Olchowatka (Kaliningrad)

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Siedlung
Olchowatka /
Walterkehmen (Großwaltersdorf)

Ольховатка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gussew
Gegründet um 1554
Frühere Namen Walterkiem,
Walterkeim (um 1557),
Walterkem (um 1590),
Walterkehmen (bis 1938),
Großwaltersdorf (1938–1946)
Bevölkerung 520 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40143
Postleitzahl 238031
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212 000 027
Geographische Lage
Koordinaten 54° 30′ N, 22° 17′ OKoordinaten: 54° 30′ 9″ N, 22° 17′ 19″ O
Olchowatka (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Olchowatka (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Olchowatka (russisch Ольховатка, deutsch Walterkehmen, 1938 bis 1946 Großwaltersdorf, litauisch Valterkiemis) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zum Gussewski gorodskoi okrug (Stadtkreis Gussew (Gumbinnen)).

Geographische Lage

Olchowatka liegt an der Rominte (russisch: Krasnaja), zwölf Kilometer südöstlich der Stadt Gussew (Gumbinnen). Durch den Ort verläuft die Regionalstraße 27A-011 (ehemalige deutsche Reichsstraße 132), die Gussew mit dem polnischen Gołdap (Goldap) verbindet. Innerorts endet eine von Jasnaja Poljana (Trakehnen) bzw. Nowostroika kommende Nebenstraße (27K-327), außerdem eine von Dubrawa (Buylien, 1938 bis 1946 Schulzenwalde) hierher führende Landwegverbindung. Vor 1945 war der Ort Bahnstation an der Bahnstrecke Gumbinnen–Goldap über Tollmingkehmen (1938 bis 1946: Tollmingen, heute russisch: Tschistyje Prudy).

Geschichte

Der um 1554 gegründete und damals Walterkiem genannte Ort[2] war ab 1607 ein evangelisches Kirchdorf. Eingegliedert war das Vorwerk Emilienhof. Am 18. März 1874 wurde der Ort Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk[3]. Er bestand – 1939 in „Amtsbezirk Großwaltersdorf“ umbenannt – bis 1945 und gehörte zum Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Walterkehmen zählte im Jahre 1910 386 Einwohner[4]. Sie vergrößerte sich am 30. September 1928, als der Gutsbezirk Klein Tellitzkehmen (1938 bis 1946: Klei Tellrode, heute nicht mehr existent) eingemeindet wurde. Die Einwohnerzahl belief sich 1933 auf 502 und betrug 1939 noch 478[5].

Am 3. Juni – amtlich bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 wurde Walterkehmen in „Großwaltersdorf“ umbenannt. Grund war die politisch-ideologische Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen. 1945 kam der Ort in Kriegsfolge mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1946 erhielt der Ort die russische Bezeichnung „Olchowatka“ und wurde dem Lipowski selski sowjet (Dorfsowjet Lipowo (Kulligkehmen, 1938 bis 1946 Ohldorf)) im neu geformten Rajon Gussew (Landkreis Gumbinnen) zugeordnet. Aufgrund einer umfassenden Struktur- und Verwaltungsreform[6] wurde Olchowatka 2008/09 eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft im Verbund der neu geschaffenen Kalininskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Kalininskoje (Augstupönen, 1938 bis 1946 Hochfließ)), die 2013 im Gussewski gorodskoi okrug (Stadtkreis Gussew) aufging[7]. Aktuell (Stand: 14. Oktober 2010[1]) zählt Olchowatka 520 Einwohner.

Amtsbezirk Walterkehmen (Großwaltersdorf), 1874–1945

Zum Amtsbezirk Walterkehmen (1939 bis 1945: Amtsbezirk Großwaltersdorf) gehörten bei seiner Errichtung elf, am Ende noch neun Gemeinden[3]:

Ortsname Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Groß Tellitzkehmen Tellrode Olchowatka
Jockeln Kirpitschnoje 1928 nach Schestocken eingemeindet
Jodszen
1936–38: Jodschen
Schwarzenau (Ostpr.) Dworiki
Klein Tellitzkehmen Klein Tellrode 1928 nach Walterkehmen eingemeindet
Matzutkehmen Matzhausen Retschiza
Pillkallen Hoheneck Tolstowo
Praßlauken Praßfeld Murawjowo
Rödszen
1936–38: Rödschen
Röden Gajewo
Samelucken Brückental (Ostpr.)
Schestocken Peterstal Schipownikowo
Walterkehmen Großwaltersdorf Olchowatka

Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk nur noch die Gemeinden Brückental, Großwaltersdorf, Hoheneck, Matzhausen, Peterstal, Praßfeld, Röden, Schwarzenau und Tellrode.

Kirche

Kirchengebäude

Bei der Kirche Walterkehmen handelt es sich um ein 1717 errichtetes und 1914 bei der Schlacht bei Gumbinnen zerstörtes Gebäude, das in den Jahren 1925/26 wieder aufgebaut wurde[8]. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde es nicht mehr für Gottesdienstzwecke, wohl aber als Mischfutterlagerhalle mit dadurch bedingten Umbauten genutzt.[9]

Kirchengemeinde

Die evangelische Kirchengemeinde Walterkehmen wurde im Jahre 1607 gegründet[10] und gehörte vor 1945 zum Kirchenkreis Gumbinnen in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 zählte das Kirchspiel 4.600 Gemeindeglieder, die in mehr als dreißig Kirchspielorten wohnten.

Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sowie die nachfolgende restriktive Kirchenpolitik der Sowjetunion brachten das kirchliche Leben in Olchowatka zum Erliegen. Heute liegt der Ort im Einzugsgebiet der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Dubrawa (Buylien, 1938 bis 1945 Schulzenwalde) innerhalb der Propstei Kaliningrad[11] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Schule

In Walterkehmen unterrichteten vor 1945 drei Lehrer an einer dreiklassigen Volksschule. Das Schulgebäude war 1914 neu erbaut worden.

Persönlichkeit

Mit dem Ort verbunden

  • Johannes Blaskowitz (1883–1948), deutscher Heeresoffizier, besuchte als Sohn des Ortspfarrers zwischen 1889 und 1897 die Volksschule in Walterkehmen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Großwaltersdorf
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Walterkehmen/Großwaltersdorf
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Gumbinnen
  5. Michael Rademacher: Kreis Gumbinnen (russ. Gussew). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  6. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  7. Gemäß Gesetz Nr. 230 vom 29. Mai 2013
  8. Kirche und Gasthaus Walterkehmen, historische Aufnahme
  9. Fotos vom Kirchengebäude aus dem Jahre 2012
  10. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 480
  11. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info