Wasfi at-Tall

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Wasfi at-Tall

Wasfi Mustafa Wahbi Salih al-Mustafa at-Tall (arabisch وصفي مصطفى وهبي صالح المصطفى التل, DMG

Waṣfī Muṣṭafā Wahbī Ṣāliḥ al-Muṣṭafā at-Tall

; auch al-Tal; * 1919 in Irbid, Jordanien; † 28. November 1971 in Kairo) war dreimal[1] Premierminister von Jordanien (28. Januar 1962 bis 27. März 1963, 14. Februar 1965 bis 4. März 1967 und 28. Oktober 1970 bis 28. November 1971). Tal wurde von Terroristen der Palästinenserorganisation Schwarzer September ermordet. Der israelische Historiker Uriel Dann bezeichnete ihn als „outstanding statesman“.[1] Seine Politik war gegen Gamal Abdel Nasser positioniert.[1]

Politische Laufbahn

Wasfi at-Tall war ein Sohn des Dichters Arar[1] und wuchs in Irbid auf. Sein Vater wurde als Mann mit paradoxem[2] Charakter beschrieben. Er ermöglichte seinem Sohn eine westlich orientierte Ausbildung und einen Abschluss an der Amerikanischen Universität Beirut.[1] Tall arbeitete als Journalist.[1] Im Zweiten Weltkrieg trat er in die britischen Truppen ein.[1] Zuvor hatte er sich für die antibritische Politik von Raschid Ali al-Gailani[1] im Irak ausgesprochen. Seine politische Laufbahn begann im Kampf gegen den Zionismus und die Staatsgründung Israels in den 1940er-Jahren[3] in der Arabischen Befreiungsarmee.[1] Während des Palästinakriegs diente er als Offizier im Rang eines Hauptmanns im Hauptquartier des irakischen Generals Ismail Safwat in Damaskus, das den Kriegseinsatz der arabischen Armeen koordinieren sollte.[4]

Er gehörte zum Führungszirkel des haschemitischen Königreichs. Dreimal bekleidete at-Tall den Posten des Premierministers von Jordanien. Von Januar 1962 bis März 1963 versuchte er als Premierminister die palästinensische Bevölkerung als loyale Untertanen des Königreichs zu gewinnen. Er formulierte einen Plan zur Befreiung der palästinensischen Gebiete mittels eines begrenzten Krieges in dem Jordanien eine zentrale Rolle spielen solle. Die Vertretung der Palästinenser sollte vom jordanischen Königreich getragen werden. Diese Strategie scheiterte mit der Etablierung der PLO als Vertretung der Palästinenser und paramilitärische Organisation. Vom Februar 1965 bis März 1967 war at-Tall ebenso Premierminister. Er versuchte den zunehmenden Einfluss der von anderen arabischen Staaten geförderten PLO-Guerillas in Jordanien einzudämmen um einen für Jordanien verlustreichen Konflikt mit Israel zu vermeiden. Er wurde schließlich 1967 als Premierminister abgesetzt, jedoch zum Chef des Hofes berufen.[3]

Während des Sechstagekriegs im Juni 1967 unterstützte er einen Putsch durch eine Gruppe um Salim Hatum in Syrien, da er die baathistische Regierung im Nachbarland für eine Gefahr für das Königreich hielt. Der Putsch schlug ebenso wie der vorherige Versuch 1966 fehl. Wenige Tage nach dem Sechstagekrieg trat at-Tall als Chef des Hofes zurück und wurde im Verlauf zum Senator ernannt aber aus dem inneren Machtzirkel des Königreichs zunächst entfernt.[3]

Während des Jordanischen Bürgerkriegs wurde er im Oktober 1970 wieder zum Premierminister berufen. In seiner Amtszeit vertrieb der jordanische Staat die gegen ihn rebellierende PLO aus dem Land. At-Tall wurde 1971 in Kairo von Terroristen der Palästinenserorganisation Schwarzer September ermordet. Die vier Terroristen wurden vom PLO-Generalsekretär Achmed Schukairi (1908–1980) vor dem äygptischen Gericht vertreten und wurden nicht bestraft.[3] Am 29. November 1971 wurde Wasfi at-Tall in Amman beerdigt.[5]

Literatur

  • Asher Susser: On Both Banks of the Jordan. A Political Biography of Wasfi al-Tal. Routledge, London 1994, ISBN 978-1138-63472-5.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Philip Robins: A History of Jordan. Cambridge University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-59895-8, S. 106 f. (die Aussage von Uriel Dann ist zitiert in: Uriel Dann: King Hussein and the Challenge of Arab Radicalism, Jordan 1955–67, Oxford University Press, Oxford 1989, S. 13).
  2. Richard Loring Taylor: Mustafa's Journey. Verse of Arar: Poet of Jordan. Yarmouk University Publications, Irbid 1988, S. 2 (Literaturangabe nach Philip Robins: A History of Jordan. Cambridge University Press, Cambridge 2004, S. 216 (Fußnoten)).
  3. a b c d Avi Shlaim: Israel and Palestine. London 2009, S. 93–103.
  4. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War. New Haven 2008, S. 187.
  5. Avange Rebel's Death. In: The Deseret News, 29. November 1971. Abgerufen am 15. Dezember 2012.