Schmalblättriger Rohrkolben
Schmalblättriger Rohrkolben | ||||||||||||
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Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Typha angustifolia | ||||||||||||
L. |
Der Schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia) ist eine Pflanzen-Art in der Familie der Rohrkolbengewächse (Typhaceae).
Beschreibung
Der Schmalblättrige Rohrkolben ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 1 bis 2 Metern erreicht. Die unterirdischen Ausläufer der Pflanze sind etwa 1 cm dick, meist nur kurz horizontal kriechend und dann aufgerichtet. Die Stängel sind beblättert. Die Laubblätter sind (3 bis) 5 bis 8 (bis 10) mm breit. Die Blattabschnitte haben neun deutliche und zwei bis vier kleinere randliche Luftkammern.
Die männlichen Blüten sind mit Perigonhaaren ausgestattet. Männliche und weibliche Blütenkolben sind durch einen (1,5 bis) 2,5 bis 3,5 cm langen blütenlosen Abschnitt getrennt. Die weiblichen Kolben sind 2,5 bis 4 cm lang und dunkelbraun. Die männlichen Kolben an der Spitze der Pflanze sind zwei- bis dreimal so lang.
Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 30.[1]
Verbreitung
Der Schmalblättrige Rohrkolben ist in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel weit verbreitet.[2]
Ökologie
Der Verlandungspionier hat meist kurze unterirdische Ausläufer, die der vegetativen Vermehrung dienen. Seine Blüten sind proterogyn, anemogam und selbstfertil. Die männlichen Blüten sollen sich erst drei Tage nach den weiblichen Blüten öffnen; ist bis dahin keine Fremdbestäubung erfolgt, kann es zur Selbstbestäubung kommen. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und August.
Standorte
Man trifft diese Pflanzenart ziemlich selten an Ufern oder in Gräben, im Röhricht vorwiegend stehender oder langsam fließender, warmer, oft kalkarmer Gewässer über humosem Schlammboden. Nach Ellenberg ist sie eine Lichtpflanze, ein Wechselwasserzeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, stickstoffreiche Standorte bevorzugend, salzertragend und eine Charakterart der Assoziation Typhetum angustifolii aus dem Verband der Stillwasser-Röhrichte im Süßwasser (Phragmition australis).[1] Als Verlandungspionier bildet sie häufig reine Bestände, wird aber trotzdem gelegentlich übersehen, weil oft die nichtblühenden Exemplare überwiegen.
Verwendung
Nahrung
Die Rhizome können ähnlich wie die Kartoffel gekocht und gegessen werden. Dabei kann auf einem Hektar die zehnfache Menge an Rhizomen geerntet werden, als würden dort Kartoffeln wachsen (ca. 350 Tonnen frische Rhizome). Die Wurzelstöcke ergeben ein Mehl, welches sich für Gebäcke gut eignet. Getrocknete Wurzelstöcke bestehen aus 46 % Stärke und Zucker und aus mindestens 20 % Fasern. Rohrkolbenmehl enthält mehr Fett als Mais-, Reis-, Weizen- und Kartoffelmehl. Es enthält mehr Minerale und Kohlenhydrate als Kartoffelmehl und mehr Protein als Mais und Reis. Ferner sind Jungtriebe, Mark, Blüten und Pollen essbar.
Textilien
Die Blätter enthalten etwa 25 – 35 % Fasern. Durch eine chemisch-technische Trennung können diese gewonnen werden. Sie wurden für Mölbelstopfen, Sackleinen und gröbere Garne verwendet. Sie können mit Leinen, Hanf, Sisal und Jute verglichen werden. Man soll etwa 10 Tonnen Fasern pro Hektar gewinnen können.
Technische Verwertung
Aus Rohrkolben kann man Papier herstellen. Ferner kann man auch aus faserreichen Teilen (Blätter und Stängel) Faserplatten, Zellulose, Viehfutter, Streu und Äthylalkohol herstellen. Aus den Wurzelstöcken kann auch Äthylalkohol hergestellt werden.
Sonstige Verwendungen
Die Rohrkolbenflocken können als Kapokersatz eingesetzt werden. Das Öl aus den Samen eignet sich gemäß Vagn J. Brǿndegaard sowohl als Speiseöl und als Rohstoff für industrielle Verwendungen.[3] Die Art wird zur dekorativen Gestaltung von Uferpartien als Zierpflanze eingesetzt. Die Samen eignen sich hervorragend als Zunder und wurden in der Antike zum Entzünden eines Feuers verwendet.
Literatur
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 115. ISBN 3-8001-3131-5
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-2696-6.
Einzelnachweise
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 115.
- ↑ Rafaël Govaerts (Hrsg.): Typha angustifolia. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 5. Juni 2020.
- ↑ http://www.kslab.ksla.se/Brondegaard/artiklar/175.pdf (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Weblinks
- Schmalblättriger Rohrkolben. FloraWeb.de
- Schmalblättriger Rohrkolben. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Typha angustifolia L., Karte zur Verbreitung in der Schweiz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung in den Niederlanden [1] (niederl.)
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén [2]
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Typha angustifolia in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Zhuang, X., 2010. Abgerufen am 11. April 2014.