Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck

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Deggendorf–Kalteneck
Streckennummer (DB):5841
Kursbuchstrecke (DB):ehem. 876
Streckenlänge:54,0 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C2
D4 (nur Hbf bis Hafen)
von Bayerisch Eisenstein
0,000 Deggendorf Hbf 321 m
nach Metten
nach Plattling
1,612 Anschlussgleis MAN DWE
2,502 Deggendorf Hafen
Anschlussgleis Hafen Deggendorf
4,245 Infrastrukturgrenze DB Netz AG / DHB
6,200 Halbmeile
7,400 Seebach (Niederbay)
7,900 Deggendorf Textilwerke
11,620 Hengersberg 311 m
Anschlussgleis Sägewerk Schwaiger
16,640 Schwanenkirchen
20,210 Iggensbach
24,250 Schöllnach 376 m
26,500 Gunzing
29,200 Außernzell
33,290 Eging 398 m
37,170 Nammering
40,980 Fürstenstein
43,000 Englburg
44,600 Tittling West
45,600 Tittling Markt 510 m
49,300 Witzmannsberg
von Freyung
54,030 Kalteneck 334 m
nach Passau

Quellen: [1][2]

Die Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck war eine Nebenbahn in Bayern. Sie verband die Bayerische Waldbahn von Plattling über Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein mit der von Passau über Waldkirchen nach Freyung führenden Bahnstrecke Passau–Freyung (Ilztalbahn). In Anlehnung an die Waldbahn Plattling–Bayerisch Eisenstein wurde sie auch Vorwaldbahn genannt.

Baugeschichte

Nach dem Bau der Waldbahn von Plattling über Deggendorf nach Bayerisch Eisenstein, fertiggestellt 1877, und der Ilztalbahn von Passau nach Freyung, fertiggestellt 1892, strebten auch die Gemeinden zwischen diesen Linien, u. a. Aicha, Eging am See und Tittling, einen Bahnanschluss an. Sie favorisierten eine Stichbahn von Vilshofen nach Norden. Einer Verwirklichung standen aber zum einen die starken Steigungen aus dem Donautal und zum anderen das Erfordernis einer Donaubrücke entgegen. Nach langem Ringen entschied sich die Bayerische Staatsbahn zum Bau einer Querverbindung zwischen den beiden vorhandenen Bahnen als der kostengünstigeren Möglichkeit.

So beschloss der bayerische Landtag mit Gesetz vom 26. Juni 1908 den Bau einer eingleisigen Nebenbahn von Deggendorf über Eging nach Kalteneck mit Anschluss an die Ilztalbahn. Durch diese Linienführung konnten auch der Deggendorfer Hafen und der Markt Hengersberg an das Bahnnetz angeschlossen werden. Die Haftung für strittige Grundabtretungen hatten Deggendorf, Hengersberg und Passau gegenüber der Staatsbahn übernommen.

Der Bahnbau begann im Sommer 1910 von beiden Endpunkten aus. Dadurch konnten die 11,62 Kilometer lange Strecke von Deggendorf nach Hengersberg und die 20,75 Kilometer lange Strecke von Kalteneck nach Eging schon am 26. November 1913 mit großen Feiern eröffnet werden. Das Mittelstück, 21,66 Kilometer lang, ging am Vorabend des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 ohne großes Aufsehen in Betrieb.

Zugverkehr

Für den Zugverkehr standen die bayerischen Lokalbahnmaschinen der Bahnbetriebswerke Plattling und Passau zur Verfügung. Auf der Strecke Deggendorf–Hengersberg liefen in den ersten Monaten täglich drei Zugpaare, zwischen Eging und Kalteneck vier Zugpaare. Die nach der vollständigen Inbetriebnahme anfänglich eingesetzten durchlaufenden vier Zugpaare wurden während des Ersten Weltkriegs nach und nach auf zwei Zugpaare reduziert. Da diese Züge auch Güterwagen mitnehmen mussten, ergaben sich lange Fahrzeiten auf der Strecke. 1936 liefen fünf Zugpaare auf der Strecke, wobei abends in Eging Züge aus beiden Richtungen endeten, die morgens wieder zurückfuhren. Mitte April 1945 benutzte die Strecke ein aus dem KZ Buchenwald kommender Gefangenentransport (54 Güterwaggons mit rund 5000 Menschen an Bord), der dann fünf Tage im Bahnhof Nammering halt machen musste. An die fast 800 Menschen, die während dieser Zeit in Nammering umkamen, erinnert das „Mahnmal KZ-Transport 1945“ am ehemaligen Bahnhofsgelände. 1976 liefen die fünf Zugpaare auf dem Abschnitt Deggendorf – Eging nur noch an Werktagen. Sonntags wurden sie durch drei Buskurse ersetzt.

Stilllegungen

Mit der Zunahme des Individualverkehrs gingen auch auf dieser Bahnstrecke die Benutzerzahlen ständig zurück, obwohl noch eine Reihe von Haltepunkten zusätzlich eingerichtet und der Betrieb auf Schienenbusse umgestellt wurde. Der Fracht- und Stückgutverkehr hatte ebenfalls Einbußen hinzunehmen. So kam es auch hier schrittweise zu Stilllegungen. Den Anfang machte der Personenverkehr, der zwischen Eging und Kalteneck zum 1. Oktober 1972 eingestellt wurde. Es folgte zum 3. Juni 1973 die Einstellung des planmäßigen Güterverkehrs zwischen Tittling Markt und Kalteneck. Bemerkenswert hierbei ist, dass der letztgenannte Abschnitt für gelegentliche Umleiterverkehre von und nach Waldkirchen, Jandelsbrunn und Freyung noch über 20 Jahre lang betriebsfähig vorgehalten wurde, obwohl auf ihm kein planmäßiger Zugverkehr mehr stattfand. Dieser Abschnitt wurde seither bis zur endgültigen Stilllegung zwar nur noch selten, aber doch immer wieder genutzt. So ist z. B. für Anfang der 1990er Jahre das Verkehren diverser Schotterzüge von der an der Ilztalbahn gelegenen Haltestelle Mayersäge über Kalteneck und Deggendorf nach München überliefert. Weitere Beispiele sind die „Bayerwaldrundfahrt“ von Passau über Kalteneck, Eging und Deggendorf nach Viechtach im Juli 1986; wegen einer vorübergehenden Sperrung der Kachletbrücke in Passau umgeleitete Güterzüge von und nach Waldkirchen, Jandelsbrunn und Freyung im Jahr 1988; ein Sonderzug von Passau über Kalteneck nach Tittling zum dortigen Vereinsfest im Sommer 1992 sowie eine private Sonderfahrt von Eisenbahnfreunden von Passau über Kalteneck und Eging nach Deggendorf im September 1993. Die nächste Stilllegung traf wieder den Personenverkehr, der von Deggendorf bis Eging zum 25. September 1981 eingestellt wurde. Es folgte die Einstellung des Güterverkehrs zwischen Eging und Tittling Markt und damit einhergehend die Gesamtstilllegung des Abschnitts Eging – Kalteneck zum 2. April 1995. Zum 1. September 2002 wurde auch der Abschnitt zwischen Hengersberg und Eging stillgelegt.[3] Nachdem im Herbst 1999 die Gleise zwischen Kalteneck und Eging sowie im Laufe des Jahres 2004 die Gleise zwischen Eging und Hengersberg abgebaut wurden, konnte 2006 zwischen Hengersberg und Kalteneck auf der ehemaligen Bahntrasse der Donau-Ilz-Radweg eröffnet werden. Auf der 11,6 Kilometer langen Reststrecke von Deggendorf Hauptbahnhof über Deggendorf Hafen nach Hengersberg findet heute noch Güterverkehr statt.

Heutiger Betrieb

Das Teilstück von Deggendorf Hafen (ausschließlich) ab Kilometer 4,245[4] bis Hengersberg ist zum 1. September 2007 als privates Anschlussgleis in den Besitz der DHB Grundstücks GmbH + Co. KG übergegangen. Dieses Teilstück wird für Güterverkehr des Sägewerks Schwaiger benutzt. Die Teilstrecke Deggendorf Hafen–Deggendorf Hbf dient darüber hinaus dem Güterverkehr von und zum Donauhafen. Dort verkehren mehrmals täglich Güterzüge die den Hafen mit Tank- und Schotterwaggons beliefern. Die Strecke wird im Betriebsverfahren Zugleitbetrieb betrieben.

Es gab Vorschläge, die Bahnstrecke 2014 zur Anbindung des Landesgartenschaugeländes zu nutzen[5]; dies wurde jedoch nicht realisiert. Die Idee einer Reaktivierung mit Haltestelle an der Technischen Hochschule wird von der Stadt Deggendorf jedoch weiterverfolgt.[6]

Gegen Ende des Jahres 2019 wurde der Gleisanschluss der Firma Schwaiger in Hengersberg um 2 Gleise je 500 Meter Länge erweitert. Täglich wird das Sägewerk mit Holz durch Ganzzüge der EVB beliefert. Mehrmals wöchentlich verkehrt ein Container-Shuttle aus Triest auf der Nebenbahn.

Literatur

  • Walther Zeitler: Eisenbahnen in Niederbayern und der Oberpfalz. 2. Auflage, Amberg 1997, ISBN 3-924350-61-2.
  • Siegfried Bufe: Nebenbahnen im Passauer Land. Egglham 1998, ISBN 3-922138-66-7.
  • Bernhard Rückschloß: Nebenbahn Deggendorf–Eging, Deggendorf 2004, Modell-Eisenbahn-Verein Deggendorf e. V. (Herausgeber) ISBN 3-934726-16-X.

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesbahndirektion Nürnberg. Karte im Maßstab 1:400000. Ausgabe B. Karten- und Luftbildstelle der Deutschen Bundesbahn, Mai 1985 (blocksignal.de [abgerufen am 26. Juni 2021]).
  2. Serviceeinrichtungen Deggendorf Hafen. (PDF; 150 KB) In: DB Netze Trassenfinder. DB Netz AG, 15. November 2019, abgerufen am 26. Juni 2021.
  3. Eisenbahn-Bundesamt: Liste der stillgelegten Strecken in Bayern (seit 1. Januar 1994) (Microsoft-Excel-Datei, 16 kB) auf eba.bund.de, vom 11. September 2017, abgerufen am 19. Dezember 2018.
  4. Serviceeinrichtungen Deggendorf Hafen. In: https://railway.tools/#/de. DB Netz AG, 1. Oktober 2018, abgerufen am 23. Januar 2018.
  5. Deggendorfer Zeitung:„Gartenschau-Bahn: Minister Brunner unterstützt OB“, 5. Dezember 2012, abgerufen am 6. April 2013
  6. Stadt schlägt Zug nach Hengersberg vor