Ministerium für Internationalen Handel und Industrie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Tsūshō-sangyō-shō)
Sitz des MITI in Chiyoda, Tokio

Das Ministerium für Internationalen Handel und Industrie (jap.

通商産業省

, Tsūshō-Sangyō-shō), im internationalen Kontext allgemein mit MITI für Ministry of International Trade and Industry abgekürzt, war ein Ministerium Japans und gilt als entscheidender Architekt des wirtschaftlichen Aufschwungs Japans in der Nachkriegszeit. An seine Stelle trat 2001 das heutige Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie.

Aufgaben und Zuständigkeiten

Das japanische Ministerium für Internationalen Handel und Industrie wurde im Jahr 1949 aus der Vereinigung der Handelsagentur und des Ministeriums für Gewerbe und Industrie gegründet. Ziel war, die Nachkriegs-Inflation zu bremsen und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der industriellen Produktivität und Beschäftigung zu steuern. Das MITI trug die Hauptverantwortung für die Formulierung und Implementierung internationaler Handelsabkommen, suchte dabei jedoch immer den Konsens mit anderen beteiligten Parteien, etwa dem Außenministerium und dem Finanzministerium. Das MITI koordinierte in entsprechenden Bereichen auch die Handelspolitik, mit dem Wirtschaftsplanungsamt (

経済企画庁

, Keizai-kikaku-chō), der Bank von Japan, und den Ministerien für Landwirtschaft, Bau, Forstwirtschaft und Fischerei, Gesundheit und Soziales, Post und Telekommunikation sowie Verkehr. Mit der Zunahme des internationalen Handels verbreiterte sich die Basis, wodurch die anderen Ministerien mehr Gewicht bekamen. Zusätzlich wurden die Zuständigkeiten des MITI durch die Kommission für den fairen Handel (

公正取引委員会

, Kōsei-Torihiki-Iinkai), das Parlament und den Premierminister beschnitten. Dadurch hatte das MITI Ende der 80er Jahre weniger Kontrolle über den japanischen Außenhandel als noch in den 50er und 60er Jahren.

Neben Export und Import war das MITI auch zuständig für die Unternehmen und Bereiche, die nicht ausdrücklich durch andere Ministerien abgedeckt waren, und zwar in den Bereichen Anlagevermögen, Kontrolle der Umweltverschmutzung, Energieversorgung, einige Aspekte der Auslands-Wirtschaftshilfen, und Kundenbeschwerden. Dadurch konnte das MITI einen Interessenausgleich schaffen, etwa zwischen der Eindämmung der Umweltverschmutzung und der Konkurrenzfähigkeit im Export, und so Nachteile für die Exportindustrien gering halten.

Koordination der „Japan AG“

Das MITI diente als Architekt der Industriepolitik, als Regulierer und als Schlichter bei Problemen und Meinungsverschiedenheiten in der Industrie. Das Hauptaugenmerk des Ministeriums lag auf der Stärkung der industriellen Basis des Landes. Von einer gelenkten Wirtschaft zu sprechen geht dabei zu weit, aber es hat die Wirtschaft mit formeller und informeller Anleitung bedacht, auf den Gebieten der Technologie, der Modernisierung, der Investition in neue Anlagen, und dem heimischen und internationalen Wettbewerb.

Die enge Verbindung zwischen Ministerium und Wirtschaftsführern hat zu einer Außenhandelspolitik geführt, die in vielen Bereichen eng mit den Bemühungen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft verzahnt ist. Das MITI unterstützte die frühzeitige Entwicklung aller Schlüsselindustrien durch die Bereitstellung von Schutzmechanismen vor Importkonkurrenz, Industriespionage, Hilfe bei der Lizenzierung ausländischer Technologien, Zugang zu Devisen sowie Hilfestellungen bei Fusionen.

Diese Politik zur Förderung der inländischen Industrie und deren Schutz vor der internationalen Konkurrenz war in den 50er und 60er Jahren am stärksten. In den 70er Jahren war die japanische Industrie in vielen Bereichen konkurrenzfähig, so dass die Kontrolle des MITI nicht mehr in dem Maße gebraucht wurde. Auch waren einige der Methoden überholt, so verfügten die Unternehmen nun selbst über genug Auslandskapital.

Ausländische Kritik und Marktöffnung

Teilweise musste das MITI die Industrie sogar bremsen. Die japanische Autoindustrie war auf dem US-amerikanischen Markt so erfolgreich, dass ab dem Jahr 1981 von japanischer Seite freiwillige Importquoten erlassen wurden, um Kritik der amerikanischen Autoindustrie und der Gewerkschaften abzuwenden.

