Voccawind

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Voccawind
Koordinaten: 50° 11′ 6″ N, 10° 40′ 15″ O
Höhe: 320 m ü. NHN
Fläche: 2,97 km²
Einwohner: 110 (2008)
Bevölkerungsdichte: 37 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 96126
Vorwahl: 09532
Ehemaliges Schulhaus

Voccawind ist ein Gemeindeteil des unterfränkischen Marktes Maroldsweisach im Landkreis Haßberge.

Geographie

Das Straßendorf liegt im nordöstlichen Teil des Landkreises Haßberge im oberen Weisachgrund am südlichen Fuß des Zeilbergs. Durch den Ort führt die Bundesstraße 279 von Breitengüßbach nach Bad Neustadt an der Saale. Eine Straße verbindet Voccawind mit Marbach.

Geschichte

Eine 1982 gefundene jungsteinzeitliche Axt belegt, dass Bandkeramiker 3000 Jahre vor Christigeburt in der Gemarkung lebten und Ackerbau betrieben. Die Gründung des Dorfes erfolgte wohl um 800, als sich unter einem fränkischen Grundherrn Wenden ansiedelten. Der Ortsname bezieht sich wohl auf den Grundherrn „Vocco“.[1] Die erste urkundliche Erwähnung war in einem Lehensbuch aus den Jahren 1322/1333[2] als „Vockenwinder“, ein Dienstmann von Wolfram Wolfskeel von Grumbach, Fürstbischof des Hochstifts Würzburg, den Zehnt zu Reutersbrunn erhielt. 1364 wurde Nicolaus Vockenwinder als Lehensherr genannt.

1456 erwarb Jörg von Stein zu Altenstein den Zehnt von Vockenwind. Die folgenden rund 350 Jahre besaßen die Herren von Stein die Dorfherrschaft. 1541 wurde Wilhelm von Stein mit dem Dorf belehnt.[1]

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Georg Karl von Stein Herr des Dorfes mit zwölf Untertanen. Zusätzlich bestand noch ein Würzburgisch-Eberner-Pfarrlehen. Um 1800 lebten in Voccawind zwölf Familien. Als Handwerker gab es unter anderem einen Ziegelbrenner, einen Wagner und einen Schneider. Schulden zwangen die Brüder Carl Franz und Christoph Franz von Stein ihr Gut Voccawind im Jahr 1810 an Franz Konrad von Schrottenberg, einen Bamberger Geheimrat und Hofmarschall, zu verkaufen. 1820 wurde das Dorf, das 126 Einwohner hatte, dem Patrimonialgericht in Marbach zugeordnet. Freiherr Joseph Heinrich von Schrottenberg wurde Stammvater der Voccawinder Linie.[1]

Im Königreich Bayern wurde Voccawind 1862 in das neu geschaffene Bezirksamt Ebern eingegliedert. 1871 zählte das Dorf 124 Einwohner und 27 Wohngebäude.[3] Eine evangelische Schule bestand im Ort im Jahr 1836. Der Unterricht fand anfangs im jährlichen Wechsel mit dem drei Kilometer entfernten Allertshausen statt. 1884 errichtete die Gemeinde ein neues Schulhaus, in dem ab 1906 eine selbständige Schule untergebracht war.[1]

Im Jahr 1900 zählte die Landgemeinde, bestehend aus dem Dorf und Voccawindermühle, 151 Einwohner, von denen 127 evangelisch waren, und 29 Wohngebäude. Die zuständige evangelisch-lutherische Pfarrei war im 1,5 Kilometer entfernten Maroldsweisach, die katholische Pfarrei im 8,0 Kilometer entfernten Pfarrweisach und die katholische Schule im 1,5 Kilometer entfernten Geroldswind.[4] 1925 zählte das Dorf 152 Personen in 29 Wohngebäuden.[5]

1950 standen in dem Dorf 35 Wohngebäude mit 251 Einwohnern.[6] Im Jahr 1970 zählte Voccawind 213,[7] 1987 einschließlich Voccawindermühle 200 Einwohner sowie 41 Wohnhäuser mit 48 Wohnungen.[8] Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Ebern in der Gebietsreform aufgelöst und Voccawind kam zum neuen Haßberg-Kreis. Am 1. Mai 1978 folgte die Eingliederung der Gemeinde nach Maroldsweisach.

Freiherr Johann von Schrottenberg verpachtete Anfang des 20. Jahrhunderts 90 Hektar auf dem Zeilberg an die Bayerische Hartstein AG für den Abbau von Basalt. Das Basaltwerk zählte Mitte der 1910er Jahre 120 Mitarbeiter. Ende der 1940er Jahre produzierte der Betrieb täglich 1000 Tonnen Schotter, der größtenteils über die 1897 eröffnete Bahnstrecke Breitengüßbach–Maroldsweisach abtransportiert wurde. Dazu bestand am Bahnhof ein Schotterwerk, das über eine Seilbahn mit dem Steinbruch verbunden war. 1979 wurde der Abbau eingestellt.[1] 1948 errichtete die Innere Mission ein Erziehungsheim auf dem Zeilberg, das 1954 erweitert wurde und bis in die 1970er Jahre bestand. Es hatte etwa 50 Plätze für Jugendliche ab 14 Jahren. Diese mussten unter anderem im Basaltsteinbruch arbeiten.[9] Das Erziehungsheim galt als besonders grausam.[10]

Weblinks

Commons: Voccawind – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Fritz Klemm: Rund um den Zeilberg: Markt Maroldsweisach mit allen Ortsteilen. Maroldsweisach 1988, S. 117 f.
  2. Werner Schmiedel: Landkreise Ebern und Hofheim. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Unterfranken. Band 2: Landkreise Ebern und Hofheim. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1973, ISBN 3-7696-9872-X. S. 55.
  3. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1294, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  4. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1306 (Digitalisat).
  5. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1342 (Digitalisat).
  6. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1178 (Digitalisat).
  7. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 187 (Digitalisat).
  8. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 362 (Digitalisat).
  9. www.infranken.de: Welttag gegen Kinderarbeit. Als Kinder schufteten wie die Erwachsenen, 11. Juni 2014
  10. Jan-Henrik Friedrichs: „Freie Zärtlichkeit für Kinder“: Gewalt, Fürsorgeerziehung und Pädophiliedebatte in der Bundesrepublik der 1970er Jahre, Geschichte und Gesellschaft 44. 2018, S. 560