Vattenfall Wärme Berlin
Vattenfall Wärme Berlin Aktiengesellschaft
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 2009 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung | Vorstand: Christian Feuerherd (Vorsitzender), Axel Pinkert |
Mitarbeiterzahl | 1635[1] |
Umsatz | 972,2 Millionen Euro[1] |
Branche | Energieversorger |
Website | wärme.vattenfall.de |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Die Vattenfall Wärme Berlin AG ist eine deutsche Tochtergesellschaft des deutschen Teilkonzerns des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall und betreibt insbesondere das Wärmegeschäft in Berlin. Mit dem Berliner Netz für Fernwärme besitzt die Gesellschaft das größte Fernwärmenetz Westeuropas.
Die Vattenfall Wärme Berlin AG führt innerhalb der Konzernstruktur, die in sechs Geschäftsbereichen organisiert ist, Tätigkeiten im Bereich Wärme (englisch heat) auf den Gebieten Wärme- und Stromerzeugung aus. So ist die Vattenfall Wärme Berlin AG Eigentümer und Betreiber mehrerer Kraftwerke in Berlin.
Die Geschäftstätigkeiten der Vattenfall Wärme Berlin AG umfassen:
- die Erzeugung, Beschaffung und den Vertrieb von Energien jeder Art, insbesondere elektrischer Energie, Fernwärme und Dampf, insbesondere Errichtung und Betrieb von entsprechenden Erzeugungsanlagen,
- die Errichtung und den Betrieb von Leitungen und Einrichtungen zum Transport und zur Verteilung von Fernwärme, Kälte und Dampf sowie
- die Erbringung von Dienstleistungen für andere Unternehmen, insbesondere solche, die im Energiesektor tätig sind.
Die Gesellschaft wird in den Konzernabschluss der schwedischen Konzernmutter einbezogen und unterliegt einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Muttergesellschaft des deutschen Teilkonzerns, Vattenfall GmbH.[1]
Geschichte
Im April 2009 ging die Vattenfall Europe Wärme AG aus der Umwandlung der Vattenfall Europe Berlin AG & Co. KG hervor. Sie umfasste die im Rahmen der ab 2006 durchgeführten Zerschlagung verbliebenen operativen Betriebsteile des vormaligen kommunalen Berliner Versorgungsunternehmens Bewag, das 1884 als erstes öffentliches Elektrizitätsversorgungsunternehmen Deutschlands gegründet wurde.[2]
In den Jahren 1952 bis 1987 baute die Bewag im Westteil Berlins die Erzeugung von Wärme mittels Kraft-Wärme-Kopplung aus: Die Heizkraftwerke Rudow (1963), Lichterfelde (1974), Wilmersdorf (1977) und Reuter West (1987) erzeugen auf diese Weise Strom und Wärme für die Hauptstadt. 1997 kam es zur Privatisierung der Bewag. Der Berliner Senat veräußerte seine Anteile an Southern Energy (später Mirant, jetzt GenOn Energy Holdings) und die spätere E.ON SE. 2001 verkaufte E.ON die Bewag-Anteile an die Vattenfall-Tochtergesellschaft Hamburgische Electricitäts-Werke. Noch im selben Jahr gab auch Mirant die Beteiligung wieder auf und veräußerte seine Bewag-Anteile an Vattenfall. Im Jahr 2005 wurden die meisten Teile der Bewag in die Vattenfall Europe Berlin AG überführt.[2]
Mit Urteil vom 30. Juni 2017 entschied das Verwaltungsgericht Berlin, dass das Land Berlin keinen Anspruch auf die Herausgabe des von der Vattenfall Europe Wärme AG in Berlin betriebenen Fernwärmenetzes hat.[3] Das Land Berlin scheiterte damit mit seinem Ansinnen, das Fernwärmenetz zurück in den kommunalen Betrieb zu holen.[4]
Im Zuge der Neuausrichtung des Vattenfall-Konzerns wurde die Vattenfall Europe Wärme AG am 15. Januar 2018 zur Vattenfall Wärme Berlin AG umfirmiert.
