Veronika Dreier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Veronika Dreier (* 1954 in Voitsberg) ist eine österreichische Grafikdesignerin, Performance-, Medien- und Objektkünstlerin.

Leben und Karriere

Veronika Dreier wurde 1954 in Voitsberg geboren und wuchs im nahe gelegenen Kainach bei Voitsberg auf. Von 1971 bis 1975 besuchte sie die Grafikklasse an der Ortweinschule und war ab 1976 als Grafikdesignerin und freie Künstlerin tätig. Ab 1982 betrieb sie ein eigenes Atelier in Graz, wo sie heute (Stand: 2021) noch immer lebt und arbeitet. 1994 erhielt sie ein Staatsstipendium der österreichischen Bundesregierung für Bildende Kunst; drei Jahre später erhielt sie ein Arbeitsstipendium. Von 1980 bis 1992 – anderen Quellen zufolge von 1982 bis 1992[1] oder ab 1981 –[2] war sie Redakteurin und Herausgeberin der feministischen Kulturzeitschrift Eva & Co. Ab 1986 wurde die Zeitschrift vom eigens gegründeten Verein Künstlerinnengemeinschaft Eva & Co herausgegeben; federführend waren hierbei neben Dreier auch Eva Ursprung und die Germanistin Brigitte Krenn. Der Künstlerinnengemeinschaft stand sie von 1980 bis 1992 als Obfrau vor. Die Zeitschrift wurde eingestellt, da „die beteiligten Künstlerinnen kaum mehr Zeit für ihre eigenen Arbeiten fanden und außerdem eine Ghettoisierung von Frauenkunst befürchteten“.[1]

Zu ihren öffentlichen Kunstwerken der 1980er Jahre zählt unter anderem das PudDing, das sie im Jahr 1986 vor der Universität Graz vorstellte. Es war ein lebensgroßer Abguss einer weiblichen Figur aus 65 Liter Pudding, der öffentlich verspeist wurde.[3] 1988 gewann sie den Wettbewerb um die künstlerische Gartengestaltung der internen Park- und Gartenflächen des Seniorenzentrums in Graz – die Durchführung der Gestaltung erfolgte in den Jahren 1988 bis 1989. Anlässlich des steirischen herbstes gestaltete sie 1991 an der Außenfassade des Ferdinandeums auf dem Färberplatz 5 eine Großbilddiaprojektion.[4] Im Zuge des europaweiten Projektes Women light up the Night, bei dem sie die Projektleitung für Österreich innehatte, war sie 1994 mit einer weiteren Großbilddiaprojektion an der Außenfassade des Versicherungsgebäudes auf der Adresse Mariahilferplatz 5 beteiligt.[5] Für die Grazer Organisation ESC (extreme subversive culture) beteiligte sie sich 1995 an dem Projekt Tarzomaktion (Multimediale Installation und Plakatwände).[6] 1995 beteiligte sie sich an der von der Grazer Künstlergruppe Gruppe 77 veranstalteten Plakataktion Kunst auf Zeit, die von 1986 bis 2006 jährlich in den Monaten Juli und August stattfand, und gestaltete eine Litfaßsäule an der Adresse Erzherzog-Johann-Allee 3.[7] Noch im selben Jahre installierte sie hoch über der Grazer Elisabethstraße beim zweistöckigen Gebäude auf der Adresse Elisabethstraße 34 eine Wäscheleine / Model 1:10 aus rostreifem Stahl, lackiert.

1996 gründete sie KUNST://ABSEITS VOM NETZ (1996 bis 1998), womit sie seitdem in der österreichischen Szene der Netzkultur aktiv war.[8] Im gleichen Jahr installierte sie in rund zwei Meter hohen Ziffern aus poliertem rostfreiem Stahl die Telefonnummer des Grazer Frauennotrufs (671160) auf einer freien Wiesenfläche in der Nähe der Hauptbrücke und des Kapistran-Pieller-Platzes (schräg gegenüber der Franziskanerkirche). Das Kunstwerk wurde einige Jahre später aufgrund der Errichtung eines Kinderspielplatzes auf dieser Wiesenfläche demontiert.[9] Mit dem Kunstwerk wollte sie auf die Notwendigkeit eines Frauennotrufdienstes hinweisen und Gewalt an Frauen an die Öffentlichkeit zu bringen und zu thematisieren. Ebenfalls 1996 war sie am Kunstprojekt W/BB – Women beyond borders beteiligt[10] und gestaltete anlässlich der Aktion Kunst auf Zeit abermals die Litfaßsäule bei der Adresse Erzherzog-Johann-Allee 3.

Als Vorstandsmitglied gehört sie auch dem 1993 gegründeten Kunstverein W.A.S. (Women’s Art Support) an.[11] Dieser beschreibt sich als „ein Zusammenschluss von Künstlerinnen zur Realisierung interkultureller und interdisziplinärer Projekte und hat zum Ziel, ein dichtes physisches und virtuelles Netzwerk zu bilden und damit die Position der Künstlerinnen zu stärken“.[11] Anlässlich der Eröffnung des sogenannten Schlupfhauses, einer von der Caritas betriebenen Notschlafstelle für Jugendliche, arbeitete sie an einer Fahnenaktion und einer öffentlichen Versteigerung.[12] Daneben gab es Besuche und Dokumentation von 30 Künstlern und Künstlerinnen in Österreich.[12] Der Ertrag dieser Benefizaktion kam der Jugendnotschlafstelle zugute.[12] Im Jahr darauf veranstaltete sie für das Museum der Wahrnehmung unter dem Titel Talking Cities, „Die öffentliche Frau“ Stadtspaziergänge zu öffentlichen Kunstwerken und -projekten in Graz.[13]

