Auf den Nägeln brennen

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Auf den Nägeln brennen (auch: unter den Nägeln brennen, ältere Formen: auf den Nagel, auf die Nägel, in die Nägel brennen) ist eine Redewendung der deutschen Sprache mit der Bedeutung „sehr dringlich sein“.[1] Beispielsatz: „Die Sache brennt mir auf den Nägeln“.

Sprachliche Entwicklung

Die Redewendung erschien zuerst im 16. Jahrhundert, in einer vergleichenden Sammlung lateinischer, griechischer und deutscher Sprichwörter von Eberhard Tappe, der bei der Erläuterung der lateinischen Redewendung res ad triarios rediit (ungefähr: „es ist zum Äußersten gekommen, jetzt müssen die letzten Mittel aufgeboten werden“) als ‚sehr ähnliche‘ Redewendung anführt: „die kertz ist vff den nagel gebrant“ (1539).[2] Es handelt sich dabei um keine gelehrte Neubildung Tappes, sondern nach dessen Auskunft um eine zu seiner Zeit ‚bei den Deutschen im Volk beliebte‘ Prägung („hodie apud Germanos uulgo celebratum“).[2] In geringfügig abweichender Form („Die kertz ist auff den nagel verbrant“) erscheint sie bald darauf bei Sebastian Franck in dessen Sprichwörtersammlung von 1541[3] und im 17. Jahrhundert dann wieder übereinstimmend mit Tappe in der poetischen Sprichwörtersammlung von Eucharius Eyering (1601)[4] sowie unter Verweis auf Tappe bei Johann Gerling in dessen Kommentar zu den Adagia des Erasmus: „Die kertz ist auff den nagel gebrandt“ (1649).[5][6]

Nicht nur in Sprichwörtersammlungen, sondern auch in praktischer Verwendung ist sie schon im 16. Jahrhundert belegt, so in Briefen von Graf Johann VI. von Nassau Dillenburg, der hierbei jeweils nicht von einer Kerze, sondern von „feuer“ (1583) bzw. „liecht“ (1591) spricht, das „(uns) uff den nagel“ brennt,[7] wie auch in einer 1652 anonym publizierten juristischen Streitschrift des Ravensberger Regierungsrates Thomas Schlipstein davon die Rede ist, dass jemandem infolge von Verschwendung seiner Güter „das liecht zimlich auff den nagel gebrant“ ist.[8]

Im 18. Jahrhundert gewinnt die Redewendung weite Verbreitung unter anderem in der Predigt,[9][10] in der historischen und in der Schönen Literatur und findet Eingang auch in Übersetzungswörterbücher.[11] Inhaltlich wird sie verwendet mit Bezug auf militärische, politische, finanzielle, gesundheitliche und sonstige Notlagen, hierbei speziell im geistlichen Bereich zuweilen auch in Verbindung mit der emblematischen Vorstellung, dass das menschliche Leben „vergehet wie eine angezündete Kertz“.[9] In der sprachlichen Gestalt wird die Redewendung dabei nur noch vereinzelt, so besonders im Bereich der Predigt, in der Fügung der älteren Sprichwortsammlungen verwendet, mit einer Kerze oder einem (Kerzen-)Licht, das auf den Nagel herunterbrennt,[9][10] meist aber als freier variierte Redewendung, bei der an die Stelle der Kerze als allgemeinerer bildlicher Ausdruck „das Feuer“,[12][13] ein nicht mehr metaphorisch umschriebenes Abstraktum wie „die Noth“[14] oder der unpersönliche Ausdruck „es (brennt)“[11] tritt, ebenso anstelle des Singulars „auf den Nagel“ häufig der Plural „auf die Nägel“[11][12] und hierbei dann als Präposition anstelle von auf vereinzelt auch „in die Nägel“[15] und „unter die Nägel“[13] erscheint. Auch die gerichtete Vorstellung des Herabbrennens „auf den Nagel“ oder „auf die Nägel“ wird hierbei seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zuweilen bereits durch die Vorstellung ersetzt, dass etwas („Feuer“ bzw. „es“) „auf den Nägeln“ brennt.[16]

In der Literatur des 19. Jahrhunderts erscheint die sprichwörtliche Form des 16./17. Jahrhunderts mit ausdrücklich brennender „Kerze“ vorwiegend noch in Sprichwortsammlungen als Übernahme aus den älteren Vorgängern, mündlich scheint sie dagegen noch weitergelebt zu haben. Von Josua Eiselein wurde sie 1840 in der Form „Das Kerzlein ist mir bis auf den Nagel abgebrannt“ als im ‚Volksmund‘ noch lebendig angeführt,[17] und speziell für den Aachener Raum wurde die ältere Fassung 1886 in der mundartlichen Form „Bei döm hat de Kêtz agene [= an den] Nagel gebrankt“ registriert.[18] Ansonsten setzt der literarische Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts den des 18. in seinen verschiedenen Varianten fort, mit zunehmender Dominanz der Pluralform „auf den Nägeln“, zu der seit dem Anfang des Jahrhunderts auch die neue Variante „unter den Nägeln“ hinzukommt.[19]

Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts verfestigt die Redewendung sich in der heute geläufigen Form, bei der vorwiegend die unpersönliche Formulierung „es brennt“ verwendet oder als grammatisches Subjekt ohne metaphorische Beschreibung die ‚brennende‘ Sache (eine Angelegenheit, ein Problem, ein Thema, eine Frage usw.) direkt beim Namen genannt wird und hauptsächlich noch die Pluralformen „auf den Nägeln“ und „unter den Nägeln“ miteinander konkurrieren. Während sie in älterer Zeit auch und besonders der Umschreibung einer äußeren oder materiellen Bedrängnis – militärische oder politische Gefahr, das Endstadium einer Krankheit, finanzielle Not (nahezu „abgebrannt sein“) – gedient hatte, hat sich die Bedeutung in jüngerer Zeit der von „auf der Seele brennen“ angenähert und damit eher auf den inneren Drang fokussiert.

Herkunftsthesen

Die Redewendung kommt in ähnlicher Form auch im Ungarischen[20] sowie im Russischen[21] und anderen slawischen Sprachen vor. An sie hat sich eine serbisch und bulgarisch belegte volkstümliche Erzählung geknüpft, wonach die Redewendung entstand, nachdem eine böse Schwiegermutter den Gehorsam der Braut ihres Sohnes am Abend der Hochzeit auf die Probe stellen wollte, indem sie ihr eine Kerze zu halten gab und ihr zu schweigen befahl: die Braut bewahrte das Schweigen, auch als die Kerze bis auf ihre Nägel herunterbrannte, und bewahrte es weiter für ein ganzes Jahr.[22]

Die deutsche Redewendung wollte Eiselein (1840) von einer „Sitte“ herleiten, „in Kirchen kleine Wachskerzchen auf den Nagel des Daumen zu kleiben [kleben], und sich beim Lesen zu leuchten“.[17] In der ursprünglichen bildlichen Vorstellung würde es sich demnach nicht um eine zwischen den Fingern gehaltene, sondern um eine auf den Daumen geklebte Kerze handeln, was sich sprachlich gut zu der Singularform „auf den Nagel“ der ältesten Belege fügen und ihr eine wörtlich-konkrete Bedeutung verleihen würde, während die spätere Entwicklung den Singular als Umschreibung für „die Nägel“(als Synekdoche ‚singularis pro plurale‘) interpretiert. Allerdings hat schon Constantin von Wurzbach (1863) Bedenken gegen die Voraussetzbarkeit der behaupteten ‚Sitte‘ erhoben.[23] Die Erklärung wurde jedoch in Wörterbüchern und sonstiger Literatur bis in die jüngste Zeit vielfach für erwägenswert gehalten oder akzeptiert.[24]

Nach einem Vorschlag von Friedrich Seiler (1922) soll die Redewendung stattdessen ähnlich wie jemandem Daumenschrauben anlegen und auf heißen Kohlen sitzen dem rechtlich-justitiellen Bereich entstammen, nämlich auf eine mittelalterliche Folterpraxis zurückzuführen sein, bei der dem Inquisit glühende Kohlen auf die Fingerspitzen gelegt worden seien.[25] Da die ältesten Belege der Redensart im 16. Jahrhundert (Tappius, Franck) jeweils ausdrücklich von einer Kerze sprechen, scheidet für sie dieser Ansatz aus. Als Folterpraxis oft beschrieben ist jedoch in frühneuzeitlicher Literatur das Verfahren, eine Lunte, ein Schwefelhölzchen oder einen Kienspan unter die Nägel zu treiben und dann anzuzünden,[26] und dies könnte zumindest sekundär zur Entstehung der jüngeren Variante „unter den Nägeln brennen“[19] beigetragen haben.

