Volkswagenstiftung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von VW-Stiftung)
Volkswagenstiftung
Logo der Volkswagenstiftung
Rechtsform: gemeinnützige Stiftung privaten Rechts
Zweck: Förderung der Wissenschaft in Forschung und Lehre
Vorsitz: Georg Schütte (Generalsekretär)[1]
Bestehen: seit 19. Mai 1961[2]
Stifter: Bundesrepublik Deutschland, Land Niedersachsen
Stiftungskapital: 3,9 Mrd. Euro (2022)
Mitarbeiterzahl: rund 100
Sitz: Hannover
Website: volkswagenstiftung.de
Bürogebäude in Hannover-Döhren mit dem zur Kastanienallee weisenden Eingang

Die Volkswagenstiftung (Eigenschreibweise VolkswagenStiftung) ist eine gemeinnützige Stiftung privaten Rechts mit Sitz in Hannover. Sie fördert Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre, die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften ebenso wie die Natur- und Ingenieurwissenschaften und die Medizin. Die Stiftung ermöglicht Forschungsvorhaben in zukunftsträchtigen Gebieten und hilft wissenschaftlichen Institutionen bei der Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für ihre Arbeit. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs sowie der Zusammenarbeit von Forschern über disziplinäre und staatliche Grenzen hinweg.

Sitz der Stiftung ist ein Gebäude in der Kastanienallee 35 in Hannover-Döhren,[3] das zwischen 1967 und 1969 nach Plänen des Architekten Dieter Oesterlen errichtet wurde.[4]

Geschichte

Die Stiftung verdankt ihre Entstehung einem Vertrag, mit dem die Bundesrepublik Deutschland und das Land Niedersachsen die nach dem Krieg unklaren Eigentumsverhältnisse am Volkswagenwerk regelten und gleichzeitig die Errichtung einer (wie sie damals hieß) „Stiftung Volkswagenwerk“ beschlossen. Die damalige Volkswagenwerk GmbH wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, das Aktienkapital zu 60 % in private Hände gegeben. Bund und Land blieben mit je 20 % am damaligen Grundkapital der neuen Aktiengesellschaft beteiligt. Mit dem Erlös aus den veräußerten Aktien von rund 1 Milliarde DM und dem Anspruch auf den Gegenwert der jährlichen Gewinne aus den Bund und Land verbliebenen Aktien als Vermögensausstattung wurde am 19. Mai 1961 die Stiftung gegründet. Die konstituierende Kuratoriumssitzung fand am 27. Februar 1962 in Hannover statt. Der Bund hat seine Beteiligung an der heutigen Volkswagen AG inzwischen veräußert; der Erlös steht der Stiftung zu. Hauptzweck der Stiftung war und ist die Förderung der Wissenschaft in Forschung und Lehre.

Stiftungsvermögen

Die Stiftung verfügte Anfang 2022 über ein Kapital von rund 3,9 Milliarden Euro.[5] Die Stiftung ist wirtschaftlich autark und in ihren Entscheidungen autonom. Seit 1962 hat sie mit rund 5,5 Milliarden Euro über 33.000 Projekte unterstützt, im Jahr 2017 stellte sie rund 158,5 Millionen Euro für neue Vorhaben bereit, auf gleicher Höhe mit der Robert Bosch Stiftung.[6] Ein Jahr später hatte sie mit 207,2 Millionen Euro gar die höchsten Zweckausgaben aller deutschen Stiftungen privaten Rechts.[7] Im Jahr 2020 vergab sie fast 250 Mio. Euro an Fördermitteln.[8] Mit den Erlösen aus dem Stiftungsvermögen werden Projekte von Wissenschaftsorganisationen (Universitäten, Forschungseinrichten u. ä.) auf Antrag und nach wissenschaftlicher Begutachtung gefördert.

Organisation

Auf Grundlage des Urteils von Gutachtern, zu denen die Stiftung angesehene Wissenschaftler beruft, werden beantragte Projekte vom Generalsekretär, seit Januar 2020 Georg Schütte, und dem Kuratorium vergeben.

Das Kuratorium[9] der Volkswagenstiftung besteht aus für je fünf Jahre berufenen 14 Mitgliedern; sie werden je zur Hälfte von der Bundesregierung und der Niedersächsischen Landesregierung berufen. Den Vorsitz führt ein Vertreter des Landes Niedersachsen.

Die Stiftung verfügt über gut 100 Mitarbeiter, die die Fördervorhaben (u. a. die Lichtenberg-Professur und die Freigeist-Fellowships) bearbeiten, die wissenschaftliche Begutachtung sicherstellen und denen die Vermögensverwaltung des Stiftungskapitals obliegt.

