Voithenberghütte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Voithenberghütte
Koordinaten: 49° 19′ 48″ N, 12° 49′ 21″ O
Höhe: 497 m ü. NHN
Einwohner: 36 (Mai 2011)
Postleitzahl: 93437
Vorwahl: 09973
Voithenberghütte (Bayern)

Lage von Voithenberghütte in Bayern

Voithenberghütte, Florian-Statue

Voithenberghütte ist ein Ortsteil der Stadt Furth im Wald im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]

Geografie

Voithenberghütte liegt 3 Kilometer nordwestlich von Furth im Wald und 1,3 Kilometer südlich der tschechischen Grenze. Voithenberghütte liegt 500 Meter nördlich der Gebirgsstraße, die Waldmünchen mit Furth im Wald verbindet. Diese führt mitten durch das Gebirge und erreicht bei dem Pass zwischen dem 902 Meter hohen Reiseck im Norden und dem 828 Meter hohen Dachsriegel im Süden eine Höhe von 800 Metern. 700 Meter nordöstlich von Voithenberghütte liegt der Ortsteil Hammerschmiede am Ufer der Kalten Pastritz. Dieser Ortsteil gehört zu Voithenberghütte.[2][3]

Geschichte

Voithenberghütte (auch: Voithenbergöd, Voithenberg-Oede) wurde 1803 von Zacharias Freiherr Voith von Voithenberg im Rahmen der Industriesiedlung Voithenbergöd gegründet.[4] Voithenbergöd bestand aus Voithenberg und Voithenberghütte. In Voithenberghütte, östlich von Voithenberg, befindet sich im Ortsteil Hammerschmiede eine bis in die Gegenwart erhaltene denkmalgeschützte Hammerschmiede, erbaut 1823.[5]

Voithenberghütte gehörte 1815 zum Ortsgericht Herzogau. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Sonderrechte des Adels eingeschränkt und neu geordnet. Dies betraf auch die Gerichtsbarkeit. Eine gänzliche Beseitigung der adligen Gerichtsbarkeit war in Bayern zu diesem Zeitpunkt noch nicht durchsetzbar. Ab 1808 war es für Adlige möglich in zusammenhängenden Bezirken mit mindestens 50 Familien Ortsgerichte zu bilden. In diesem Zusammenhang bildete Zacharias Freiherr von Voithenberg 1815 das Ortsgericht Herzogau mit den Orten Herzogau, Oberhütte (= Althütte), Pucher, Unterhütte, Voithenbergöd (= Voithenberghütte und Voithenberg), Lengau, Sonnhof und Posthof. Dieses Ortsgericht hatte 102 Familien. Aus diesem Ortsgericht wollte er ein Patrimonialgericht I. Klasse und etwas später ein Patrimonialgericht II. Klasse bilden. Diese Bemühungen führten zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen, Beschwerden und Prozessen mit dem Innenministerium der Regierung des Regenkreises, die schließlich 1848 mit der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit ein Ende fanden.[4]

1808 wurde die Verordnung über das allgemeine Steuerprovisorium erlassen. Mit ihr wurde das Steuerwesen in Bayern neu geordnet und es wurden Steuerdistrikte gebildet. Dabei kam Voithenberghütte zum Steuerdistrikt Herzogau. Der Steuerdistrikt Herzogau bestand aus den Dörfern Herzogau, Pucher, Oberhütte (= Althütte), Ulrichsgrün, Unterhütte, Voithenbergöd (= Voithenberghütte und Voithenberg), den Weilern Lengau und Posthof und der Einöde Sonnhof.[6]

1815 genehmigte das Innenministerium die Umgliederung der voithenbergischen Industrieansiedlung Öd (= Voithenberghütte und Voithenberg) vom Landgericht Cham in das Landgericht Waldmünchen mit der Begründung, dass sie in engem Zusammenhang zu Herzogau stehe.[7][4]

1820 wurden im Landgericht Waldmünchen Ruralgemeinden gebildet. Dabei wurde Voithenbergöd (= Voithenberghütte und Voithenberg) mit 41 Familien Ruralgemeinde.[8] 1830 wurde Voithenbergöd der Gemeinde Herzogau zugeordnet.[9]

