Universität Luxemburg

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Université du Luxembourg
Gründung 2003[1]
Trägerschaft staatlich
Ort Esch an der Alzette,
Luxemburg
Rektor Stéphane Pallage
Studierende 6.714 (2022)
Mitarbeiter 850[1]
davon Professoren 242[1]
Netzwerke IAU[2], UniGR
Website www.uni.lu
Campus Limpertsberg
Schloss in Walferdingen, bis 2015 ein Campus der Universität Luxemburg

Die Universität Luxemburg (französisch Université du Luxembourg) wurde 2003 gegründet und ist auf die drei Standorte Esch-Belval, Kirchberg und Limpertsberg verteilt. Die Verwaltung der Universität sowie ein Großteil der Institute befindet sich seit 2015 auf dem ehemaligen Konversionsgelände Esch-Belval.[3][4][5]

Vorgeschichte

Forschung und Lehre auf Hochschulniveau hat es in Luxemburg auch schon vor Gründung der Universität gegeben.

Seit 1916 wurde am Institut Supérieur De Technologie (I.S.T.) Ingenieurausbildung angeboten[6]. Das IST ging 2003 in das Ingenieurwesen als Teil der Fakultät FSTC über und stellt damit den ältesten Teil der Universität dar. Diese Forschergruppe brachte den ersten Doktoranden der Universität hervor.

Das Centre Universitaire de Luxembourg (CUNLUX) umfasste ein Département des Lettres & des Sciences Humaines, ein Philosophisches Seminar, ein Seminar Antike Studien, ein Seminar Mittelalterliche Geschichte (Michel Margue), ein Seminar Moderne Geschichte (Jean-Paul Lehners), ein Seminar Zeitgeschichte (Gilbert Trausch), ein Seminar ISIS (Interdépendances des sociétés, interaction des sciences), ein Seminar CERF (Centre d’Etudes et de Recherches Francophones), ein Linguistisches Seminar, ein Seminar English Studies sowie ein American Studies Center.[7]

„Die beachtliche Leistung etwa der Mittelalter-Forschung, die das Centre Luxembourgeois de Documentation et d’Etudes médievales (CLUDEM) aufzuweisen hat und die an ausländischen Universitäten allzu oft den Namen des CUNLux überhaupt erst bekannt gemacht hat, oder die Kolloquien, die das von Charles-Marie Ternes im Bereich der Alten Geschichte gegründete SEMANT (Seminaire d’Études Anciennes) seit Jahren für Historiker und Archäologen organisiert, sind in der Tat in Luxemburg weniger beachtet worden als im Ausland. Immerhin hat aber das CLUDEM 1997 in Luxemburg den Lions-Preis bekommen.“[8]

Die Grundschullehrerausbildung wurde durch das Institut Supérieur d’Études et de Recherches Pédagogiques (ISERP) in Walferdingen durchgeführt. IEES diente der Ausbildung der graduierten Erzieher.[9] Die technologische Forschung versah das Institut Supérieur de technologies (IST).[10]

Die Universität Luxemburg ersetzt diese Einrichtungen und ist rechtlich gesehen deren Nachfolger.[11]

Eckdaten

Erster Rektor war der franko-kanadische Professor François Tavenas (1942–2004).[12] Von 2005 bis 2015 war der spanische Physiker deutscher Abstammung Rolf Tarrach (* 1948 in Valencia) Rektor.[12] Am 15. Januar 2015 übernahm Rainer Klump dieses Amt. Am 1. Januar 2018 nahm Stéphane Pallage aus Malmedy die Tätigkeit als neuer Rektor der Universität auf.

Die Universität ist international ausgerichtet. Bachelorstudierende müssen mindestens ein Semester im Ausland verbringen. Bei Lehrprogrammen und Studentenaustausch kooperiert die Hochschule mit zahlreichen Universitäten in Europa und Übersee. Vorlesungen werden in der Regel in zwei Sprachen abgehalten – je nach Studiengang auf Englisch und Deutsch, Französisch und Deutsch oder Englisch und Französisch. Um den Einstieg zu erleichtern, organisiert die Universität Fremdsprachenkurse für Studierende.

Die 6.157 Studenten kommen aus 107 Ländern, die 233 Dozenten aus 25 Ländern.[13][14] Die Einschreibungsgebühren betragen in der Regel 200 Euro pro Semester[15]; das Semesterticket ist seit August 2017 inbegriffen und in ganz Luxemburg "ohne Einschränkung" gültig.[16] Einschreibungen für das Wintersemester sind von Juli bis September, für das Sommersemester im Januar und Februar möglich.

Im internationalen Ranking von Times Higher Education (THE) erreicht die Universität regelmäßig Plätze unter den Top 200[17], bei den jungen Universitäten (unter 20 Jahre) ist sie immer auf den vordersten Plätzen.