Im Mai 2000 gründete sie in Zusammenarbeit mit dem in Graz ansässigen Verein Zebra den Kunstverein BAODO.[14] Im März 2004 initiierte Dreier die Anmietung der Räumlichkeiten des ehemaligen Celery’s, davor Imbiss Treuer, in der Lazarettgasse 5 in Graz, wo in weiterer Folge auf 120 Quadratmetern der Kunstraum NIL mit angeschlossenem Café-Restaurant entstand.[14] Für die Arbeit des spartenübergreifenden und interdisziplinären Kunstvereins wurde sie im Jahr 2009 mit dem Menschenrechtspreis des Landes Steiermark geehrt.

Gemeinsam mit anderen Künstlerinnen rief sie die Stadt Graz in den 1980er Jahren zum „intergalaktischen Zentrum für Superfrauen“ aus und schuf in Zusammenarbeit mit Eva Ursprung im Jahr 1988 das Leitmotiv der Grazer Frauenszene: Superwoman.[15] In den folgenden Jahrzehnten war diese Superwoman immer wieder ein Leitbild der Grazer Frauenszene, unter anderem vom Frauennetzprojekt WOMENT!, das im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2003 entstand.[15] Die Figur wurde auf Werbematerial wie Luftballons oder Kugelschreiber gedruckt, war aber auch auf ausgewählten Gebäudefassaden, wie über dem Media-Center des Grazer Rathauses, angebracht.[16] Bereits 1988 hatten sie die Intergalaktische Superfrau als mobiles Kunstwerk im Grazer Stadtgebiet ausgestellt.[17]

Wettbewerbe / Preise / Stipendien

  • 1988: Künstlerische Gartengestaltung der internen Park- und Gartenflächen des Seniorenzentrums in Graz, Ausführung 1988–1989
  • 1993: Kunst auf Zeit, der Gruppe 77, Kunst im öffentlichen Raum (1. Preis)
  • 1994: Förderungspreis für Bildende Kunst der Stadt Graz
  • 1994: Staatsstipendium des Bundeskanzleramtes
  • 1994: Neugestaltung eines aufgelassenen Kohlespeichers in Bärnbach (2. Preis)
  • 1994: Verleihung des goldenen „Babsko-Ordens“ der Frauenbeauftragten der Stadt Graz
  • 1995: Grünraumgestaltung des Seniorenzentrum Graz, 1. Preis mit Ausführung
  • 1995: Auswahl im Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung des Regierungsviertels St. Pölten
  • 1997: Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramts, Sektion Kunst
  • 2002: „Graz lebt auf“, 1. Preis (Performance mit BAODO), Interaktion im öffentlichen Raum
  • 2009: Menschenrechtspreis des Landes Steiermark
  • 2014: Wirtschaftskammer Steiermark, Auszeichnung für 10 Jahre NIL
  • 2016: „Orte des Respekts 2016“, Nominierung für das NIL

Aktionen, Einzel- und Personalausstellungen (Auswahl)

Vor allem seit den 1980er Jahre hatte Dreier Ausstellungen in diversen Museen, Galerien und anderen öffentlichen Gebäuden und Plätzen. Nachfolgend befindet sich eine Übersicht ihrer bisherigen Aktivitäten:

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

Nicht nur Einzelausstellungen oder -projekte stammen von Veronika Dreier. So war sie vor allem ab den 1980er Jahren auch an zahlreichen anderen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt:

Vorträge (Auswahl)

Spätestens ab den 1990er Jahren trat Dreier des Öfteren auch als Vortragende in Schulen, Universitäten oder aber auch bei Workshops, Lehrveranstaltungen oder Konferenzen – sowohl national, als auch international – in Erscheinung:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: a b Eva & Co – Die feministische Kulturzeitschrift, abgerufen am 24. Januar 2021
  2. Pressemappe – FEMINISTISCHE AVANTGARDE – MADE IN AUSTRIA – Werke aus der SAMMLUNG VERBUND, abgerufen am 24. Januar 2021
  3. PudDing auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  4. women artists auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  5. Women light up the night auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  6. Tarzomaktion auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  7. 600 Schilling bzw. 60*10 Groschen auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  8. Offizielle Webpräsenz von KUNST://ABSEITS VOM NETZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  9. Mahnmal (Telefonnummer des Grazer Frauennotrufes) auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  10. W/BB – Women beyond borders auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  11. Hochspringen nach: a b Offizielle Webpräsenz von W.A.S., abgerufen am 24. Januar 2021
  12. Hochspringen nach: a b c Caritas = =, Menschlichkeit hat Zukunft auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  13. Talking Cities, "Die öffentliche Frau" auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  14. Hochspringen nach: a b Offizielle Webpräsenz des Kunstvereins BAODO, abgerufen am 24. Januar 2021
  15. Hochspringen nach: a b Superwoman auf der offiziellen Webpräsenz des Women’s Action Forum (W.A.F.), abgerufen am 24. Januar 2021
  16. Superwoman auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  17. Intergalaktische Superfrau auf OFFSITE_GRAZ, abgerufen am 24. Januar 2021
  18. In Eisenerz ist genug "Freiraum" für Kunst, abgerufen am 24. Januar 2021