Kraftwerke
Die Vattenfall Wärme Berlin AG betreibt ihre Heizkraftwerke ausschließlich nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Zunehmend findet ein Umbau hin zu Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerken (GuD-HKW) auf Basis von Erdgas statt. Darüber hinaus kommt die Power-to-Heat-Technologie zum Einsatz, um verstärkt erneuerbare Energie für die städtische Fernwärmeversorgung zu nutzen. Am Standort Reuter West in Berlin-Spandau betreibt die Vattenfall Wärme Berlin AG die Stand Juli 2020 größte Power-to-Heat-Anlage in Europa.[5]
Die Gesellschaft betreibt in Berlin folgende Heizkraftwerke (Brennstoff in Klammern; Stand Juli 2020):
- Heizkraftwerk Charlottenburg (Erdgas)
- Heizkraftwerk Buch (Erdgas)
- Heizkraftwerk Klingenberg (Erdgas)
- Heizkraftwerk Lichterfelde (Erdgas)
- Heizkraftwerk Mitte (Erdgas)
- Heizkraftwerk Moabit (Steinkohle, Biomasse)
- Heizkraftwerk Reuter (Sonstiges)
- Heizkraftwerk Reuter West (Steinkohle)
- Heizkraftwerk Wilmersdorf (Heizöl)
- Heizkraftwerk Marzahn (Erdgas)
- Heizkraftwerk Märkisches Viertel (Biomasse)[6]
Der Brennstoffmix der Berliner Fernwärme gestaltete sich im Geschäftsjahr 2020 wie folgt:[7]
- 73,9 % Erdgas
- 15,9 % Steinkohle
- 7,7 % Abwärme-Nutzung (Dampf)
- 1,9 % Biomasse (Holz)
- 0,4 % Heizöl
- Biogas 0,2 %
Die Vattenfall Wärme Berlin AG betreibt zudem rund 80 Blockheizkraftwerke (Stand August 2021).[7]
Fernwärmenetz Berlin
Das Berliner Fernwärmenetz wird von der Vattenfall Wärme Berlin AG betrieben, instand gehalten und ausgebaut. Mit einer Länge der Rohrleitungen von mehr als 2000 km und 1,3 Millionen versorgter Wohneinheiten ist das Berliner Fernwärmenetz das größte Stadtwärmesystem Westeuropas.[7][8]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2020 der Vattenfall Wärme Berlin AG. In: Bundesanzeiger, 1. Juli 2021, abgerufen im Unternehmensregister am 20. März 2022.
- ↑ a b 130 Jahre Energie für Berlin. Vattenfall Wärme Berlin AG, abgerufen am 23. Juli 2020 (PDF).
- ↑ Berlin.de: Fernwärme im Land Berlin bleibt bei Vattenfall (Nr. 23/2017). Verwaltungsgericht Berlin, Pressemitteilung, 30. Juni 2017, abgerufen am 12. November 2017 (VG Berlin, Urteil vom 30. Juni 2017, Az.: VG 4 K 16.15).
- ↑ Joachim Fahrun: Berlin verliert den Kampf um die Fernwärme. In: Berliner Morgenpost, 1. Juli 2017, abgerufen am 13. November 2017.
- ↑ Joachim Fahrun: Europas größter Wasserkocher liefert saubere Wärme. In: Berliner Morgenpost, 18. September 2019, abgerufen am 27. Juli 2020.
- ↑ Vattenfall Wärme Berlin AG: Heizkraftwerk Märkisches Viertel. Vattenfall Wärme Berlin AG, abgerufen am 25. Juli 2020.
- ↑ a b c Vattenfall Wärme Berlin AG: Faktenblatt der Wärme Berlin, Vattenfall Wärme Berlin AG, 21. Oktober 2021, abgerufen am 20. März 2022 (PDF; 528 kB).
- ↑ Eine Zentralheizung für Berlin. In: Berliner Morgenpost, 4. Mai 2011, abgerufen am 20. März 2022.