Fakultäten und Studiengänge

Die Lehrprogramme sind konsequent nach dem Bolognasystem aufgebaut und orientieren sich an den Interessen junger Menschen sowie den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes. Die Studierenden können derzeit unter elf Bachelorstudiengängen sowie 23 Masterstudiengängen wählen.[18][19]

  • Die Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Medizin bietet Bachelorstudiengänge in den Bereichen Ingenieurwesen, Informatik und Lebenswissenschaften (einschließlich Medizin[20]) sowie vier Master-Programme für Ingenieure (Maschinenbau[21], Bauingenieurwesen[22], Energieeffizienz[23], Umweltwissenschaft[24]), einen Masterstudiengang in Information & Computer Sciences und einen anderen in Integrated Systems Biology.
  • Die Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen konzentriert sich in den Bachelorstudiengängen auf Betriebswirtschaft und Wirtschaftswissenschaften, Jura sowie Betriebsinformatik. Die Masterstudiengänge sind auf Bank- und Finanzwissenschaften, Europäisches Recht, Unternehmertum und Innovation sowie Datensicherheitsmanagement ausgerichtet.
  • Die Fakultät für Sprachwissenschaften und Literatur, Geisteswissenschaften, Kunst und Erziehungswissenschaften bietet Bachelorstudiengänge in den Bereichen Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Psychologie und Europäische Kulturen. Die Masterstudiengänge reichen von Philosophie, Psychologie und Europäischer Geschichte über Mediation und Gerontologie, grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation bis zu einem Master in Nachhaltiger Europäischer Raumentwicklung und dem „Master in Learning and Development in Multilingual and Multicultural Contexts“. Neu sind ein Master in European Governance sowie ein „Erasmus Mundus“-Master in deutscher und französischer Philosophie im europäischen Raum.

Darüber hinaus ist die Promotion zum Ph.D. an vier doctoral schools (Doktoranden-Instituten) möglich[25] in Science and Engineering (Naturwissenschaften und Ingenieurwesen), Law (Jura), Economics and Finance (Wirtschaft und Finanzen) und Humanities and Social Sciences (Allgemeine Geisteswissenschaften und Soziologie), zudem in Kooperation mit der Integrated Biobank of Luxembourg[26] und dem Luxembourg Institute of Health in Bereichen der Medizin, etwa der modernen Molekularmedizin.[27]

Forschung

Forschung ist eine der Kernkompetenzen der Universität Luxemburg. Die Forschung an der Institution konzentriert sich bewusst auf eine limitierte Zahl wissenschaftlicher Bereiche, die als vorrangig betrachtet werden. Höchste Priorität genießen bis zum Jahr 2013 die folgenden fünf Bereiche:

  • Internationale Finanzwissenschaften
  • Sicherheit und Verlässlichkeit von Informationstechnik
  • System-Biomedizin
  • Europa- und Wirtschaftsrecht
  • Erziehung und Lernen im mehrsprachigen und multikulturellen Kontext

Weitere Forschungsschwerpunkte sind:

  • Grenzflächeninduzierte Eigenschaften in kondensierter Materie
  • Luxemburg-Studien
  • Umweltressourcen, -technologien und -veränderungen
  • Wirtschaft und Unternehmertum
  • Soziale und individuelle Entwicklung
  • Mathematik
  • Europäische Governance

Das Laboratoire de linguistique et de littératures luxembourgeoises beschäftigt sich mit sprachwissenschaftlichen und literaturwissenschaftlichen Aspekten des Luxemburgischen im Kontext der Mehrsprachigkeit. Es wurde im September 2006 gegründet und ist Teil der interdisziplinären Unité de Recherche IPSE.[28] Die nationale Identität der Luxemburger wird stark über Luxemburgisch als Nationalsprache definiert; zu diesem Ergebnis kommt eine neue wissenschaftliche Publikation.[29]

Im Dezember 2009 ist der „Luxemburg Atlas“ erschienen.[30] In knapp 100 Beiträgen von mehr als 70 Autoren aus Wissenschaft und Praxis werden vielfältige Themen in Karten, Luftbildern und Fotos sowie mit deutschen und französischen Texten vorgestellt.

Am 17. Dezember 2009 hat die Universität Partnerschaftsabkommen mit der Technischen Universität Berlin, der TU Darmstadt und der TU Dresden abgeschlossen. Erstes gemeinsames Forschungsprojekt mit der TU Dresden wird im Bereich der Kunststofftechnik angesiedelt sein. Mit der TU Darmstadt ist ein Projekt auf dem Gebiet der Computersicherheit geplant. Im September 2009 wurde eine Vereinbarung zwischen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Luxemburger Fonds National de la Recherche (FNR) zur Kooperation in der Grundlagenforschung getroffen.[31]

Luxemburgs Arbeitsrecht kennt als Regelfall nur den unbefristeten Arbeitsvertrag. Dass der Universität vom Gesetzgeber einige Ausnahmen von diesem Prinzip eingeräumt wurden, hat im Falle der Assistenzprofessorin Gudrun Ziegler zu einem Rechtsstreit geführt, von dessen Ausgang erwartet wird, dass eine größere Rechtssicherheit einkehrt.[32]

Literatur

  • Volker Zotz: Université du Luxembourg: Wohin geht die Reise? Forum für Politik, Gesellschaft und Kultur, 215, 2002.
  • Michel Pauly und Volker Zotz: Universität Luxemburg. Forum für Politik, Gesellschaft und Kultur, 227, Juni 2003.
  • Michel Pauly: uni.lu nach dem Sommergewitter. Forum für Politik, Gesellschaft und Kultur 239, September 2004.