Einzelnachweise

  1. Werner Scholze-Stubenrecht / Wolfgang Worsch (redaktionelle Bearbeitung), Duden – Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik (= Duden, Band 11), 3., überarb. Aufl., Dudenverlag, Mannheim [u. a.] 2008, S. 540
  2. a b Eberhard Tappe, Germanicorum adagiorum cum latinis ac graecis collatorum Centuriae septem, Wendelin Rihel, Straßburg 1539, I, x, 6, fol. 31r
  3. Sebastian Franck, Sprichwörter, schöne, weise, herrliche Clugreden, Christian Egenolff, Frankfurt am Main 1541, Teil II, fol. 21v
  4. Eucharius Eyering, Proverborum Copia, Band 1, Grosianus [Bartholomäus Hörnig], Eisleben 1601, S. 349 (zu „Das Wasser ist jhm ins maul gangen/ Res ad Triarios redijt“): „WAnn einer steckt in höechster noth/ Vnd schier kein hülff noch rettung hat/ Dem sagt man diß sprichwort bekant/ Die Kertz ist auff den Nagel gbrand“
  5. Johann Gerling, Sylloge Adagiorum aliquot Desid[erii] Erasmi Roterodami aliorumque, Severin Matthaeus, Leiden 1649, S. 27 zu „Ad triarios res redijt“ mit Verweis auf „Tapp[ius]“
  6. SWR: 1000 Antworten, Ein Kommentar von Rolf-Bernhard Essig: Was ist richtig: „es brennt mir auf den Nägeln“ oder „es brennt mir auf die Nägel“?
  7. Guillaume Groen Van Prinsterer (Hrsg.), Archives ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau, Serie I, Band VIII, S. und J. Luchtmans, Leiden 1847, S. 285 (Brief an Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg, von November 1583): „dencke doch, wan unsz das feuer uff den nagel brennet, so werden wir entlich uffwachen und vielleicht mit schaden witzig werden müssen“; Heinrich Bott, Gründung und Anfänge der Neustadt Hanau, 1596–1620 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, 30), Band 1: Die Gründung der Neustadt Hanau, 1596–1601, Elwert, Marburg 1970, S. 165 (aus einem Brief Johanns an denselben vom 19. Juli 1597): „bis eben das licht uff den nagel gebrandt und es uffs euserst kommen ist“
  8. Gründtliche Deduction, ahn statt Manifests, Der Hoheit/ Erbgerechtigkeit/ Gerichtern/ und Rechten/ So den Hertzogen von Cleve/ Gulich/ und Bergh/ als Graven zu Ravenßberg/ [et]c. In der Statt Hervorden/ zu behören/, Jakob von Biesen, Arnheim 1652, S. 112: „Ihre verwandten vndt zugehorige/ welche wegen ihrer ahngebohrner hoffart vndt uppigkeit ihr guttlein mehrentheils verthan/ daß ihnen das liecht zimlich auff den nagel gebrant“
  9. a b c Heinrich Venedien, Fruchtbarer Himmels-Thau zur Erquickung der Hertzen, Teil II, Johann Engelent, Köln 1726, S. 24, ebenda S. 28: „Vermuthlich seynd allhie etliche gegenwärtig, welchen die Kertz schon biß auf den Nagel gebrennt ist“; Gerhard Tersteegen, Geistliche und Erbauliche Briefe über das Inwendige Leben und wahre Wesen des Christenthums, Band 1, Teil I, Peter Daniel Schmitz und Christian Pohl, Solingen 1773, S. 31: „Wir müssen, geliebte Schwester! unser äusseres Leben ansehen als eine Kertze, die bald wird auf den Nagel gebrannt seyn, und das sich bald wird gehen verlieren in der Unsichtbarkeit“