Auch der Protektionismus musste verringert werden, insbesondere auf Druck der Welthandelsorganisation und der USA. In den 80er Jahren war das MITI an Maßnahmen zur Marktöffnung und Importförderung beteiligt, es wurde innerhalb des Ministeriums ein Büro zur Importförderung gegründet. Die enge Verbindung zwischen MITI und Industrie erlaubte dem Ministerium eine solche Rolle in der Öffnung der Märkte zu spielen. Die gegenläufigen Interessen zwischen Marktöffnung und Förderung neuer, wachsender inländischer Industrien bleiben bestehen.

Die Wirtschaftskrise der 1990er Jahre

Eine neue Entwicklung ergab sich durch die lange Stagnationsphase in den 1990er Jahren, als viele Förderprogramme der Regierung nicht die erwünschte Wirkung zeigten. Insbesondere ist hier auf den Fall Nissan zu verweisen, als ein ausländisches Unternehmen beim zweitgrößten japanischen Automobilbauer einstieg und erfolgreich mit „westlichen“ Methoden sanierte. Dies wird nicht ohne Folgen auf die restliche Industrie bleiben.

Im Jahr 2001 wurde das MITI im Rahmen der Zentralen Regierungsreform mit dem Wirtschaftsplanungsamt und den Wirtschaftsabteilungen anderer Ministerien zusammengelegt und in METI (engl. Ministry of Economy, Trade and Industry, dt. Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie) umbenannt.

Minister (
通商産業大臣
, tsūshō-sangyō-daijin)

