädchen auf der Isla del Sol
Auf der Insel Taquile

Zu den Attraktionen des Titicacasees gehören die schwimmenden Inseln der Urus. Ursprünglich begannen die Urus schwimmende Inseln zu bauen, um sich zum Beispiel vor den kriegerischen Inkas zu schützen oder zu verbergen. Die Inseln bestehen aus kreuzweise aufgebrachten Lagen aus Totora-Schilf. Immer wenn ein Angriff drohte, lösten sie die Verankerung und zogen sich mit ihren Inseln auf den See zurück. Das Totora-Schilf ist eine wichtige Lebensgrundlage. Die Boote für den Fischfang und die Matten für den Bau der einfachen Hütten bestehen daraus. Auch in der Ernährung spielt es eine Rolle.

Inzwischen leben nur noch mehrere hundert der insgesamt etwa 2000 Urus auf den traditionellen Inseln. Sie haben den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt und erlauben heute Besuchern, die nachgiebig-schwankenden Inseln zu besuchen.

Uro-Mädchen

Auf der zu Peru gehörenden Insel Taquile (Quechua: Intika) leben heute etwa 1600 Quechua. Das Volk auf der 5,5 km langen und 1,6 km breiten Insel wurde erst spät entdeckt, weil sie sich bei Ankunft von Fremden vor diesen versteckten. Berühmt sind die Inselbewohner heute wegen ihrer strickenden Männer. Die Insel wird deshalb auch „Insel der strickenden Männer“ genannt. Ähnlich wie auch auf Urus ist auf Taquile eine Ausrichtung auf Tagestouristen zu beobachten. Da diese die Insel jedoch um 14 Uhr weitgehend wieder verlassen haben, bietet sich den Reisenden, die bei einer Familie auf Taquile übernachten (Hotels, fließend Wasser oder Strom existieren nicht) Einsichten in das ursprüngliche Leben, bis am Morgen die Tagestouristen das Bild der Insel wieder verändern.

Eine weitere Insel mit quechuasprachiger Bevölkerung auf peruanischer Seite ist Amantaní, auf der 800 Familien leben.

Ebenfalls von peruanischer Seite ragt die Halbinsel Capachica in den See.

Auf der bolivianischen Seite des Titicacasees liegen die heiligen Inseln Isla del Sol (Sonneninsel) und Isla de la Luna (Mondinsel). Der Legende nach erschien auf der Isla del Sol der weiße bärtige Gott und erschuf die ersten Inkas, Manco Cápac und seine Schwesterfrau Mama Oclla. Auf beiden Inseln existieren zwischen kleinen traditionellen Dörfern viele uralte Ruinen.

Fauna des Titicacasees

Der Titicacasee ist Lebensraum einer Reihe von seltenen und teilweise endemischen Tierarten.[4]

Es gibt 95 Arten heimische Vogelarten, sowie Zugvögel, hierzu zählen (u. a.)

  • der Titicaca-Taucher (Rollandia microptera), ein Angehöriger der Familie der Lappentaucher. Ungewöhnlich an diesem Vogel ist, dass er aufgrund seiner kleinen Flügel nicht flugfähig ist. Bei Gefahr flüchtet er mit Trippelschritten über das Wasser, wobei er zwar heftig mit den Flügeln schlägt, aber nicht in der Lage ist, sich in die Luft zu erheben.
  • Alle drei in Südamerika heimischen, mittlerweile bedrohten Flamingoarten: der Chileflamingo, der Jamesflamingo und der Andenflamingo[5]
  • Der Ibis, Kormoran und Reiher

Zu den hier heimischen Säugetieren zählen die zu den Chinchillas gehörenden Vizcachas, Tschudi-Meerschweinchen und der Andenfuchs

Es gibt 18 einheimische Arten von Amphibien, darunter

  • der endemische Titicaca-Riesenfrosch oder Titicacaseefrosch (Telmatobius culeus). Er atmet vorwiegend über seine Haut, die daher zur Oberflächenvergrößerung sehr faltig ist.

Im Titicacasee leben 30 Fischarten, von denen 21 endemisch sind, u. a.

Bedrohung und Schutz des Titicacasees

Die Wasserqualität des Sees nahm in den vergangenen Jahren deutlich ab. Julián Barra, Präsident der peruanischen autonomen Region Titicaca, macht die mehr als 30.000 illegalen Minen am See und an den Zuflüssen verantwortlich. Die giftigen mit Blei und Quecksilber stark belasteten Abwässer der Goldminen fließen ungereinigt in den See. 2006 schlossen die Außenminister Perus und Boliviens ein Memorandum, in dem sie zusicherten, Aktivitäten zur Verhinderung weiterer Kontamination zu starten. Barra bezeichnete die Arbeitsteilung des peruanischen Landwirtschafts- und Umweltministeriums als kontraproduktiv, da sie zielführende Aktivitäten durch Bürokratie verlangsamten.[7]

Eutrophierung im Hafen von Puno (2012)

Der Verlust der den See umgebenden Vegetation durch Überweidung und Erosion, Reduzierung der Wasservegetation, abnehmende Fischpopulationen und die Kontaminierung der Bucht von Puno durch biogene Abwässer sind weitere Umweltprobleme am See. Bei der Kontamination handelt es sich hauptsächlich um die Schadstoffe aus Abwässern der Großstadt Puno und Schwermetalle der nahegelegenen Minen. Das Algenproblem beschränkt sich noch auf die Bucht von Puno. Die Europäische Union versucht, die Lebensbedingungen der Anrainer zu verbessern und die Ressourcen zu schützen, indem sie Projekte zur Wasserregulierung durch Kleindämme am Río Desaguadero unterstützt.