Weblinks

Commons: Universität Luxemburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c About the University. In: wwwen.uni.lu. Université du Luxembourg, abgerufen am 6. August 2019 (englisch).
  2. List of IAU Members. In: iau-aiu.net. International Association of Universities, abgerufen am 6. August 2019 (englisch).
  3. wort.lu: Angekommen!, abgerufen am 21. Februar 2015
  4. wort.lu: Wenn Wissenschaft umzieht, abgerufen am 21. Februar 2015
  5. wort.lu: Freude in Belval, Sorgen in Walferdingen, abgerufen am 1. Oktober 2015
  6. 100 Jahre Ingenieurausbildung in Luxemburg: „Heranführen an den Arbeitsmarkt“. In: Wort.lu. 7. Oktober 2016 (wort.lu [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  7. LA RECHERCHE AU LUXEMBOURG: QUELQUES ADRESSES. 1. Juni 1997.
  8. Hieronymus von Busleyden: Forschung ohne Forscher? (PDF; 164 kB)
  9. Raymond Bisdorff: Osons enfin ! (Memento vom 15. August 2007 im Internet Archive) 29. Juni 2001.
  10. Création de l’Université du Luxembourg (2003). (Memento vom 12. März 2010 im Internet Archive) Mitteilung der Regierung. / Raymond Klein: Konkurrierende Luftschlösser.@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.woxx.lu (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Woxx, 24. November 2000.
  11. Création de l’Université du Luxembourg (2003) (Memento vom 12. März 2010 im Internet Archive)
  12. a b Siehe Seite 415, in: G. Hausemer: Luxemburger Lexikon. Das Großherzogtum von A-Z. 1. Auflage. Luxembourg, Editions Binsfeld, 2006, 479 S. ISBN 978-2-87954-156-3.
  13. Archivierte Kopie (Memento vom 11. Mai 2013 im Internet Archive)
  14. Archivierte Kopie (Memento vom 17. Januar 2013 im Internet Archive)
  15. Jan-Martin Wiarda: Auslandsstudium: Ein Traum von einer Uni. In: DIE ZEIT, 1. März 2012 Nr. 10. Zeit Verlag, 1. März 2012, abgerufen am 10. September 2012: „Studiengebühren gebe es natürlich keine, nur eine Einschreibegebühr von 200 Euro pro Semester.“
  16. Öffentliche Verkehrsmittel gratis für Studierende ab 1. August. Abgerufen am 8. Mai 2019.
  17. World University Rankings. In: Times Higher Education (THE). 18. August 2017 (timeshighereducation.com [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  18. http://wwwde.uni.lu/studiengaenge/bachelorstudiengaenge
  19. http://wwwde.uni.lu/studiengaenge/masterstudiengaenge
  20. Université du Luxembourg: Bachelor en Médecine. Abgerufen am 5. Januar 2021.
  21. Université du Luxembourg: Master of Science in Engineering – Sustainable Product Creation (académique). In: Université du Luxembourg. (uni.lu [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  22. Université du Luxembourg: Master of Science in Civil Engineering – Megastructure Engineering with Sustainable Resources (académique). In: Universität Luxemburg. (uni.lu [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  23. Université du Luxembourg: Master en développement durable (professionnel). In: Universität Luxemburg. (uni.lu [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  24. Université du Luxembourg: Master Professionnel en Sciences de l’Ingénieur – Efficacité Énergétique et Économique. In: Universität Luxemburg. (uni.lu [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  25. Université du Luxembourg: Doctoral Education. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  26. Biomedical Research. Abgerufen am 5. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  27. Departments. In: Luxembourg Institute of Health. Abgerufen am 4. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  28. Laboratoire de linguistique et de littératures luxembourgeoises (Memento vom 14. Juni 2009 im Internet Archive)
  29. „Inventing Luxembourg“: Wie nationale Identität entsteht. Lëtzebuerger Journal@1@2Vorlage:Toter Link/www.journal.lu (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) [uid]=9805&cHash=363ba40ceb, 1. April 2010.
  30. Der Luxemburg Atlas – Atlas du Luxembourg. (Memento vom 3. Januar 2011 im Internet Archive) Hrg.: Patrick Bousch, Tobias Chilla, Philippe Gerber, Olivier Klein, Christian Schulz, Christophe Sohn und Dorothea Wiktorin. Fotos: Andrés Lejona. Kartographie: Udo Beha, Marie-Line Glaesener, Olivier Klein. Emons Verlag : Köln 2009. ISBN 978-3-89705-692-3.
  31. Uni Luxemburg schließt Abkommen mit drei deutschen Universitäten. (Memento vom 17. September 2010 im Internet Archive)
  32. Danièle Weber: Uni in Erklärungsnot. WOXX, 20. Oktober 2011.

Koordinaten: 49° 39′ 37,2″ N, 6° 8′ 2,5″ O