# Name Kanji Kabinett Amtsantritt Partei
1 Inagaki Heitarō
稲垣 平太郎
Yoshida III 25. Mai 1949 Demokratische Partei
2 Ikeda Hayato
池田 勇人
17. Feb. 1950 (Demokratisch-)Liberale Partei
3 Takase Sōtarō
高瀬 荘太郎
11. Apr. 1950 Ryokufūkai
4 6. Mai 1950
5 Yokoo Shigemi
横尾 龍
Yoshida III (1. Umbildung) 28. Juni 1950 Liberale Partei
6 Takahashi Ryūtarō
高橋 龍太郎
Yoshida III (2. Umbildung) 4. Juli 1951 Ryokufūkai
Yoshida III (3. Umbildung) 26. Dez. 1951
7 Ikeda Hayato
池田 勇人
Yoshida IV 30. Okt. 1952 Liberale Partei
8 Ogasawara Sankurō
小笠原 三九郎
29. Nov. 1952
9 5. Dez. 1952
10 Okano Kiyohide
岡野 清豪
Yoshida V 21. Mai 1953
11 Aichi Kiichi
愛知 揆一
9. Jan. 1954
12 Ishibashi Tanzan
石橋 湛山
Hatoyama I 10. Dez. 1954 Liberaldemokratische Partei
13 Hatoyama II 19. März 1955
14 Hatoyama III 22. Nov. 1955
Ishibashi Tanzan (kommissarisch) Kabinett Ishibashi 23. Dez. 1956
15 Mizuta Mikio
水田 三喜男
23. Dez. 1956
16 Kishi I 25. Feb. 1957
17 Maeo Shigesaburō
前尾 繁三郎
Kishi I (Umbildung) 10. Juli 1957
18 Takasaki Tatsunosuke
高碕 達之助
Kishi II 12. Juni 1958
19 Ikeda Hayato
池田 勇人
Kishi II (Umbildung) 18. Juni 1959
20 Ishii Mitsujirō
石井 光次郎
Ikeda I 19. Juli 1960
21 Shiina Etsusaburō
椎名 悦三郎
Ikeda II 8. Dez. 1960
22 Satō Eisaku
佐藤 榮作
Ikeda II (1. Umbildung) 18. Juli 1961
23 Fukuda Hajime
福田 一
Ikeda II (2. Umbildung) 18. Juli 1962
Ikeda II (3. Umbildung) 18. Juli 1963
24 Ikeda III 9. Dez. 1963
25 Sakurauchi Yoshio
櫻内 義雄
Ikeda III (Umbildung) 18. Juli 1964
26 Satō I 9. Nov. 1964
27 Miki Takeo
三木 武夫
Satō I (1. Umbildung) 3. Juni 1965
Satō I (2. Umbildung) 1. Aug. 1966
28 Kanno Watarō
菅野 和太郎
Satō I (3. Umbildung) 3. Dez. 1966
29 Satō II 17. Feb. 1967
30 Shiina Etsusaburō
椎名 悦三郎
Satō II (1. Umbildung) 25. Nov. 1967
31 Ōhira Masayoshi
大平 正芳
Satō II (2. Umbildung) 30. Nov. 1968
32 Miyazawa Kiichi
宮澤 喜一
Satō III 14. Jan. 1970
33 Tanaka Kakuei
田中 角榮
Satō III (Umbildung) 5. Juli 1971
34 Nakasone Yasuhiro
中曽 根康弘
Kabinett Tanaka I 7. Juli 1972
35 Tanaka II 22. Dez. 1972
Tanaka II (1. Umbildung) 25. Nov. 1973
Tanaka II (2. Umbildung) 11. Nov. 1974
36 Kōmoto Toshio
河本 敏夫
Miki 9. Dez. 1974
Miki (Umbildung) 15. Sep. 1976
37 Tanaka Tatsuo
田中 龍夫
Fukuda 24. Dez. 1976
38 Kōmoto Toshio
河本 敏夫
Fukuda (Umbildung) 28. Nov. 1977
39 Esaki Masumi
江崎 真澄
Ōhira I 7. Dez. 1978
40 Sasaki Yoshitake
佐々木 義武
Ōhira II 9. Nov. 1979
41 Tanaka Rokusuke
田中 六助
Suzuki 17. Juli 1980
42 Abe Shintarō
安倍 晋太郎
Suzuki (Umbildung) 30. Nov. 1981
43 Yamanaka Sadanori
山中 貞則
Nakasone I 27. Nov. 1982
44 Uno Sōsuke
宇野 宗佑
10. Juni 1983
45 Okonogi Hikosaburō
小此木 彦三郎
Nakasone II 27. Dez. 1983
46 Murata Keijirō
村田 敬次郎
Nakasone II (1. Umbildung) 1. Nov. 1984
47 Watanabe Michio
渡辺 美智雄
Nakasone II (2. Umbildung) 28. Dez. 1985
48 Tamura Hajime
田村 元
Nakasone III 22. Juli 1986
49 Takeshita 6. Nov. 1987
50 Mitsuzuka Hiroshi
三塚 博
Takeshita (Umbildung) 27. Dez. 1988
51 Kajiyama Seiroku
梶山 静六
Uno 3. Juni 1989
52 Matsunaga Hikaru
松永 光
Kaifu I 10. Aug. 1989
53 Mutō Kabun
武藤 嘉文
Kaifu II 28. Feb. 1990
54 Nakao Eiichi
中尾 栄一
Kaifu II (Umbildung) 29. Dez. 1990
55 Watanabe Kōzō
渡部 恒三
Miyazawa 5. Nov. 1991
56 Mori Yoshirō
森 喜朗
Miyazawa (Umbildung) 12. Dez. 1992
57 Kumagai Hiroshi
熊谷 弘
Hosokawa 9. Aug. 1993 Erneuerungspartei
Hata Tsutomu (kommissarisch)
羽田 孜
Hata 28. Apr. 1994
58 Hata Eijirō
畑 英次郎
28. Apr. 1994
59 Hashimoto Ryūtarō
橋本 龍太郎
Murayama 30. Juni 1994 Liberaldemokratische Partei
Murayama (Umbildung) 8. Aug. 1995
60 Tsukahara Shimpei
塚原 俊平
Hashimoto I 11. Jan. 1996
61 Satō Shinji
佐藤 信二
Hashimoto II 7. Nov. 1996
62 Horiuchi Mitsuo
堀内 光雄
Hashimoto II (Umbildung) 11. Sep. 1997
63 Yosano Kaoru
与謝 野馨
Obuchi 30. Juli 1998
Obuchi (1. Umbildung) 14. Jan. 1999
64 Fukaya Takashi
深谷 隆司
Obuchi (2. Umbildung) 5. Okt. 1999
65 Mori I 5. Apr. 2000
66 Hiranuma Takeo
平沼 赳夫
Mori II 4. Juli 2000
Mori II (Umbildung) 5. Dez. 2000

Literatur

  • Chalmers Johnson: MITI and the Japanese Miracle: The Growth of Industrial Policy, 1925-1975. Stanford 1982, ISBN 0804711283

Koordinaten: 35° 40′ 19,6″ N, 139° 45′ 3,2″ O