1978 richtete die peruanische Regierung das Nationale Schutzgebiet Titicaca vor Puno ein. Der gesamte See fällt unter die Ramsar-Konvention für geschützte Feuchtgebiete.

Seit 2000 sind die Wasserstände des Titicacasees konstant gefallen und liegen deutlich unter dem bisherigen durchschnittlichen Wasserstand. Allein im Zeitraum von April bis November 2009 sank der Wasserspiegel um 81 cm – der niedrigste Stand seit 1949. Die Ursache für diesen Rückgang liegt in einer Verkürzung der Regenzeit von sechs Monaten auf drei Monate und dem Rückgang der Andengletscher im Bereich des Altiplano, welche die Zuflüsse des Titicacasees speisen.[8][9][10]

Der See wurde vom Global Nature Fund zum Bedrohten See 2012 ernannt.[11] Im November 2016 beschlossen die Präsidenten von Peru und Bolivien, 10 Kläranlagen an den Zuflüssen zum See zu bauen, und bekräftigten diese Absicht im Jahr 2017.[12]

Unterwasserarchäologie

Im Jahr 1980 berichtete Der Spiegel darüber, dass Unterwasserfilmer Ruinen sichteten, die der Tiwanaku-Kultur zuzuordnen sind.[13] Archäologen stießen im Jahr 2000 in 30 Metern Tiefe auf die Ruinen eines Tiwanaku-Tempels mit einer Fläche von 200 × 50 Metern, eine Terrasse für Getreide, eine Straße und eine 800 Meter lange Mauer.[14] 1977 fanden japanische Amateurtaucher Keramikfragmente und kleine Andesitkisten mit Miniaturfiguren aus der Schale der Spondylus. 1988 wurde die Forschung durch eine bolivianisch-japanische Expedition fortgesetzt. Es wurden weitere Artefakte gefunden. 1989–1992 fand eine Expedition statt, die von der National Geographic Society gesponsert wurde. Es wurden abermals Artefakte gefunden. Die Expeditionen brachten insgesamt 385 Artefakte zu Tage, darunter Goldplättchen, Keramikfragmente, Figurinen aus Silber usw. Die Funde sind der Tiwanaku- und Inka-Zivilisation zuzuordnen. Im Jahr 2013 wurden etwa tausend Keramikfragmente gefunden, die einst zu Gefäßen in Raubkatzenform gehörten.[15]

Trivia

Der am 23. September 1952 entdeckte Hauptgürtelasteroid (1801) Titicaca wurde nach dem See benannt.

Literatur

  • Benjamin S. Orlove: Lines in the Water: Nature and Culture at Lake Titicaca. 2002, University of California Press, ISBN 0-520-22959-2.

Weblinks

Commons: Titicacasee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Lago Titicaca (Laka Titicaca). International Lake Environment Committee. Abgerufen am 8. Juni 2022.
  2. Drecksloch in den Anden, zeit.de, 2012
  3. International Lake Environment Committee (Memento des Originals vom 9. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wldb.ilec.or.jp
  4. Titicaca See – Bolivien und Peru Global Nature Fund, aufgerufen am 1. November 2021
  5. Titicaca See – Bolivien und Peru Global Nature Fund, aufgerufen am 1. November 2021
  6. Petru Banaescu: Zoogeography of Fresh Waters, AULA, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89104-480-1, S. 1234
  7. enperublog.com, 22. August 2009
  8. Titicaca-See: Pegel auf historischem Tiefstand, ORF, abgerufen am 28. November 2009
  9. Carlos Valdez: Lake Titicaca at dangerously low level, Sydney Morning Herald, abgerufen am 28. November 2009
  10. Lake Titicaca evaporating away (Video), al Jazeera, abgerufen am 28. November 2009
  11. Kein toller Titel: Titicacasee „Bedrohter See 2012“, n-tv.de, 2. Februar 2012
  12. Bolivia and Peru vow to clean Lake Titicaca, Telesurtv (englisch), abgerufen am 14. Januar 2017
  13. Archäologen-Funde unter Wasser., Der Spiegel, 28 Dezember 1980, abgerufen am 13. November 2021.
  14. Ancient temple found under Lake Titicaca., BBC News (englisch), 23. August 2000, abgerufen am 13. November 2021.
  15. Christophe Delaere et al.: Underwater ritual offerings in the Island of the Sun and the formation of the Tiwanaku State. PNAS (2019)