Martin Wagendorfer

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Martin Wagendorfer (* 1973 in Amstetten) ist ein österreichischer Historiker. Er ist in der Fachwelt vor allem als Enea-Silvio-Experte und -Editor hervorgetreten.

Leben und Wirken

Martin Wagendorfer studierte seit 1991 Geschichte, Klassische Philologie und später auch Alte Geschichte an der Universität Wien. Von 1995 bis 1998 absolvierte er den 61. Ausbildungskurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. In Wien wurde er 2001 bei Winfried Stelzer über die Historia Austrialis promoviert. Wagendorfer war von 2004 bis 2006 und von 2008 bis 2012 Mitarbeiter an der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 2008 erfolgte die Habilitation an der Universität Wien über die Schrift des Eneas Silvius Piccolomini.[1] Für die Studie erhielt er 2009 den Jubiläumspreis des Böhlau Verlages. Im Sommersemester 2010 lehrte Wagendorfer als Vertretungsprofessor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Wien. Wagendorfer lehrte von 2012 bis 2014 als Vertretungsprofessor von Claudia Märtl Mittelalterliche Geschichte mit dem Schwerpunkt Spätmittelalter an der Universität München. Im Sommersemester 2014 hatte er eine Lehrstuhlvertretung für Mark Mersiowsky an der Universität Innsbruck inne. Ab 1. Oktober 2015 war Wagendorfer Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Innsbruck. Im Wintersemester 2018/2019 war er Gastprofessor am Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien. Vom 1. Oktober 2018 bis 30. September 2019 war er bei den Monumenta Germaniae Historica zur Fertigstellung seiner Edition der Historia de dieta Ratisponensi des Eneas Silvius Piccolomini beschäftigt.[2] Im Wintersemester 2019/2020 trat er die Nachfolge von Irmgard Fees auf der Professur für Historische Grundwissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der Digital Humanities an der Universität München an.[3] Wagendorfer gehört außerdem dem Wissenschaftlichen Beirat der von der Universität Mailand herausgegebenen Fachzeitschrift Studi di Storia Medioevale e di Diplomatica an.[4]

Forschungsschwerpunkte Wagendorfers sind die Geschichte des Humanismus und seiner Rezeption nördlich der Alpen, die mittelalterliche Universität, die Bildungs- und Bibliotheksgeschichte im Mittelalter, die Historiographie im Hoch- und Spätmittelalter, die Quellenkunde des Mittelalters sowie die Historischen Hilfswissenschaften. Wagendorfer gilt durch zahlreiche Publikationen als einer der besten Kenner von Eneas Silvius Piccolomini, dem späteren Papst Pius II.[5] Die Historia Austrialis des Piccolomini, die als eine der wichtigsten Quellen zur Reichsgeschichte des 15. Jahrhunderts gilt, legte er zusammen mit Julia Knödler unter der Betreuung von Claudia Märtl in einer zweibändigen Neuedition vor.[6]

Schriften

Monographien

  • Die Schrift des Eneas Silvius Piccolomini (= Studi e testi. Bd. 441). Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana 2008, ISBN 978-88-210-0862-7.
  • Studien zur Historia Austrialis des Aeneas Silvius de Piccolominibus (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungsband 43). Oldenbourg, Wien u. a. 2003, ISBN 3-486-64850-0.

Quelleneditionen

  • Eneas Silvius Piccolomini: Historia Austrialis. Teil 1, Einleitung von Martin Wagendorfer, 1. Redaktion herausgegeben von Julia Knödler. Teil 2, 2. und 3. Redaktion herausgegeben von Martin Wagendorfer (= Monumenta Germaniae Historica. Scriptores Rerum Germanicarum. Nova Series. Bd. XXIV). Hahn, Hannover 2009, ISBN 978-3-7752-0224-4 (Digitalisat des ersten Bandes) (Digitalisat des zweiten Bandes).

Herausgeberschaften

  • mit Franz Fuchs, Paul-Joachim Heinig: König und Kanzlist, Kaiser und Papst. Friedrich III. und Enea Silvio Piccolomini in Wiener Neustadt (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 32). Böhlau, Wien u. a. 2013, ISBN 3-412-20962-7 (online).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechung von Achim Thomas Hack in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 9 [15. September 2009], (online); Andreas Zajic in: H-Soz-Kult, 16. März 2011 (online).
  2. Martina Hartmann: Monumenta Germaniae Historica. Bericht über das Jahr 2018/19. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 75 (2019), S. I–XVIII, hier: S. II.
  3. Mitteilung auf der Institutsseite.
  4. Studi di Storia Medioevale e di Diplomatica: Comitato Scientifico (Memento des Originals vom 16. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/riviste.unimi.it
  5. Martin Wagendorfer: Horaz, die Chronik von den 95 Herrschaften und Friedrich III. Überlegungen zum Widmungsbrief der „Historia Austrialis“ des Aeneas Silvius de Piccolominibus. In: Gustav Pfeifer (Hrsg.): Handschriften, Historiographie und Recht. Winfried Stelzer zum 60. Geburtstag. Wien u. a. 2002, S. 109–127; Ders.: Studien zur Historia Austrialis des Aeneas Silvius de Piccolominibus. Wien u. a. 2002; Ders.: Ein von der Hand des Eneas Silvius Piccolomini geschriebenes Exzerpt aus dem „Liber certarum historiarum“ Johanns von Viktring (BAV, Vat. Lat. 7082, fol. 96). In: Römische Historische Mitteilungen 47 (2005), S. 81–121; Ders.: Zur Orthographie des Eneas Silvius Piccolomini. In: Mittellateinisches Jahrbuch 42 (2007), S. 431–476; Ders.: Der Blick des Humanisten. Außenpolitik in der „Historia Austrialis“ des Eneas Silvius Piccolomini. In: Sonja Dünnebeil, Christine Ottner (Hrsg.): Außenpolitisches Handeln im ausgehenden Mittelalter. Akteure und Ziele. Wien u. a. 2007, S. 341–368; Ders.: Eneas Silvius Piccolomini und die Wiener Universität – ein Beitrag zum Frühhumanismus in Österreich. In: Pirckheimer-Jahrbuch 22 (2008), S. 21–52; Ders.: Die Editionsgeschichte der Historia Austrialis des Eneas Silvius Piccolomini. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 64 (2008), S. 65–108.
  6. Vgl. dazu die Besprechungen von Markus Wesche in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 12 [15. Dezember 2009], (online); Mathieu Olivier in: Francia-Recensio, 2011–1 (online); Duane Henderson in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 90 (2010), S. 592–593 (online); Jürgen Sarnowsky in: Historische Zeitschrift 292 (2011), S. 769–771.