Untereinheitenimpfstoff

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Ein Untereinheitenimpfstoff (englisch subunit vaccine) ist ein Totimpfstoff,[1] der aus einem Teil eines Pathogens besteht.

Eigenschaften

Untereinheitenimpfstoffe sind Proteine (z. B. Hepatitis-B-Impfstoffe, HPV-Impfstoffe), Glykoproteine, Proteoglykane und Polysaccharide (z. B. einer der Typhusimpfstoffe). Untereinheitenimpfstoffe werden entweder aus den Pathogenen gereinigt, als rekombinantes Protein erzeugt[2] oder durch eine Synthese hergestellt (z. B. per Peptidsynthese). Aufgrund des Fehlens anderer Bestandteile eines Pathogens sind die Nebenwirkungen tendenziell geringer, aber auch die Immunogenität, d. h. die Stärke der induzierten Immunantwort kann geringer ausfallen.[3] Dadurch sind möglicherweise mehr Wiederholungsimpfungen notwendig.[4]

Im Gegensatz zu den Untereinheitenimpfstoffen bestehen alle nichtgenetischen Impfstoffe (d. h. außer den DNA-Impfstoffen, RNA-Impfstoffen und den viralen Vektoren) aus inaktivierten, attenuierten oder gespaltenen Pathogenen und somit aus allen Teilen eines Erregers.

Konjugierte Impfstoffe sind Derivate von Untereinheitenimpfstoffen zur Verstärkung der Immunogenität, wie der Pneumococcusimpfstoff, die an Adjuvantien oder Immunzellen-bindende Moleküle gekoppelt werden.[5] Untereinheitenimpfstoffe werden teilweise per Adsorption an Micellen oder per Einschlussimmobilisierung in Liposomen verpackt (analog zur Lipofektion),[6] um die biologische Halbwertszeit zu verlängern oder verstärkt von bestimmten Immunzellen aufgenommen zu werden.

Einteilung

Die Gavi und die WHO unterteilen die Untereinheitenimpfstoffe in drei Gruppen:[7][8]

  1. Protein-Untereinheitenimpfstoffe (
    protein subunit vaccines
    )
  2. Polysaccharid-Untereinheitenimpfstoffe (
    polysaccharide vaccines
    )
  3. Konjugierte Untereinheitenimpfstoffe (
    conjugate subunit vaccines
    )

Abgrenzung

Spaltvakzine enthalten größere Mengen anderer Virusbestandteile als die weiter aufgereinigten Untereinheitenimpfstoffe.[9] Toxoidimpfstoffe sind inaktivierte Formen von Toxinen.[10]

Einzelnachweise

  1. Franz von Bruchhausen, Siegfried Ebel, Eberhard Hackenthal, Ulrike Holzgrabe: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Folgeband 5: Stoffe L-Z. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-58388-9, S. 766 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 4. Januar 2022]).
  2. R. M. Bill: Recombinant protein subunit vaccine synthesis in microbes: a role for yeast? In: The Journal of pharmacy and pharmacology. Band 67, Nummer 3, März 2015, S. 319–328, doi:10.1111/jphp.12353, PMID 25556638.
  3. S. B. Sable, M. Kalra, I. Verma, G. K. Khuller: Tuberculosis subunit vaccine design: the conflict of antigenicity and immunogenicity. In: Clinical immunology (Orlando, Fla.). Band 122, Nummer 3, März 2007, S. 239–251, doi:10.1016/j.clim.2006.10.010, PMID 17208519.
  4. J. T. Schiller, D. R. Lowy: Raising expectations for subunit vaccine. In: The Journal of infectious diseases. Band 211, Nummer 9, Mai 2015, S. 1373–1375, doi:10.1093/infdis/jiu648, PMID 25420478, PMC 4400525 (freier Volltext).
  5. A. Vartak, S. J. Sucheck: Recent Advances in Subunit Vaccine Carriers. In: Vaccines. Band 4, Nummer 2, 2016, S. , doi:10.3390/vaccines4020012, PMID 27104575.
  6. T. Trimaille, B. Verrier: Micelle-Based Adjuvants for Subunit Vaccine Delivery. In: Vaccines. Band 3, Nummer 4, 2015, S. 803–813, doi:10.3390/vaccines3040803, PMID 26426060, PMC 4693219 (freier Volltext).
  7. What are protein subunit vaccines and how could they be used against COVID-19? Gavi, abgerufen am 22. Februar 2022 (englisch).
  8. subunit vaccines. In: vaccine-safety-training.org. WHO, abgerufen am 22. Februar 2022 (englisch).
  9. Peter Wutzler, Roland Hardt, Markus Knuf, Klaus Wahle: Zielgruppenspezifische Wahl des Impfstoffs bei Grippeimpfung. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 110, Nr. 47, 2013, S. 793–798, doi:10.3238/arztebl.2013.0793.
  10. G. T. Hermanson: Vaccines and Immunogen Conjugates. In: Bioconjugate Techniques. 2013, S. 844, doi:10.1016/B978-0-12-382239-0.00019-4 (englisch).