Bisherige Generalsekretäre

  • 1962–1975: Gotthard Gambke
  • 1975–1976: Rudolf Kerscher, Werner Seifart (kommissarische Leitung)
  • 1976–1982: Walter Borst
  • 1983–1995: Rolf Möller
  • 1996–2019: Wilhelm Krull
  • seit 2020: Georg Schütte

Freigeist-Fellowships

Die Freigeist-Fellowships sind ein 2012 eingerichtetes Förderprogramm für Wissenschaftler aller Fachrichtungen mit dem Ziel, diesen in der Frühphase ihrer wissenschaftlichen Laufbahn Freiräume für unabhängige Forschung zu eröffnen. Sie sind thematisch offen gehalten und richten sich insbesondere an die Nachwuchswissenschaftler, die sich zwischen etablierten Fachgebieten bewegen.[10] Die Stiftung hat das Programm im Jahr 2021 beendet, um nach der Neuausrichtung ihrer Förderstrategie mit neuen Förderideen an den Start zu gehen.[11][12]

Niedersächsisches Vorab

Nach § 8 Abs. 2 der Satzung setzt sich das „Niedersächsische Vorab“ aus drei Vermögensmassen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Millionen Euro VW-Aktien, der der Stiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Millionen Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Fördermittel. Es wird auf Vorschlag des Landes Niedersachsen nach Beschluss durch das Kuratorium der Volkswagenstiftung niedersächsischen Wissenschaftsorganisationen zur Verfügung gestellt.[13] Im Jahr 2020 betrug das Fördervolumen hier mehr als 157 Mio. Euro.[14]

Tochterfirma

Als Tochterfirma der Stiftung für die Verwaltung von Immobilien existiert die Immobilien-Verwaltungs- und Anlagegesellschaft Dr. A. Steiger KG (IVA), die auch in der Anlage des Stiftungsvermögens involviert ist.[15][16]

Förderpreis

Der Förderpreis Opus Primum wurde seit 2011 bis 2020 jährlich für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation des Jahres verliehen.[17]

Publikationen

  • VolkswagenStiftung: Wir stiften Wissen – Eine lernende Stiftung in Porträts, Bildband zum 50. Jubiläum der VolkswagenStiftung.[18]
  • Rainer Nicolaysen: Der lange Weg zur Volkswagenstiftung, 2 Bände, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002; ISBN 3-525-86518-X.
  • Michael Globig: Impulse geben – Wissen stiften: 40 Jahre Volkswagenstiftung, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002; ISBN 3-525-86519-8.

Weblinks

Commons: VolkswagenStiftung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. volkswagenstiftung.de
  2. volkswagenstiftung.de
  3. volkswagenstiftung.de, volkswagenstiftung.de
  4. Bild
  5. Vermögen: VolkswagenStiftung. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  6. Jahresbericht 2017: VolkswagenStiftung. Abgerufen am 1. Oktober 2017.
  7. Liste der größten gemeinwohlorientierten Stiftungen. In: Bundesverband Deutscher Stiftungen. Abgerufen am 11. November 2020.
  8. Weiter auf Rekordniveau: VolkswagenStiftung vergab im Corona-Jahr 2020 fast 250 Mio. Euro an Fördermitteln. volkswagenstiftung.de. 28. Juni 2021. Abgerufen am 5. Juli 2021.
  9. Kuratorium
  10. Website der VolkswagenStiftung. Abgerufen am 22. November 2017.
  11. Freigeist-Fellowships: Neue außergewöhnliche Projekte starten. volkswagenstiftung.de. 18. Februar 2021. Abgerufen am 5. Juli 2021.
  12. "aufbruch" - Die neue Förderstrategie der VolkswagenStiftung (PDF) volkswagenstiftung.de. Abgerufen am 5. Juli 2021.
  13. Niedersächsisches Vorab: VolkswagenStiftung. Abgerufen am 1. Oktober 2017.
  14. Status 2020 Jahresbericht. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  15. Stefanie Kaune: Hochtief Solutions unterzeichnet Pachtvertrag für Schloss Herrenhausen, HAZ, 7. November 2012
  16. Presseinformation über die Einrichtung des Wissenschaftsforums Berlin und die Rolle der IVA KG
  17. Opus Primum. Abgerufen am 22. November 2017.
  18. Bildband zum 50. Jubiläum der VolkswagenStiftung: VolkswagenStiftung. Abgerufen am 12. März 2018.

Koordinaten: 52° 19′ 56,6″ N, 9° 46′ 6,3″ O