  10. a b Celander (Pseudonym), Die verkehrte Welt oder satyrischer Roman, Peter Marteau nachgelassenen Erben, Köln 1718, S. 520: „So brennet ihm (…) das Licht, wie man im Sprichwort zu reden pflegt recht auf den Nagel“, zitiert bei Lutz Röhrich, Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2, Herder, Freiburg 1992 (ISBN 3-451-22082-2), s.v. „Nagel“; Heinrich Venedien, Fruchtbarer Himmels-Thau zur Erquickung der Hertzen, neue Ausgabe, Teil II, Johann Engelent, Köln 1744, S. 287: „man muß gleich im Anfang dem Ubel vorkommen, singt der alte Reimen-Dichter Ovidius, und die Kertz nit gar biß auf den Nagel brennen lassen: Principiis obsta; serò medicina paratur, dum mala per longas invaluere moras“; Franz Hunolt, Christliche Sitten-Lehr Uber die Evangelische Wahrheiten, Martin Veith, Augsburg 1746, S. 362: „Als wann er sagen wolte: es ist alhier nicht lang Zeit zu reden, die Kertz ist auf den Nagel gebrennet“
  11. a b c Auguste J. Buxtorf, Nouveau Dictionnaire françois-allemand, S. 411 s.v. „Nagel“: „Es brennt mich auf die nägel: prov. la necessité presse; je suis dans une pressente [urgente] necessité“; Matthias Kramer, Nieuw Woordenboek der Nederlandsche en Hoogduitsche Taal, 3. Aufl., Johann Friedrich Junius, Leipzig 1768, S. 230 s.v. „Nagel“: „es brennt mich auf die Nägel, de nood dringt, perst my“; Johann Christoph Gottsched, Le maître de la langue allemande, ou Nouvelle grammaire allemande méthodique et raisonnée, 6. Aufl., Amand König, Straßburg 1769, S. 555: „Je suis dans une pressante nécessité: Es brennt mich auf die Nägel“; Alain-René Lesage, Gil Blas von Santillana. Neuübersetzt, Band 5, Christian Friedrich Himburg, Berlin 1779, S. 268: „Brennt sie 's auf die Nägel, versetzte der Alte. Gar gewaltig, sagt' ich; und bin ich nicht bald so glücklich, wo unterzukommen, so mus ich entewder verhungern, oder einer von Euren Kollegen werden“; Karl Müchler, Anekdotenlexikon für Leser von Geschmack, Band 2, Siegismund Friedrich Hesse, Berlin 1784, S. 20: „Herr Hauptmann, sag' Er mir aufrichtig, brennt es dem König auf die Nägel? Wenns ihn brennt, so nehm' er meinen Sohn, und mich auch dazu“;
  12. a b Christian August Salig, Vollständige Historie der Augspurgischen Confeßion, Teil III, Rengerische Buchhandlung, Halle 1735, S. 948: „Und weil ihm das Feuer mochte auf die Nägel brennen, so versprach er nun fromm und verträglich zu sein“; Samuel Schaarschmidt, Medicinische und Chirurgische Berlinische wöchentliche Nachrichten, Jahrg. III, Berlin 1742, S. 167: „den Arzt aber nicht eher suchen, als höchste Noth dazu drenget, und das Feuer ihnen auf die Nägel brennt“; August von Kotzebue, Armuth und Edelsinn, Paul Gotthelf Kummer, Leipzig 1795, S. 34: „der war arm, blutarm, und sollte Schulden bezahlen, das Feuer brannte ihm auf die Nägel“;
  13. a b Johann Peter von Ludewig, Erläuterte Germania Princeps, ohne Verlagsangabe, Frankfurt am Main / Leipzig 1746, S. 373: „Doch da die Teutschen Fürsten zu lange zauderten, die Offerte zu acceptieren (…): verdroß dieses den König so sehr, daß er hernach nicht eher kam, als bis ihnen das Feuer schon unter die Nägel brannte“
  14. Anonym, Geheime Brieffschaften aus dem Portefeuille der bey Rastadt ermordeten fränkischen Gesandtschaft, ohne Verlagsangabe, Plittersdorf 1799, S. 235f.: „Die Noth brannte mich aber auch auf die Nägel; denn mein Letztes stand auf dem Spiel“
  15. Johann Timotheus Hermes, Sophiens Reise von Memel nach Sachsen, Band 6, Johann Friedrich Junius, Leipzig 1778, S. 704: „Brennt Ihnen aber das Licht in die Nägel, (…) so sagt Moliere: ‚Vous l'avez voulu, George Dandin!‘“