1972 wurde der Landkreis Waldmünchen aufgelöst. Dabei kam Voithenbergöd (= Voithenberghütte und Voithenberg) zur Stadt Furth im Wald. Herzogau und die anderen Gemeindeteile der ehemaligen Gemeinde Herzogau kamen zur Stadt Waldmünchen.[9][10]

Voithenberghütte gehört zur Pfarrei Furth im Wald.[11][12][13][14] 1997 hatte Voithenberghütte 47 Katholiken.[14]

Einwohnerentwicklung ab 1815

1815–1900
Jahr Einwohner Gebäude
1815 32 Familien* k. A.[4]
1820 41 Familien* k. A.[8]
1838 345* 56[12]
1861 263* 29[15]
1871 233* 56[16]
1885 282* 22[17]
1900 306* 22[18]
1913–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1913 48 3[13]
1925 77 6[19]
1950 148 10[20]
1961 74 12[21]
1970 56 k. A.[22]
1987 46 12[23]
2011 36 k. A.[1]
* Voithenberg zusammen mit Voithenberghütte.[4]

Tourismus und Sehenswürdigkeiten

Am Südrand von Voithenberghütte verlaufen der 660 Kilometer lange Goldsteig und der Europäische Fernwanderweg E6.[24][25][26][27] Durch Voithenberghütte führen die Mountainbikewege MTB-Tour 16, 17, 18, 19 und 23.[28][29][30][31][32] 700 Meter östlich von Hammerschmiede, in der Mitte zwischen Kalter Pastritz im Westen und Warmer Pastritz im Osten, verlaufen auf gemeinsamer Nord-Süd-Route der Iron Curtain Trail (EV13) und der 470 Kilometer lange Radweg München-Regensburg-Prag.[33][34]

An der Straße, die von Süden nach Voithenberghütte führt, befindet sich ein Bildstock mit der Figur des hl. Florian, Denkmalnummer D-3-72-126-91. Die Figur steht in einem segmentbogigen Gehäuse, welches von einem Inschriftpfeiler getragen wird. Das Ensemble besteht aus Granit und ist mit 1829 bezeichnet.[35]

Im Ortsteil Hammerschmiede nördlich von Voithenberghütte befindet sich die ehemalige Hammerschmiede, Denkmalnummer D-3-72-126-90. Sie ist ein eingeschossiger und traufständiger Krüppelwalmdachbau mit verbrettertem Giebelschrot und Blechdeckung, bezeichnet mit 1823.[5]

Neben der Hammerschmiede steht ein Backofenhäuschen mit derselben Denkmalnummer. Es ist ein Satteldachbau aus dem 19. Jahrhundert.[36]

Literatur

  • Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3

Einzelnachweise

  1. a b Zensus 2011 bei atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  2. a b Voithenberghütte bei Bayernatlas. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  3. a b Voithenberghütte bei bavarikon.de. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  4. a b c d e Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 168
  5. a b BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-90 Hammerschmiede. BayLfD, abgerufen am 29. Mai 2022.
  6. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 172
  7. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 162
  8. a b Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 178
  9. a b Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 182
  10. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 193
  11. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 204
  12. a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 25 (Digitalisat).
  13. a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 159 (Digitalisat).
  14. a b Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 187
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 810, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 993, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 938 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 981 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 999 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 859 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 632 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 122 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 249 (Digitalisat).
  24. Der Goldsteig: Wandern in Ostbayern & Böhmen bei goldsteig-wandern.de. Abgerufen am 29. April 2022.
  25. Qualitätsweg Goldsteig bei bayerischer-wald.de. Abgerufen am 29. April 2022.
  26. Goldsteig N 10 Herzogau – Furth im Wald bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  27. Europäischer Fernwanderweg E6 bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  28. MTB-Tour 16 Gibacht-Kirschbaumriegel-Tour bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  29. MTB-Tour 17 Rund um Furth im Wald bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  30. MTB-Tour 18 Vom Drachensee ins Chodenland bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  31. MTB-Tour 19 Further Čerchov-Tour bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  32. MTB-Tour 23 3-Gipfel-Tour bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  33. Iron Curtain Trail bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  34. Radweg München-Regensburg-Prag bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  35. BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-90 Bildstock mit Figur des hl. Florian. BayLfD, abgerufen am 29. Mai 2022.
  36. BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-90 Backhaus. BayLfD, abgerufen am 29. Mai 2022.

Weblinks

Commons: Voithenberghütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien