Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

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Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung
(WZB)
Logo
Rechtsform gemeinnützige GmbH
Gründung 1969
Sitz Berlin, Deutschland
Schwerpunkt Entwicklungen, Probleme und Innovationschancen moderner Gesellschaften
Methode Problemorientierte Grundlagenforschung
Aktionsraum International vergleichend
Personen Jutta Allmendinger (Präsidentin seit 2007)
Umsatz 23,3 Mio. Euro (2017)[1]
Beschäftigte 383 (2017)
Website www.wzb.eu

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB; englisch WZB Berlin Social Science Center) in Berlin ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften. Das 1969 gegründete Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Datei:Berlin-WZB-2007.jpg
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Datei:Gedenktafel Reichpietschufer 50 (Tierg) INNO Baum.jpg
Gedenktafel für den INNO-Baum auf dem Gelände des Wissenschaftszentrum

Organisation

Das WZB wurde 1969 auf Initiative von Bundestagsabgeordneten der SPD und der Union gegründet[2] und trug innerhalb der ersten Jahre den Namen International Institute of Management – Wissenschaftszentrum Berlin. Im WZB arbeiten rund 140 deutsche und ausländische Soziologen, Politologen, Wirtschaftswissenschaftler, Historiker, Statistiker, Informatiker und Rechtswissenschaftler zusammen. Am WZB wird problemorientierte Grundlagenforschung zu ausgewählten sozialen und politischen Themenfeldern betrieben. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die westlichen Gesellschaften, Mittel- und Osteuropa sowie China. Von besonderem Gewicht sind Fragen der Globalisierung.

Das WZB gliedert sich in sieben Forschungsschwerpunkte:[3]

  1. Dynamiken sozialer Ungleichheiten
  2. Markt und Entscheidung
  3. Gesellschaft und wirtschaftliche Dynamik
  4. Internationale Politik und Recht
  5. Wandel politischer Systeme
  6. Migration und Diversität
  7. Politische Ökonomie der Entwicklung

Die Rechtsform des WZB ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Trägerschaft teilen sich mit 75 % die Bundesrepublik Deutschland und 25 % das Land Berlin.

Das WZB kooperiert als außeruniversitäre Einrichtung eng mit den Berliner Universitäten. Viele Wissenschaftler sind dort zugleich Hochschullehrer oder haben Lehraufträge. Auch mit Forschungseinrichtungen im Ausland bestehen vielfältige Kooperationen.

Das WZB ist leitend für die Koordination des 2017 gegründeten Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft zuständig.[4]

Seit 1. April 2007 ist die Soziologin Jutta Allmendinger Präsidentin des WZB.

Am 17. Februar 2009 feierte das WZB sein 40-jähriges Bestehen im Roten Rathaus von Berlin. Nachdem die Gründung vor 40 Jahren umstritten war, hat sich das WZB mittlerweile als anerkannte Sozialforschungs-Einrichtung etabliert.[5]

Das WZB bringt vierteljährlich die Zeitschrift WZB-Mitteilungen heraus.[6]

Bekannte Wissenschaftler und Gastwissenschaftler

  • Lars-Hendrik Röller – Ökonom, von 1994 bis 2007 Leiter der Abteilung Wettbewerbsfähigkeit und industriellen Wandel[7]
  • Howard Aldrich – Soziologe: Visiting Scholar Sommer 1975 und 1980[8]
  • Ralf Dahrendorf – Soziologe, Politiker und Publizist: 2005 bis 2009
  • Karl W. Deutsch – Direktor am WZB von 1977 bis 1987
  • Meinolf Dierkes – Soziologe: Präsident von 1980 bis 1987
  • Gøsta Esping-Andersen – Soziologe, Politikwissenschaftler: Research Director 1985 bis 1986[9]
  • William H. Starbuck – Physiker, Mathematiker und Organisationsforscher: 1971 bis 1974[10]
  • Ruud Koopmans – niederländischer Sozialwissenschaftler, leitete ab 2007 am WZB die Abteilung Migration, Integration und Transnationalisierung.

Gebäude

Der Gebäudekomplex ist ein Entwurf der britischen Architekten James Stirling und Michael Wilford aus den Jahren 1979–1988 im Stil der Postmodernen Architektur. Er liegt am Reichpietschufer des Landwehrkanals im Ortsteil Tiergarten des Bezirks Mitte. Integriert wurde zur Uferstraße das einzige Gebäude, das in dieser Gegend den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte: Das 1894 gebaute Reichsversicherungsamt im Stil der Neorenaissance. Das gesamte Projekt – bestehend aus Neubau und Umnutzung/Modernisierung des Altbaus – war Teil der Internationalen Bauausstellung 1987 (IBA 87). Als Kontaktarchitekten für Stirling und Wilford diente das Berliner Architekturbüro BJSS,[11] als Tragwerksplaner der Bauingenieur Stefan Polónyi.[12]

A.SK Social Science Award

Das WZB vergibt seit 2007 alle zwei Jahre den ursprünglich mit 100.000, seit 2019 mit 200.000 US$ dotierten A.SK Social Science Award.[13] Auf der Seite des WZB heißt es hierzu: „Der Preis würdigt Wissenschaftler, die in ihren Arbeiten einen Beitrag zu gesellschaftlichen und politischen Reformen leisten. Als erster Preisträger des A.SK Social Science Award wurde der britische Ökonom Anthony Atkinson 2007 für seine Forschungen über soziale Ungleichheit geehrt. 2009 erhielt die amerikanische Philosophin Martha C. Nussbaum den A.SK Social Science Award für ihre Forschungen über die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens und soziale Gerechtigkeit. 2011 wurde mit Transparency International erstmals eine Institution ausgezeichnet. 2013 wurde der Preis an Paul Collier (Oxford University) verliehen für seine Forschungsarbeiten über ‚The Bottom Billion‘ der Weltbevölkerung. 2015 erhielt die französisch-amerikanische Entwicklungsökonomin Esther Duflo (Massachusetts Institute of Technology und Abdul Latif Jameel Poverty Action Lab in Cambridge) den Preis für ihre experimentellen Forschungsmethoden im Bereich Armutsbekämpfung. 2017 wurde der österreichisch-amerikanische Politikwissenschaftler John G. Ruggie ausgezeichnet. 2019 ging der Preis an den US-amerikanischen Ökonomen Raj Chetty. Zusätzlich wird aus den Erträgen des Stiftungskapitals ein Fellowship für Postdoktoranden finanziert. Es gibt jüngeren Sozialwissenschaftlern und Sozialwissenschaftlerinnen die Möglichkeit, ein Jahr – und in Ausnahmefällen länger – an einem Projekt zu arbeiten, das zur Entwicklung sozialer und politischer Reformen beiträgt. Die Preisträger und Stipendiaten werden von einer international besetzten Kommission ausgewählt.“

Ehemalige Präsidenten des WZB

Beteiligungen

Das Wissenschaftszentrum ist Gesellschafter der PD – Berater der öffentlichen Hand.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Jahn: Es ging um Berlin. Rückblick auf das Entstehen des WZB. In: Burckhard Wiebe (Red.): Art und Ort der Forschung. 25 Jahre WZB. Hrsg. vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung. WZB, Berlin 1994, DNB 941324869 (anderer Titel: 25 Jahre WZB. Art und Ort der Forschung. OCLC 680520304), S. 11–22.

Weblinks

Commons: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. WZB – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung: Bericht 2017. Hrsg. von Jutta Allmendinger. Berlin [2018], ISSN 0935-574X, S. 149 (PDF; 2,9 MB [PDF-S. 151; abgerufen am 1. Februar 2019]).
  2. Ariane Berthoin Antal, Jürgen Kocka: Geschichte des WZB. Immer einen Schritt voraus. In: Der Tagesspiegel. 8. März 2009, abgerufen am 1. Februar 2019.
  3. Das WZB. In: wzb.eu, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  4. Deutsches Internet-Institut: Berlin-Brandenburger Konsortium erhält Zuschlag. Bundesministerium für Bildung und Forschung entscheidet sich in bundesweitem Wettbewerb für den Standort Berlin. Pressemitteilung. In: wzb.eu, 23. Mai 2017, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  5. Torsten Harmsen: Einst befehdet, heute international anerkannt: Das Wissenschaftszentrum Berlin wird vierzig Jahre alt. Am Anfang flogen Stinkbomben. In: Berliner Zeitung. 14. Februar 2009, abgerufen am 3. Juni 2018.
  6. WZB-Publikationen: Mitteilungen (Memento vom 12. Oktober 2010 im Internet Archive). In: wzb.eu, abgerufen am 5. Juli 2018.
  7. Prof. Lars-Hendrik Röller, Ph.D. | WZB. Abgerufen am 9. Juli 2017.
  8. Howard E. Aldrich – Lebenslauf (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive). In: sociology.unc.edu, The Department of Sociology at UNC Chapel Hill, abgerufen am 5. Juli 2018 (englisch).
  9. Gøsta Esping-Andersen – Lebenslauf (Memento vom 14. Mai 2014 im Internet Archive). In: dcpis.upf.edu, Universität Pompeu Fabra, abgerufen am 5. Juli 2018 (englisch).
  10. William H. Starbuck: Autobiografie. In: stern.nyu.edu, abgerufen am 3. Juni 2018 (englisch).
  11. Rolf Rave: Bauen seit 1980 in Berlin – ein Führer zu 400 Bauten in Berlin von 1980 bis heute. G + H Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-931768-80-5.
  12. Stefan Polónyi: Lebensläufe von eigener Hand. In: Biografisches Archiv Dortmunder Universitäts-Professoren und -Professorinnen. Valentin Wehefritz, 2010, abgerufen am 11. Januar 2022.
  13. A.SK Social Science Award. In: wzb.eu. WZB, abgerufen am 9. Juli 2016.
  14. Vorstellung der PD. (PDF) In: pd-g.de. 12. Mai 2021, abgerufen am 21. Mai 2021.

Koordinaten: 52° 30′ 23″ N, 13° 21′ 57″ O