  16. Anonym, Die Wolfahrt von Europa, in einem bedenklichen Zustand betrachtet, ohne Verlagsangabe, Köln 1758, S. XIIIf.: „als die Gefahr allgemein [ist] (…) und einem jeden (…) das Feuer, wie man sagt, auf den Nägeln brennt“; anonym, Beyträge zur neuern Staats- und Krieges-Geschichte, Nr. 131–134, Johann Christian Schuster, Danzig 1762, S. 436: „Indessen brannte das Feuer auf den Nägeln, und Ludwigs XIV. Sachen giengen so schief, daß es beynahe damit aus war“; Friedrich Schiller, Brief an Christian Gottfried Körner vom 14. November 1788, hrsg. von Karl Goedeke, Schillers Briefwechsel mit Körner, 2., erw. Aufl., Veit & Comp., Leipzig 1878, S. 233: „Das Feuer brennt Wieland auf den Nägeln, und er fängt an, mich sehr nöthig zu brauchen“; Karl Friedrich Benekendorf, Erfahrungsmäßige Abhandlung von den verschiedenen Seuchen und Krankheiten des Rindviehes, 2. Aufl., Johann Pauli, Berlin 1790, S. 105: „wo den (…) Nachbarn gleichsam das Feuer auf den Nägeln brennt“; Karl Alexander Herklots, Operetten, Vossische Buchhandlung, Berlin 1793, S. 209: „Es ist hohe Zeit, mich nach einem Käufer für Ihre Grundstücke umzusehen. Wenn die Leute erst erfahren, daß es uns auf den Nägeln brennt −“
  17. a b Josua Eiselein, Die Sprichwörter und Sinnreden des deutschen Volkes in alter und neuer Zeit, Friedrich Wagnerische Buchhandlung, Heidelberg 1840, S. 371, vgl. S. 485
  18. Matthias Schollen, Aachener Sprichwörter und Redensarten, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 8 (1886), S. 158–208, S. 184, Nr. 509
  19. a b Allgemeiner Litterarischer Anzeiger, Band 5, Nr. 56, 8. April 1800, Sp. 551: „So giebt es ja auch Menschen, die nicht eher zum Arbeiten zu bringen sind, als bis ihnen das Feuer unter den Nägeln brennt“; Heinrich Bauer, Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache, Band 4, G. Reimer, Berlin 1832, S. 723: „Bei dieser figürlichen Bedeutung des persönlichen Zeitworts könnte man zweifelhaft werden, ob es heißen müsse: das Feuer brennt mir oder mich unter oder an den Nägeln. (…) das Feuer brennt (…) unter, an die Nägel“; Bohemia, Jg. 1843, Nr. 3, 6. Januar 1843: „Er kann nur dann componieren, wenn es ihm, wie man sagt, unter den Nägeln brennt“; Heinrich Bauer, Systematisches Handbuch der deutschen Sprache, Zweite Hälfte, A. W. Hahn, Berlin 1848, S. 302: „das Feuer brennt mich auf, an, unter den Nägeln“; Philipp Friedrich Hermann von Klencke, Nachlese in und außer mir, Christian Ernst Kollmann, Leipzig 1856, S. 43: „es brennt mir ordentlich unter den Nägeln, diesen Fischer zu entlarven“; Otto Baron Digeon von Monteton, Sänger und Ritter, Teil 1, Gebrüder Baensch, Magdeburg / Leipzig 1858, S. 276: „es ist noch Zeit (…) das Geld hinzutragen, denn es brennt mir wie Feuer unter den Nägeln, so lange es im Hause ist“; Adelbert Heinrich von Baudissin, Peter Tütt. Zustände in Amerika, A. Mentzel, Altona [u. a.] 1862, S. 152: „es brennt der Witwe unter den Nägeln, bis sie den Contract unterschrieben sieht“; Karl Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1867, Sp. 1006, Nr. 345: „Dat Für brennt em op de Nöägel. (Ukermark.) Das Feuer brennt ihm auf die Nägel; auch: unter den Nägeln. Er ist in der dringendsten Gefahr und Noth“
  20. Zsigmond Simonyi, Német és magyar szólások, Franklin-Társulat, Budapest 1896, S. 263: Wenn das Feuer schon auf den Nägeln brennt: Ha már a körmére égett a dolog. – Die Sache brennt mir auf die Nägel (…): „Körmömre ég a dolog“; Tamás Forgács, Zur syntaktischen Valenz ungarischer Phraseologismen, in: Finnisch-ugrische Mitteilungen 21/22 (1999), 49–71, S. 60: „vmi a körmére ég vkimek [etw. brennt jm. auf den Nägeln] = ‚jmd. ist unter Zeitdruck‘“
  21. Adolf E. Graf, Idiomatische Redewendungen und Redensarten der russischen und der deutschen Sprache, 4., um einen Nachtr. erw. Aufl., Niemeyer, Halle 1962, S. 148
  22. Friedrich Salomo Krauss, Darstellungen aus dem Gebiete der nichtchristlichen Religionsgeschichte, Band 2, Aschendorff, Münster 1890, S. 9
  23. Vgl. Constantin von Wurzbach, Historische Wörter, Sprichwörter und Redensarten in Erläuterungen, J. L. Kober, Prag 1863, S. 258–261 (Nr. Bis auf den Nagel brennen lassen), hier S. 258f., der seinerseits den Nagel unter Berufung auf niederösterreichischen Dialekt als „Neige, Rest“ deuten will, eine Bedeutung, die im Österreichischen u. a. auch bei Nestroy erscheint und möglicherweise auf den Trinkrest bei der Nagelprobe zurückzuführen ist (vgl. Johann Nestroy, Sämtliche Werke: Historisch Kritische Ausgabe, Band III,3, hrsg. von Sigurd Paul Scheichl, Jugend und Volk, München [u. a.] 2004, S. 468 zu 180/25); ablehnend auch Carl Müller, Ein Wörterbuch der volkstümlichen Sprache, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 13 (1899), S. 13–38, hier S. 34, der stattdessen den Nagel als den Dorn deutet, auf den die Kerze gesteckt wird. Beide Deutungen wurden später nicht mehr weiterverfolgt.
  24. Karl Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Leipzig 1867, Sp. 862, Nr. 45; S. Hetzel, Wie der Deutsche spricht. Phraseologie der deutschen Sprache, Grunow, Leipzig 1896, S. 222 zu „Nagel – Es brennt auf die Nägel“: „Mönche pflegen in der Frühmette Wachskerzen auf den Daumen geklebt zu halten. Brennt nun die Kerze herab, so brennt es wohl auf die Nägel, die Lage wird peinlich, unerträglich“; vgl. auch Leo Sillner, Gewusst woher: Ursprungshandbuch deutschsprachiger Wörter und Redensarten, Societäts-Verlag, Frankfurt a. M. 1973, S. 211; Lutz Röhrich, Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2, Herder, Freiburg 1992, s.v. „Nagel“, Werner Scholze-Stubenrecht / Wolfgang Worsch (redaktionelle Bearbeitung), Duden – Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik (= Duden, Band 11), 3., überarb. Aufl., Dudenverlag, Mannheim [u. a.] 2008, S. 540
  25. Friedrich Seiler, Deutsche Sprichwörterkunde, C. H. Beck, München 1922, S. 248: „Es brennt einem etwas auf den Nägeln (er fühlt sich genötigt, etwas sofort und aufs schnellste zu tun) rührt wohl vom Brennen der Fingerspitzen durch aufgelegte glühende Kohlen her“; Lutz Röhrich, Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2, Herder, Freiburg 1992, s.v. „Nagel“; Werner Scholze-Stubenrecht / Wolfgang Worsch (redaktionelle Bearbeitung), Duden – Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik (= Duden, Band 11), 3., überarb. Aufl., Dudenverlag, Mannheim [u. a.] 2008, S. 540
  26. Johann Conrad Caspart, Allgemeiner Kriegs-Rechtlicher Unterricht, Johann Christoph Erhardt, Stuttgart 1746, S. 787: „Man nehmet Lunten, Schwefel-Hölzlen unter die Nägel der Finger, zündet dieselbe an“, vgl. Germanus Philoparchus (Christoph Heinrich Schweser), Des Klugen Beamten auserlesener Criminal-Proceß, Gabriel Nicolaus Raspe, Nürnberg 1766, S. 610; Siegismund Justus Ehrhardt, Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Teil II, Hauptabschnitt 1, Johann Gottfried Pappäsche, Liegnitz 1782, S. 688